Beiträge von Pup im Thema „Kemet blood and sand“

    Irgendwie erscheint die Kickstarter-Kemet-Fanbase hier ambivalent. Eine Science-Fiction-Figur wird vollkommen verschmäht und löst einen Shit-Storm aus, die andere nicht...

    Besser noch, eine Gottheit, die als Pharao in Erscheinung tritt, wie Nyarlathotep, geht thematisch gar nicht, aber Dune passt wunderbar!

    Die wenigsten hatten etwas gegen Nyarlathotep, der Gegenwind hatte sich an C'thulu entzündet, was einerseits an dessen thematischer Omnipräsenz in der Brettspielwelt und andererseits an seiner Herkunft aus einer versunkenen Stadt (das ist gedanklich weit weg von Ägypten) erklärt werden kann. Ein Wüstenwurm passt nach Ägypten. Und ich glaube, auch die, die vorher Bedenken geäußert hatten, wollen keine weiteren Streitpunkte mehr, sondern das Projekt einträchtig nach Hause bringen. Es macht auf mich aber ohnehin den Eindruck, als wären diese Gedanken vielleicht gar nicht so interessant für Euch, da es schon länger um eine merkwürdige Art lustvoller Empörung über die doofe Community geht.

    Ich habe gesagt, der Vergleich ist schief: Bei Mutti hat man ja schon gegessen, bei Kickstarter bestellt man erst noch. Aber ich kenne nicht wenige, die ein Restaurant nicht besuchen würden, wenn die Nachspeise nicht passt. Insofern doch nicht völlig unpassend.

    Ich finde deinen Vergleich großartig, weil er zeigt wie das Verhalten der Backer die jetzt ihren Pledge zurückziehen ist: Kindisch.

    Genauso wie ein Kind, das nicht den Nachtisch bekommen hat, den es wollte sich schreiend auf den Boden wirft und am liebsten das Mittagessen wieder auskotzen würde, führen sich jetzt diejenigen auf, die wild Geifer sprühend die Reduzierung Ihres Pledges verkünden. Vielen Dank für dieses wundervolle Bild!

    Ich frage mich manchmal, ob ich hier nicht fehl am Platz bin. Ich dachte, dieses Forum bietet einen Raum für vernünftige, sachliche Diskussionen über Brettspiele und das Drumherum. Aber immer wieder geht es ins Zynische, Ätzende, Übertriebene und Vereinfachende.

    Wie soll ich denn auf so einen Beitrag reagieren? Du nimmst ein Bild, das ich im betonten, ausdrücklichen Versuch, etwas einfach nur zu erklären, verwendet habe, und pervertierst es sehenden Auges. Darauf könnte ich vielleicht noch eingehen, aber bei "auskotzen" und Deinem schneidenden Hohn am Ende muss ich ja kapitulieren.

    Es ist so einfach, eine Diskussion mit diesem Verhalten kaputt zu machen und so kräftezehrend, zu versuchen, sie sachlich zu halten. Ich muss einfach sagen, dass es dann den Aufwand und die Zeit nicht wert ist.

    Wenn Ihr Lager bilden und die Anderen bescheuert finden wollt, dann tut das eben. Schade ist es aber doch.

    1. Wir wissen nicht, ob sie es im Kern so lassen. Vielleicht haben die, die in Punkto C'thulu und Schwarzweißbilder ihre eigene Fangemeinde falsch eingeschätzt haben, ja auch andere Änderungen vorgenommen, die ebenso am Wunsch vieler vorbeigehen. Gehe ich jetzt nicht direkt von aus, aber die Frage muss ich mir dann irgendwann stellen, wenn mein Vertrauen erschüttert ist. Die 2 Jahre Arbeit daran sind ein Riesenargument, unbestritten. Nur verstehe ich nicht, warum man uns dann nicht teilhaben lässt daran, indem man über Namen und Bild hinaus auch etwas zur Mechanik sagt.


    2. Nein, das meine ich nicht und ich wüsste nicht, wo ich das gesagt haben soll.

    Du hast meine Schilderung der Teilhabe wohl etwas zu wörtlich verstanden - es geht mir nicht darum, dass die Community mitkreiert, sondern dass sie emotional mitgenommen wird. Das kann durch Abstimmungen erfolgen, aber nicht umsonst habe ich zahlreiche weitere Mittel aufgeführt, wie das geht.

    Noch mal, damit kein Missverständnis entsteht: Mein Kernpunkt ist, dass viele Immersion wollen, um Spaß zu haben beim KS. Nicht, dass die Community Spiele mitgestalten soll.


    3. Das freut mich für Dich. Klingt so zynisch, meine ich aber ganz ehrlich: Es ist super, wenn viele auch Spaß an der Kampagne haben.

    Mir ging es jetzt allerdings nicht um Dich oder mich, sondern darum, dass Unverständnis existiert, warum sich so viele abwenden. Ich wollte erklären, warum sich viele abwenden. Du hast ein Erlebnis - viele andere nicht. Viele haben ein gewisses Erwartungsbild an den Ablauf einer Kampagne und wenn Matagot das durch hölzernes Verhalten enttäuscht, riskieren sie eben auch Ablehnung. Kickstarter ist nicht einfach, keine Frage. Nur wenn man es als Medium für sich nutzen möchte, geht man diese Erwartungshaltung und die damit einhergehenden Risiken eben auch ein.


    Zu Deinem letzten Punkt: Ich hatte gehofft, meine Ausführungen könnten genau diese Strohmänner vermeiden. Meine Hoffnung war es, dass wir das differenzierter sehen können als genau das. Ich weiß, es ist reizvoll, diese Dynamiken schwarzweiß zu malen. Es gibt Fanboys und es gibt Hater und fertig. Und die einen finden die anderen doof. Ich glaube das nicht und ich habe versucht, darzustellen, warum es mir diffiziler erscheint. Wenn Du das nicht annehmen magst, kann ich daran nichts ändern. Aber ich glaube, die Kommunikation und der Umgang miteinander wird nicht besser, wenn wir einander als oberflächlich und stupide wahrnehmen.

    Ich muss wohl annehmen, dass alle, die ihr Unverständnis äußern darüber, dass man die Kampagne an sich wegen des Updates in Frage stellt, das sehr gut artikulierte YouTube-Video oben nicht gesehen haben?

    Denn hätten sie es, wüssten sie, wie die, die so denken, ticken. Dann kann man natürlich immer noch sagen, dass man das anders hält, aber man sollte verstanden haben, wo der Gedanke herkommt.


    Ich weiß nicht einmal, ob es Euch wirklich interessiert oder Ihr nur lautstark die Köpfe schütteln mögt, aber noch einmal als Angebot ein Erklärungsversuch. Und in aller Transparenz: Ich bleibe im Projekt und verzichte wohl einfach auf das Add-On.


    1. Wir wissen nicht genau, was Matagot an den Regeln verändert hat. Wir müssen ein Stück weit vertrauen, dass die Produzenten und die Autoren eines so tollen Spiels keinen Unfug machen werden. Liegt nahe, oder? Oder? Hier ist dann schon ein kleines Problem: Wenn ich merke, dass meine Vorstellung von Kemet von deren Vorstellung von Kemet abweicht, dann weicht das Vertrauen mitunter Sorge. Es ist ja nicht nur C'thulu. Aber klar - ist das das Kemet, das denen die ganze Zeit vorgeschwebt hat? Mit C'thulu drinnen? Es wurde ja schon viel geschrieben, aber die Sorge scheint mir ja nicht einmal total unberechtigt: Was, wenn sie als nächstes Godzilla bringen? Ehrlich, dann bin ich raus, auch wenn es wieder nur optional ist. Weil den Machern und mir offenbar völlig unterschiedliche Erzählungen um das Spiel vorschweben und ich mich dann nicht mehr einbezogen, meine Wünsche und Vorstellungen nicht mehr repräsentiert und meine Hoffnungen in die Änderungen nicht mehr berechtigt sehe.

    Es ist ja nicht das einzige - tatsächlich haben alle ja schon mit den Köpfen geschüttelt, als inmitten dieser farbenfrohen Gestaltung schwarz/weiß-Illustrationen kamen. Was sind das für Leute, die denken, dass den Käufern das gefällt? Was für Business-Entscheidungen treffen sie? Welche Entscheidungen haben sie schon getroffen, die das Design betreffen, über die wir noch nicht gesprochen haben, von denen wir noch nichts wissen? Ich muss vertrauen, dass das schon im Großen und Ganzen passt - aber immer, wenn ich etwas Größeres mitbekomme, schüttele ich den Kopf. Das kann dann kein Vertrauen bewirken.


    2. Kickstarter ist für viele kein reiner Shop mit zeitlich begrenzten Angeboten, sondern ein bisschen auch ein Erlebnis, das man mitkauft. Man sieht etwas entstehen, liest Updates, wird mitgenommen, stimmt über Entscheidungen mit ab, äußert seine Meinung, ist Teil der Community, schaut morgens immer, ob es etwas Neues gibt, wird überrascht, freut sich, überlegt hin und her ob des Pledgelevels oder Erweiterungen. Wenn Ihr das anders seht: Gerne, kann ich verstehen. Aber es lässt sich nicht ignorieren, dass Kickstarter für viele echten Eventcharakter hat. Nicht umsonst hat CMON nicht mehr den alten Erfolg (lassen modernen Eventcharakter vermissen) und hat Awaken Realms häufig echten Enthusiasmus um seine Spiele (wissen, wie die Leute einbezogen werden wollen). Vielbenutztes Wort, das hier Sinn macht: Immersion. Ich möchte drinnen sein im Projekt und dieses gute Gefühl haben, das mich die genaue Höhe meines Pledgebetrags dann auch vergessen lässt. Dazu gehören dann auch Updates und dazu gehört, dass mir in schöner Regelmäßigkeit ein klein bisschen der Bauch gepinselt wird. Das können Wohlfühlgeschichten sein, Designer Diaries, Umfragen, Rätsel, aber natürlich auch Materialupgrades (hat Kemet gut gemacht: Double-layered Playerboards), Erweiterungen inklusive oder extra, alternatives Artwork. Auf diese Weise ebbt mein Enthusiasmus, der explizit irrational ist, der gar nicht rational sein will, der einfach Spaß macht, mir ein gutes Gefühl gibt, nie ab. Wenn ich dann abrupt stehen bleiben muss, weil etwas so gar nicht reinpasst, dann nimmt mich das raus. Dann schaue ich plötzlich, wie viel der Spaß eigentlich noch mal kostet. Habe ich nicht das alte Grundspiel? Brauche ich wirklich das neue? Warum war ich eigentlich so begeistert, nüchtern betrachtet macht meine Kaufentscheidung gar nicht so unbedingt Sinn.

    Ich nehme hier ausdrücklich die Frage aus, ob das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Kemet nicht dennoch gut ist (ich meine schon). Mir geht es hier um das euphorisch in den Hintergrund gedrängte Gehirn, das sich ob der Störung wieder Deutungshoheit erringt.


    3. Es ist nicht einmal irrational, nicht enttäuscht werden zu wollen und sich im Zuge einer Enttäuschung abzuwenden. "Übertreib mal nicht, ruhig atmen, es ist nur ein Spiel" wird mir souverän von der Seite zugehaucht und wie alles, was zugleich einfach und cool klingt, möchte ich selbst schon fast mit Daumen werfen ob eines so lässigen Kommentars. Allein, es stimmt leider einfach nicht. Schuld daran ist Matagot: Wenn mir seit Tagen gesagt wird, dass da eine große Überraschung, ein tolles Update, etwas ganz Großartiges auf mich wartet, und es wird sogar ein Datum mit Uhrzeit in zwei Zeitzonen gesetzt für die Verkündung und ich warte und bin vorfreudig - dann habe ich investiert. Aber kein Geld, sondern Erwartungen und Emotionen. Herzblut, kann man sagen. Das liegt jetzt auf dem Tisch, das können wir nicht mehr ändern. Wie wenn Mutti eine richtig schöne Überraschungsnachspeise angekündigt hat. Jetzt sag mir mal einer von Euch, wer da nicht enttäuscht gewesen wäre, wenn Mutti dann ungesüßte Götterspeise (oder was auch immer Ihr persönlich eklig findet), lieblos hingeklatscht von Euch gepackt hat. "Don't like it, don't it eat, easy as that!" Ehrlich, warum muss man da enttäuscht sein? Zwingt Euch doch keiner, es zu essen. Nachspeise braucht man nicht, das Hauptgericht genügt doch völlig. Ist nur optional, kein Grund für irgendeine Klage.

    Ich hoffe, es wird trotz des schiefen Vergleichs deutlich, warum es so einfach nicht ist. Viele hatten ob der Größe der Ankündigung auf wenigstens Elemente aus dem geliebten Seth, vielleicht sogar die ganze Erweiterung als optionaler Kauf gerechnet. Und dann ist es 1. "nur" eine neue Gottheit - vielleicht noch ok, aber bisschen wenig ob der Größe der Ankündigung - und 2. etwas, das viele als thematisch völlig unpassend empfinden. Selbstverständlich ist man enttäuscht.

    Ich habe gesagt, der Vergleich ist schief: Bei Mutti hat man ja schon gegessen, bei Kickstarter bestellt man erst noch. Aber ich kenne nicht wenige, die ein Restaurant nicht besuchen würden, wenn die Nachspeise nicht passt. Insofern doch nicht völlig unpassend.


    Wieder viel zu viel Text, aber ich finde, die Diskussion ist bislang irgendwie (bewusst?) oberflächlich verlaufen. Man kann auch wirklich gerne, wie eingangs schon gesagt, ganz anders empfinden. Aber man muss keinen Grabenkampf draus machen: Die, die sich abwenden, spinnen nicht nur einfach oder sind von einem anderen Stern, sie sind wohl nur anders involviert. Und das, finde ich, verdient auch, gehört und akzeptiert zu werden.