Beiträge von Sepiroth im Thema „Dauern Spiele heutzutage zu lange oder ist das nur ein Gefühl?“

    Gibt es denn z.B. einen Trend weg von fester Rundenzahl und hin zu variablen Spielendbedingungen?

    Ich denke noch nicht einmal, dass es unbedingt ein Trend ist. Es wird nur über die entsprechenden Spiele mit variablem Ende mehr diskutiert und durch Foren, Blogs, Podcasts und der gleichen ist die Diskussion mehr im Fokus der Blase. Vorher war es nur eines der Spielegruppe, die das eine für sie zu lange Spiel einfach nicht mehr auf den Tisch gebracht hat.

    Können wir uns darauf einigen, dass - bei vertrauter und bewährter Spielweise - viele neuere Spiele auf eine längere Spieldauer angelegt sind, als man das bislang gewohnt war und dass dies mitunter den vertrauten und bewährten Rahmen (Spieletreffs, verfügbare Zeit) der jeweiligen Gruppe sprengen mag!? Vergiss die absoluten Zeitangaben.

    Nein. Sie sind imo eben nicht auf eine längere Spieldauer angelegt. Sie dauern bei der euch vertrauten und bewährten Spielweise einfach nur länger. Das liegt bei den genannten Spielen aber nicht am Spiel selbst, sondern imo an der Spielweise.

    An Arche Nova habe ich sowohl zu zweit als auch zu dritt jüngst locker vier Stunden gespielt - beide Male hab ich sehr fokussiert aufs Ziel gespielt und asap mit Artenschutzpunkten das Spiel entschieden. Schneller ließ es das Spiel m.E. nicht zu, musste ja immer erst die Verbandsaktion geeignet hochgelevelt werden usw.

    Gleiches - also Spieldauer gut vier Stunden - geschah bei Boonlake, wo ich schrieb:

    Und das Spiel? ... Einen (subjektiven) Haken hat es dann leider doch (für mich)... Es dauert... ich sehne mich einmal mehr nach "Quickies" wie Orleans und Viticulture. Wir mögen vielleicht nicht die Schnellsten sein, von AP-Anfällen kann aber keine Rede sein. Und wir wollen einander nicht zu unüberlegten Handlungen drängen - soll ja ein gutes Spiel bei raus kommen. Wer es ähnlich hält, dürfte zu ähnlichen Zeiten gelangen.

    Und Anfang des Jahres haben mich Anno1800 als auch Bonfire schon irritiert - letzteres auch nicht so das typische knackige Stefan-Feld-Spiel - auch mit diesen konnte man die 3-Stunden-Marke oft locker sprengen.

    Wenn Du schreibst, dass diese Spielzeiten "normal" sind und dass ihr die anderen nicht zu unüberlegten Handlungen drängen wollt....was machen dann Spielende "falsch", die Bonfire in 60-90, Arche Nova in 120-150 oder Corrosion in 90-120 Minuten spielen? Ich behaupte einmal frech, dass meine Spielzüge vielleicht nicht immer die optimalen sind, aber das weit weg von einer "unüberlegten Handlung" ist und trotzdem sind die gerade beschriebenen Spielzeiten eher die Regel bei meinen Gruppen. Das wird mir hier schon wieder zu sehr als "Naturgesetz" dargestellt, obwohl es imo einfach gruppen- nzw. mitspielendeabhängig ist.

    Wie kann das objektiv sein?

    Objektiv im Sinne von messbar und vergleichbar.

    Ich würde schwer davon ausgehen, dass es Gruppen gibt, die 3 Stunden, 3,5 Stunden, 5 Stunden brauchen.

    Korrekt. Das Problem ist ja aber, dass es in der Bewertung häufig nicht um die messbare Spieldauer geht. Es wird verknüpft mit Aussagen wie "Das Spiel trägt nicht über die Dauer" oder "Das Spiel dauert zu lange". Der Gruppenfaktor wird dabei komplett ignoriert und die Dauer dem Spiel angelastet. Das sollte aber imo beachtet werden. Denn es ist eben ein großer Unterschied ob ich sage "Das Spiel dauert zu lange" oder "Das Spiel dauert MIR/MEINER GRUPPE zu lange".

    Was jedoch keineswegs ein Fakt ist, ist ob diese 4h Dir zu lang sind oder ok. In meiner Runde sind 4 Stunden für ein komplexeres Spiel durchaus normal.

    Was fjaellraeven und auch ich oben auch schon geschrieben habe: Die 4h sind Fakt und in dem Sinne objektiv. Ob es Dir oder der Spielgruppe zu lang ist oder nicht, das ist aber subjektiv. Leider wird das aber sehr oft vermischt und das ist das Problem.

    Man kann eigentlich nur sagen, wie lange das Spiel gedauert hat und was man dabei Empfunden hat. Zum Beispiel Langeweile. Und dann ist das wieder ein valider, wenn auch kein objektiver Kritikpunkt am Spiel, da es nicht die Spieldauer über zu unterhalten wusste.

    Das stimmt natürlich vollkommen. Das Problem dabei ist, dass "Spieldauer" ein objektiv messbarer Faktor ist. 4h für eine Erstpartie Arche Nova ist kein "Gefühl", sondern dann einfach Fakt.

    Und damit wird die Kritik an der Spieldauer schnell von einem "gefällt mir nicht", also einer subjektiven Einschätzung, zu einem "das Spiel dauert zu lange (und ist damit "schlecht")" und damit zu einem objektiven Qualitätsmerkmal.

    Die Frage ist dann aber immer, ob es dem Spiel anzulasten ist, dass es in einer Gruppe 4h dauert, oder der Gruppe. Im ersten Fall braucht es einfach grundsätzlich diese Spieldauer. So wie ein 18xx oder ein Twilight Imperium sogar noch länger dauern dürften.

    Im zweiten Fall gibt es für mich noch einmal zwei Ausprägungen. Entweder liegt es einfach an der Gruppe oder es liegt an der Gruppe und das Spiel unterstützt die Spielenden nicht auf dem Weg zu den Endbedingungen. Konkret ist Arche Nova für mich hier wieder Typ 1 und Corrosion Typ 2. Arche Nova belohnt quasi durch jede Karte und jede Aktion, die ich spiele. Da liegt es rein an den Spielenden, ob es länger oder kürzer dauert. Man kann sich da eigentlich nicht wehren und es ist auch klar, wie ich auf das Spielende hinarbeiten kann. Corrosion dagegen ist bezüglich der Folgeaktionen unintuitiv und kann sich deswegen ziehen. Das ist dann wieder ein valider Kritikpunkt am Spiel.

    Ansonsten kann ich Warbear natürlich nur zustimmen. Alles was für die komplette Gruppe passt ist gut, alles was auch Einzelnen keinen Spaß macht ist nicht gut. Aber das ist eben eine rein subjektive Sache, aber die Spieldauer wird eben leider oft als objektiv angesehen und nur dem wollte ich widersprechen.