gehöre aber generell zu der Weniger-ist-mehr-Fraktion was Erweiterungen angeht
Ich beantrage hiermit die Mitgliedschaft in dieser Fraktion...
Nee, mal ernsthaft: Ich glaube, dass jeder nach 5 bis 10 Jahren im Hobby vor der gleichen, richtungsweisenden Entscheidung steht: Werde ich zum "Spiele-Sammler" oder zum, hmm, wie nenne ich's, vielleicht "Spiele-Feinschmecker"? Mit dem zweiten Begriff meine ich, dass man sich Fragen stellt wie: "Was bringt mir X an Mehrwert im Vergleich zum Rest des Spiele-Bestandes? Würde mir wirklich etwas fehlen, wenn ich's nicht hätte?" Bei Erweiterungen insbesondere auch: "Welche negativen Aspekte bei Regelverkomplizierung, Aufbau, Zusammenmischen/Trennen, etc. bringt es mit?" Dabei sollte das "Feinschmecker" aber nicht zu negativ gegenüber dem "Sammler" klingen. Ein Argument wie "etwas jetzt haben ist besser als OOP-Sachen später zu brauchen" ist ja auch nicht völlig unbegründet, insbesondere wenn Platz, Geld oder anderes keine einschränkenden Faktoren sind.
Das ist auch keine rein binäre Entscheidung. Keiner, der 100+ Spiele zuhause hat, kann glaubhaft abstreiten, dass da nicht auch etwas Sammelei dabei wäre. Trotzdem halte ich es für relativ normal, dass man die Frage nach der Berechtigung und dem Mehrwert stellt, denn dieser Test geht gerade bei Erweiterungen längst nicht immer positiv aus. Viele Erweiterungen werde wenig bis gar nicht gespielt, und das gilt längst nicht nur für Crowdfunding-Materialschlachten.
Sofern eine Erweiterung nicht (auch) Fehler des Grundspiels korrigiert (was definitiv kein Kompliment für Grundspiel und dessen Autor/Verlag ist!), ist der "best case" bei einer Erweiterung eigentlich immer: "Kann man gerne mal dazunehmen, wenn alle (!) Mitspieler das Grundspiel sehr gut kennen." Agricola:Moorbauern ist IMHO ein sehr gutes Beispiel für genau das. Und nebenbei auch ein gutes Beispiel für die allgemein empfehlenswerte Regel: "Wenn man ein Grundspiel nicht schon fünfmal, besser zehnmal, gespielt hat, braucht man gar nicht erst über den Kauf der Erweiterung nachdenken." Moorbauern ist (IMHO) definitiv nicht essentiell; Agricola ist auch so schon ein tolles Spiel.
Ich habe mir zwar irgendwann mal A und B Deck gekauft, die liegen aber immer noch ungeöffnet hier rum.
Nimm/nehmt die ruhig mal dazu. Integriert sich (erwartungsgemäß) absolut nahtlos ohne Zusatzregeln, bis auf eine kleine Klarstellung auf der Schachtelseite (ja, wirklich!), die man sich zumindest mal angesehen haben sollte. Dafür bringt's dann schöne, teils etwas kniffligere Karten rein, die ein Agricola-Spiel für Kenner durchaus aufwerten können. Der Mehrwert, gerade auch in Hinblick auf die zusätzliche reingebrachte Komplexität bzgl. Regeln, Aufbau & Co, ist absolut vorhanden. Wer sein Agricola-Grundspiel erweitern möchte, dem würde ich viel eher zu A- und B-Deck raten als zu den Moorbauern.