Gestern Nachmittag haben ein Kumpel und ich unsere erste Kampagne gestartet… Wo fange ich mit meinem Bericht nur an?
Am besten erstmal bei den Spielregeln. Die Spielregeln des Basisspiels gelten weiterhin, es kommen aber noch mal gefühlt genau so viele Regeln dazu. Während aber die Regeln des Basisspiels eigentlich schnell erfassbar sind, sind die Regeln der Erweiterung teilweise recht kleinteilig und situativ.
So kommt z.B. das Konzept des Empires dazu. Es existiert auf dem Spielplan in Form von lila Raumschiffen, wodurch Regeln bzgl. Bewegung, Kontrolle, Kampf hinzukommen. Ferner ist einer der Spieler quasi der Büroleiter des Empires und kann für das Empire Ressourcen von den Spielern einsammeln - die dann für ihn z.B. bei den Ambitions zählen. Jeder Spieler beginnt das Spiel als Teil des Empires, kann es aber auch verlassen bzw. selber „Büroleiter“ werden.
Ferner gibt es nun Ereigniskarten. Diese müssen gespielt werden, wenn man sie auf der Hand hat, sie lösen Verhandlungen, Krisen und Ausführung von Gesetze aus.
Da wir beide Basisspiel und Erweiterung besitzen, haben wir uns die Regeln vorher (mehrfach) durchgelesen - trotzdem mussten wir recht häufig im Regelheft Details nachschlagen. Woran lag das? Nun, die Spielregeln enthalten keinerlei Redundanz. Wenn da 5 Sätze zur Bewegung der Imperiums-Schiffe stehen, muss man diese 5 Sätze intus haben. Es ist nicht wie bei anderen Spielregeln möglich, den Inhalt von 5 Sätzen zu einem Satz zusammenzufassen. Auch blieb bei einigen Regeln bzw. Möglichkeiten der Sinn zunächst etwas unklar / abstrakt und wir sagten uns „schaue ich mir an, wenn ich es mal brauche“. Während des Spiels fragte wir uns dann häufiger „Stand dazu nicht irgendwo was in den Regeln?“ oder „es gab doch die Möglichkeit…“. So ist z.B. Anfangs nicht klar, welchen Vorteil/ Nachteil es hat, das Empire zu verlassen, wie das genau funktioniert und ob es weitere Auswirkungen hat.
Auch gibt es leider nur 1 Spielhilfe - anstatt eine für jeden Spieler. Und diese enthalten dann noch nicht mal die Regeln für Krisen und Gesetze.
Der eigentlich Ablauf war aber eigentlich klar, wir haben das Setup durchgeführt und hatten dann jeder ein Fate (Schicksal). Das besteht aus einer großformatigen Karte, die für jeden Akt angibt, was man ungefähr macht, sowie diversen Karten und ggf. Token. Eine dieser Karten gibt dann an, was man machen muss, um sein Schicksal zu erfüllen und welche weiteren Karten man für den aktuellen Akt erhält. Diese Karten werden teilweise ins Courtdeck gemischt, einige erhält man auch direkt in die eigene Auslage.
Da fing es an, heftig zu werden, denn diese Karten ändern die Spielregeln für ihren Besitzer - und auch die Texte dieser Karten enthalten keinen redundanten Text. Wir haben bei einigen Karten eine ganze Weile gebraucht um zu verstehen, was uns der Text sagen soll.
Ich habe den Partisan gespielt. Ich konnte mein Schicksal dadurch erfüllen, dass ich möglichst oft die Initiative erlangte und Ambitions gewann, für deren Resource ich keinen Outrage hatte. Ist doch beides eigentlich kein Problem, dachte ich. Dummerweise durfte ich keine 2. Karte spielen (verbrennen) um die Initiative zu erhalten. Dafür durfte ich aber nach dem Spielen einer Karte einen Outrage durchführen um die Initiative zu erhalten. Ich hatte aber keine Möglichkeit, einen Outrage loszuwerden und hätte sie wohl über alle 3 Akte mitgeschleppt.
Mein Mitspieler spielte den Admiral und erfüllte sein Schicksal u.a. durch das Einsetzen von Empire Schiffen. Dazu musste er aber zu dem Zeitpunkt eine bereits ausgerufene Ambition als einziger gewinnen - nicht ganz einfach!
Nachdem wir also Spielregeln sowie eigenes und gegnerisches Schicksal „verinnerlicht“ hatten, starteten wir…
Interessant war, dass das Spielgefühl ein ganz anderes war als im Basisspiel. Hauptaugenmerk lag jetzt darauf, sein Schicksal zu erfüllen. Da wir auch beide zum Empire gehörten, konnten wir uns auch nicht einfach angreifen oder taxen. Das machte die Sache ein bisschen entspannter. Geblieben ist allerdings dieses „entdecke die Möglichkeiten“!
Wir haben uns langsam vorgetastet, also auf Versammlungen, Empire verlassen etc. verzichtet, da wir da keine unmittelbaren Vorteile für uns sahen. So kamen wir ganz gut rein, mussten aber z.B. beim Ablauf einer Krise oder den Gesetzen in die Regeln schauen. Auch haben wir bzgl. der ganzen Möglichkeiten nur an der Oberfläche gekratzt.
Das Gefühl, eine Geschichte zu spielen hatte ich ehrlich gesagt nicht. Es war eher so, dass wir ein extrem asymmetrisches Spiel spielten. Ich denke, dass man nach ca. 3 Kampagnen die Regeln und die verschiedenen Möglichkeiten so begriffen hat, dass man tatsächlich auf die Geschichte achtet und auch clever spielen kann.
Auch wenn sich das bisher alles etwas negativ liest, hat es uns beide gepackt und es ist mir tatsächlich gelungen mein Schicksal zu erfüllen.
Am Spielende erhielten wir je nach Erfolg neue Karten bzw. musste welche entsorgen. Da mein Mitspieler sein Schicksal nicht erfüllt hatte, erhielt er für den 2. Akt zwei neue Schicksale zur Auswahl. Ich hatte die Wahl, den Partisan weiter zu spielen oder zum Pathfinder zu wechseln. Da sich der Pathfinder ziemlich cool anhörte bin ich gewechselt. Interessant ist jetzt, dass wir für die neuen Schicksale wieder neue Karten bekommen, die der alten Schicksale aber teilweise im Spiel bleiben.
Mittwoch gehen wir den 2. Akt an, die freue mich schon tierisch darauf.
Bleibt die Frage, was mir besser gefällt, Base Game oder Kampagne. Trotz der Anfangsschwierigkeiten würde ich die Kampagne spielen, wenn ich die Möglichkeit habe. Das Problem ist aber, dass jeder Spieler Erfahrung im Base Game haben sollte und ich momentan nicht sehe, dass ich jemandem die Erweiterungsregeln erklären kann. Etwaige Mitspieler müssten sich die Regeln also im Vorfeld selber durchlesen und erarbeiten. „Erklären“ würde bei mir nämlich momentan bedeuten, dass ich die Regeln Satz für Satz wiedergeben würde. Das würde sich endlos hinziehen (insbes. bei Rückfragen) und irgendwann würden die Mitspieler vermutlich einfach abschalten.
So werde ich wohl mit meinem Kumpel immer wieder eine Kampagne spielen und das Basegame zu Spieletreffs und interessierten Neulingen mitnehmen.