Hier mein Ersteindruck zum Spiel nach einer Testpartie und zwei vollständigen Partien zu zweit.
Zuvor noch der Hinweis, dass ich #TerraformingMars an die 10 Mal auf dem Tisch und noch öfters digital spielen durfte. Ich finde es gut bis sehr gut, es zählt aber nicht zu meinen Lieblingsspielen, v.a. wegen der Dauer. Erweiterungen habe ich noch keine gespielt, außer auf anderen Boards.
Arche Nova erinnert mich wirklich sehr stark and Terraforming Mars. Natürlich überhaupt nicht vom Thema, aber vom Spielgefühl her. Das ist aber wohl schon jedem bekannt. Ich wollte es nur noch einmal bestätigen. Bei mir ist es absolut so. Das heißt, dass Arche Nova gegen Terraforming Mars antreten muss.
Bisher hat mich kein Spiel beim Aufbau so glücklich gemacht wie Terraforming Mars. Die Nähe zum interessanten Thema und die unglaubliche Karten- und Ideenvielfalt in einem Expertenspiel mit einfacher Mechanik sind ziemlich einmalig. Man versinkt in der eigenen Welt und verwirklicht ständig andere Strategien. Man freut sich, wenn Pläne aufgehen und die Geschichte um den Mars weitergestrickt wird.
So ähnlich trifft es eigentlich auch auf Arche Nova zu. In den Erstpartien fand ich persönlich, dass das Early Game sogar noch stärker in diesem Bezug ist. Im Late Game dafür leider schwächer. Das soll heißen, dass ich anfangs meinen Zoo bildlich entstehen sehe mit all seinen Spezialgebäuden, Sondergimmicks und ersten Tieren, während ich später eher auf Symbole schaue, um Siegpunkte abzugrasen. Und naja, in Terraforming Mars hat man am Ende zusammen eben einen Planeten besiedelt. Was sind dagegen schon ein paar individuelle Zoos. Aber thematisch muss das eh jeder für sich entscheiden.
Terraforming Mars hat für mich ein paar Schwächen. Ganz vorne ist da die hohe Spieldauer, wenn man es nicht mit Bauchspielern oder Experten spielt. So ähnlich, oder evtl. sogar schlimmer ist es bei Arche Nova auch. Mit mehr als drei Spielern werde ich es wohl nicht spielen. Zu zweit kamen wir bei der letzten Partie auf etwas mehr als 2 Stunden. Optimieren wollten wir dabei gar nicht so sehr.
Jetzt aber ein Punkt, der für mich deutlich an Arche Nova geht: Spielmechanik. Die Mechanik fordert ein bisschen mehr. Dafür ist die Aktionsauswahl bei Arche Nova auch deutlich interessanter. Das gilt sowohl für den Mechanismus der stärker werdenden Aktionen, wenn man sie länger nicht nutzt, als auch für die Möglichkeiten selbst. Es macht mir einfach sehr viel mehr Spaß. Zudem muss ich zugeben, dass ich nie ein Fan vom Draft in Terraforming Mars war. Mir gefällt die Kartenauslage bei Arche Nova besser. Und obendrein gibt es noch ein paar prima Kniffe und verzahnte Elemente. Ich bin ebenfalls kein Fan der Spielübersicht in Terraforming Mars, z.B. was wie viel kostet oder einbringt. Bei Arche Nova finden sich fast alle wichtigen Infos sehr natürlich auf den Aktionskarten oder dem Playerboard. Was ich spielmechanisch bei Terraforming Mars etwas interessanter finde ist z.B. das Freischalten der Endwertungen.
Deutliche Abstriche macht Arche Nova bei Spielerinteraktion. Natürlich gibt es das Wettrennen um das Erfüllen von Aufträgen, das Drafting aus der Tischmitte und sogar kleine, direkte Eingriffe bei Mitspielern, wie durch Würge- oder Giftschlangen. Aber das alles hat Terraforming Mars auch und obendrein kämpft man um Felder auf dem Mars, dem gemeinsamen Board. Zusätzlich muss man natürlich auch die gemeinsamen Skalen Wasser, Sauerstoff und Temperatur erwähnen, die zum einen taktisch genutzt werden können, aber auch enormen Einfluss auf eigene Karten und deren Voraussetzungen haben können. Hier ist Terraforming Mars einfach interessanter, auch wenn man hier ebenfalls eher die eigene Auslage und nicht die der Mitspieler im Auge hat.
An dieser Stelle will ich noch erwähnen, dass mir die Platzierung der Elemente im Zoo mehr Spaß bereitet. Das fühlt sich mehr nach Puzzle an, was v.a. aber auch daran liegt, dass die Teile normalerweiße mehrere Hexfelder groß sind.
Insgesamt hat mir Arche Nova bisher ein bisschen besser gefallen als Terraforming Mars. Aufgrund der Abstriche bei Spielerinteraktion und Spieldauer aber ebenfalls kein absolutes Topspiel für meinen eigenen Geschmack. Ich bin mal gespannt, wie Fans von Terraforming Mars das alles sehen, zumindest wenn sie sich auf ein solchen Thema einlassen können.
Ich denke, dass man durchaus beide Spiele kaufen oder spielen kann. Aber das gilt nur, wenn man entweder sehr viel Platz im Spieleregal hat oder eben Fan ist. Ansonsten sollte man halt schauen, was einen eher anspricht, thematisch und mechanisch.
Noch ein Wort zur Optik: über Geschmack lässt sich streiten. Trotzdem verstehe ich nicht, weshalb das Artwork so negativ aufgenommen wurde. Zum einen sind Komponentenqualität und Artwork auf den Boards ziemlich Standard, d.h. ich würde sagen gut. Und zum anderen gefallen mir die Fotos auf den Karten sogar sehr. Vielleicht ist nicht jedes absolut passend, ok, aber generell passt es schon zum Spiel. Und einige Tieraufnahmen sind wirklich toll! Sie sind auch super aufgelöst und alles ist schön farbenfroh. Als würde man ein Tierlexikon aufschlagen. Das muss nicht jedem gefallen und ist sicherlich nicht brettspieltypisch, aber ich kann einfach nicht ganz nachvollziehen, dass bereits an so vielen Stellen kritisiert wurde. Ich mag Qualität und Artwork sehr!