So, ich habe meine erste Partie jetzt hinter mir. Ich wollte ja direct das Trade Route-Modul ausprobieren und habe daher auch Zivilisationen gewählt, bei denen das Handeln im Kern steht. Ich bin also mit den Abbasids gegen den Bot als Aksumites ins Feld gezogen.
Das Deck der Abbasiden (ein 2⭐️-Volk) ist nicht sonderlich ungewöhnlich: die Startkarten enthalten die altbekannten Advance, Conquest und Prosperity. Glory ist Teil des Nation-Decks, kann also theoretisch auch sehr schnell ins Spiel kommen. Zusätzlich enthalten die Start-Karten mit Irrigation (Wasser zählt als 3 Beutel) eine hilfreiche permanente Karte für die Ressourcen-Produktion, allerdings sind in dem gesamten Abbasiden-Deck selbst nur 2 Länder zu finden (und nur eines davon mit Wasser-Symbol). Da kommt die Abbasid Revolution hilfreich ins Spiel: für die Kosten einer Unrest-Karte kann man damit break through für eine Region machen und diese sofort ohne Aktion ins Spiel bringen. Das ist zu Anfang des Spiels ein hervorragender Schnellstart, den man einmalig nutzen kann – die Karte wandert danach in die History. Generell kann man an dieser Stelle festhalten, dass mir solche „Free play a card“-Fähigkeiten öfter untergekommen sind. Das kenne ich von Classics/Legends eher weniger und finde ich eine spannende Option. Das hilft dabei, dem Spiel Tempo zu geben, denn gerade das Ausspielen von Regionen oder unspektakulären aber nützlichen permanenten Karten kommt mir oft wie ein notwendiges Übel vor, auf das ich ungerne meine wenigen Aktionen verschwende.
Apropos permanente Karten: die Fähigkeit auf der Power-Karte der Abbasiden erlaubt es gegen eine Aktion eine solche permanente Karte zu kaufen, die – je nachdem ob man noch Barbarian oder schon Empire ist – grün oder grau sein muss. Punkte auf der Power-Karte gibt es je 7 Karten im Deck. Der Strategie-Tipp in der Anleitung ist unter anderem, sich schnell ein paar Städte zu besorgen, was dazu ja gut passt. Vor allem die einfachen Cities aus dem uncivilized Set haben in Horizons aber eine Änderung erfahren: gegen Abwurf einer Karte kann man sich jetzt nicht mehr frei den Rohstoff aussuchen, stattdessen bekommt man entweder ein Material oder muss zwei Materialen bezahlen, um eine Bevölkerung zu erhalten. Das ändert die Hierarchie in der Rohstoff-Beschaffung ein gutes Stück!
Die Economy war obendrein ein Punkt, an dem man Unterschiede zu den alten Boxen gemerkt hat. Während bei Classics/Legends die Sack/Wasser/Weizen-Symbole vorwiegend auf die Regionen beschränkt waren, findet man diese bei Horizons an allen Ecken. Vor allem die Städte sind ebenfalls mit einem Sack-Symbol ausgestattet und spielen daher eine Rolle bei Prosperity. Außerdem sind mir deutlich mehr Varianten von „Symbol X gilt als Sack“ untergekommen – wie das oben bereits erwähnte Irrigation, aber auch im Uncivilized-Set gab‘s dort verschiedene Versionen von, die oft noch für die entsprechenden Symbole Punkte bringen.
Dem allem kann man noch hinzufügen, dass Horizons um weitere Symbole ergänzt ist: in diesem Zusammenhang spielen da vor allem das Ozean- und das Tierspuren-Symbol eine Rolle. (Bei den Austausch-Karten, die für Classics/Legends beiliegen, sind diese neuen Symbole auch auf einigen Regionen hinzugefügt worden, die vorher gar kein Symbol getragen haben.) Interessant fand ich zudem, dass ich später im Spiel zu Gunsten anderer Optionen gut auf Prosperity verzichten konnte. Gerade die Städte haben mich über Karten- oder Solstice-Effekte sowohl mit Materialien als auch mit Bevölkerung gut versorgen können.
Und das bringt mich jetzt endlich dazu, über die Trade Routes zu reden, denn auch diese tragen ihren Teil dazu bei, dass die Economy läuft. Grundsätzlich funktioniert das so: die neuen (braunen) Handelsrouten-Karten werden von Spielern und auch dem Bot in die Auslage gespielt. Dabei liefern sie einen sogenannten Commerce-Effekt, der nicht nur beim Ausspielen auslöst sondern auch jedes Mal dann, wenn ein Spieler die Trade-Aktion mit dieser Karte nutzt. Eine Möglichkeit, Trade-Aktionen auszuführen, hat jeder Spieler durch die von Anfang an ausliegende Merchants-Karte. Aber auch andere Karten im Spiel erlauben das Auslösen eines Trades, wobei das meistens recht kostspielig ist (z.B. durch Recall einer Karte mit bestimmtem Symbol). Dafür erlaubt ein Trade teilweise recht starke Fähigkeiten zu nutzen, ohne dafür eine Aktion ausgeben zu müssen. Ich hatte bspw. eine Karte, die mir das Zurücklegen einer Unrest-Karte erlaubt hat, und der Bot hatte etwas ausliegen, was den Free Play einer Common-Karte erlaubt hat. Bezahlen muss man den Trade mit der neuen Handelsgüter-Ressource, wobei „Bezahlen“ hier nur teilweise stimmt: nutzt man die Fähigkeit auf einer eigene Karte, legt man tatsächlich eine Ressource aus dem eigenen Vorrat darauf. Nutzt man aber eine Karte eines Mitspielers, so kommt die Ressource aus dem allgemeinen Vorrat und man erhält sogar selbst auch noch eine! Bei anderen Spielern auf die braunen Karten schauen ist also kräftig inzentiviert. Nutzen kann man das allerdings nur bis maximal 3 Handelsgüter auf der Karte liegen. Ab dann ist sie voll und kann nun vom Besitzer als Aktion abgelegt werden, wobei die Handelsgüter dabei in den Vorrat wandern und eine starke Profit-Fähigkeit ausgelöst wird.
Die Trade Routes machen das Spiel schon noch mal ein Stück komplexer, weil man damit in jedem Zug überlegt, wie man mit den Trades zusätzliche Aktionen auslösen kann, ohne dafür tatsächlich eine Aktion bezahlen zu müssen. Das ist reizvoll, aber eben auch einfach eine zusätzliche Ebene bei einem Spiel, das ja ohnehin nicht den einfachsten Zugang bietet.
Richtig spannend finde ich übrigens den Effekt auf der Merchants-Karte, dass man diese für 3 Handelsgüter umdrehen kann, wodurch man zum Merchant Empire aufsteigt. Das bietet nicht nur eine alternative Option, um Karten aus dem Markt zu erwerben – ist also z.B. in der Empire-Phase ein möglicher Ersatz für Advance/Conquer – sondern wertet ab dann auch Säckchen-Symbole in der Auslage. Das gibt dadurch noch mal einen guten Gegenpol zu Glory – man kann die Länder auch einfach ausliegen lassen um dafür später in der Endwertung Punkte zu bekommen.
Um nochmal zurück zu der Partie zu kommen: was bei den Abbasiden für mich noch nicht so gut geklappt hat, war das Development-Deck. Dort sind zwar starke Einmaleffekte drin und auch gute Karten für die Auslage, aber einige dieser Karten hätte ich vermutlich deutlich früher entwickeln müssen, damit sie Punkte abwerfen. Z.B. kann man mit den Abbasiden eine Bibliothek bauen, in die man Karten ablegt und dafür noch Punkte erhält. Damit ist das quasi eine aufgewertete History, aber ich denke dass man mit dieser Karte etwas früher anfangen muss, als mir das gelungen ist. Endstand gegen den Solo-Bot war dann konsequenterweise auch 102:95 zu meinen Ungunsten.