Beiträge von Staublunge im Thema „Tapestry (Stonemaier Games)“

    Wir haben gestern zu dritt die erste Partie in Angriff genommen. Für alle die Erstpartie und trotz der sehr schlanken Regeln hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass das Spiel zu seicht ist oder uns unterfordert.


    Die Grundmechanismen waren schnell verinnerlicht. Es gibt ja auch nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich beende meine Runde mit anschließender Einkommensphase und Einläuten einer neuen Ära durch eine Tapestry-Karte oder ich entscheide mich für eine der vier Fortschrittsleisten auf dem Brett. Dort rücke ich ein Feld vor, bezahle die fälligen Kosten und erhalte die Belohnung/Aktion plus den evtl. optionalen Bonus, den es nur auf manchen der Felder gibt.


    Soweit so gut also. Aber was nebenbei noch an Synergien zwischen den einzelnen Leisten, Techkarten, Zivilisationsfähigkeiten und Tapestry-Karten entsteht, lässt das Hirn dann doch ziemlich arbeiten. In einer Erstpartie spielt man da quasi ins Blaue hinein und man hat ständig das Gefühl, kaum etwas zu erreichen, weil man die Zusammenhänge und Combos der einzelnen Möglichkeiten einfach noch nicht kennt. Dadurch fühlt sich das Spiel gerade zu Beginn auch etwas beliebig an. Ich mache mal hier und mal da was und schaue, was da raus kommt. Das ist wohl der Teil, wo Spieler sich gespielt fühlen und einen zu hohen Glücksanteil vermuten.


    Es ist uns auch passiert, dass eine Partei sich durch eine von uns falsch verstandene Techkarte in eine Richtung entwickelt hat, die nicht zu hohen Punktewertungen geführt hat, als uns der korrekte Sinn der Techkarte später im Laufe der Partie klar wurde. Das ist dann sicher etwas frustrierend, wird aber dann als Verständnisproblem einer Erstpartie abgehakt. Insgesamt lässt sich aber nach dem Spiel erahnen, dass man mit Übung starke Synergieeffekte abgreifen kann und dann auch dementsprechend punkten kann.


    Ich freu mich jetzt schon drauf, verschiedene Strategien auszutesten und zu schauen, wohin die Reise dann noch geht. Das Spiel hat mich also positiv überrascht, nachdem schon überall zu lesen war, wie seicht und belanglos das Ganze doch wäre. Ich halte Tapestry für deutlich über Familienspielerniveau. Das ist ein vollwertiges Kennerspiel mit schlankem Regelwerk aber zahlreichen Verknüpfungen der einzelnen Fähigkeiten und Elemente.


    Negative Punkte sind für manche Spielgruppen sicher die enormen Siegpunktabstände, die entstehen können und die Tatsache, dass ein Spieler schon eine viertel Stunde vor dem letzten Spieler fertig ist und dem Spiel dann nur noch zuschaut (der "Everdell-Effekt"). Auch die Leute, die sich ein 6 Stunden Civilization Spiel wünschen, werden hier nicht bedient. Der einzig wirklich thematische Punkt sind die Zivilisationen, die sich wirklich unterschiedlich anfühlten und schöne Fähigkeiten hatten. Wen das alles nicht abschreckt, der sollte definitiv mal eine Probepartie wagen.