danom Zum Kopfrechnen Beispiel von Middara möche ich gerne 2 Dinge sagen.
Ich würde das Addieren der Würfel mit den Boni nicht als Highlight betrachten, sehe Kopfrechnen aber grundsätzlich als einen der schönen Nebeneffekte bei Brettspielen, da es im Gehirn passiert. Das ist ein Punkt, der unser Hobby ganz allgemein auf drastische Weise von Computerspielen unterscheidet: die Action zwischen den Ohren. Sei das nun Rechnen, auf kleine Karten achten, oder der Einsatz von Fantasie. Eine Annäherung vom Brett ans Computerspiel ist somit potentiell also mit Verlust an Aktivitäts-Qualität verbunden.
Das ist sicher zum Teil richtig, wobei ich mit solchen Studien, wie du sie im nächsten Post zitierst aber auch sehr vorsichtig wäre - "kann Folge vom Computerspielen sein", wie im letzten Satz dort geschrieben, ist bestenfalls eine Mutmaßung und keine wissenschaftlich bestätigte Erkenntnis.
Dein Kommentar bezog sich konkret auf das Automatisieren der Schadensberechnung in Middara und da muss ich klar widersprechen. Du musst dort ja auch jenseits von Schadensberechnungen Denkleistung erbringen (und das übrigens auch bei vielen PC-Spielen). Ich rede von den Entscheidungen, welche Fähigkeiten du wann wie nutzt und vom Ausknobeln einer Taktik, um deinen Zug so effektiv wie möglich zu spielen. Diese Denkweise fordert dein Hirn auf ähnliche Art, macht aber (mir zumindest) deutlich mehr Spaß, weil ich dort im Spiel für die Güte meiner Denkleistungen belohnt werde und nicht nur stur eine festgelegte Rechenfolge durchspule, bei der die Güte der Hirnleistung bestenfalls Einfluss auf Geschwindigkeit und Korrektheit hat. Wenn man diesen Prozessteil automatisieren würde, ginge nicht Hirnleistung beim Spieler verloren, sondern der Schwerpunkt würde sich stattdessen verschieben von vereinfacht gesagt 50% Entscheidungsdenken und 50% Zwangdenken auf 100% Entscheidungsdenken, da man die angesparte Zeit ja wieder für andere Denkleistungen aufwendet. Dass aufgrund einer solchen Änderung meine grauen Zellen plötzlich absterben, würde ich also eher anzweifeln
Der zweite Punkt, wenn ich einer Middara App erst sagen muß, welche zusätzlichen Angriffseffekte mit dem jeweiligen Angriff alle getriggert werden, habe ich den Schaden vermutlich schon mehrfach im Kopf ausgerechnet, gerade im fortgeschrittenen Spiel.
Da habe ich jetzt eine Helper-App ähnlich wie die für KDM im Kopf, wo ich einmalig mein Equipment-Loadout eingebe und die App dann automatisch die Boni der jeweiligen Ausrüstung einbezieht. Bei einem konkreten Angriff, müsste ich nur die Ergebnisse meines Würfelwurfs kurz anklicken (am besten durch Darstellung der 6x2 Würfelseiten als Bild und Klick auf die zwei richtigen), eventuelle Situationsboni wie z. B. Flanking per Klick zu- oder wegschalten und den betroffenen Gegner anklicken. Wenn das eine gute App ist, bekommt man das auf jeden Fall in unter 5 Sekunden locker eingegeben, womit man im Schnitt gute 10 Sekunden Zeit pro Angriff sparen würde, je nachdem wie schnell man selbst beim Rechnen ist. Je nach Szenario und Charakter-Builds würde sich das auf eine Zeitersparnis in Größenordnung von 5 min pro gespielter Runde summieren. Bei einem Encounter mit 9 Runden Spielzeit bis zum Ende wären das immerhin 45 min. Natürlich ist das nur eine sehr grobe Milchmädchenrechnung, aber ich denke die Größenordnungen hauen hin.
Hätte man Middara von Anfang an auf eine solche App ausgelegt vom Design her, hätte man auch, ähnlich wie Descent Legends das macht, noch mehr Komplexität vom Spiel in die App übertragen können, um die Sache weiter zu beschleunigen, ohne dabei an Tiefgang im Spiel zu verlieren. Bspw. kann ich die Schilde, Bücher und Sterne als Würfelsymbole, die im Regelfall eh nur jeweils in unterschiedliche Schadenswerte verwandelt werden, stattdessen auch direkt als von der App berechnete Schadensrange darstellen.
Ich sage nicht, dass man soetwas zwingend braucht. Middara macht auch so, wie es ist, Spaß. Ich sehe aber schon Vorteile von solchen App-Brett-Hybridspielen, die ein rein analoges Brettspiel und auch ein rein digitales Computerspiel eben nicht haben. Automatisierte Berechnungen bei gleichzeitigen haptischen und geselligen Vorteilen eines Brettspiels sind nur ein Beispiel dafür. Nachteile gibt es natürlich auch. Was mehr wiegt, muss am Ende jeder für sich entscheiden.