So ich hab ja gesagt sobald ich das Spiel gespielt habe gibt's nen Bericht. Nachdem das Spiel während meiner Quarantäne ankam und ich auch erstmal aus persönlichen Gründen die Lust und Freude an Brettspielen (oder an überhaupt irgendwas) verloren hatte, kam erstmal lange Zeit nichts auf den Tisch und somit auch kein The Beginning. Aber meine Spielegruppe hat drauf gedrängt das Spiel doch endlich mal auszuprobieren.
Vorbereitung
Wir waren zu 4., alles Fans und "Veteranen" (wenn man das so nennen möchte) des ursprünglichen HP: Social Deduction 2.0. Zur Vorbereitung habe ich im Laufe der letzten 6 Wochen die Anleitung insgesamt 3 mal gelesen und ich hab immer ein Auge auf die Forumsaktivitäten auf BGG gehabt, insbesondere auf Stefans antworten (da ist er ja wirklich super aktiv, Hut ab). Somit kannte ich schon viele Antworten zu Edge-Cases bei denen das Wording der Karten oder Anleitung ungenau war oder die Anleitung auch einfach keine Antwort parat hat. Das hat sehr geholfen, war sehr wichtig aber halt auch viel Arbeit. Wie schon beim ersten Human Punishment muss man leider etwas mehr Vorbereitung reinstecken als nötig sein müsste, dafür wird man mMn am Ende aber auch in beiden Fällen mit nem tollen Spiel belohnt.
Regelerklärung
Ich habe ziemlich Glück mit meiner Spielegruppe, kenne die alle noch von der Uni und die studieren alle Informatik oder Mathematik und haben dementsprechend keine Probleme komplexere Regeln und Prozesse zu verstehen. Ich kann meist einfach erklären, die hören still zu, nehmen die Regeln auf, stellen ab und an mal ein paar sinnvolle Rückfragen und dann können wir meist problemlos einfach spielen. Das war hier nicht anders, wir haben uns aber explizit drauf geeinigt nicht alle Orte und Ortsaktionen des Brettes einzeln durchzugehen sondern während des Spiels nach und nach zu entdecken, sonst wäre die Erklärung sicher jenseits einer Stunde gewesen. Das hat gut funktioniert, es hat gereicht die Basiskonzepte zu erklären, Chips müssen ins Netzwerk, so sieht ne Runde aus, so funktioniert ein Ereignischeck, so wird gekämpft, so sind die Siegbedingungen (die sind schwierig zu vermitteln).
Die Partie
Zu 4. gibt es 2 Menschen, eine Maschine und einmal Gefallener oder Legion, aber das weiß man nicht. Die Partie war sehr spannend, ich war Mensch und wusste erstmal nicht wem ich trauen sollte. Als erstes ziehe ich direkt mal einen Datenchip der Gefallenen (es gibt 7 davon unter 40), sehr ärgerlich, denn egal wo ich diesen hinbringe, ob ins Netzwerk oder in den Schrottplatz, das hilft dem Gefallenenspieler (sofern es denn überhaupt einen gab am Tisch, das weiß man ja nicht). Ein Dieb (eine Art NPC Gegner) stohl mir jedoch den Chip, wodurch er auf dem Schrottplatz landete, was uns später zum Verhängnis werden sollte.
Das Spiel verlief anfangs etwas schleppend, wir waren noch dabei den Ablauf zu verinnerlichen und vor lauter Gegner bekämpfen und eigene Charaktere aufleveln wurden kaum Chips ins Netzwerk geliefert. Der Maschinenspieler hat sich sehr gut das vertrauen am Tisch erarbeitet, so dass ich ihn für meinen Mitmenschen hielt und den anderen beiden misstraut hatte, einer hat sich für mich auf verdächtig nach Legion verhalten. Als ich dann Anführer wurde ernannte ich ihn zum General was es ihm in einem späteren Ereignis ermöglichte eine Entscheidung zu treffen die Deus, den Maschinengott, ins Spiel zu bringen.
Dieser bewegt sich Runde für Runde auf's Netzwerk zu und wenn er dieses erreicht, entscheidet er das Spiel für die Maschinen. Plötzlich wurde es richtig spannend am Tisch "ha er ist ne dreckige Maschinen, ein Verräter". Alle am Tisch haben sich verbündet um gegen Deus zu kämpfen, für die nächsten 20-30 Minuten war es völlig egal ob man Mensch, Legion oder Gefallener war, das hat keinen mehr interessiert, es gab nur noch ein Ziel: Deus aufhalten. Das haben wir auch sehr knapp geschafft, wir konnten ihn kurz vorm erreichen des Netzwerks besiegen, was den Maschinenspieler natürlich etwas enttäuscht hat (er tat mir auch etwas leid). Die erste Gefahr war gebannt aber die Stadt war am brennen voller Gesetzesloser, so dass es kein Verschnaufen gab.
Ich habe versucht weiterhin darauf hin zu arbeiten blaue Datenchips ins Netzwerk zu bringen (die einzige Möglichkeit für die Menschen zu gewinnen), aber es wurde zunehmend brenzelig und die Gefahr eines Gesetzeslosensieg (aka das Spiel gewinnt und alle Spieler verlieren) war omnipräsent und kostete uns viele Ressourcen und Mühen und machte es uns schwieriger die Ziele unserer eigenen Fraktion zu verfolgen. Dann kam ein Ereignis (diese sind sehr sehr ähnlich zu den Krisenkarten aus #BattlestarGalactica & #Abgrundtief), welches nur schwer zu überwältigen war und bei scheitern die Ressourcen der Stadt auf 0 bringt, was einen Maschinensieg bedeutet. Der Maschinenspieler spielte all seine besten Karten und konnte das Ereignis somit zum scheitern bringen. Die Ressourcen der Stadt waren auf 0, die Maschinen hatten gewonnen... oder haben sie das wirklich? Wir decken die Chips im Schrottplatz auf und dort liegen 3 Datenchips der Gefallenen, der Gefallenenspieler (von dem man nie wirklich wusste ob es ihn überhaupt gibt, vllt saß ja auch Legion am Tisch?) schrie jubelnd auf und deckte seine Gesinnungskarte auf, er hatte gewonnen. Die Siegbedingung der Gefallenen überschreibt alle anderen und ist somit stehts eine Gefahr.
Eine Detaillierteren Partieverlauf (allerdings auf Englisch) findet sich hier, falls das jemanden interessieren sollte.
Eckdaten
Spielerzahl: 4
Spielzeit: 4 Stunden 12 Minuten
Erklärung: ~30-40 Minuten
Gewinner: Gefallene
Charaktere: Nova, Feykah, Havoc, Jayden
Chips im Netzwerk: 5
Fazit
Was für ein Wahnsinnsspiel, ich hab nur zwei Kritikpunkte: Die Dauer und das einzelne Spielerzüge teilweise lange dauern weil so viel passiert. Was ich total grandios finde gegenüber #BattlestarGalactica / #Abgrundtief ist, dass das Spiel auch gegen einen Spiel. Das passiert in den anderen beiden Spielen ja auch, aber dort spielt das den Zylonen / Hybriden in die Hände. Hier kann es passieren, dass das SPiel gewinnt und alle Spieler verlieren, was Spieler unterschiedlicher Fraktionen dazu zwingt zusammen zu arbeiten und dieser Aspekt ist wahnsinnig gut. Wie sich alle gegen Deus verbündet haben war schon echt ein cooler Moment.
Für einen Menschensieg muss das Netzwerk gefüllt werden, das hätte sicherlich noch 1-2 Stunden gedauert, obwohl ich mit Nova, der Läuferin schon ziemlich aufgelevelt war, 3 Bewegung hatte, 2 Aktionen und kurz davor war 2 Datenchips tragen zu können, damit wäre das ganze schneller gegangen als am Anfang. Man muss wahrscheinlich als Mensch mehr das Netzwerk pushen, da das Zeitdruck gegenüber den anderen Fraktionen aufbaut und es ist sehr wichtig zu erkennen, wer der Mitmensch ist, etwas das ich das ganze Spiel über leider nicht richtig hinbekommen habe.
Ist wie schon bei #HumanPunishmentSocialDeduction2.0, die Regeln sind sub-optimal geschrieben, teilweise sehr uneindeutig und an manchen Stellen auch voller Lücken. Aber wenn man sich da durcharbeitet steckt ein wahnsinnig gutes Spiel dahiner, dass wenn es einen am Tisch gibt, der die Regeln und Randfälle beherrscht, unglaublich viel Spaß macht und einfach wirklich gut ist. Stefan Godot scheint in der Lage zu sein sich verdammt gute Spiele auszudenken, nur hakt es noch etwas daran diese aufzuschreiben.
Wir sind absolut heiß drauf das Spiel nochmal zu spielen und sind hellauf begeistert, man muss aber vorab echt Arbeit leisten um zu diesem Erlebnis zu kommen, das schreckt mit Sicherheit einige ab, in meinen Augen auch absolut nachvollziehbar.