Beiträge von HCeline im Thema „Tapestry (Stonemaier Games)“

    Davon abgesehen sind 30€ natürlich selbst ohne Minis für so ein Spiel unrealistisch

    Findest Du?

    Ein Spielbrett, Playerboards, Sechseckteile, Rohstoffe, ein paar Häuser und Säulen, Pappmarker (statt Minis) und Karten. Ganz gewöhnliche Ausstattung für ein Spiel. Könnte ich mir mit einer UVP um die 45€ vorstellen und einem üblichen Marktpreis von 30€. Meinetwegen auch 35€. Das halte ich nicht für abwegig.

    Abwegig nicht, aber untypisch. Selbst ohne Minis ist es noch ganz schön viel Material. Vergleichbare Spiele sind normalerweise teurer - auch am Markt. Ob und wie das gerechtfertigt ist, ist sicher me Diskussion für nen anderen Tag :)

    Noch mehr von diesen unnötigen Minis.

    Eine anti-deluxe-Version von Tapestry mit Pappmarkern für 30€ würde ich vielleicht sogar kaufen.

    Also ich verstehe die Meinung, die Minis sind nicht spielrelevant und Pappmarker würden genauso funktionieren. ABER: die Gebäude sind in meinen Augen unglaublich toll gemacht und ich würde sie nicht missen wollen. Vermutlich würde ich sogar nen Deluxe-Aufpreis zahlen. Aber solches Bling-Bling ist natürlich nicht jedem wichtig - ich mag es.


    Davon abgesehen sind 30€ natürlich selbst ohne Minis für so ein Spiel unrealistisch, aber das war ja (vielleicht sogar) ein wenig der Kern deines abwertenden Kommentars ;)

    Ohne die Wissenschaftsleiste hätte ich meine besten Punktestände nicht erreicht. Sie hat leider das Problem das schlechteste Ära 1 Feld (Astronomie) aller Leisten zu haben.

    Das ist eine meiner Lieblings-Mikrotaktiken und ein Grund warum ich die Wissenschaftsleiste auch so mag. Man optimiert eben das Spiefeldl so, dass die Chance eines schlechten Ergebnisses möglichst gering ist. In dem Fall wäre ziemlich gut zum Beispiel möglichst viele Leisten aufs 3. Feld zu bringen, so dass man den teuren (und von der Aktion her oft nicht so starken) ersten Zeitalterwechsel - und am besten noch das dazugehörige Gebäude - kostenlos bekommt :) Im späteren Verlauf bietet es sich dann natürlich an die kostenlosen Fortschritte möglichst im sehr teuren 3. Zeitalter zu nutzen.


    Tapestry hat wirklich so viele clevere Kniffe und Puzzles, die unter der Oberfläche liegen - ich finde das für so ein relativ "lockeres" Spiel wirklich sehr beeindruckend. Ich spiele immer wieder gerne - zur Spielerzahl muss ich hier sagen, dass ich 1 und 3 am besten finde. 3 Spieler hat den Vorteil der gesteigerten Interaktion gegenüber 2 (was aber immernoch absolut super ist!) und ab 4 Spielern wird es mir schon ein wenig lang/langatmig (je nach Mitspielern natürlich).

    Mal ein paar Fragen zum Automa beim Solospiel:

    1. Das "Shadow Empire" macht Nichts, ausser auf den Leisten voran zu schreiten und dem eigentlichen Automa die Landmarks zu geben und ggf das Achievment für die erste/zweite komplette Leiste zu holen, richtig?
    2. Wenn der Automa eine Landschaft erkundet - bekommt er dann Siegpunkte für die passenden Merkmale/Kanten?
    3. Wenn der Automa eine Technologie pro gelben Haus bekommt - und er ja keine Häuser hat - wird das dann so betrachtet, als würde er eine Technologie-Karte bekommen? Oder nicht?
    4. Wenn ich auf ein Landmark-Feld voranschreite OHNE Benefit/Bonus - bekomme ich aber dennoch das Gebäude, richtig?
    1. Ja so ist es. Er ist einfach nur da um das Rennen auf den Leisten zu simulieren.
    2. Ich glaube nicht. Das Plättchen wir ja auch zufällig hingelegt. Die Punktegenerierung des Automa ist grundsätzlich sehr auf den Wechsel des Zeitalters beschränkt, um das Management zu vereinfachen.
    3. Hier weiß ich nicht genau, worauf du dich beziehst. Was ist das für ne Aktion, wo man eine Tech pro gelbem Gebäude bekommt?
    4. Absolut!
    5. Bonus: Ich trau mich ja schon fast nicht mehr, aber: Automa Decks (ich bin übrigens nicht der Ersteller, nur ein Nutznießer ;))

    Ich finde es gar nicht eigenartig über irgendwas zu sprechen - auch wenn es vielen schon klar ist, wie diese Mechanismen funktionieren. Die Margen und die Zeiträume sind über unterschiedliche Märkte hinweg zum Beispiel überhaupt nicht gleich. Bei Elektronik-Massenprodukten verhält es sich natürlich sehr ähnlich wie aktuell in vielen hier angesprochenen Beispielen.


    Gerade in Märkten die Hobbys bedienen ist das aber durchaus nicht in dieser Größenordnung und in den kurzen Zeiträumen der Fall (was natürlich auch an den schnellen "Erneuerungsrunden" in unserem Hobby liegt). Nicht umsonst sind die Preise auch hier im Forum gerade in letzter Zeit häufiger mal ein Thema und führen ja unter anderem auch zu einem sehr geringen Gehaltsniveau in der Branche. Ich bin da selbst gar nicht super tief drin, lese aber interessiert was hier - auch von Verlangsmitarbeitern - darüber berichtet wird. Preisbindungen oder -diktate seitens der Verlage sind sicher nicht das Mittel der Wahl, aber vermutlich sollte man an den Margen schon etwas drehen können, wenn der Spielraum für Distributoren (und bestimmte Händler) so groß ist, wie er sich oft zeigt. Der Druck vor allem der großen Distributoren und Handelsketten ist an dieser Stelle sicher zu groß - vielleicht weil bei Brettspielen eben doch Vertriebs- und Marketingreichweite eine sehr große Rolle spielen. Auch das ist gar nicht so sehr typisch für Hobby-Märkte.


    Kurzum: Ich finde die Diskussion und "ins Bewusstsein rufen" solcher Abläufe überhaupt nicht eigenartig oder in irgendeiner Weise uninteressant oder in diesem Forum Fehl am Platz. Hier im Thread natürlich unter Umständen schon ;) - aber Diskussion ergibt sich natürlich fast immer aus irgendeinem Kontext.

    Am Ende vermute ich, dass das einer der größten Treiber ist, wenn es um die vielzitierten "versauten Preise" geht

    Verlage sind auf Distribution angewiesen, nur dadurch wird Ihr Produkt auch in der Fläche "sichtbar"

    Klar. Hab ich ja auch geschrieben: Reichweite und Infrastruktur. Ob ihre Preispolitik gut ist und wem sie schadet, ist davon ja erstmal unabhängig.

    Es ganz normal, dass ein Spiel im Handel preiswerter ist, als beim Verlag. Der (Online)-Händler gibt einfach einen Teil seines Rabatts an Dich weiter

    Normal ist es, das stimmt. Wie gut das ist, steht auf nem anderen Blatt.


    Jamey hat dazu mal im Blog einiges geschrieben als es um die Verteilung der Wingspan-Vorbestellungen ging. Händler kaufen mit jenseits der 50% Rabatt bei ihm ein, Spiele direkt zu verkaufen lohnt sich also für den Verlag total. Die Händler rechtfertigen das (teilweise zurecht) natürlich über ihre Reichweite und die von ihnen bereitgestellte Infrastruktur. Wie viel Spielraum sie dann am Ende jedoch haben, sieht man an diesen angesprochenen Preisentwicklungen sehr gut. Durch diese Rabatte nehmen sie natürlich den Verlagen wieder weitere Direktverkäufe ab. Am Ende vermute ich, dass das einer der größten Treiber ist, wenn es um die vielzitierten "versauten Preise" geht ?(

    Genau. Liest sich absolut so ...

    Dann wäre es gut, nich tnur den ersten Satz meiner Antwort zu zitieren, sondern auf den Rest einzugehen. Nicht wieder die eigene Meinung zu bestätigen, die ich genau in den Sätzen NACH diesem Satz widerlege, warum ich es nicht so meine - egal "wie es rüber kommt".

    Ach, ich weiß nicht. Ich habe es auch als abfällige Kritik interpretiert. Wenn ich über einen Musiker sage, dass er mit minimalem Aufwand was auf ein Album gebracht hat und es dann genial gestaltet und vermarktet hat so dass es trotzdem kommerziell erfolgreich war: Was sage ich damit über die Musik? Bestimmt nicht, dass ich denke sie sei gut gemacht. So interpretiere ich das hier auch. Dabei spielt es natürlich eine Rolle wie es "rüber kommt" - denn Forentexte sind ja genau dazu da: von anderen gelesen und entsprechend aufgenommen zu werden.


    Im Gegensatz zu Huutini mag ich Scythe ziemlich gerne, deshalb hüte ich mich hier jetzt zu tief einzusteigen. Aber ich denke die Dauer, mit der es sich bei BGG auf einem so hohen Wertungsdurchschnitt gehalten hat spricht dafür, dass das Spiel auch mechanisch gut ankommt. So eben auch bei mir.


    Reden wir jetzt davon, was das Artwork zeigt, oder was man Ex-post-facto sich noch schönreden kann, wie es noch passen könnte? Ernstgemeinte Frage: denn Rückabstraktion ist ja ein wichtiger Bestandteil von Brettspielen.

    Okay, also: Aus meiner Sicht zeigt das Artwork sehr oft den Krieg. Es bildet ihn aber ziemlich distanziert ab, oft stehen einzelne Personen oder "das Volk" im Vordergrund (vgl. etwa das Cover-Art). Für mich bildet es die perfekte Stimmung eines Aufbauspiels, in dem die Möglichkeit von kriegerischen Auseinandersetzungen immer wieder das Denken der Akteure bestimmt. Ziemlich genau so spiele ich das Spiel und so empfinde ich das Spiel auch währenddessen.

    Ich empfehle hier nochmal Automa Decks, weil man das gar nicht oft genug tun kann. Da wird zwar der Entscheidungsbaum nicht aufgelöst, aber die Logik recht übersichtlich in einer Kontexthilfe an geeigneter Stelle angeboten, wie ich finde. Und die Seite leitet einfach sehr schön durch so ein Automa-Spiel durch :)

    Wenn du auf "Map - Conquer" oder "Map - Explore" gehst, und dann auf "Next", setzt er dir das Türmchen oder das Plättchen regelkonform an die richtige Stelle. Musst du nur übernehmen. :)

    Ach, cool! Ich hab ne Weile nicht gespielt, aber der Autor hatte damals auf BGG schon angekündigt, dass er das einfügen will. Jetzt ist es wirklich wie bei ScytheKick, was ja auch leichtgewichtig den Status des Spielbretts mitführt. Gefällt mir jetzt noch besser! Da geht bestimmt später mal noch ne Partie :)

    HCeline

    danke, ich mag aber nicht App-en während ich spiele. Einen Entscheidungsbaum fände ich transparenter

    Verstehe ich :) Ich war sogar der gleichen Meinung - aber im Endeffekt habe ich für mich gemerkt, dass es noch wichtiger ist, dass ich so wenig wie möglich mit der Verwaltung des Automa zu tun habe. Das hat mir bei der ScytheKick App schon gefallen und gefällt mir jetzt bei Tapestry auch wieder.So hab ich das iPad nebendran liegen und das verwaltet für mich fast den kompletten Automa.


    Kann aber gut verstehen, dass das nicht für jedermann ist; vielleicht hat bei BGG ja jemand den Entscheidungsbaum etwas aufgeräumter zum Ausdrucken zur Verfügung gestellt? Ansonsten kann man sowas ja bestimmt auch selbst anfertigen.

    Ich habe bislang 2 Partien gespielt.

    Solo zum Antesten

    Solo komplett 203:227 verloren.


    Ich finde die Automas soweit ok, bin mir aber nicht sicher ob ich beim Erobern den Entscheidungsbaum richtig durchlaufen habe. Finde den etwas fiddelig zu lesen, mitunter nicht eindeutig.

    Ich empfehle hier nochmal Automa Decks, weil man das gar nicht oft genug tun kann. Da wird zwar der Entscheidungsbaum nicht aufgelöst, aber die Logik recht übersichtlich in einer Kontexthilfe an geeigneter Stelle angeboten, wie ich finde. Und die Seite leitet einfach sehr schön durch so ein Automa-Spiel durch :)

    Die Regel spricht einfach so stark gegen die eigene Intuition, dass sie aus meiner Sicht eine gewisse Herausstellung verdient gehabt hätte.

    Japp, guter Punkt, und ein bisschen auch so das was ich mit "1-2 weiteren Beispielen" im Kopf hatte. Ich stimme dir zu, dass ein paar Bebilderungen wie du sie beschreibst total nützlich sind um sich Regeln besser einprägen zu können! Wie ich oben schon angesprochen habe, schaue ich sehr häufig vor dem ersten Spiel auch eins der Erklärvideos auf Youtube - das übernimmt dann vermutlich diesen visuellen Part für mich. Für meinen Geschmack funktioniert diese Art des Regellernens sehr gut: Kompakte Regeln, durch die man schnell durch ist und dazu über Youtube einen guten Erklärer, der seine eigene Erfahrung in Hinweisen mit einbringt und dabei noch visuelle Unterstützung gibt.

    Mal ne andere Frage: bin ich eigentlich der einzige, der die Anleitung ein bisschen merkwürdig findet?

    Nein, das ging mir ganz genauso. Ich habe z.B. die hochrelevante Regel überlesen, dass Gebäude den Plan überragen dürfen. Vor allem denke ich, dass man dem typischen Stonemaier- oder Feuerland-Publikum sechs Seiten Regel zumuten könnte... :)


    Ich denke schon, dass Jamey da unbedingt den Effekt "So ein kompexes Spiel mit nur vier Seiten Anleitung!" erreichen wollte.

    Gehst du davon aus, dass diese Regel mit dem herausragen aus dem Plan in einer längeren Regel mehrfach wiederholt worden wäre? Also ich habe solche Detailregeln auch schon in deutlich ausführlicheren Regeln überlesen - und frage mich insgeheim, ob es dort nicht sogar ob der schieren Größe wahrscheinlicher ist, dass ich was übersehe...


    Insgesamt stimmte ich aber zu, dass man das ganze gerne auch auf 2 Seiten mehr mit vielleicht noch 1-2 weiteren Beispielen noch besser hätte aufbereiten können. Ich hab trotzdem alles verstanden und die Erstpartie war gut spielbar- schaue mir aber meist auch noch irgendein Regelvideo an, während ich ungeduldig auf ein Spiel warte :) (kurze Werbung an der Stelle für die phantastischen Watch it Played von Rodney Smith - die bestimmt eh fast jeder hier schon kennt).


    Ohnehin finde ich, dass es gar nicht sooooo ne Errungenschaft ist, ein sehr kompaktes Regelheft zu haben, wenn ein großer Teil der Regeln nachträglich durch Texte auf den Karten dazukommt (vgl. z.B. auch #Everdell ). Und diese Kartentexte finde ich bei Tapestry wirklich ausgezeichnet!

    Da spiele ich wiederum lieber gleich ein richtiges Konsolen-/ PC-Spiel......

    Klar, finde ich nachvollziehbar. Mache ich auch manchmal.

    Hat ja auch alles seine Vor-/Nachteile:

    • Mehrspieler-Brettspiele: braucht Spieler und reservierte Zeit, ist sonst die tollste Interaktion, kein Bildschirm ( :) )
    • online Brettspiele: Soziale Interaktion, braucht aber auch reservierte Zeit, vor nem Bildschirm
    • Videospiele: zeitlich flexibel, braucht nicht unbedingt Absprache mit anderen, einfach zu konsumieren, vor nem Bildschirm
    • Solo-Brettspiele: zeitlich und personell unabhängig und flexibel, nicht vor nem Bildschirm, mehr "Verwaltung" als andere Solo-Alternativen (Videospiele)

    Solo-online habe ich gerade erst für mich entdeckt - ist nicht so ganz mein Fall, funktioniert aber ganz gut um ein Spiel/einen Solomodus mal ein bisschen kennenzulernen.



    Oh, vielleicht driften wir nun aber ab....

    Tapestry ist mit dieser automa-Umsetzung auf dem smartphone/tablet nebendran eins der besten Solo-Spiele, die ich kenne: Automa Decks


    Die anderen automas auf der Seite lohnen sich durchaus auch mal anzuschauen - ich finde aber, dass gerade der für Tapestry wirklich sehr gut durchs Spiel führt. Wie Huutini schon erwähnt hat, ist es meiner Meinung nach durch die geringe direkte Interaktion der Spieler ein sehr geeignetes Solo-Spiel. Der Automa fokussiert sich immer ziemlich stark in eine Richtung, so dass (zusammen mit dem Shadow-Empire) durchaus ein sehr ähliches Spielgefühl wie mit mehreren Spielern aufkommt.


    Natürlich hilft das alles trotzdem nix, wenn man einfach keine Lust hat auf Solo-Spiele. Muss man ja auch nicht.

    Huutini : Das "vom Hype-Produkt zum Ladenhüter" betont in -- sicher plakativer Form -- die relative Änderung. Wo ist dein Problem?


    Und nochmal den Hinweis: Bei Charterstone lief es exakt genauso. Wegen des riesigen initialen Hypes dürfte Stonemaier Games genug Geld damit verdient haben. Aber ob sich das für Feuerland im gleichen Maße gerechnet hat, das möchte ich doch etwas bezweifeln. Vielleicht auch wegen dieser Erfahrung (und nicht nur wegen des KSdJ-Gewinns von Flügelschlag, was die offizielle Erklärung war) hat sich Feuerland da mit der Tapestry-Vorbestellungsaktion abgesichert und so das finanzielle Risiko minimiert.

    Ja, das stimmt schon. Außerdem ist wie ich oben schon erwähnt habe natürlich die Käuferschaft bei einem relativ teuren Spiel eine andere, und viele sind vielleicht schon mit der englischen Version eingestiegen. Da ist eine Vorbestelleraktion einfach ein gutes Sicherheitsnetz. Mit Gloomhaven war es ja ähnlich.


    Ich denke, dass Brettspiele für Brettspiel-Enthusiasten auch immer noch ein sehr kleiner Markt ist und man natürlich sehr genau überlegen muss, mit welchem anderen Markt man das vergleichen kann. MetalPirate hat schon den Videospielmarkt verglichen und damit sicher recht, vor allem, wenn man bestimmte Genres betrachtet: Es kommt einfach eine sehr große Zahl von Spielen auf eine sehr übersichtliche Menge potentieller Käufer, die aber zugleich sehr informiert sind und aufgrund ihrer Kenntnisse von z.B Releasedaten sehr früh ein Produkt kaufen und konsumieren. Solche Märkte haben natürlich eine sehr spezielle Dynamik. Es gibt ja auch im Brettspielmarkt einige long seller, das sind aber selten die echten Enthusiastenspiele.

    Naja, der erste Print war doch nach meiner Erinnerung so: Insgesamt 25k Exemplare, davon die Hälfte direkt über Stonemaier als Vorbestellung. Die Vorbestellung war schnell ausverkauft. Aus dieser ersten Welle wurden also mindestens 12,5k, vermutlich aber deutlich mehr verkauft. Ob es schon nen neuen print run gab, weiß ich gar nicht.


    Bei den typischen Hobby Spielen hört man "alles über 5k Verkäufen ist ein Erfolg". Man muss also bedenken, dass von #Tapestry in sehr kurzer Zeit schon sehr viele Exemplare auf den Markt kamen. Wenn die Nachfrage jetzt nachlässt, kann das auch einfach für eine hohe Sättigung des Marktes sprechen. Ob Stonemaier die Gesamtnachfrage falsch eingeschätzt hat, kann ich schlecht beurteilen, ist aber mit #MyLittleScythe schonmal passiert.


    Zu einer der Ursprungsfragen bezüglich "ist das ein Problem für Feuerland?": Insgesamt finde ich solche Lokalisierungen schon immer relativ riskant. Enthusiasten kaufen sich solche "großen" Spiele gerne schon früh auf Englisch, wie groß der verbleibende Markt ist, ist sicher schwer abzuschätzen. Aber auch Feuerland hat sich hier ja über Vorbestellungen abgesichert, so dass ich vermute, dass sie das Risiko auf einem vernünftigen Niveau halten konnten.


    Mir macht es auch zu zweit viel Spaß, aber ja: Das Rennen um die Leisten (und Wahrzeichen) ist dort weniger stark spürbar. Es gibt in der Anleitung eine sehr leichtgewichtige Variante extra für zwei Spieler, in denen eine anonyme Fraktion bei diesem Wettrennen um die Leisten mitspielt. Ich hab's noch nicht ausprobiert, vermute aber dass das genau wie im solo modus (da gibt's das auch) sehr gut funktioniert. Es hat so gut wie keinen Verwaltungsaufwand, ist also nicht zu vergleichen mit den schwergewichtigen "pseudo-AI dritten Spielern", die es in einigen Spielen gab/gibt.


    Das Spielfeld selbst ist ja zweiseitig, so dass mit 2 und 3 Spielern das Board deutlich kompakter ist. Das merkt man dem Spiel an, die Situation auf der Karte unterscheidet sich in meiner Wahrnehmung im 2er Spiel nicht vom 4er.


    Zu Zweit dauert ein Spiel ~90 Minuten. Als geübte Spieler sind wir sogar eher nach ner Stunde schon fertig.


    Das spiel hat eine steil ansteigende Punktekurve: Wo man am Anfang noch sehr wenige Punkte pro Aktion macht, explodiert es am Ende förmlich (vergleichbar etwa mit Russian Railroads). Dadurch ist man (punktemäßig) eigentlich nie früh abgehängt. Sehr wohl legt man aber am Anfang die Grundlagen für den späteren Erfolg und die ersten Entscheidungen sind damit auch sehr wichtig. Bei ähnlicher Erfahrung der Mitspieler gibt es da aber meiner Meinung nach keine Probleme.


    Zu den Techs: Mich stört das mit der zeitlichen Abfolge nicht sonderlich. Die letzte Entwicklungsstufe einer Tech (das eigentliche "Erfinden") ist ja an Voraussetzungen genüpft. Wenn keine Zivilisation am Tisch jemals zur See gegangen ist, wirst du keine U-Boote entwickeln können (du hast sehr wohl aber mal nen Fisch gesehen und probiert auch mal so zu tauchen). Das passt für meinen Geschmack thematisch ganz gut.

    Also ich würde behaupten, die dahergesagten 90 Prozent machen das tatsächlich anders, weil sie Spiele wie Tapestry gar nicht kaufen (und darüber auch nicht nachdenken), sondern mehr oder weniger spontan mitspielen, also ohne nennenswertes Wissen über das Spiel. Und enttäuscht werden durch nicht erfüllte Erwartungen kann man ja schließlich auch als Mitspieler, nicht nur als Eigentümer.

    Guter Punkt, ein (potentieller) Käufer informiert sich sicher mehr als der "gemeine Mitspieler".


    Andererseits: Wenn man nur spontan mitspielt, woher kamen dann die falschen Erwartungen? Und warum gilt das dann nicht für (fast) jedes Spiel? Meine initiale Phantasie über ein Spiel anhand seines Themas/Artworks hat ja ganz oft gar nix mit dem tatsächlichen Spiel zu tun. Wenn ich dann aber Spaß hatte, ziehe ich selten als Vergleich meine ursprünglichen Erwartungen heran.


    Kurz noch zu deinen 90%, auch wenn du ja extra gesagt hast, dass sie nur geschätzt sind: Ich glaube, dass das deutlich weniger ist. Leute die bei bgg die ersten Bewertungen abgeben sind meist Käufer. Und selbst wenn sie keine Käufer (sondern Mitspieler) sind, sind sie doch meist überdurchschnittlich informiert, haben also sehr wohl einige der von mir erwähnten Quellen angeschaut.

    Ich versteh die ganze Aufregung ehrlich gesagt nicht. Ich hab mir das Spiel und die Mechaniken sowohl in Jameys Blog als auch von unabhängigen Blogs/Videos angeschaut und wusste, was mich erwartet. Das hat mir gefallen, also hab ich es gekauft. Macht das jemand anders? Gerade bei einem Preis wie hier kann ich mir gar nicht vorstellen, dass ich das jemals anders machen würde. Wenn ich Spiele des gleichen Autors nicht mag/mochte, gilt das natürlich gleich doppelt!


    Herbert : Ich hab es hier gar nicht so wahrgenommen, dass jemand Jamey Stegmaier oder den Stonemaier Verlag als Gralsbringer verteidigt. Ich finde es spannend, dass es Emotionen um das Spiel gibt - dass das oft in persönlichen Konflikten hier endet empfinde ich als unsinnig, ist aber vielleicht auch übers Internet manchmal schwer zu vermeiden.



    Mir ist klar, dass ich hier jetzt überspitze, aber: Auf der Packung steht auch "Tapestry" vorne drauf. Erstaunlicherweise ist in der Packung kein Wandteppich drin. Auch dessen hatte ich mich vor dem Kauf sicherheitshalber in Blogs und Unboxing-Videos vergewissert.

    Ich habe den Eindruck, dass es sich die Fans des Spiels mit "alle schlechten Noten sind von Stegmeier-Hatern oder durch falschen Erwartungen getrieben" etwas zu einfach machen. Solche Fälle gibt es, aber wenn ich die Comments derer, die es im Bereich 3-7 bewerten, mal gezielt anschaue, dann kann das nicht alles erklären.

    Ja, da gebe ich dir recht. Wenn jemand sagt, dass alle schlechten Bewertungen so zu erklären sind, dann macht er es sich sehr einfach. Hab ich aber noch nirgendwo gelesen. Ich habe aber oben schon angemerkt, dass mir (alles nur Stichproben) bei Tapestry sehr viele lapidare und dabei extrem negative Bewertungen aufgefallen sind - und zwar mehr, als ich das bei anderen Spielen bisher gesehen habe.


    Oder ganz direkt gefragt: Wenn die Balance fragwürdig ist und Glück eine überproportional große Rolle spielt (was auch viele Fans des Spiels zugeben), warum sollte ich dann Tapestry spielen und nicht ein anderes Spiel, das eben diese Probleme nicht hat? Die Bewertungen von 3-7 sind übrigens auch gemäß Lazax' Auszählung die Hälfte (!) der aktuellen benoteten Kommentare. Das sagt für meinen Geschmack recht deutlich aus, dass das Spiel ähnlich wie Charterstone Durchschnittsware ist, wenn man nicht total auf überproduzierte Materialien abfährt.


    (Wer möchte, ersetze bitte "Durchschnittsware" mit "Spiel, das stark polarisiert". Durchschnitt ist hier wirklich als mittel-gute Noten als Durchschnitt aller Meinungen zu verstehen.)

    Also ich kann hier ja nur für mich persönlich sprechen und dir deine Frage beantworten: Ich spiele es deshalb, weil es mir Spaß macht und die Balance Probleme für meinen Geschmack nicht so schwer(wiegend) sind, dass sie diesen Spaß negativ beeinflussen. Wenn ich ein anderes Spiel hätte, das mir ähnlich Freude bereitet (und ähnliche Komplexität, Spieldauer etc. bietet) und das diese Probleme elimniert, würde ich vermutlich tatsächlich dieses spielen. Kenne ich aber derzeit nicht.


    Ich weiß nicht, ob das bedeutet, dass es Durchschnittsware ist. Wäre die typische Durchschnittsware nicht eher was, bei dem alle sagen "joa, is okay. 6.5". Für mich bedeutet das viel mehr: "Oh, das Spiel kommt sehr stark unterschiedlich an, einige mögen es, andere lehnen es stark ab." Für mich persönlich ist das dann ein Zeichen mir unbedingt selbst eine Meinung bilden zu müssen, und mich nicht stark auf einen Konsens der Community zu verlassen.



    PS: Ich finde übrigens dass Tapestry einen hervorragenden Solomodus hat. In diesem Fallen die Balance Punkte natürlich auch nicht so ins Gewicht. Einige der positiven Stimmen könnten also auch von Solospielern kommen, denen diese Dinge einfach nicht wichtig sind. Ähnlich wie sie mir nicht wichtig sind, weil sie meinen Spielspaß nur sehr wenig beeinflussen.

    Einigen wir uns darauf, dass jeder in die Noten reinlesen kann, was er möchte. Für mich sind so viele relativ niedrige Bewertungen auf BGG, gerade im Vergleich zu den frühen Noten, ein klares Warnzeichen, dass ein Spiel dem Hype nicht gerecht wird. War bei Charterstone z.B. genauso. Wer das Spiel mag, soll's kaufen...

    Ich interpretiere das einfach als ein kontroverses Spiel. Vielleicht trifft es nicht jedermanns Geschmack, vielleicht haben sich Leute falsches davon erhofft - das ist ja auch beides in Ordnung.


    Mein Eindruck ist, dass viele der sehr schwachen Bewertungen (1er, 2er) einfach ein wenig irgendeine Art von grundsätzlicher Ablehnung des Spiels oder Jamey gegenüber sind - warum kann ich nicht nachvollziehen. Ich hab mir vor nem Monat mal einige dieser Bewertungen angeschaut und bin oft auf Reviewer gestoßen, die kein anderes Spiel jemals so schlecht bewertet haben - die Kommentare sind dann auch oft a la "überproduzierter Müll". Obwohl jeder natürlich seine Meinung haben darf, ist es sicher sinnvoll zu überlegen, welchen Wert diese Bewertungen haben: gerade wenn der einzelne einen Überblick bekommen möchte, ob das Spiel insgesamt gut ankommt.


    Ich persönlich finde das Spiel übrigens ziemlich gut. Es ist nicht das beste Spiel, das ich je gespielt habe und es ist objektiv nicht perfekt gebalanced. Aber das kombo-lastige Engine Building macht mir einfach sehr viel Spaß. Das Spiel erzeugt tatsächlich immer neue sehr angenehme Situationen, in denen ich mich für mein Spiel und das meiner Mitspieler begeistern kann. In meiner Sammlung wird es bleiben, und sicher ein häufiger Gast auf dem Spieletisch bleiben. Diese Dinge sind nicht für jeden wichtig, und darum muss nicht jeder das Spiel so mögen wie ich es tue - aber diese extremen "schlechtestes Spiel aller Zeiten" finde ich persönlich schwer nachvollziehbar.