Was du als kostenlose Boni bezeichnest, kostet eben doch Geld.
Einen Edding zu nehmen und auf die Schachtel (oder die Folie) eine Unterschrift zu setzen kostet 1 Cent an Tinte sowie 8 Stunden für den Designer und ist für Sammler evtl. viel Wert und alle anderen fühlen das ein Kleinverlag immerhin was probiert hat. Eine kleine Dreingabe. Das ist sich der Verlag auch bewusst und bietet daher solche Boni auch an, aber eben für 700€ aufwärts...
Gelistet sein als "Wise One" auf der Homepage und im Regelwerk kostet auch maximal 5 Cent, Du meinst wirklich die 5 Cent sind das Problem? Ich glaube es geht eher darum einen ausreichenden Anreiz für die 700€ Edition zu schaffen.
EIne Garantie zuerst an Backer auszuliefern ist etwas aufwendiger in der Logistik (z.B. Lagerkosten) aber auf Kickstarter so üblich.
Man könnte auch einfach eine Pre-Order Kampagne im eigenen Shop machen, aber warum eine eigene Infrastruktur aufbauen, wenn es sowas schon gibt.
Weil ich dann ein Kunde und kein Investor bin. Also muss mir ein Produkt geliefert werden (auf Kickstarter nicht der Fall) und ich habe eine Menge Rechte und deutlich geringeres Risiko. Daher wird ja gerade so gerne Kickstarter gewählt, weil ich dann als Firma machen kann was ich will.
Oh, ich habe mich bei den Versandkosten verspekuliert, lass Backer einfach 10€ nachzahlen, sonst erhalten sie ihre Spiele nicht. Das kannst du mit einem eigenem Webshop nicht machen, da ist Kaufvertrag dann Kaufvertrag.
Und sorry, aber zu unterstellen, dass das Spiel nicht getestet wird, finde ich ziemlich dreist. Ich kenne Daily Aviator persönlich und auch seinen Verlag und weiß, dass er für "seine" Spiele brennt.
Vielleicht nicht ideal ausgedrückt. Ich wollte dem Verlag oder Designer keine mangeldes Interesse vorwerfen. Ich meine damit nicht, dass es nicht intern entwickelt wird. Ich meine damit das keine (unabhängigen) Reviews vorliegen, es sich noch kein Konsens (BGG Ratings, Eindrücke in Foren, usw.) gebildet hat und man damit quasi nur den Designern vertraut.
Ich glaube du stimmst mir zu, dass dies ein erhebliches Risiko ist. Vieles was sich gut liest, stellt sich am Ende doch eher als "ganz okay" heraus. Das Groß der Spiele auf Kickstarter ist nunmal eher "ganz okay".
Ggf. würde es das Spiel ohne Crowdfunding auch gar nicht geben.
Genau das bezweifele ich deutlich. Das Verhalten (nicht der Text, die eigentlichen Handlungen) deuten auf was ganz anderes hin. Es wird selbstsicher der Markt gemolken.
weil dann die Händler ganz gepflegt dem Verlag den Mittelfinger zeigen würden. Wenn als Verlag dem Handel Konkurrenz machst schafft das keine vernünftige B2B Beziehung
Das ist genau mein Argument. Das Interesse der Händler wird damit über denen der Backer gestellt.
Wenn ich Angst hätte "Hey, mein Spiel wird vielleicht nix. Schau erstmal ob ich Leute per Crowdfunding finde die mich unterstützen wollen", dann möchte ich doch erstmal Leute per Crowdfunding anziehen? Oathsworn, Middara und Co. machen es vor, erst einmal per Backer das Spiel realisieren und dann schauen ob der Handel interesse hat.
Middara hat dann per Webshop beim Direktvertrieb einfach so weiter gemacht wie bisher. Andere erhöhen die Preise und gehen Retail. Das dies funktioniert zeigt wie erwähnt jedes sehr erfolgreiche Spiel auf Kickstarter, egal ob Klein- oder Großverlag. Beispiele habe ich genug oben genannt.
Wer so sehr auf den Handel schaut, kann es doch gleich in den Handel bringen. Warum dann der Umweg über Kickstarter? Ach richtig, kurz Leute melken und Produktionsmenge bestimmen. Im Prinzip ärgert mich das nicht, aber dann kommuniziert nicht exakt das Gegenteil. Der "Why Back now" Teil versucht den Eindruck zu erwecken, man würde versuchen per Crowdfunding einen Traum zu realisieren und hinter solchen Projekten stehe ich voll und ganz.
Aber hier wird kommuniziert, dass man unterstützt werden möchte, jedoch optimiert mit aller Gewalt Richtung Handel und Gewinnmaximierung. So etwas finde ich heuchlerisch und das prangere ich an. Ich sage damit nix über die Qualität von Spiel. Aber die Handlungen sprechen eine klare Sprache.
Aber so wie du das verlangst, wird dir das kein Kickstarter-Verlag bieten können
Tainted Grail ist halb so teuer über Kickstarter als über Pegasus. Beides Deutsch für alle 3 Kampagnen (Mindestbestellung über Kickstarter).
Unrealistische Erwartungen helfen niemandem. Nur mal so als Beispiel: der Händler braucht eine größere Gewinnspanne, weil er nie sicher sein kann, alle (in 6er-Packs oder ähnlichen Einheiten!) abgenommenen Exemplare auch weiterverkauft zu bekommen. Und von dem Gewinn beim Weiterverkauf muss er schließlich leben und eine Reihe von Kosten decken (Mitarbeiter, Ladenmiete, etc.), d.h. der Händler ist direkt komplett raus, wenn potenzielle Backer ein genauso gutes Angebot bekommen. Den Händlern sind schon Sammelbestellungen ein Dorn im Auge. Denn wer soll dann noch beim Händler einkaufen? Und den Vertrieb über Händler braucht der Kickstarter-aktive Kleinverlag. Nur für ein paar hundert Backer lohnt sich die ganze Geschichte nicht, dafür wären die Stückkosten in der Herstellung zu teuer. Und da haben wir noch gar nicht über Netto- vs. Bruttopreise geredet, denn die üblichen "50% Rabatt auf MSRP für Händler" ist normalerweise ohne Mehrwertsteuer gerechnet.
Alles was du schreibst ist 100% korrekt. Aber es ist eben nicht unrealistisch, weil der Handel das eben schon schluckt. Ich habe bereits Beispiele genannt, d.h. es möglich, bzw. in meinen Augen sogar die Norm bei den sehr erfolgreichen Spielen.
Andere Spiele kommen aus dem Grunde eben nicht in den Handel ("no planned retail release" liest man häufig).
Warum muss ich als Backer Nachteile hinnehmen, damit das Spiel in den Handel kommen kann? Vielleicht ist das die bessere Formulierung.