Beiträge von ravn im Thema „Dauern Spiele heutzutage zu lange oder ist das nur ein Gefühl?“

    Wenn ein Spiel einem persönlich zu lange dauert, dann ist es das unpassende Spiel für einen selbst oder das richtige Spiel in unpassender Spielrunde, weil man mit dem Tempo oder der Spielweise der Mitspieler nicht zurecht kommt. Beides kann man ändern oder ertragen - je nach Rahmenbedingungen und eigener Entscheidung, mit der Situation umzugehen.


    Das Spiel muss eben immer zu der Erwartungshaltung der Spielrunde passen und die Spielrunde zu einem selbst und umgekehrt. Dann gibt es für mich keine langen Spiele, sondern nur solche, die in der Spielrunde Spass machen und dann ist mir die verbrauchte Zeit auch egal, wenn die gefühlt gut verbracht war.


    Aber ja, in den letzten Jahren haben in meiner Wahrnehmung immer mehr Spiele den Massenmarkt der Vielspieler fernab der damals freakigen Nischen (CoSimer, 18xxer, Amitrash-Würfler & Co) erreicht, die locker die 120+ Minuten Marke reissen, weil die schlicht komplexer geworden sind. Wer fragt schon nach der Spielzeit für ein On Mars, wenn die Erklärung schon so lange dauert, wie früher ein typisches Eurogame gespielt war? Gebt den Spielen die Zeit, die sie brauchen ... oder spielt was anderes in passenden Spielrunden. Ich mache mir da keinen Stress.

    Durch die vielen neuen Verlage und Kickstarter-Herzblut-Projekte fehlen in meiner Wahrnehmung etlichen der Neuheiten eine finale redaktionelle Überarbeitung, um den Zugang zum Spiel zu vereinfachen und den Spielablauf auf ein flüssigen Ablauf hin zu optimieren: Fehlende Aktionsübersichten, fehlende Symbolübersichten für jeden Mitspieler. Ein Spielablauf, der es nachfolgenden Spielern unmöglich macht, ihre Spielzüge vorauszuplanen. Unklare Situationen, wann der Spielzug eines Spielers beendet ist und der nächste Spieler am Zug ist. Dazu schlicht mit unnötigen Details und Mechanismen überladende Spiele, bei denen Mechanismen angehäuft anstatt reduziert wurden.


    Dazu die selbst gewählte Ablenkung durch Social-Media. Wenn ein Handy im Minutentakt eine neue Nachricht anpingt und die Aufmerksamkeit unterbricht, braucht man sich über eine überlange Spielzeit nicht wundern. Ebenso Mitspieler, die Erstpartien komplett durchdringen und durchdenken wollen und sich ihre gefühlt zu lange Bedenkzeit nehmen. Alles Faktoren, die eine Spielzeit strecken und teils überstrecken. Wenn sich alle diese Zeit nehmen wollen, dann ist alles gut. Wenn nicht, gibt es Klärungsbedarf.