Beiträge von RainerRuhr im Thema „Mosaic: A Story of Civilization“

    Das traurige ist doch das der Autor Spiele in diesem Genre seit über 20 Jahren macht. Da sollten solche Dinge eigentlich auch ohne Redaktion nicht passieren.

    Ein Spiel zu designen ist schwer. Genau wie ein Buch zu schreiben oder ein Theaterstück. Oder ein Stück Software oder ein komplexes Bauprojekt.

    Das ist nichts, was man alleine machen kann und nichts, was im ersten Anlauf gelingt. Man muss designen, testen, die Fehler sehen und dann neu designen. Ein Vorgang für den man viel Zeit braucht und viele verschiedene(!) Testrunden. Wirklich viele Testrunden, denn auch bei Testern stellt sich irgendwann Betriebsblindheit ein. Und man muss vor allem die Größe haben, die Fehler im eigenen Design zu akzeptieren.

    Gerade letzteres fällt insbesondere Spieleautoren oft schwer. Man hat ein bestimmtes Bild vor Augen wie das Spiel sein soll. Man hat sich vielleicht in bestimmte Aspekte verliebt. Man hat das Spiel vielleicht immer nur auf eine bestimmte Art gespielt und versteht nicht, dass andere es ganz anders angehen. Kurz, es ist nicht leicht, Dinge zu ändern.

    Und genau in dieser Situation hilft eine kritische und erfahrene Redaktion. Das sind Leute, die schon viel gesehen haben und die vor allem die notwendige emotionale Distanz haben. Die dem Autor sagen "Ja, das Spiel soll episch sein aber du musst es an dieser Stelle trotzdem kürzen".

    Eine Sache die uns in jeder Partie aufgefallen ist: Das Spiel hängt, wenn in den Auslagen unattraktive Karten liegen.

    Insbesondere bei den Bevölkerungskarten ist das krass: Die Karten die nur +1 Bevölkerung geben sind mE wenig nützlich. Ein ganzes Tempo für einen müden Bürger? Wollte bei uns keiner haben und wenn dann erstmal zwei davon in der Auslage liegen nimmt man diese Aktion nur noch, wenn es unbedingt sein muss. Weg damit!

    Aber auch bei Techkarten kann das passieren, wenngleich weniger häufig. Trotzdem müsste man dort eine gewisse Mindestrotation garantieren, zB indem man auf die ganz links liegenden Karten Geld legt. Oder pauschal die Karte ganz links abräumt, sobald eine Runde um ist.

    MOSAIC hat viele sehr schöne Elemente. Aber es braucht eine erfahrene Redaktion um es wirklich rund zu machen.

    Waren bei euch auch nicht 2 der 3 Stapel mit den anderen Zielen weg? Die Karten in den Stapeln empfinde ich auch als deutlich zu tief, das dauert wirklich ewig. Bei uns endete es daher bisher immer über die eigentlich sekundäre Spielendebedingung, die aber glaube ich deutlich häufiger zum Ende führt und mMn gar nicht so lange dauert. Das fand ich ok.

    In unserem Zweipersonenspiel gestern war es noch krasser: Nach ca. 100 Minuten war nicht EINE der Imperium-Wertungskarten aufgetaucht. Stattdessen waren die blauen und weißen Plättchen weg und nur noch ein Wunder da.

    Beim 4SP / 5SP war es nicht ganz so übel, aber auch dort wurde das Spiel durch die Plättchen beendet nach nicht ganz 3 Stunden. Aber auch dort: Wenig Bewegung im letzten Viertel des Spiels.

    Wurde das Spiel nicht gepitched als "schnell gespieltes Civ ähnliches Spiel"? Ich meine Glenn Drover hat mit Raccoon Tycoon ein Wirtschaftsspiel auf leichtem Kennerniveau gezaubert, das auch seine Längen haben kann, aber seltsam, dass es jetzt durchweg als "zu lang" empfunden wird.

    "lang" ist ein relativer Begriff 😊. Ein 1830 dauert 4-5 Stunden, aber jede davon ist spannend und vor allem im letzten Drittel wird es geradezu dramatisch. Twilight Struggle dauert auch seine 3 Stunden ist aber auf gar keinen Fall zu lang.

    MOSAIC ist zu lang für das was es bietet. Im letzten Viertel des Spiels friert es fast schon ein, die Auswahl an Aktionen, die einen Unterschied machen wird immer kleiner. In unserer Zweipersonenrunde gestern war es wie schon in der 4P und 5P Runde: Wir waren froh, als es vorbei war.

    Nach zwei Partien (4SP, 5SP) finde ich es schlichtweg zu lang für das was es bietet, von dem absurden Aufwand für Aufbau, Abbau und Platzbedarf mal ganz abgesehen.

    Gestern haben wir es nochmal zu zweit gespielt. Da ist es flotter und man kann es mit zwei zügigen Spielern unter 2h schaffen. Aber der Kernkritikpunkt bleibt: Das Spiel ist viel zu lang für das was es bietet.

    Auch zu zweit kommt man nach ca. 75% der Spielzeit in eine Situation, wo es immer weniger Relevantes zu tun gibt. Die Regionen sind größtenteils verteilt die meisten Zielplättchen ergattert, die Technologien maximal ausgebaut. Und trotzdem endet das Spiel nicht, sondern zieht sich fast schon quälend weiter.

    MOSAIC ist ein antiklimaktisches Spiel. Zu Beginn macht es Laune: man baut seine Techs aus, liefert sich Rennen um die Zielkarten und steckt Claims um die Regionen ab. Das erste Drittel macht richtig Spaß. Aber je länger es dauert, desto statischer wird es und am Ende friert es geradezu ein. Um daraus ein wirklich gutes Spiel zu machen, muss es gestrafft werden.

    Ach, und: Die Tech-Karte "Belagerungsmaschinen" ist kaputt, insbesondere im 2P. Weg damit.

    Was sagen nun die Besitzer der Colossus Edition? Zufrieden mit dem Kauf? ....ich schwänzle da schon einige Zeit drum rum..... bin aber noch unsicher. Bräuchte einen Schubs in die eine oder andere Richtung 8o.

    Die Tatsache, dass sich beim Geek zur Zeit die Angebote der dt. Colossus-Version türmen weisen darauf hin, dass diese Edition vielleicht nicht ganz das Gelbe vom Ei ist.

    Meine Meinung: Selbst wenn man das Debakel rund um die dt. Lokalisierung ausblendet und egal ob nun ein Colossus ist oder nicht, ist das Spiel sowieso nicht der großer Wurf. Nach zwei Partien (4SP, 5SP) finde ich es schlichtweg zu lang für das was es bietet, von dem absurden Aufwand für Aufbau, Abbau und Platzbedarf mal ganz abgesehen.