Beiträge von ravn im Thema „Abgrundtief / Unfathomable – BSG-Nachfolger Arkham-Universum (FFG)“

    Wirklich vorausplanen kann man bei BSG oder Abgrundtief nicht wirklich. Eben da sich durch die Mythos-Karten mit deren Entscheidungen oder Abstimmungen/Proben so viel auf dem Spielbrett ändert, bis man wieder selbst mit seinen 2 Aktionen aktiv eingreifen kann. Dazwischen kann man ja "nur" bei den Proben mitmachen oder eben mitdiskutieren oder vereinzelt Aktionskarten nach Proben spielen.

    Aber genau dieses "Dazwischen" macht den Hauptteil des Spiels aus und entweder mag man das oder eben nicht und damit steht und fällt dann eine Spielzeit, die erst dann lang wird, wenn man nicht involviert ist oder involviert sein will in den Diskussionen. Rein spielmechanische passiert bei beiden Spielen eh recht wenig und würde man die Diskussionen weglassen und es fokussiert auf die Mechanismen spielen, es würde arg schnell gehen, dann aber auch wohl nur wenig bieten.

    Nachtrag: Bei Abgrundtief gibt es keine Illustrationen auf den Mythoskarten. Das ist alles Text. Dadurch ging bei mir eventuell auch etwas die Atmosphäre verloren, weil diese Karten eher langweilig-funktional aussahen.

    Bei BSG gab es noch halbwegs passende Szenenbilder aus der Serie, welche die Herausforderung bebildert haben. So muss sich bei Abgrundtief alles im Kopf jedes Spielers abspielen, wenn zum Beispiel ein Schiffbrüchiger aus den Fluten gerettet werden soll oder eben auch nicht. Fand ich ein wenig schade, dass man das weggelassen hat. Aber wenigstens war (dadurch) der Text besser lesbar, wenn teilweise auch zu lang bei den Entscheidungsauswirkungen, was dann zu Nachfragen und leicht stockendem Spielablauf geführt hat. BSG hatte ich da knapper-klarer und damit übersichtlicher in Erinnerung.

    Die geforderten Symbole hätte ich mir in einer farbigen Box oder fetten Umrandung gewünscht, weil bei BSG empfand ich die Kartenzuordnung über die Farben einfacher. Jetzt muss man über das eher filigrane Symbol gehen, während die Farbe nur im Symbol selbst genutzt ist. Also lieber 2x schauen, wenn man wie ich gewohnt ist, wie bei BSG auf die Farbe zu achten und dann eventuell rot und orange vertauscht, obwohl das völlig verschiedene Symbole sind.

    Auch waren in unserer Partie sehr viele Mythoskarten, bei denen nicht per Karten abgestimmt wird, sondern der Kapitän entscheidet. Das fokussierte sich da (zu sehr) auf eine Person.

    Das macht in Summe Abgrundtief nicht schlecht, sondern nur anders im Vergleich zu BSG. Es ist eben doch kein perfektioniertes BSG 2.0 im Cthulhu-Umfeld, sondern eher ein Re-Theme, bei dem etliches vereinfacht oder ganz weggelassen wurde. Bei den Mythoskarten hätte ich mir in den Auswirkungen kürzere Stichworte statt zu lang empfundene Sätze erhofft und eben jeweils eine Illustration, um alle auf das Thema der Karte einzustimmen.

    War ne spannende Erstpartie Abgrundtief in entspannter Fünferrunde. Für einen überheissen Sommertag eventuell etwas zu lang, aber das lag schlicht daran, dass wir alle erstmal ins Spiel finden mussten. Dabei ist vieles 1:1 wie in Battlestar Galactica. Allerdings ohne den konkreten thematischen Hintergrund der BSG-Fernsehserie, die bei mir eine gute Grundlage fürs Kopfkino bietet, auf der sich das Metagame von BSG entfalten kann. Das fehlte mir bei dem arg generischen Cthulhu-Mythos von Abgrundtief. Stattdessen gab es eher Kopfschüttel-Ereignisse, weil die feine Gesellschaft an Bord lieber das Captain-Dinner einnehmen wollte und nach Kuchen rief, während an der Steuerbordseite sich die Monster aufgreiht hatten und über die Reeling ins Schiffinnere starrten. Sehr skurril. Erinnerte mich ein wenig an Triangle of Sadness, nur eben mit Monster.

    Von den Spielmechanismen geht vieles einfacher und gradliniger von der Hand im Direktvergleich zu BSG. Allerdings verflachte das Gameplay dabei auch etwas - zumindest bei mir in meiner Rolle als Sicherheitschef, der eigentlich nur auf Monster schiessen und Proben nachträglich verbessern konnte. Ich hatte eben nur 2 von 5 Fähigkeitsfarben zur Verfügung und mir andere Fähigkeitsfarben zu besorgen, dazu blieb meist keine Zeit, weil ich mich vermehrt eben darum kümmerte, die Monstermassen zu dezimieren, den Kesselraum zu befeuern oder Passagiere zu retten. Da das alles eben recht unspektakulär in den Einzelaktionen war, machte ich mich auch verdächtig, auffällig wenig zu machen. Ok, bei den Startkarten hatte ich blöderweise zwei Farben verwechselt und dabei die erste Krise ausgelöst, aber bevor ich das aufklären konnte, hatten sich Olli und Harry schon so in gegenseitige Verdächtigungen verstrickt, dass ich da nicht weiter stören wollte und die Fehlkarten anschliessend entsorgte, ohne den Spielablauf verzerrend zu stören.

    Am Ende hat das Böse gewonnen, auch wenn es knapp war. Mein Fazit: Wenn die komplette Spielrunde die BSG-Fernsehserie kennt, dann bevorzuge ich das BSG-Grundspiel. Wenn die hingegen unbekannt ist und es schon diverse spielerische Berührungspunkte mit dem Cthulhu-Mythos gab, dann ist Abgrundtief eine empfehlenswerte Alternative. Für BSG-Veteranen aber dann lieber die vielschichtigeren Charaktere mit ins Spiel nehmen, damit da mehr Spieltiefe übrig bleibt. Beide Spiele in der Sammlung braucht es aber nicht, zumindest nicht bei mir.