Beiträge von HBBackstar im Thema „Descent - Legends of the Dark“

    Naja, so sehr wundert es mich nicht.


    160€ Spiel mit App - die Hälfte ist raus. Sei es wegen des Preises oder der App.

    Generisches Fantasy Setting gepaart mit 0815-Dialogen und einem speziellen Comic Artwork - weitere 25% sind raus.


    Der Rest wird dann aber mit einem guten Spielerlebnis belohnt. Hätten sie doch mal Doom so neu aufgelegt….😜

    Gegenargument: Nahezu jedes Brettspiel könnte auch als App abgebildet werden (siehe App Umsetzungen von Street Masters, Galaxy Trucker, Talisman oder 3 Millionen TTS Umsetzungen…).


    Das bedeutet jedoch nicht, dass die analogen Phasen in einem Brettspiel mit App nicht unterhaltsam für die Spielenden sein können.


    Und die App ist sicher nicht beschnitten worden, um die Positionen der Figuren nicht zu kennen, denn ansonsten müsste man ja jede Bewegung parallel auf dem Brett und in der App nachhalten (wie im Spiel gegen ein Schach Computer!). Das ist eine bewusste Designentscheidung.


    Und wir müssen die Kirche mal im Dorf lassen. FFG ist ein Brettspielverlag und kein digitales Spielestudio. Man muss die dominante Stellung der App bei Descent ja persönlich nicht mögen, aber zu hinterfragen, warum FFG nicht gleich ne App ohne Brettspiel gemacht hat, ist schon recht weit hergeholt…

    Auch wenn wir heute erst den 2. Spielabend mit Descent verbringen…


    Was es 90% aller KS schon mal voraus hat:

    - Es ist innovativ, weil es mit der App Dinge macht, die bisher keines der von mir gespielten Spiele in dem Umfang gemacht hat (ab und zu ist ja erfrischend, wenn Leute an alt bekannten „Genre-Grenzen“ mal rütteln).

    - Es wirkt fertig designt.

    - Es hat ein gut geschriebenes Regelwerk.

    - Es ist schlank vom Design und gleichzeitig taktisch anspruchsvoll (so „taktisch anspruchsvoll“ DC denn auch sein können).

    - Die Präsenz auf dem Tisch ist (trotz „Pappgelände“) tatsächlich sehenswert und cooler als bei diversen anderen Vertretern.

    - Die Minis sind top.

    - Ich musste keine 2-4 Jahre warten.

    - Ich bekomme nicht 10 Boxen und 2.000 Minis.


    Das Artwork ist nun mal wie es ist. Und an die wenigen Würfel werde ich mich wohl auch gewöhnen.


    Bin auf jeden Fall gespannt, was die App hinten raus noch so zu bieten hat bzw. an Überraschungen bereithält.


    Und theoretisch können sie sehr schön Zusatzcontent zukünftig über die App bereitstellen (unter Verwendung der Materialien aus der Box) sowie Balancingprobleme etc patchen.

    Wir sind am Do auch endlich zu Descent - Legends of the Darks gekommen und haben das erste Szenario auf Warfare/Krieg durchgespielt. Wir hatten aufgrund der FFG Erfahrungen der letzten Jahren (VdW 2, HdR, AH3) keine allzu großen Erwartungen - gleichwohl hatte ich es aus Nostalgieverbundenheit zu D1 und D2 in der Vorbestelleraktion bei FW mit Bestpricegarantie für 114€ bestellt.


    Ich liste mal kurz unsere Gedankengänge nach der ersten Partie auf.


    +

    Super schlankes Design durch die App: Da sich die App um das Tracken des Spielplans, der Zustände, der Gegner und der Heldenentscheidungen kümmert, ist die Upkeep/Verwaltungszeit enorm reduziert und man hat mehr Zeit für die Spielzüge. Wir hatten beide Zugriff auf die App durch ein großes Tablet und haben beide aktiv die App bedient.


    +

    Taktik: Ich bin überrascht, welch taktische Tiefe sich durch das Zusammenspiel aus Positionierung auf dem Spielbrett, der Flipmechanik der Karten und dem Spielen von Spezialattacken ergibt. Gerade auf Warfare (die Gegner werden mit zunehmender Rundenanzahl stärker, was für einen ordentlichen Zeitdruck sorgt) kann es spielentscheidend sein, wo sich die Helden befinden / dass man die Gegner blockt bzw. aufhält / dass die Gegner noch vor ihrer Aktivierung das Zeitliche segnen.


    +

    Interaktion: Das Interagieren mit Tokens / Objekten ist durch die App gut umgesetzt und deutlich benutzerfreundlicher als das Stöbern in Quest Books mit ständiger Referenz auf weitere Entscheidungen/Dialoge (nach dem Motto: wenn Du den Apfel gepflückt hast, lies Passage 196 --> wenn Du den Apfel nach dem ersten Bissen nicht ausgespuckt hast --> dann lies Passage 678 weiter etc.).


    + (potentiell)
    Heldenentwicklung: Die storygetriebenen Heldenfreischaltungen finde ich auch einen interessanten Ansatz. Wir müssen allerdings mal beobachten, was das langfristig für Auswirkungen hat. Die zusätzlichen Heldenkarten und Items/Waffen verstärken dann wiederum den Taktik-Aspekt, wann ich was flippe.


    -

    Artwork: Das Comic-Artwork finde ich einfach nur schlecht. Ich habe noch nie einen so hässlichen Elfen gesehen.


    -

    Literatur: Die deutschen Texte sind einfach nur flach. Etwas mehr Mühe hätte man sich hier gerne geben können.


    -

    Dominanz der App: Das Spielgeschehen spielt sich für mich persönlich zu viel in der App (und zu wenig auf dem Brett) ab. Seien es die Abhandlung der Kämpfe, die Monster Stats oder das Tracking der Zustände - ohne Zugriff auf die App fehlen den Spielern spielrelevante Informationen für ihre Züge.


    -

    Kampfsystem: Das Kampfsystem mit derzeit genau einem (in Zahlen: 1!!!) Würfel für Angriff oder Verteidigung spielt sich relativ nüchtern/spannungsarm. Ja, die Ergebnisse (Erfolg, Vorteil, Energie) machen einen ziemlichen Unterschied und es ist ein ständiger Trade-Off zwischen Einsatz von Erschöpfung und Schonung der Charaktere (zB in Vorbereitung einer anderen Aktion). Hier bin ich vielleicht auch durch meine Amitrash Laufbahn völlig versaut...


    -

    Gelände: Das ganze Terrain/die Höhenunterschiede sind primär Optik und haben keine tiefere Bedeutung für das Spielgeschehen (z.B. durch Boni oder Mali im Kampf oder falls man 3 Ebenen runterspringt -> Probe, ob alles glattgegangen ist). Hier zeigen andere Vertreter (u.a. Middara) wie es besser geht.


    Ersteindruck: Besser als erwartet von FFG, aber bisher ist der Funke der Begeisterung noch nicht übergesprungen! Wir spielen es in den nächsten Wochen weiter, um zu schauen, was in Sachen Gegnerprofilen und Missionsdesign noch auf uns wartet!