Beiträge von Dee im Thema „Dauern Spiele heutzutage zu lange oder ist das nur ein Gefühl?“

    Zur Eingangsfrage kann ich inzwischen auch sagen, dass die (Euro-)Spiele, die heute kürzer dauern, mich nicht mehr so richtig ansprechen/fordern. Sprich, von früher (also so 10-5 Jahre her) finde ich folgende Euros spannend:

    • Marco Polo (2015): 40-100 min
    • Myrmes (2012): 60-120 min
    • Rokoko (2014): 60-120 min
    • Russian Railroads (2013): 90-120 min
    • Suburbia (2012): 60-90 min
    • Tzolkin (2012): 90 min
    • Kanban (2014): 90-120 min
    • Panamax (2014): 100 min

    Von heute (letzten 5 Jahre) finde ich folgende Euros interessant:

    • Clans of Caledonia (2017): 30-120 min
    • Barrage (2019): 60-120 min (Barrage dauert bei uns länger)
    • Arche Nova (2021): 90-150 min
    • Kanban EV (2020): 60-180 min
    • On Mars (2020): 90-150 min
    • Praga Caput Regni (2020): 45-150 min
    • Underwater Cities (2018): 80-150 min


    Also da sieht man zum einen, dass die Spieldauer zunimmt. Aber zum anderen auch, dass die Spiele, die mich interessieren, komplexer werden. Das, was früher „Suburbia“ war, ist heute vermutlich „Lost Ruins of Arnak“, was auch nicht außergewöhnlich lang geht. Aber das finde ich nicht mehr so spannend. Ausnahmen gibt es natürlich immer. Insel der Katzen mit 90 min Spielzeit zu viert finde ich auch heute toll. Und das alte Kanban und Panamax waren eigentlich nie in 2 Stunden gespielt.


    Die Aussage: „Die Spiele, die mich interessieren, haben heute eine längere Spieldauer als früher.“ kann ich damit bestätigen.

    Gruß Dee

    Habt ihr da Ideen oder macht ihr sowas?

    Ideen hattest Du ja schon selbst, aber nein, so etwas machen wir nicht und wäre für mich auch eher ein Zeichen, dass es kein Spiel für mich ist. Ich bevorzuge ja eh schon „kurze“ Spiele, die so um die 2-3 Stunden dauern. Da wäre ein Brocken, der 10 Stunden dauert und aufgebaut bleiben muss, nichts für mich. Bei Kampagnen-/Episodenspielen (die ich aus verschiedenen Gründen auch ungern spiele, aber ab und zu Ausnahmen mache) baue ich auch lieber alles ab und auf, damit Ordnung herrscht.


    Gruß Dee

    Warum muss ein Spiel in 2 Std. fertig sein?

    Beispiele hatte ich ja oben genannt. Wenn nach der Arbeit, die halt da ist, und der Familie, die halt auch da ist, zwei Pärchen an einem Abend nur von 20 bis 22 Uhr Zeit haben, dann muss das Spiel halt nach 2 Stunden fertig sein. Denn den Kinder, den Hunden und dem Job ist es egal, dass Du am Vortag bis nachts um 1 gespielt hast.


    Anderes Beispiel Arche Nova: Ein großartiges Spiel, das ich gern mit all den Menschen spielen würde, die sich dazu verleiten lassen. Aber eine Erstpartie von drei bis vier Stunden schreckt dann halt ab. Und ich kann nicht als Argument bringen, dass es ab der zweiten Partie nur zwei Stunden dauert. Weil es kommt ja nicht zur Erstpartie, was schade ist.


    Und dann gibt es ja noch die Spieler, die gerne viel Verschiedenes an einem Abend erleben wollen, aus welchen Gründen auch immer. Da ist es dann auch nicht gut, wenn es nur ein Spiel am Abend ist, dass vier Stunden lang geht.


    Gruß Dee

    Aber das ist auch etwas, was ich absolut nicht verstehen kann. Wenn ich zum ersten Mal vor einem Spiel setze, dessen Komplexität ich noch nicht durchsteige, dann ist meine Herangehensweise immer: „Mal schauen was passiert, wenn ich das hier mache.“

    Ich gebe zu, dass ich zu denen gehöre, die aus jedem Spiel das Beste (also die beste Erfahrung, nicht das beste Ergebnis) machen wollen, ohne die Mitspieler zu sehr mit Downtime zu strafen. Das hat aber auch damit zu tun, dass ich das Spiel von Anfang an richtig spielen möchte. Weil einen zweiten Versuch gibt es sehr oft bei mir nicht. Das Ausprobieren mache ich erst dann, wenn ein Spiel öfters auf den Tisch kommt und ich auch mal was mache, obwohl ich damit vermutlich scheitern werde oder es kein schönes Spielgefühl erzeugt. Aber das sind unterschiedliche Mentalitäten. Ich versteh die Leute, die eine erste Partie immer als Testrunde ansehen, auch nicht. :D


    Gruß Dee

    Denn es ist eben ein großer Unterschied ob ich sage "Das Spiel dauert zu lange" oder "Das Spiel dauert MIR/MEINER GRUPPE zu lange"

    Ich denke, da fehlt noch ein "Das Spiel dauert MIT MIR/IN MEINER GRUPPE zu lange." Sprich, es kann sein, dass zwei Gruppen 4 Stunden spielen. Und der einen Gruppe dauert das zu lange, der anderen nicht. Und dann gibt es den Unterschied, dass einmal das Spiel halt einfach so lange geht, weil so vorgesehen, oder dass die Spieler daran beteiligt sind (durch langes Nachdenken, zu viel Trashtalk, nicht in die Pötte kommen etc.)


    Gruß Dee

    Meiner Meinung nach hat dies auch mit einer Weiterentwicklung der Brettspiele zu tun. Ein erhöhter Komplexitätsgrad und neue innovative Mechaniken bedingen n.m.E. meistens auch eine längere Spielzeit.

    Das halte ich für einen gute These. Da ich auch eher komplexere Spiele mag und im Laufe der Zeit es auch immer komplexer bei mir im Anspruch wird, fällt mir sozusagen meine eigene Vorliebe auf die Füße. Sprich, die Komplexität der Spiele ist so groß, dass sie dadurch länger dauern (durch längeres Nachdenken oder weil die Verzahnung es so vorsieht). Und so bin ich angezogen und abgeschreckt zu gleich von einem Titel … Aber da lässt sich ja was machen (nicht so komplexe Titel spielen oder mit der langen Spielzeit und nur einem Spiel am Abend leben).


    Gruß Dee

    aber wenn ich dann etwas zu dem Spiel schreibe, dann sollte ich doch zumindest mit einpreisen, dass ich selbst ein eher gemächlicher Spieler bin - was absolut nichts Schlechtes ist. Nur relativiert das die Kritik an der Spielzeit, die in den meisten Fällen nämlich nicht eingeordnet, sondern als Fakt präsentiert wird.

    Das nehm ich für zukünftige Berichte mal auf. Ich versuch zu analysieren und zu beschreiben, wieso ein Spiel (zu) lang ging. Dann setzt das eine lange Spielzeit bei mir hoffentlich besser in Relation zum Gesamtspiel.


    Dabei gibt es genug Spieler, die deutlich unter den vier Stunden bei Arche Nova bleiben, eher um die zwei Stunden mit zwei oder drei Spielern liegen, aber dies nicht oder zu spät posten, nachdem manch einer das Spiel gar nicht mehr verfolgt.

    Siehe dazu meine Auswertung aus dem Arche-Nova-Thread. Ein bissel höher sind die Zahlen schon im Durchschnitt, wobei natürlich logischerweise viele Erstpartien dabei sind. In einem Jahr wissen wir sicher mehr.

    Nur wäre es manchmal schön, wenn nicht dauernd auf der Spieldauer herumgeritten wird, wenn man sich selbst so einschätzen kann, dass man zu eben dieser Länge beigetragen hat.

    Bei konkret Arche Nova war dies aber gar nicht der Fall, vermute ich. Sprich, die einzelnen Aktionen gingen eigentlich gefühlt recht schnell vonstatten, da man ja meist irgendwie einen Plan verfolgt. Ich kann Dir also gar nicht genau sagen, wieso Arche Nova 3,5 h gedauert hat. Es lag nicht am langen Überlegen, denke ich. Aber das konkret besprechen wir lieber im Arche-Nova-Thread.


    Danke jedenfalls für Deine ausführliche Antwort.


    Gruß Dee

    Ist die Frage jetzt allgemein gemeint, für jede Art von Spielen, so wie der Threadtitel es ausdrückt? Oder nur in Bezug auf Euros, von denen hauptsächlich im Eingangspost gesprochen wird.

    So, wie Du magst. Ich kenne mich mehr im Euro-Bereich aus. Ggf. gibt es die (gefühlte) Verlängerung der Spielzeit ja auch bei anderen Spielen.

    Und welcher Zeitraum ist mit früher gemeint? Vor 10, 20, 30…Jahten?

    Sagen wir mal 5-10 Jahre. Viele meiner Lieblingsspiele stammen aus diesem Zeitraum, dauern aber auch in voller Besetzung maximal zwei Stunden.


    Gruß Dee

    Aus dem Arche-Nova-Thread:

    Ich hatte eigentlich nicht vor nochmal etwas dazu zu schreiben, aber da es hier ständig aufkommt, auch als leichte Kritik am Spiel:


    Das Spiel ist durchaus in unter drei Stunden zu spielen. Ich hatte letzten Mittwoch eine Runde mit zwei Freunden, beide Erstspieler, und wir haben keine drei Stunden gebraucht. In der nächsten Partie bin ich mir relativ sicher, dass die Spielzeit sich irgendwo um die 150 Minuten einpendeln wird, wobei ich zwei Stunden zu dritt auch nicht für ausgeschlossen halte.


    Das Spiel muss nicht ewig lange dauern, wenn man aktiv auf das Ende spielt. Und dieses Spielen aufs Ende macht auch durchaus Sinn, wenn man selbst vorne liegt und nicht nur versucht einen möglichst punkteträchtigen letzten Zug zu spielen oder einen neuen Punkterekord aufzustellen. Am Ende geht es bei Arche Nova darum vor den anderen zu landen - und natürlich Spaß zu haben - jedoch kann ich eben auch mit 6 zu X gewinnen und brauche keine 35 Punkte.


    Der Mechanismus für das Ende ist ein guter und belohnt die, die auf eben diese Siegbedingung spielen. Möchte ich nur meinen Zoo vollpuzzeln und ein paar große Tiere in Gehege stecken, dann kann ich das natürlich auch tun. Wenn es einem so Spaß macht, dann ist das absolut in Ordnung, nur ist es wie bei Terraforming Mars eben so, dass sich das Spiel wie Kaugummi ziehen kann, wenn keiner etwas für's Ende tut. Bei Terraforming Mars noch viel schlimmer als bei Arche Nova, da ich hier das Spielende ohne Zutun der anderen auslösen kann.


    Der Post mag jetzt negativer klingen als er soll, ich gönne jedem seinen Spielstil, nur lese ich in letzter Zeit öfter die Kritik, dass ein Spiel zu lange dauere, sich ziehe oder ähnliches. In einigen Fällen muss ich sagen, dass dem nicht so ist. Wenn es grundsätzlich so wäre, könnte ich keine kürzeren Partien spielen. Dementsprechend liegt es eben oft an den Leuten vor dem Spiel. Wenn die Runde damit kein Problem hat, dann ist daran auch nichts auszusetzen, aber bitte lastet sowas nicht dem Spiel an, sondern reflektiert euer eigenes Spiel und schätzt objektiv ein, ob man nicht selbst einen Teil zu dieser Überlänge beiträgt.

    Ich finde, das ist ein eigenes Thema wert.


    Ich bin einer derjenigen, die sich im vergangenen Jahr sehr oft eine zu lange Spielzeit beim Ersteindruck erwähnt hat. Ich formuliere das absichtlich neutral, weil das je nach Spiel positiv oder negativ sein kann. Bei „Corrosion“ beispielsweise hat es mich extrem gestört, weil das Spiel sich zog und langweilig war. Bei „Arche Nova“ hat es mich gar nicht gestört, weil ich viel Spaß beim Zoobau hatte.


    Ich bin aber auch der Meinung, dass das Spielgefühl einer Person oder eine Gruppe halt deren Spielgefühl ist. Zu sagen, dass „dem nicht so ist“ (Zitat oben), wirkt da komisch. Natürlich ist das in der Gruppe so gewesen. Sie haben die Zeit ja gestoppt. Das heißt natürlich nicht, dass dem immer so ist, aber das behaupten die meisten, die sich über eine zu lange Spielzeit beschweren, auch eher nicht. Aber die als zu lang empfundene Spielzeit in einigen Runden ist ein Fakt und nichts, was man jemanden absprechen oder ausreden sollte.


    Zusätzlich: Wenn das Spiel nichts dafür tut, dass es sich beendet und jemand das negativ empfinden, dann kann derjenige das auch als Kritikpunkt anbringen. Als Vergleich: „Mensch ärger Dich nicht“ (ich brauchte ein Beispiel, was alle kennen) ist ein Ärgerspiel mit Frustpotential. Es gibt genügend Menschen, die das dem Spiel ankreiden und es deswegen nicht spielen. Und natürlich kann ich erwidern, dass das aber zum Spiel gehört, so wie das Wettrennen bei „Corrosion“ oder „Arche Nova“ zum Spiel gehört. Aber mit meiner Aussage, dass das kein Kritikpunkt ist mindere ich die Meinung der Person, die sich offensichtlich dennoch daran stört.


    Deswegen meine Meinung: Wenn jemand ein Spiel als zu lang empfindet, ist das halt dessen Empfindung. Natürlich schadet ein Hinweis auf eine bessere Spielweise sicherlich nicht. Aber demjenigen zu sagen, dass er das Spiel „falsch spielt“ (obwohl er ja nach Regeln alles richtig gemacht hat) und es deswegen dem Spiel nicht anlasten darf, halte ich für falsch. Vor allem, wenn die Erstspielzeit auch dazu führt, dass das Spiel danach nie wieder angefasst wird.


    Allgemein zum Thema: Ja, ich halte einige der heutzutage erscheinend schwergewichtigen Spiele (Euros) für zu lang. Und auch gar nicht Wettrennspiele, sondern auch andere, wie z.B. „Stroganov“ (was immer noch ein sehr gutes Spiel ist). Einfach aus dem Grund, dass ich an einem Experten-Spieleabend, die bei mir halt nur unregelmäßig alle 2-3 Wochen stattfinden und nur 3 oder 4 Stunden gehen, gerne auch mal zwei große Spiele spielen würde. Oder dass ich an einem Spieleabend im Nicht-Expertenspieler-Kreis (die dennoch Expertenspiele spielen können) eben nur von 20 bis 22 Uhr Zeit habe. Und da ist es schade, dass ich dort einige meiner Lieblingsspiele gar nicht erst vorschlagen brauche. Ich weiß aber auch, dass ich beispielsweise bei „Wasserkraft“ mit seinen ca. Stunden mir beim letzten Mal eine Runde mehr gewünscht hätte. Sprich, das Spiel unterhält und trägt sogar für eine noch längere Spielzeit.


    Das war „früher“ jedenfalls anders - zumindest gefühlt, nicht statistisch ausgewertet. Frühere Euros brauchten um die 60-90 Minuten. Heute sind wir eher bei 120-180 Minuten Spielzeit.

    Aber die Spielzeit kann in meinen Augen auch nicht objektiv bewertet werden. Denn wie lang, ist zu lang? Einige sagen, dass ein Spiel 6 Stunden dauern kann und das völlig okay ist. Andere stören sich bereits an mehr als einer Stunde Spielzeit für ein Spiel. Die Gründe mögen vielfältig sein, deswegen kann man das nicht objektiv begründen. Man kann eigentlich nur sagen, wie lange das Spiel gedauert hat und was man dabei Empfunden hat. Zum Beispiel Langeweile. Und dann ist das wieder ein valider, wenn auch kein objektiver Kritikpunkt am Spiel, da es nicht die Spieldauer über zu unterhalten wusste.


    Wie seht Ihr das denn?


    Gruß Dee