Beiträge von MetalPirate im Thema „[2021] Red Rising by Stonemaier Games“

    aber dann: außerdem zu teuer, die Deluxe-Version erst Recht? Das ist schon deutliche Kritik an Stonemaier Games.

    Das muss man nicht als Kritik am Preis von Stonemaier lesen. Lies es als "wir als lokalisierender Verlag könnten es bei den zu erwartenden Verkaufszahlen einer deutschen Version nur zu einem Preis anbieten, den wir am Markt nicht durchsetzen können" und dann ist's nur noch halb so problematisch.

    (Dass man das Statement diplomatischer hätte ausdrücken können, habe ich oben selbst schon mal geschrieben. Da bin ich ganz bei dir. Das ist so Kategorie: wenn jemand sowas durch Google Translate jagt und Stonemaier Games schickt, kann das einem ggf. auch auf die Füße fallen.)

    Archibald Tuttle : Ich denke, dass der Hauptunterschied zu Büchern oder Filmen ist, dass Spiele relativ teuer sind und die Gewinnmargen nicht unbedingt riesig, gerade wenn noch Lokalisierungskosten anfallen und man sich den Gewinn teilen muss mit dem Originalverlag. Da müssen die lokalisierenden Verlage schon rechnen, ob sich etwas wirklich lohnt, sonst kann das auch böse nach hinten losgehen und viel Geld verbrennen. Heißt: Die Verlag picken sich sehr gezielt raus, was sie machen -- oder eben auch nicht. Das "nicht machen" ist dabei alles andere als unüblich. Sonst könnte ein Lokalisierungsverlag wie Schwerkraft ja auch nicht ein halbes Dutzend bis Dutzend Originalverlage parallel bedienen (Fryx Games, Red Raven, Garphill, Renegade, Board & Dice mal als Beispiele für Verlage, von denen sie schon mehrere Spiele auf deutsch herausgebracht haben; dazu kommen dann noch viele Zusammenarbeiten für genau ein Spiel).

    Diverse Titel von AEG, Red Raven, CMON, Renegade, etc. gibt es nicht auf deutsch und trotzdem arbeiten die Originalverlage weiterhin fröhlich mit ihrem etablierten Partnern zusammen. Lokalisiert in einer Sprache X wird immer nur eine mehr oder weniger große Teilmenge des Verlagsprogramms. Die Nicht-Lokalisierung von irgendwelchen Erweiterungen ist ja auch ein Dauerthema hier seit es Unknowns gibt. Was soll der deutsche Verlag auch machen, wenn sich das lokalisierte Grundspiel so schlecht verkauft hat, dass sich die Erweiterung einfach nicht mehr rechnet?

    Wenn IP-Rechte mitspielen (so wie hier bei Red Rising), dann kann es erst recht heikel werden. Da gibt es dann auch mal so Kuriositäten wie die Lokalisierung eines alten FFG-Spiels bei Kosmos (!), einfach weil denen zu diesem Zeitpunkt die deutschen Brettspiel-IP-Rechte für Herr der Ringe gehörten (Abenteuer in Mittelerde).

    tl;dr: Die Nicht-Lokalisierung von irgendwelchen Sachen oder auch die Lokalisierung bei unterschiedlichen Partnerverlagen ist nach meiner Erfahrung ein relativ normaler Vorgang in der Spielebranche. Der Fan möchte natürlich alle Sachen seines Lieblingsverlages oder Lieblingsautors auf deutsch haben, aber wenn der deutsche Verlag etwas anspielt und zu wenig wirtschaftliches Potenzial für den deutschen Markt sieht, dann lässt er's eben bleiben. Normale Sache.

    Archibald Tuttle : Ich denke, dass du das etwas zu hoch hängst. AEG erwartet nicht, dass Pegasus alle ihre Titel lokalisiert. Red Raven erwartet nicht, dass Schwerkraft alle ihre Titel auf deutsch herausbringt. Und Stonemaier hat sicher auch kein Problem damit, wenn Feuerland nicht alles lokalisiert. Ab und zu gibt es ja auch Fälle, wo ein US-Verlag mehrere deutsche Partner für unterschiedliche Spiele hat. Das ist alles relativ normal. Wenn es sich für beide Seiten rechnet, dann macht man das zusammen und sonst eben nicht.

    Auf Deutsch geht da auch noch relativ viel. Für Lokalisierungen auf Italienisch, Spanisch, Russisch oder andere Sprache scheint mir das noch situationsabhängiger zu sein. Die Verlage verbindet da gemeinsame Interessen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und gerade wenn die Verlage von Natur aus ein etwas unterschiedliches Zielpublikum bedienen oder ein Spiel für einen gewissen Markt aus irgendwelchen Gründen nicht taugt, dann passt's eben auch oft nicht mit der Zusammenarbeit. Mehr als ein "der Partnerverlag, mit dem man in der Vergangenheit schon gut zusammengearbeitet hat, kriegt's zuerst angeboten" scheint mir die internationale Zusammenarbeit im Spielemarkt oft nicht zu sein.

    Wenn ein Verlag mehr Begründungen und Hintergründe kommuniziert als allgemein üblich in der Branche, dann finde ich das grundsätzlich positiv und würde da etwas weniger Stilkritik üben wollen. Das geht sonst schnell nach hinten los und man erfährt dann gar nichts mehr außer nichtssagenden Allgemeinplätzen.

    Nur weil Feuerland schon einige andere Stonemaier-Spiele lokalisiert hat, heißt das noch lange nicht, dass sie alles lokalisieren müssen. Ein "passt nicht zu unserer Zielgruppe" ist für mich eine absolut legitime Begründung, etwas abzulehnen. Das dürfte regelmäßig bei Pegasus, Schwerkraft, Asmodee Deutschland und überall sonst in den deutschen Lokalisierungsverlagen so passieren. Aber nur die wenigsten Verlage pflegen eine so offene Kommunikation gegenüber ihren Kunden wie Feuerland.

    Außerdem sehe ich dieses STatement nciht so negativ, denn "seicht" ist ja nicht per se ein negativer Kommentar.

    Ein "seicht" ist nur dann negativ, wenn man ausschließlich Expertenspiele spielt und sonst nichts anderes haben will. Das heißt hier einfach: "Das Spiel passt nicht für uns" -- und das ist okay so. Dass man das auch etwas diplomatischer gegenüber dem Partnerverlag hätte formulieren können, das würde ich allerdings auch so sehen.

    Also taugt das Spiel selbst nichts?

    Das würde ich für zu hart formuliert halten. Selbst wenn ein Spiel ohne Kenntnis der Buchgrundlage funktioniert, kann es trotzdem nicht ohne diese seine vollen Stärken entfalten. Also warum dann die IP-Rechte teuer mitbezahlen, wenn die Buchreihe in Deutschland weitgehend unbekannt ist? Nebenbei ist die Lokalisation bei sowas auch deutlich erschwert. Man hat mehr Aufwand, weil man sich mit existierenden oder geplanten Buchübersetzungen, Verfilmungen, etc. synchronisieren sollte und kriegt dann trotzdem wahrscheinlich noch in den (a)sozialen Medien Haue für "falsche" Übersetzungen, weil man es bei solchen Sachen einfach nicht jedem Recht machen kann.

    Dass die Romane im Gegensatz zu den USA in Deutschland wenig bekannt sind, ist für mich auch alleine schon eine komplett überzeugende Begründung. Dass Pendulum ein Flop ist und Stonemaier nach meinem Eindruck in der deutschen Spielerszene allgemein zunehmend kritischer gesehen wird ("Tolles Marketing, tolle Komponenten, aber nachlassende spielerische Qualität"), das kommt dann eben noch dazu.