Beiträge von MetalPirate im Thema „Tapestry (Stonemaier Games)“

    Huutini : Das "vom Hype-Produkt zum Ladenhüter" betont in -- sicher plakativer Form -- die relative Änderung. Wo ist dein Problem?


    Und nochmal den Hinweis: Bei Charterstone lief es exakt genauso. Wegen des riesigen initialen Hypes dürfte Stonemaier Games genug Geld damit verdient haben. Aber ob sich das für Feuerland im gleichen Maße gerechnet hat, das möchte ich doch etwas bezweifeln. Vielleicht auch wegen dieser Erfahrung (und nicht nur wegen des KSdJ-Gewinns von Flügelschlag, was die offizielle Erklärung war) hat sich Feuerland da mit der Tapestry-Vorbestellungsaktion abgesichert und so das finanzielle Risiko minimiert.

    O-Ton: "Mir fällt eigentlich keine Branche ein, die so komplexe Produkte derart schnell verbrennt."

    Videospielbranche. Davon ist die Brettspielbranche noch weit entfernt. Sehr weit.


    Im Übrigen ist die Trendumkehr doch schon überdeutlich zu sehen. Es ist ja längst nicht mehr so wie vor ein paar Jahre, dass Verlage darauf setzen, in Zeiten der Neuheitenüberflutung ihren Anteil zu sichern, indem sie mehr und mehr Spiele veröffentlichen. Dass das nur dazu führt, dass 80% der Neuheiten drei Monaten nach Veröffentlichungen im Sale landen, haben inzwischen alle Verlage gelernt.


    Dann werden die letztjährigen Prestige-Titel auf der Spiel für 50% verramscht.

    Das würde ich so nicht stehenlassen. Die wirklichen Hits sind immer schon sehr preisstabil gewesen. Nur ist deren Anzahl eben relativ konstant, so dass bei insgesamt steigendem Angebot immer nur noch mehr und mehr Ramschware dazukommt.

    davon schließt ihr auf einen Flop bzw. ein Versprechen auf einen kommenden Ladenhüter?

    Wer macht das denn? Mir zumindest geht's hier ausschließlich nur um die relative Veränderung, die ich auffällig stark finde und mal angesprochen habe. Dass das ausgehend von einen enorm hohen (Anfangs-)Niveau passiert, ist wohl unstrittig. Mit dem "Flop" oder "Ladenhüter" interpretierst du mal wieder herein, was du hören möchtest.


    BTW: Bei Charterstone vom gleichen Verlag (Original wie auch deutscher Lokalisierungspartner) war die Entwicklung sehr ähnlich. Wie eine Rakete gestartet und dann komplett abgestürzt. Da hört man auch überhaupt nichts mehr davon und es kann anscheinend auch in Deutschland nur noch mit großen Rabatten verkauft werden.

    Die Frage, die von MetalPirate aufgeworfen wurde (zumindest nach meinem Verständnis), war, ob das Spiel in der breiteren Masse nicht so wirklich ankommt.

    So isses. Ich hatte einen krassen Abfall des Interesses festgestellt und als dann das Spiel im CSI-Sale auftauchte, mal nachgefragt, wer das denn noch wirklich spielt.


    Zumal, wie oben erwähnt (aber von allen irgendwie geflissentlich ignoriert), Stonemeier Games eine Minimum Advertized Pricing Policy (MAPP) in Nordamerika fährt, d.h. Rabatte von über 15% auf MSRP gibt's nur mit Zustimmung des Verlages und das deutet nicht mal ein halbes Jahr nach Verkaufsbeginn auf wirklich krass abgefallene Verkaufszahlen hin.

    Ich finde übrigens dass Tapestry einen hervorragenden Solomodus hat. In diesem Fallen die Balance Punkte natürlich auch nicht so ins Gewicht.

    Das könnte tatsächlich ein wichtiger Punkt sein, um die teils doch recht unterschiedliche Wahrnehmung zu erklären. Danke für den Hinweis.

    Ich habe den Eindruck, dass es sich die Fans des Spiels mit "alle schlechten Noten sind von Stegmeier-Hatern oder durch falschen Erwartungen getrieben" etwas zu einfach machen. Solche Fälle gibt es, aber wenn ich die Comments derer, die es im Bereich 3-7 bewerten, mal gezielt anschaue, dann kann das nicht alles erklären.

    Oder ganz direkt gefragt: Wenn die Balance fragwürdig ist und Glück eine überproportional große Rolle spielt (was auch viele Fans des Spiels zugeben), warum sollte ich dann Tapestry spielen und nicht ein anderes Spiel, das eben diese Probleme nicht hat?

    Die Bewertungen von 3-7 sind übrigens auch gemäß Lazax' Auszählung die Hälfte (!) der aktuellen benoteten Kommentare. Das sagt für meinen Geschmack recht deutlich aus, dass das Spiel ähnlich wie Charterstone Durchschnittsware ist, wenn man nicht total auf überproduzierte Materialien abfährt.

    (Wer möchte, ersetze bitte "Durchschnittsware" mit "Spiel, das stark polarisiert". Durchschnitt ist hier wirklich als mittel-gute Noten als Durchschnitt aller Meinungen zu verstehen.)

    Einigen wir uns darauf, dass jeder in die Noten reinlesen kann, was er möchte. Für mich sind so viele relativ niedrige Bewertungen auf BGG, gerade im Vergleich zu den frühen Noten, ein klares Warnzeichen, dass ein Spiel dem Hype nicht gerecht wird. War bei Charterstone z.B. genauso. Wer das Spiel mag, soll's kaufen...

    Unter den 50 aktuellen Bewertungen sind

    Ich schrieb bewusst "Kommentare", nicht "Bewertungen". Außerdem musst du das mit anderen Spielen ähnlicher Ausstattung (und Preislage) vergleichen. So eine Ausstattung wie bei Tapestry sollte normalerweise alleine schon für ~1 Notenstufe sorgen, gerade bei denen, die das Spiel nach wenigen Partien bewerten.

    Spielt das hier eigentlich noch jemand?


    Gerade entdeckt: Kein halbes Jahr auf dem Markt und schon beginnt in den USA das Verramschen. Bei einem großen US-Online-Händler (CSI) diese Wochen 65 Dollar statt 100 Dollar MSRP. Das ist deshalb bemerkenswert, weil Stonemeier Games normalerweise den Händlern vorgibt, maximal 15% unter Listenpreis verkaufen zu dürfen.


    Wenn man bei BGG die Kommentare nach Datum sortiert, dann ist das Ergebnis auch desaströs. Wenige Top-Noten, viele Anstands-7er und ungewönliches vieles im roten Bereich. Dass von Stonemeier Games kurz nach Release größere Balance-Anpassungen veröffentlicht wurden, spricht auch nicht gerade für gründliches Playtesting. Hoffentlich hat Feuerland sich nicht bei der deutschen Lokalisierung übernommen. Prognose: Das wird auch hier in DE ganz schnell vom totalen Hype-Produkt zum Ladenhüter.

    Wer also 100% Ausgewogenheit und dazu noch 0% Glücksanteil wünscht für den ist das das falsche Spiel.

    #typischeUnknowns : Argumentieren gegen extreme Forderungen, die niemals irgendjemand so gestellt hat...


    Ich glaube, "überwiegend ausgewogen" und "weniger dominanter Glücksanteil" würden den meisten Kritikern schon völlig reichen. Auch #TerraMystica ist nicht 100% augewogen (Stichwort: Fakire) und selbst #GaiaProject ist es, trotz erheblichem Balancing-Auswand, nicht. Wenn Gaia Project (IMHO) in Sachen Balance schon beeindruckend nahe am Optimum des realistischerweise Machbaren ist und Terra Mystica immer noch am Rande des grünen Bereichs, dann ist Tapestry nach meinem Eindruck halt bestenfalls dunkelgelb...

    aber das sieht so aus, als würde man es hier den Spielern überlassen, mit schlechtem Balancing fertig zu werden.

    Genau das ist das Problem, das ich hier auch etwas sehe. Klar, das lässt sich deutlich abmildern (oder gar klar komplett beseitigen), wenn man die Auswahl per Hausregel so weit erhöht, dass die wirklich miesen Wahloptionen hinten runter fallen. Und selbstverständlich gewinnt bei einem nicht-trivialen Spiel auch bei normaler, nicht hausgeregelter Wahl dann immer noch der gute Spieler gegen den schlechten.


    Aber das geht doch etwas am Problem vorbei. Ich halte es für fragwürdiges Design, wenn man dem Spieler bei einer Fraktionswahl am Anfang des Spiel Auswahloptionen bietet, die nach allen bisherigen Berichten und Datensammlungen wirklich KRASS besser bzw. schlechter sind als andere. Mein Ideal von wählbaren "variable player powers" ist, dass ein Volk oder Rasse oder was-auch-immer zumindest situativ, d.h. wenn ein bestimmtes variables Setup es begünstigt, erfolgreich spielbar sein sollte. Wenn es bei bestimmten Spielerzahlen grundsätzlich over- bzw. underpowered ist, dann gehört's entweder besser ausbalanciert oder zumindest für diese Spielerzahlen gar nicht erst in die Auswahl rein.

    [Euro-AT-Hybriden]

    [...] Aber für mich sind diese Hybriden eben weder Fisch noch Fleisch. [...]

    Jein. Wenn man unterschiedliche Einflüsse mischt, dann kann das Ergebnis sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem, welche Elemente man mischt.


    Ich würde schon sagen, dass ich, wenn auch klar von der Euro-Seite kommend, für AT-Einflüsse und Euro-AT-Mischungen sehr offen bin. Von #MoonghaInvaders über #Yedo und Laukat-Sachen wie #Islebound oder #NearAndFar bis #ArgentTheConsortium -- alles gute Spiele. Aber es ist halt die Frage, ob man von der AT-Seite das Storytelling und den Mut zur freieren, direkteren Interaktion mit den Balance-Ansprüchen der Euro-Seite kombiniert (was immer enorm viel Arbeit für Autor und Verlag bedeutet, die man erstmal nicht direkt sieht!). Oder ob man eher die unbalancierten Glückskomponenten der AT-Seite mit dem völlig abstrakten Leistengehampel der Euro-Seite zusammenschmeißt...


    Sagen wir's mal so: Ich würde auch gerne mal Tapestry spielen, aber ich habe derzeit nicht den Eindruck, dass es hier "best of both worlds" zu sehen gibt.

    Wie lange habt ihr denn gespielt? Ob sowas wie "durch glückliche Fügung 66 Punkte (~1/3 der Gesamtpunktzahl) erhalten" für mich noch passt, hängt maßgeblich von der Spielzeit ab. Bei unter 1 Stunde kann ich einen hohen Glücksfaktor gut akzeptieren, bei über 2 Stunden bin ich definitiv raus. Zwischen 1 und 2 Stunden ist der Übergangsbereich...

    Noch fehlen da empirische Daten.

    An Terra Mystica (auf Snellman) kommt's sicher nicht ran, aber 500+ ausgewertete Partien finde ich jetzt nicht soooo schlecht...


    Ich würde auch erwarten, dass schwieriger zu spielende Zivilisationen im Schnitt (noch) nicht da landen, wo sie landen können, wenn man alles in einen Topf schmeißt, darunter haufenweise Anfängerpartien, anstatt nur die Daten von Spielern eines gewissen Mindestniveaus zu nehmen. Als aber Indiz, um die Frage nach dem Balancing zu stellen, reicht das allemal.


    (Was bitte nicht zu verstehen ist als "das Spiel taugt nix". Auch bei Terra Mystica gibt es mit den Fakiren eine Fraktion, die speziell konstruierte Setups braucht, um konkurrenzfähig zu sein. Die Frage ist halt, wie krass der Unterschied ist, und da fand ich die Punkteunterschiede in der Statistik schon auffällig groß.)

    Wenn man dann auf YT Spieleberichte veröffentlicht [...]

    So isses doch gar nicht. Es sind keine Spielberichte. Egal ob wie oben verlinkt Victoria Parta oder, eher in meinem Bereich, Heavy Cardboard: Es werden heutzutage allerlei Let's Plays (!) auf Youtube veröffentlicht (ein Format, was ich mir niemals anschauen würde), teils sogar live, und selbstverständlich wird dann beim Spielen über das Spiel geredet. Düfte in jeder x-beliebigen Spielerunde ganz ähnlich laufen. Wenn dann irgendwelche Zuschauer meinen, da Sachen herein interpretieren zu müssen, die von den Machern niemals intendiert waren, dann liegt das "Problem" doch eigentlich nur auf Seiten des Rezipienten, der anscheinend nicht in der Lage oder nicht willens ist, das Angebot (!!), beim Spielen zuschauen zu dürfen (!!), angemessen wahrzunehmen. Oder anders gesagt: einfach nicht anschauen, Problem gelöst.

    Meiner Meinung nach müssen wir sehr aufpassen. Wenn wir anfangen, diejenigen, die Meinungen äußern, von allen Seiten unter Beschuss zu nehmen, dann züchten wir uns nur noch weichgespülte Nichtssager heran, die ihre Fähnchen immer schön passend nach dem Wind hängen. Wenn jemand nach einem Spiel etwas benoten will, dann soll er oder sie es tun! Es liegt an MIR, was ich davon halte. Da fließen dann übrigens bei mir noch viel mehr Sachen ein als die Anzahl der Partien. Es gibt auch Leute, die nach einem Dutzend Spiel noch nicht verstanden haben, wie der Hase läuft...


    Im Übrigen halte ich es da mit dem berühmten Satz: "Ich missbillige, was Sie sagen, aber ich werde bis zum Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen." (von Evelyn Beatrice Hall zur Charakterisierung Voltaires benutzt, aber oft fälschlicherweise Voltaire selbst zugeschrieben).

    Es liegt immer am Leser/Zuschauer/Zuhörer, wieviel Bedeutung er oder sie einem bewertenden Eindruck beimisst. Anders gesagt: Wer weiß, dass eine Einschätzung auf einem Ersteindruck beruht, der nimmt das Ganze so wichtig, wie er es für richtig hält, und gut ist's..


    Ich frage mich sowieso immer mehr, was dieses "du darfst das nicht so-und-so sagen!" eigentlich soll. Ich bin froh, dass es bewertende Kommentare gibt, idealerweise sowohl positiv wie negativ, egal ob benotet oder nicht, und fühle mich absolut selbst in der Lage, mir daraus meine eigene Meinung zu bilden. Wer das ebenso sieht, der braucht doch eigentlich niemanden dafür kritisieren, ob er Noten verwendet oder nicht. Das ist doch komplett sekundär...

    [Through the Ages]

    (Zumal es für mich jeden Reiz verliert, wenn ich an einen Militaristen gerate, der für das Spiel nur die Taktik fährt, aufzurüsten und die anderen Spieler maximal zu stören. Das ist absolut legitim, für mich aber kein interessanter Mitspieler ...)

    Redest du jetzt von einem Mitspieler, der immer den Militaristen spielt, oder von einem Mitspieler, der eher zufällig in einem von X Spielen auch mal auf Militär spielt?


    Bei Leuten, bei denen man den Eindruck haben kann, dass für sie die höchste Priorität ist, anderen zu schaden, wäre ich ganz bei dir. Aber den "eher zufälligen Militaristen" als "kein interessanter Mitspieler" abzuqualifizieren, fände ich etwas übertrieben, wenn es eine legitime, vom Spiel genau so vorgesehene Strategie ist. Wenn dich das grundsätzlich stört, dann sollte sich in diesem Falle dein Ärger lieber auf das Spiel richten und nicht auf den Spieler.

    Euphoria und leichte Regeln? Da habe ich beim Erklären andere Erfahrungen gemacht. Ich finde es ziemlich sperrig. Auch die Spieldauer bleibt nicht immer im angenehmen Bereich, wenn man mit 5 oder 6 Spielern spielt (und Euphoria fängt erst mit vielen Spielern an zu glänzen).


    Bei allen Stonemaier-Sachen danach würde ich dir jedoch mit dem "sehr zugänglich" absolut recht geben.

    Verkaufszahlen sind kein Argument für die Qualität eines Spiels. Stichwort: Monopoly, MÄDN, Kniffel.


    Ich gönne Jamey Stegmaier den Erfolg mit seinen überproduzierten seichten Durchschnittsspielchen. Diesen Erfolg hat er sich hart erarbeitet und handwerklich gut gemacht ist das alles, da braucht man nicht drüber streiten. Aber meinen Spielegeschmack trifft er anscheinend nicht mehr und das finde ich als KS-Backer seiner frühen Werke (u.a Euphoria und Viticulture) etwas schade.

    Wenn ich mir neuere Reviews und Bereichte anschaue, also von denjenigen, die das Spiel gekauft haben (und nicht nur mit kostenlosen Exemplaren in die Vorab-Werbung eingespannt waren), dann sehe ich da nicht nur kritische Bemerkungen zur Positionierung innerhalb des Civ-Genres. Das es Civ-light auf maximal unterem Kennerspielniveau sein würde, war klar, allein schon aufgrund von Regellänge und Spielzeit.


    Ich sehe vielmehr auch Anmerkungen in diesen Berichten, dass Tapestry auch für das leichtgewichtige Spiel, das es sein will, zu mechanisch und nicht besonders spannend wäre. Glaube ich sofort. Mit Viticulture hat Jamey Stegmaier diese Leichtgewichtigkeit einmal fast perfekt erreicht. Viticulture spiele ich immer noch sehr gerne, trotz leichter thematischer Schwächen. Aber wenn ich meine EIndrücke zu Tapestry mal daneben halte ... meine Güte ... womit soll ich anfangen, die gefühlte abstrakte Seelenlosigkeit von Tapestry zu beschreiben?


    Trotzdem wünsche ich natürlich allen Käufern, dass das Spiel ihnen liefert, was sie sich versprechen. Ich hole dann lieber mein #FlowOfHistory mal wieder raus. Das zeigt nämlich, dass auch ein "kleines" Spiel ein Zivilisationsthema gut umsetzen kann. Mit Betonung auf spielerischen Gegenwert und ohne Notwendigkeit für überproduzierte Miniaturen.

    Auf dem Cover steht "Tapestry - A Civilization Game":


    [Blockierte Grafik: https://cf.geekdo-images.com/imagepage/img/IS_20cCoMmWcDg0abu3pIA7Vpik=/fit-in/900x600/filters:no_upscale()/pic4884996.jpg]


    Das Spiel behauptet zumindest, ein Civilization Spiel zu sein. Dann darf es auch an den Erwartungen, die man an ein Zivilisationsspiel hat, gemessen werden.


    Eine halbwegs plausible Technologieentwicklung, üblicherweise in Form von Bäumen und Abhängigkeiten, die dann als Voraussetzung für Gebäude oder Einheiten dienen, sind da ein wesentlicher Punkt bei der Erwartungshaltung. Wenn das alles durch irgendwelches komisch benanntes Leistengehampel und vom Himmel gefallenen Wertungen ersetzt wird, dann ist die Frage berechtigt, ob das Spiel dem Anspruch des Untertitels gerecht wird.



    BTW, persönliche Meinung: Wenn das Spiel an sich gut wäre, könnte man ja noch darüber hinweg sehen, dass das Civ-Thema kaum durchkommt. Mein Problem aus Regellesen und Videoschauen ist aber, dass ich in dem ganzen abstrakten Leistengehampel kaum Spielspaß entdecken kann und die Notwendigkeit von dem Miniaturen-Overkill (und damit von dem extremen Preis) überhaupt nicht sehe. Die Miniaturen dienen spielerisch zu nichts anderem als zum Abdecken von Feldern. Ein Plättchen würde es genauso tun. Wenn die Miniaturen-Gebäude wenigstens auf irgendwas stehen würden, was nachher an eine Stadt erinnern... aber nö, die stehen auf einem komischen abstrakten Schachbrett, das die eigene Hauptstadt symbolisieren soll. WTF?! Komplett sinnlos...

    Bei Flügelschlag war ich, nachdem ich es mehrfach spielen konnte, schon ganz froh, nicht auf den Hype hereingefallen zu sein. Total durchschnittliches, wenn auch sehr hübsch präsentiertes Spiel. Bei Tapestry erwarte ich ähnliches. Auch das werde ich gerne mal mitspielen, aber kaufen? Nö. Ich gebe mein Geld lieber für Spiele aus, nicht für nutzlose Miniaturen.

    Weiß nur nicht, ob mir die Gebäude den hohen Preis wert sind.

    Das ist so ziemlich auch der Knackpunkt bei mir. Wenn ich das im Video richtig deute, ist das Ganze eine etwas höhere 30cm-Quadratschachtel (Catan-Format). Teuer vor allem durch die Minis. Feuerland selbst schreibt ja schon proaktiv: "Es sind vorallem die farbigen Minaturen, die das Spiel so teuer machen."


    Aber... will ich teure Minis überhaupt? Nein! Was ich will, ist doch erstmal ein gutes Spiel. Das ist doch die Basis! Ein grundsolides, aber letztendlich verzichtbares Spiel würde auch durch die luxuriöseste Ausstattung noch nicht zum guten Spiel.


    Ich habe mir die Regeln angeschaut und das beste an Tapestry ist noch die Präsentation. Superklare Icons, geschickt gelöste Abfolgen, etc. Wie z.B. über die Ära-Zahlen gelöst wurde, dass in der Einkommensphase ganz verschiedene Sachen triggern können und wie damit die Sonderfälle Spielbeginn/Mitte/Spielende in einem leicht zu merkenden Rahmen behandelt werden, das ist handwerklich echt toll gemacht. Aber spielerisch? Da sehe ich leider nur langweiliges Ressourcengetausche und diverse Leistenfortschritte mit drübergestülptem Zivilisationsthema. Mit dem hier aufgerufenen Preis ist das leider komplett jenseits von "kann man mal ausprobieren". Auf die bemalten Minis könnte ich jederzeit verzichten, wenn ich das Spiel reizvoll fände...

    Matze : In deinem "nicht seriös" liegt nach meinem Sprachgefühl der Vorwurf, dass das eventuell nicht sicher ist und das Geld weg sein könnte. Das geht schon ein wenig in Richtung von Unterstellen betrügerischer Absichten. Vermutlich auch deshalb die Nachfrage von Ernst Juergen Ridder. Das kann ich hier aber überhaupt nicht sehen. Kein bisschen.


    Da ist mit Feuerland ein eher kleiner Verlag erstmals mit einem größeren Preis bedacht worden. Okay, nicht SdJ, sondern "nur" KSdJ, aber trotzdem müssen die es erstmal gestemmt bekommen, jetzt für das anstehende Weihnachtsgeschäft Massen von Flügelschlag-Exemplaren in die Regale der ganzen Kaufhäuser zu bekommen. Das muss vorfinanziert werden. Da ist es für mich absolut plausibel, dass die jetzt "das Geld brauchen". Ich finde ganz im Gegenteil den Umgang damit sogar sehr positiv in seiner Transparenz. (Außerdem kommen die aus Eppstein-Bremthal, das gibt Extra-Pluspunkte; dahin habe ich familiäre Bezüge. :) )


    Leider interessiert mich weder Flügelschlag (3x gespielt, ganz nett, aber muss man nicht haben) noch Tapestry (zu teuer, um es ohne Anspielen zu kaufen). Sonst könnte ich direkt auf die Idee kommen, das Ganze zu unterstützen...

    By the way, vielleicht solltest Du mal, Deine Simulation gegen die Scythe-App antreten lassen.

    Erstens habe ich keine Scythe-App und zweitens ist Simulation keine AI, sondern nur ein System, um mit einem Tastendruck Zugoptionen zu testen bzw. zurückzunehmen. Außerdem ist mir Scythe dann doch nicht soooo wichtig....


    Back on topic. Mit Tapestry beschäftige ich mich, wenn die Spielregel draußen ist. Alle Teaser vorher lassen mich völlig kalt.

    #Scythe

    Bei 7 Fraktionen ist unter 50 Partien alles noch Kennenlernen des Grundspiels

    Ähem, nö. Ich habe mir nach der ersten Partie Papier und Bleistift genommen und wenig später nach der dritten Partie dann ein Simulationsprogrämmchen geschrieben, um den optimalen Start für bestimmte Startbedingungen herauszufinden. So viele komplett verschiedene Startstrategien gibt es nicht; das 5x5 bzw. 7x7 als Produkt von Fraktion und Brett täuscht da gewaltig. Weil der Start quasi interaktionsfrei ist, ist das ein relativ simples Optimierproblem. Und genau deshalb ist das Spieldesign meiner Meinung nach auch bestenfalls überdurchschnittlich. Sowas darf nicht so leicht komplett zu analysieren sein.


    Mit ein wenig mehr Interaktion von Anfang an wäre das auch nicht so einfach. Dass im ersten Drittel bis erste Hälfte eines Mehrspielerspiels jeder einfach nur für sich hinoptimiert, ist einfach ... sehr merkwürdig. Das mag nicht jeder so erlebt haben, wenn alle in der Runde eher ziellos spielen, aber unter guten Spielern ist nach spätestens 20 Runden Schluss, und wenn nicht gerade Rusviet einen Factory Rush spielt, ist der erste Kampf in Runde 10 oder später nichts ungewöhnliches. Wobei man zugeben muss, dass das Problem mit den Erweiterungen (mehr Fraktionen, neue Effekte, andere Ziele) schon spürbar abgemildert wurde.

    Ernst Juergen Ridder : In der Aussage, dass Jamey Stegmaier seine Künstler und sonstige Aufhübscher hochprofessionell auswählt, steckt nicht die geringste Aussage über die grundlegende Designqualität seiner Spiele. (Seine Designs würde ich je nach Spiel sehr unterschiedlich bewerten, von verzichtbar bis gut.)

    [Boygroup-Vergleich von Bierbart ]

    dass eine gecastete Boygroup sich über mehrere Jahre so erfolgreich in den Charts halten kann spricht wohl auch für sich

    Da hast du etwas im Musikbusiness falsch verstanden. Nicht die zusammengecastete Boygroup hält sich mehrere Jahre in den Charts, sondern die Hintermänner des Ganzen, und zwar mit immer wieder wechselnden Boygroups. So wie Herr Stegmaier mit immer wieder wechselnden, hoch professionell ausgewählten Aufhübschern für seine Werke. :)