Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „Top 3 Überraschungen 2020“


    Legendary Encounter: Alien: Ich liebe das Franchise, und hier kommt viel Thema rüber, und ein großer Teil meiner Probleme rührt sicherlich daher, dass ich keine Deckbuilder mag, und auch keine kooperativen Deckbuilder, die in der Regel so bockschwer austariert sind, dass man als Gruppe nahezu perfekt spielen muss, um dann im letzten Zug eine 50:50 Chance zu haben, das Spiel zu gewinnen (quasi aus dem Grund habe ich dann doch auch mein Aeon's End mittlerweile wieder weiterverkauft), und es hat auch nicht geholfen, dass ich in 4 Partien dreimal durch einen nicht zu verhindernden (oder zumindest nur im Voraus zu vermeidenden) Chestburster gestorben bin, aber insgesamt hat mich das Spiel zwar thematisch abgeholt, aber spielerisch einfach nur genervt. So richtig. Mit vielen negativen Gefühlen. Das habe ich mit Freude weggegeben.

    Alien: Legendary finde ich tatsächlich auch solo am besten, und es braucht wirklich die Erweiterung um zu glänzen. Mit Erweiterung sind alle Decks auch bei allen Spielerzahlen besser austariert, sodass "bockschwer" zu "schaffbar schwer" wird und die Zufälligkeiten (jedes Deck hat im Grundspiel bekanntlich einen extra Chestburster) durch mehr und andere Karten aufgewogen werden. Bei Aeon's End sehe ich das Problem allerdings tatsächlich nicht, das ist - wenn man dann mal verstanden hat, dass der Stapel hinterher 1:1 so wiederkommt, und das besser für sich nutzt - auf dem normalen Schwierigkeitsgrad mit den meisten Magiern, den Nemesis aus dem Basisset und etwas Übung problemlos zu schaffen. Auch Glück spielt dann keine allzu große Rolle mehr, dafür sind die Villain Decks zu klar aufgeteilt und nicht groß genug.


    Enttäuschungen:
    Praga Caput Regni

    WHAAAAAT????

    Naja, aber das ist nach Huutinis Threads hier jetzt echt keine Überraschung mehr. Von meinem Hype Train bin ich ja leider auch runter, mein erstes Spiel war eine Katastrophe, die zweite Partie gefiel mir gut, aber einen Klassikerstatus, den ich mir davon erhofft habe, erreicht das Spiel leider wirklich nicht.

    Fort kenn ich nicht, aber Alien Legendary ist einer der drei oder vier Deckbuilder, die (v.a. mit der Erweiterung) zu meinen all-time classics gelten. Das Ding ist ziemlich brillant austariert und ansprechend schwierig. Gefällt mir ehrlich gesagt sogar noch einen Ticken besser als Aeon's End, was aber vorrangig am Thema liegt. (Für ein paar Sekunden dachte ich schon, da stünde das neue GF9-Spiel und kriegte einen Herzinfarkt).

    2020 war an und für sich eine Überraschung, da nach Monaten spielerischer Dürre, wo ich aus Verzweiflung noch viele Perlen aus 2019 neu entdecken durfte, dann im Herbst plötzlich das Hornberger Schießen richtig guter Neuerscheinungen losging. Daher hier drei noch relativ junge Titel (in meiner Top10 sind die alle, aber da gab es doch noch ein paar auch so erwartete Highlights wie Paris: Stadt der Lichter und Pandemic Legacy Season 0, die ich nicht als Überraschungen deklarieren würde):

    3. Switch and Signal: Das Spiel, das mir nach 32 Jahren mit dem Genre endgültig klar gemacht hat, wie sehr ich Pickup-and-deliver als Mechanismus liebe. Auf Achse war als Jugendlicher eines meiner Lieblingsspiele, zu Merchants of Venus habe ich schon in den 1990ern Menschen gezwungen, Bombay mochte ich anders als 90% der Menschheit sehr, und Roads and Boats bleibt mein liebstes Splotterspiel - aber hier, in totaler Verdichtung und mit kooperativem Mantel, ist eine absolute Reinform des Mechanismus auf den Punkt gebracht worden. Außerdem liebt es mein Fünfjähriger so sehr wie sonst nur Yoshi auf der Switch, und das allein gibt dem Spiel einen ewigen Ehrenplatz in meinem Regal.

    2. Tawantinsuyu: Nach meiner persönlichen Enttäuschung mit Tekhenu hatte ich mir von Tawantinsuyu nicht mehr viel versprochen und dachte schon, die Lust an komplexen Expertenspielen verloren zu haben. Gottseidank hat mich das Spiel eines besseren belehrt: Es geht zumindest mir sehr leicht von der Hand, ist aber wirklich gerade in der Planung des Arbeitereinsetzens so ganz und gar nicht ohne. Es verbindet Bonikaskaden mit einem grundsätzlich sehr offenen Sandkasten an Möglichkeiten, sich aufzubauen, gibt aber gleichzeitig auch die Möglichkeit, sich selbst gleich zu Beginn über Karten Ziele zu geben. Die Varianz bei sehr großer Freiheit, das eigene Spiel zu gestalten, gefallen mir hier wahnsinnig gut. Im Bereich der komplexen Spiele mein absoluter Favorit 2020, und ich hätte nie gedacht, dass das jetzt ausgerechnet dieser Titel wird.

    1. Der perfekte Moment: Sah nach einer uninspirierten Kopie von Uluru/Xalapa/Dimension aus, ist aber auf dem Tisch nicht nur wunderschön (gerade mit den Plexiglas-Deluxe-Komponenten), sondern löst auch das kompetitive Grundproblem der anderen Spiele und macht einfach einen Riesenspaß, besonders wenn man das Ergebnis dann wirklich fotographiert und sich dann am Fernseher zum Vergleich anzeigen lässt. Supergutes, superschickes Wohlfühlspiel für alle, mit dem ich nie gerechnet hätte. Einziger kleiner Wermutstropfen: Eine Danksagung an Lauge Luchau in der Anleitung hätte ich dann schon gut gefunden, wenn man das Grundprinzip von drei seiner Spiele übernimmt.