Beiträge von Bierbart im Thema „Tapestry (Stonemaier Games)“

    Ich hab mir das Spiel und die Mechaniken sowohl in Jameys Blog als auch von unabhängigen Blogs/Videos angeschaut und wusste, was mich erwartet. Das hat mir gefallen, also hab ich es gekauft. Macht das jemand anders? Gerade bei einem Preis wie hier kann ich mir gar nicht vorstellen, dass ich das jemals anders machen würde.

    Also ich würde behaupten, die dahergesagten 90 Prozent machen das tatsächlich anders, weil sie Spiele wie Tapestry gar nicht kaufen (und darüber auch nicht nachdenken), sondern mehr oder weniger spontan mitspielen, also ohne nennenswertes Wissen über das Spiel. Und enttäuscht werden durch nicht erfüllte Erwartungen kann man ja schließlich auch als Mitspieler, nicht nur als Eigentümer.

    Scythe, Viticulture oder Charterstone mit Popmusik zu vergleichen und langweilig und glattgebügelt zu nennen erscheint mir dann doch sehr gewagt. Die Spiele sind innovativer als die letzten 10 Jahre Popcharts zusammen :P

    OK. Dann anders. Stonemaier-Games wie gecastete Boygroups: Sie können gut tanzen, sehen gut aus und werden von Anfang an professionell vermarktet. :)

    Seine Spiele sind großteils zumindest andersartig genug um aus der Masse der 08/15 Produktionen herauszustechen. Das heißt nicht das alles davon herausragend ist.

    Wie man's nimmt. :) Ich finde Stonemaier-Spiele in keiner Weise herausragend, sehen wir davon ab, wie gekonnt sie vermarktet werden. Sie sind aber auch gewiss nicht schlecht. Stonemaier-Spiele sind eigentlich am ehesten wie Popmusik: Glattgebügelt und ein bisschen langweilig, aber tut niemandem weh.

    Historisch gesehen wurden Konflikte auf vielen Ebenen ausgetragen. Von daher sollte ein gutes Civ dies auch ermöglichen. Sind aber durch das Design alle Spieler gezwungen auf den gleichen aggressiven Kurs umzuschwenken um überhaupt noch eine Siegchance zu haben, kann man schon von schwachem Regeldesign reden.

    Kann man natürlich; ob die Aussage so stimmt, steht allerdings auf einem anderen Blatt. :)


    Für mich gehört zu einem guten Civ ein solcher Mechanismus fast (fast?) zwingend mit dazu, sonst verfehlt das Spiel sein Thema. Man muss es bestimmt nicht gut finden oder gar verherrlichen, aber das Militär war vom Altertum bis in die Gegenwart immer eine Säule der Geopolitik (und wird es ziemlich sicher auch bleiben, so lange es Staaten auf der Erde gibt). Diplomatischer Einfluss hängt direkt damit zusammen. Die Gestaltung weltweiter handels-, wirtschafts- und finanzpolitischer Regeln wiederum hängen sehr vom diplomatischen Einfluss ab. Sogar der Einfluss einer Kultur auf andere Kulturen, den man ja auch als Maßstab für die Bedeutung einer Zivilisation heranziehen kann (und in solchen Spielen auch oft tut), steht damit indirekt im Zusammenhang. Und dass andererseits militärisch unterlegene Kulturen immer latent von der Einverleibung, wenn nicht gar Zerstörung durch andere bedroht sind, das ist, denke ich, offensichtlich.


    Ein gutes CIv jedenfalls muss meiner Meinung nach diese Zusammenhänge darstellen können. Und genau das passiert ja, wenn das Spiel einen Mechanismus beinhaltet, der zum Mitrüsten zwingt, sobald einer damit anfängt, eine militärische Bedrohung aufzubauen. Ein teurer Militärapparat verschlingt Ressourcen, die woanders fehlen und benachteiligt diejenigen, die knapp an Ressourcen sind. Für mich wäre ein Spiel ohne diese Rüstungsdynamik zumindest kein "richtiges" Civ, sondern "nur" ein Spiel mit aufgepinselter Civ-Thematik; was darum nicht zwingend spielerisch schlecht sein muss.