Archibald Tuttle : Ich denke, dass der Hauptunterschied zu Büchern oder Filmen ist, dass Spiele relativ teuer sind und die Gewinnmargen nicht unbedingt riesig, gerade wenn noch Lokalisierungskosten anfallen und man sich den Gewinn teilen muss mit dem Originalverlag. Da müssen die lokalisierenden Verlage schon rechnen, ob sich etwas wirklich lohnt, sonst kann das auch böse nach hinten losgehen und viel Geld verbrennen. Heißt: Die Verlag picken sich sehr gezielt raus, was sie machen -- oder eben auch nicht. Das "nicht machen" ist dabei alles andere als unüblich. Sonst könnte ein Lokalisierungsverlag wie Schwerkraft ja auch nicht ein halbes Dutzend bis Dutzend Originalverlage parallel bedienen (Fryx Games, Red Raven, Garphill, Renegade, Board & Dice mal als Beispiele für Verlage, von denen sie schon mehrere Spiele auf deutsch herausgebracht haben; dazu kommen dann noch viele Zusammenarbeiten für genau ein Spiel).
Diverse Titel von AEG, Red Raven, CMON, Renegade, etc. gibt es nicht auf deutsch und trotzdem arbeiten die Originalverlage weiterhin fröhlich mit ihrem etablierten Partnern zusammen. Lokalisiert in einer Sprache X wird immer nur eine mehr oder weniger große Teilmenge des Verlagsprogramms. Die Nicht-Lokalisierung von irgendwelchen Erweiterungen ist ja auch ein Dauerthema hier seit es Unknowns gibt. Was soll der deutsche Verlag auch machen, wenn sich das lokalisierte Grundspiel so schlecht verkauft hat, dass sich die Erweiterung einfach nicht mehr rechnet?
Wenn IP-Rechte mitspielen (so wie hier bei Red Rising), dann kann es erst recht heikel werden. Da gibt es dann auch mal so Kuriositäten wie die Lokalisierung eines alten FFG-Spiels bei Kosmos (!), einfach weil denen zu diesem Zeitpunkt die deutschen Brettspiel-IP-Rechte für Herr der Ringe gehörten (Abenteuer in Mittelerde).
tl;dr: Die Nicht-Lokalisierung von irgendwelchen Sachen oder auch die Lokalisierung bei unterschiedlichen Partnerverlagen ist nach meiner Erfahrung ein relativ normaler Vorgang in der Spielebranche. Der Fan möchte natürlich alle Sachen seines Lieblingsverlages oder Lieblingsautors auf deutsch haben, aber wenn der deutsche Verlag etwas anspielt und zu wenig wirtschaftliches Potenzial für den deutschen Markt sieht, dann lässt er's eben bleiben. Normale Sache.