Ein paar Eindrücke und Gedanken zu Descent LotD
Wir haben die erste Box der Kampagne mit Begeisterung durchgespielt, und alle folgenden Kritteleien sind Jammern auf hohem Niveau.
Zum Spielmaterial
Die Pappe hat alles ohne sichtbaren Spuren überstanden.
Ein besonderes Lob verdienen die Miniaturen, als Anmaler gefällt mir, dass wir hier nicht kiloweise Plastik haben und die bemalten Leutchen nicht nur 1-3 mal auftauchen und dann im Nirvana der Box verschwinden. Ähnlich viel holt nur Middara aus der Box raus. Vorbildlich!
Das Regelheft
Welches Regelheft? Es gibt eine Art Beipackzettel, wie man ihn in Altar Quest vorgefunden hat. Im Gegensatz zu AQ braucht man für diesen aber kein abgeschlossenes Jurastudium.
Ein riesiges Plus von Descent3 ist der Einstieg in Lichtgeschwindigkeit.
Zur App
Trotz großer Vorbehalte kam die App sehr gut bei uns an. Lautes Vorlesen und das die Eine die App steuert, während der Andere würfelt, durchbricht die Präsenz des Bildschirms, das Erlebnis Brettspiel ist ungetrübt.
Ich vermute, das sich das im solo Spiel deutlich anders darstellt, und das hin und her zwischen Spielfeld und Bildschirm heftig am Brettspiel Spirit nagt. Wenn Solisten die App ablehnen kann ich das nachvollziehen.
Das Geschreibsel
Wie finden die Texte durchweg gut geschrieben, und liebevoll übersetzt. Mag sein das kein außergewöhnlicher Plot erzählt wird, das erwarten wir aber auch nicht. Die Charaktere sind nicht von der Stange, eine Prise Humor und Augenzwinkern ist stets mit dabei. Wir haben uns an nichts gestoßen, im Gegenteil, oft endet eine Text oder Gesprächspassage mit einer klugen Frage von den Protagonisten, sehr cool!
Die Stadt/Reise Phase und Entscheidungen
D3 ist den Spielern grundsätzlich wohlwollend zugeneigt. Man wird nie bestraft, egal ob man nun plotmäßig zu soft oder zielgerichtet entscheidet. Das ist ungewöhnlich fürs Genre, und irgendwie erfrischend, man könnte das aber auch als läppisch empfinden.
Die Reiseevents haben wir gerne gelesen, zum Teil mit heller Begeisterung (zB. die Alte Orkbäuerin, oder die drei Greisen auf dem Floss die unter einer Brücke verschwinden haben es uns angetan). Hier verströmt sich ein toller, nicht klischeehafter Fantasy Spirit.
Das Sammeln von Materialien und modifizieren der Waffen ist total gelungen, hat aber nicht über die ganze Zeit getragen. Wir hätten uns etwas mehr Schrauberei in der zweien Hälfte gewünscht.
Auch kam es im späteren Verlauf zu Reiseevent Wiederholungen, das fanden wir schade, denn das wäre mit wenig Aufwand zu vermeiden gewesen.
Zur Heldensteuerung und Heldenentwicklung
Das Spielerareal ist extrem aufgeräumt, trotzdem ist die Heldensteuerung interessant. Die modifizierten Waffen geben den Kampfaktionen eine reizvolle Dynamik, dieses Element scheint mir wichtig zu sein, um das Spiel nicht statisch werden zu lassen.
Die Helden spielen sich recht unterschiedlich, manche jonglieren besser mit den Erschöpfungsmarkern als andere, die mehr auf Verschnaufpausen angewiesen. Die Erschöpfungsmarker schreien übrigens nach einem Upgrade.
Würfeln ist, gerade im Kampf ziemlich unspektakulär. Sogar Gloomhaven bietet mit dem Modifier Deck mehr Aufregung.
Die Charakerentwicklung geht eher langsam voran und gehört nicht zu den Stärken des Spiels, ist aber ausreichend.
Bei den Waffenmodifikatoren gibt es zwar im Laufe der Zeit eine große Auswahl, Gebrauch machten wir aber nicht sonderlich oft davon. Manche Teile sind sind letztlich einfach stärker als andere, und zumeist weiß man auch nicht was einen im nächsten Gebäude erwartet, sodaß man sich nur selten gezielt auf den Gegner vorbereiten kann.
Zu den Gegnern
Die Gegner unterscheiden sich gut von einander, die Spezialattacken/Bewegungen, die Buffs und Debuffs, und das diese maskiert Angekündigt werden.. überaus gelungen.
Auf der anderen Seite hat sich bei mir das Gefühl eingeschlichen, das man mit leicht angezogener Handbremse unterwegs ist. Die Halbdrachen zeigen auf, was da noch möglich ist, wenn statt einer oder 2 Spezial Fähigkeiten mal mit der großen Kelle geschöpft wird.
Das die App uns die Verwaltung der Gegner abnimmt ist natürlich klasse. Das Spiel wird dadurch in den Abläufen stark beschleunigt, und der Tisch ist aufgeräumt.
Ein kleiner Preis wird dafür aber doch bezahlt. Wir kommen den Gegnern einfach nicht so nahe wie in Spielen wie zB. Middara oder S&S, in denen man die Gegner unbedingt gut kennen muss um sie steuern, und ebenso um sie besiegen zu können. Amitrash Fans werden das möglicherweise begrüßen, ich habs gern ein bischen mehr euro, und möchte die Gegner im Idealfall knacken statt wegballern.
Zu den Missionen
Das Prunkstück des Spiels sind für uns die Gebäude und Areale der einzelnen Missionen. Sehr einprägsam, immer sinnvoll und faszinierend. Die Bewegung im 3dimensionalen, und das Einbinden von Aufgaben oder speziellen Schwierigkeiten aufgrund der Unterschiedlichen Ebenen ist wahrlich ein Grund zum Jubeln.
Die Interaktion mit dem Gelände macht Spaß, beschränkt sich aber in den allermeisten Fällen auf das Suchen nach Gegenständen und Hinweisen.
An ein paar Stellen zeigt sich, wieviel mehr noch möglich ist. So finden wir ein und ein halbes Mal hübsche Rätsel vor. Wir waren sogar ein klein wenig enttäuscht das an anderer Stelle ein Rätsel zwar angedeutet, aber dann nicht umgesetzt wird.
Auch hätten Tische und Regale ect. mehr Varianten gut zu Gesicht gestanden.
In manchen Missionen spawnen rhythmisch Gegner, hier hat sich manchmal ein automatisierter Eindruck eingestellt, der an Computerspiele denken lässt. Ok aber ausbaufähig.
Nur lesen wenn ihr schon ganz durch seid mit der Box:
Wir haben erst in der letzten Mission Waffen Upgrades freigeschaltet, davon aber gleich ein halbes Dutzend. Das hatte für uns ein Gschmäckle. Cliffhanger at its worst.
Fazit und Einordnung
Das klingt jetzt vermutlich negativer als es sich uns dargestellt hat, deshalb zur Klarstellung:
wir sind Fans von DLotD.
D3ist ein sehr gelungener highspeed „Tower Crawler“, der noch jede Menge Luft nach oben hat.
Wir sind heiß auf die nächste Box.
Derzeit landet es bei uns knapp hinter dem „Landscape Crawler“ Middara und dem „Horde Crawler“ Gloomhaven, etwa gleichauf mit dem „Village&Cave Crawler“ Sword&Sorcery.
Wenn meine Hoffnung berechtigt ist, und das Potential des Systems immer weiter ausgeschöpft wird, wird der Kampf um die Krone noch spannender wenn Frosthaven (Snow Crawler) Middara Act 2+3 (Sky Crawler?) und die nächste D3 Box (Mountain Crawler??) ins Rennen gehen.
Den DUNGEON CRAWLER „Arena the Contest“ lasse ich aufgrund des geringen Umfangs aussen vor, genau wie den „Same Building Crawler“ Altar Quest, oder den „Catwalk Crawler“ Machina Arcana, vom „Voyage Crawler“ Skull Tales mal ganz zu schweigen…
wir geben 9+ von 10 Punkten
Ich hoffe es hat geschmeckt 🧀
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