Hier auch noch kurz meine 2 Cents zum Spielerlebnis von Freitag bei Beckikaze . Ich fand das Spiel optisch sehr ansprechend und alles in allem sehr stimmig. Es gibt viel Terrain, das man nutzen kann und die Ruffians sind wirklich witzig und thematisch gut umgesetzt. Insbesondere die Fluff-Texte zu deren Aktionen passen sehr zu dem was sie auf dem Brett (mit einem) tun.
Der Einstieg war etwas unterwältigend, im ersten Showdown (oder wie auch immer das hier heißt) hatte ich die Gedanken, dass der bitte schnell vorbei sein möge, da sich die Spannung sehr in Grenzen hielt. Das wurde dann mit den anderen Showdowns besser, wenngleich ich es auch nicht als Feuerwerk der guten Laune und Spannung empfunden habe. 😉
Insgesamt waren die toten Züge waren schon recht nervig, aber es hielt sich noch in Grenzen. Dass der Ruffian ab und zu hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, also einen Townsfolkler anvisiert, den er nicht erreichen kann, dann aber auch keinen anderen angreift, war erst mal bisschen "blöd", macht das Spiel aber auch nicht gleich eine Stufe schlechter.
Der Semi-Koop-Teil gefiel mir am allerwenigsten. Der wirkt nicht direkt aufgesetzt, aber so unnötig. Am Ende gewinnen ja doch nur alle kooperativ. Man wird aber durch die geheimen "Aufträge" verleitet oder gar genötigt Dinge zu tun, die einem selbst gegenüber den Mitspielern Vorteile verschaffen und/oder sie direkt schädigen. Das will ich doch aber gar nicht, wir spielen doch zusammen? Das gilt auch bei der Einkaufsphase, bei der man abwechselnd ein Teil aus der Auslage kaufen kann. Normalerweise würde man sich ja im koop absprechen, wer welches Teil am Besten gebrauchen kann. Hier sollen die Spieler sich aber möglichst eigensinnig das Beste Zeug vor der Nase wegschnappen. Haben wir gemacht aber es war ja weder Zielführend auf den Gewinn des Spiels, noch hat es sich irgendwie spaßig angefühlt, jemandem was wegzuschnappen, weil - ich weiß nicht, ob ich es schon gesagt habe - am Ende man ja doch nur gemeinsam gewinnt oder verliert.
Die Spieldauer finde ich zu lang. Es versprüht eigentlich den Charme eines Lückenfüllers, aber dafür ist es mit seinen ca. 4 Stunden einfach zu lang.
Mein Fazit
Ich würde das bei 'ner 6 auf der BGG-Skala verordnen. Zu mehr reicht es bei mir nicht, weniger wäre aber auch nicht gerechtfertigt. Nachts um 3 direkt nach der Partie hatte ich noch eine 7 (Good game, usually willing to play) prognostiziert, aber so usually bin ich dann doch nicht willing. 😅 Ob nun 6 oder 7 ist ja auch nicht so wichtig, es positioniert sich bei mir im Mittelfeld, ist weder Katastrophe noch der große Wurf.
Wer KD:M-Fan ist und in einer laufenden Kampagne steckt, der investiert diese Zeit ganz bestimmt da und spielt nicht Townsfolk Tussle.
Wer kein KD:M hat und es sich nicht leisten kann oder will, der kann mit TT trotzdem spaßige Boss Battles erleben, aber vermutlich auch nicht öfter als einmal die Woche.
Alles anzeigen
Nachdem ich neulich von iconoclast22 ein komplett und bombastisch gut bemaltes Townsfolk Tussle erstehen konnte, hatten wir letzte Woche unseren ersten Probelauf damit. Wie man aus dem zitierten Text da oben entnehmen kann, hatte ich das bisher bereits einmal bei Beckikaze spielen dürfen. Nun aber hatte ich das Spiel für meine regulären Spielerunde (wobei wir nur zu Dritt waren) aufgetischt und wir haben zwei Bosse gespielt und dann gespeichert, da absehbar war, dass wir den Final Fight an dem Abend nicht mehr schaffen würden.
Um es gleich vorweg zu nehmen: bisher hat sich mein Fazit vom letzten Jahr im Großen und Ganzen gehalten. Ein paar Ergänzungen oder neue Betrachtungen habe ich dann aber nun doch noch.
Den Semi-Koop-Part des Spiels (jeder hat geheime Achievements, es kann am Ende nur einen Sherrif geben, der für den finalen Boss Fight tolles Extra-Gear bekommt, aber man eliminiert sich nicht wie z. B. bei Nemesis) fand ich dieses Mal ziemlich gelungen und gar nicht mehr so störend oder aufgesetzt wie bei der Erstpartie. Die neidischen Blicke, wenn man mal wieder ein Achievement erreicht hat oder die Schimpfwörter gepaart mit einem "ABER DAS WOLLTE ICH DOCH KAUFEN" tragen sehr zur Heiterkeit am Spieltisch bei. 😅
Downtime gab es kaum, tote Züge hielten sich auch in Grenzen. Kognitive Überforderung? Eher nicht so - soll es ja aber auch nicht sein.
Was ich aber noch unbedingt loswerden möchte - und da ist mir schon klar, dass ich mit so einer Aussage selbstverständlich nicht ernstzunehmen bin und/oder ja eh keine Ahnung habe - ist, dass Beckikaze 's gebetsmühlenartige und mitunter schon fast nervige Vergleiche von Townsfolk Tussle zu ATO und KDM gar nicht von ungefähr sind. Mit meiner bescheidenen Erfahrung kann ich nämlich bereits jetzt schon sagen, dass die Ökonomie von TT so unglaublich gut ist (ES - GIBT - KEINE - TOKENS), dass alles supergeschmeidig von der Hand geht, dass die Bosse wirklich ein sehr gutes Profil haben, die Stages sehr unterschiedlich sind, das Terrain abwechslungsreich, thematisch und und auch witzig vom Boss genutzt wird und dass die Helden sich spürbar unterschiedlich spielen.
Andererseits wünschte ich mir schon ziemlich die erratisch ausgekotzten Labyrinth-Wände aus Griechenland zurück, nachdem wir die verrückte Messerwerferin erst mit einer gut getimten und per Fernzünder ausgelösten TNT-Explosion hochgejagt und dann direkt in die Bärenfalle gelockt hatten. Nicht. 😋
Ich berichte das deshalb auch mit breitgeschwellter Brust, da ich vollkommen ehrlich und ohne unnötige Extra-Häme sagen kann, dass ich alleine in diesen 3 Stunden Townsfolk Tussle mehr Spaß und Abwechslung hatte als in allen (natürlich viel zu wenig, bla bla bla) Stunden KDM und ATO zusammen.
Ist TT (für mich) deshalb der neue Stern am Abendhimmel? Der Boss Battler, an dem sich alle anderen Boss Battler messen müssen? Die Speerspitze der guten Unterhaltung, der thematisch krassesten Bosse und ein Spiel, das allen gleichermaßen megagut gefallen wird?
Nö.
Die Spielzeit finde ich weiterhin zu lang. Wir werden das nächste Mal die neuen Regeln mit nur drei Bosskämpfen angehen. Auch dann finde ich die vielleicht sogar noch zu lang, aber das ist auch nur gesamtheitlich zu sehen, denn während des Spielens merke ich nichts von den "Längen". Es geht mir nur darum, dass 4-6 Stunden für eine Partie einfach nicht gut in meine Abendplanung passen und es daher schon mal für mich persönlich ein Kritikpunkt ist.
Auch sonst kann und will ich TT bestimmt nicht jede Woche spielen, aber so als Lückenfüller, weil mal ein Mitspieler ausfällt und das Kampagnenspiel ruhen muss, ist das gut geeignet.
Übrigens glaube ich, dass TT mit drei oder vier Spielern mehr Spaß als zu zweit mit je zwei Helden machen wird. Wie eben schon erwähnt, hielten sich Downtime und tote Züge absolut in Grenzen, aber mit mehr unterschiedlichen Charakteren (auf die Spieler bezogen) am Tisch, stelle ich mir das einfach viel unterhaltsamer vor als wenn man nur zu zweit da sitzt. 😊
Von den Erweiterungen aus dem neuen Kickstarter lasse ich übrigens die Finger. Bei der Fülle an Zeug aus der Core Box und bei der überschaubaren Anzahl an Einsätzen brauche ich weder ein "More of the same" und schon gar keinen Kampagnen-Modus. 🙂
Mach mal ein Foto bitte. 