Beiträge von ravn im Thema „Tapestry (Stonemaier Games)“

    Mich freut es, dass Tapestry so gut ankommt und zu immer wieder neuen Punkterekorden animiert. Ich finde es nur arg schade, dass das Spiel so viel Potential verschenkt hat, weil es mit einigen Änderungen weitaus besser sein könnte. Siehe meine ausführliche Kritik vor x Seiten in diesem Forenthread für Details. Genau das, wenn auch nicht alle meine Punkte so explizit genannt, weil jeder auch seinen eigenen Fokus auf ein Spiel hat, hat Udo Bartsch als fehlende redaktionelle Perfektion zusammengefasst.


    Macht es das Spiel für alle die, denen Tapestry gefällt, in irgendeiner Form schlechter? Keineswegs, warum auch. Lasst Euch Euren Spielspass nicht durch Drittmeinungen nehmen, bei Eurer eigenen Spielerfahrung widersprechen. Hier kann es nicht um "Recht haben" gehen, sondern nur um Meinungen und die sind nunmal verschieden - zum Glück.

    An alle die, welche ihre Wahrzeichen-Gebäude nachgebessert haben:


    Wie sehen den derweil Eure Langzeit-Erfahrungen mit den optimierten Wahrzeichen-Gebäuden aus? Hat Euch da eine Lösung überzeugt?

    Pfffffffffft. Wer will ersthaft bis Q1/2021 warten? Besonders wenn es die englische Version schon im kommenden Monat geben soll. 8o


    Ich, weil ich weiterhin beim Nachdruck des deutschsprachigen Grundspiels hoffe, dass es bis dahin eine verlagsseitige Lösung für mein ganz persönliches Stadtraster-Miniaturen-Problem mit dem Spiel gibt. Hat zudem auch noch den Vorteil, dass bis dahin das Balancing der Fraktionen weiter vorangeschritten ist und auch die neuen Fraktionen der Erweiterung betrifft. Wird also alles gut dank Feuerland. :)

    Wo liegt die Grenze zwischen "persönlich begründet kritisch betrachten" und "zerreden"?


    Für mich hat Tapestry mindestens sechs Problemstellen, die man aber ganz individuell persönlich stark gewichten kann von "mir doch egal" bis "geht gar nicht":


    - Der Untertitel "A Civilization Game" kann Erwartungen wecken, die das Spiel nicht einhalten kann und will = mir doch egal

    - Die Landmarks-Miniaturen können amateurhaft bemalt wirken und passen nicht wirklich gut in das Stadtraster = gefällt mir nicht

    - Die Plastik-Ressource-Tokens fühlen sich haptisch zu leicht und billig an, was im Widerspruch zum hohen Verkaufspreis steht = gefällt mir nicht

    - Die Entscheidungen im eigenen Spielzug ("auf welcher Leiste nach vorne gehen?") können im Erstkontakt flach und langweilig-abstrakt wirken = habe ich anders erlebt, kenne aber auch andere Erfahrungen

    - Spontane Bauspieler, die in ihrer Erstpartie einfach losspielen anstatt vorauszuplanen, können durch das Spiel rennen und schauen dann die letzte halbe Stunde den Mitspielern zu = habe ich zum Glück nicht erlebt, kenne aber auch andere Erfahrungen

    - Das Spiel ist mit über 75 Euro (fernab Rabatte) in einer Preisregion angesiedelt, in der man mehr Qualität und/oder Quantität erwarten kann = stimme ich zu


    Ist das schon ein zerreden?

    Mir ist es in meiner Partie als unschön aufgefallen: Da machen die sich so viel Arbeit um die Miniaturen und dann machen die sich so wenig Aufwand, die passbar in das Stadtraster zu bekommen. Für den hohen Kaufpreis erwarte ich da mehr. Bleibt ein interessantes und spannendes Spiel. Die Verwendung der Miniaturen gefällt mir persönlich aber nicht. Da hatte ich auf Nachbesserung gehofft per Erweiterung.


    Für manche kann das maßlos übertrieben sein. Für mich ist es (bisher) mein Hauptargument, das Spiel für den Preis nicht zu kaufen. Ob das viele genauso sehen, könnte eventuell was daran ändern, ob es eine Änderung gibt oder eben auch nicht. Für die eigene Meinung ist die Menge, welche die eigene Meinung teilen, hingegen unerheblich - meine ich. :)

    Wie ist bei der Erweiterung das "landmarks that fit better in capital cities" zu verstehen? Bezieht sich das nur auf die neuen zusätzlichen Landmarks, oder soll es Ersatz für die alten unpassenden Landmarks geben?

    Sich möglichst lange in der ersten Epoche aufhalten klingt gut. In meiner Erstpartie hatte ich das angestrebt und geschafft und hätte auch noch einen Zug länger dabei herausholen können, wenn ich eine Option nicht übersehen hätte. Nur genützt hat mir das am Spielende dann doch nichts. Abgeschlagen in der 2er-Partie, weil ich es nicht hinbekommen habe, eine entsprechende Ausgangslage für Punkte aufzubauen für die weiteren Epochen.


    Ich hoffe weiterhin auf eine verbesserte 2nd Edition.

    Ernst Juergen Ridder : Ich meine die kleinen doppelseitigen Spielübersichten. Da wir zu zweit gespielt haben, konnte jeder von uns zwei davon ausliegen haben. Ich hätte die gerne dafür genutzt, um mich in meiner ersten Partie durch die Details des Spielablaufs zu hangeln. Für mich waren die aber eher verwirrend, besonders in der Einkommen-Aktion.


    Dort sind die Einzelschritte durchnummeriert. Besser fände ich stattdessen ein jeweils vorangestelltes Icon, das ich dann auch auf auf dem eigenen Spielerboard in der Infobox zur Einkommens-Aktion wiederfinde und mir klarer wird, welche dieser Schritte in welchen Epochenwechseln zum Zuge kommen. Wäre für mich ein Mehrwert gewesen. So hatte ich auf der Übersichtskarte eine Nummerierung, die aber nichts mit der Nummerierung in der Infobox zur Einkommens-Aktion zu tun hatte. Das war für mich verwirrend.


    Auf der Übersichtskarte ist der Schritt, dass ich nach der Aufwertung einer meiner gelben Fortschrittskarten die getriggerte Belohnung bekomme, nicht erwähnt oder so beschrieben, dass ich die damit nicht verbinden konnte.


    Und eben die fehlenden Icons der Hauptaktionen, der beschriebenen vier Fortschrittleisten. Dort finde ich nur das Icon der Fortschrittsleiste, aber eben nicht, welche Aktion dieser Leiste hier ausführlich erklärt wird. Weil die Infos an sich, fand ich hilfreich, um mich zu erinnern, für was ich da Siegpunkte und Boni bekomme.


    Klar, wenn man diese Übersichtskarten nicht nutzt, dann ist das egal. Mich haben die in Summe aber mehr verwirrt als geholfen bzw. die Einstiegshürde eben nicht abgenkt, sondern weitere Fragen aufgeworfen, wo diese doch eigentlich Fragen beantworten sollten. Mit ein paar einfachen Mitteln hätte der Verlag die in meiner Sicht besser nutzbar gestalten können. Entweder habe ich da eine Einzelmeinung und alle anderen Testspieler fanden diese Übersichtskarten ausreichend toll oder es wurde eben diesen Karten zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.


    Ernst Juergen Ridder: Die Wahrzeichen stehen auf ihrem Extratableau schön aufgreiht. Die Basis passt schlicht nicht zum Raster, das die abdecken sollen. Teils zu klein, teils zu gross. Um genau zu erkennen, welche Rastergrösse die abdecken, musste ich die einzelnd anheben und mir die Rastergrösse merken. Gefällt mir persönlich nicht, weil erschwert mir den Zugang zum Spiel.


    Wenn Jamey unbedingt diese Miniaturen nutzen wollte, hätte ihm auch klar sein müssen, dass die nicht wirklich in ein Raster passen. Wenn alle etwas zu klein gewesen wären, ok, dann stellt man die Miniaturen einfach mehr mittig auf ihre Rasterfläche und gut ist. Aber einige sind zu klein, einige zu gross. Warum wurde dann das Raster nicht ausreichend gross für alle Miniaturen gewählt und dann die Miniaturen vorgefertigt auf ein Stanzbogen-Plättchen geklebt, welches das Raster passend abdeckt?


    Stattdessen stehen auch hier Objekte auf für mich wichtigen informationen, die dadurch abgedeckt werden. Wie bei den Gebäudereihen ebenso. Klar kann ich mir das alles merken oder immer wieder nachschauen, bis ich es mir gemerkt habe. Aber gut zugänglich ist für mich anders.


    Nur Kleinigkeiten, aber genau diese Kleinigkeiten ziehen sich in meiner subjektiven Wahrnehmung durch das ganze Spiel. In Summe verschenkt das Spiel für mich dadurch Potential, das es durchaus hat. Das fasse ich für mich als redaktionell schlampige ( = schlecht gemachte, weil zu wenig auf Details geachtet wurde) Arbeit in der Einsteigerfreundlichkeit und Übersichtlichkeit zusammen. An mitlesende Feuerland-Mitarbeiter gerichtet: Warum wurden solche Entscheidungen bei Euch für die deutschsprachige Version durchgewunken? Oder wurden die komplett anders gesehen?


    Unabhängig davon finde ich Tapestry spielerisch wirklich gelungen und spannend und mit Wiederspielreiz. Schade finde ich nur, dass es in der Umsetzung an einigen Stellen knirscht und ich für mich meine, dass man da bessere Lösungen hätte finden können.

    PS: Da ich erst gestern so richtig mit Tapestry fernab negativen Kurzberichten und Anekdoten um dieses Spiel in Berührung gekommen bin, kann es auch gut sein, dass meine subjektiv empfundenen Kritikpunkte an einigen Details alle schon längst ausdiskutiert und Designentscheidungen und redaktionelle Arbeit geklärt wurden. Ich blättere derweil mal die 28 Forenseiten zurück ...

    Gestern und heute über die Tagesgrenze hinweg meine erste Partie Tapestry in entspannter Zweierrunde mitspielen können. In meinem Umfeld ist das Spiel leider arg negativ eingestuft worden, so dass selbst die Spielebesitzer es nicht mehr spielen wollten, besonders wenn andere Alternativen zur Auswahl standen. Dachte schon, dass ich es deshalb niemals mehr mitspielen werde können, um mir eine eigene Meinung zu bilden. Deshalb Danke an d0gb0t an dieser Stelle.


    Am Ende wurde ich zwar mit rund 50 Punkten Abstand besiegt, aber ganz ungeachtet davon, hat mir Tapestry wirklich gut gefallen. Klar, es ist kein episches Zivilisationsspiel, sondern eher ein Ressourcen-Einsatz-Euro-Optimier-Game mit Zivilisationsthema, aber das macht es richtig gut. Durch die vielen Fraktionen und Karten, von denen wir nur ein Bruchteil gesehen haben, ist eine enorme Varianz gegeben. Eine Varianz, die mich anspricht, es nochmals und nochmals mit einer anderen Kombination aus Fraktion und Stadtgebiet auszuprobieren und besser zu machen.


    Anfangs hatte ich sogar den Eindruck, einiges richtig zu machen. Zumal ich mich weitaus länger in der ersten Epoche als mein Gegenüber aufhalten konnte. Mit ein wenig mehr Erfahrung, die dann mehr optimierte Züge ergeben hätten, was ich erst später erkannte, hätte ich den Epochenwechsel sogar noch etwas länger herauszögern können. Rohstoffe sind doch bis zum letzten Viertel der Partie wesentlich mehr wert als reine Siegpunkte. Die fetten Punkten winken sowieso erst Richtung Spielende, aber das wir mir alles in meiner Erstpartie noch nicht recht bewusst. Ein Grund mehr, es nochmals mitzuspielen. Die Wiederspielmotivation ist somit bei mir gegeben.


    Leider macht Tapestry auf der Ausstattungs- und redaktionellen Seite nicht alles richtig und einiges sogar wirklich falsch. Die bemalten Plastikmonumente füllen mit ihrer Grundfläche nicht wirklich ihr vorgegebenes Raster aus. Hätte man besser machen können oder nachträglich mit passenden Sockeln korrigieren können. Dass der Verlag das Spiel trotzdem so ausgeliefert hat, spricht leider nicht für Stonemaier Games. Viticulture und Scythe hatten da mehr an Feinschliff zu bieten und die Qualitätslatte entsprechend hoch gelegt.


    Warum diese Monumente zudem nicht direkt an der passenden Stelle auf dem Spielplan stehen und man direkt sehen könnte, welche noch verfügbar sind und welche Rastergrösse die haben, ist eine weitere Frage. Oder würden die aufgrund ihrer durchaus gegebenen Wuchtigkeit dann den Blick auf wichtige Details versperren. Alles eine Design-Entscheidung, weil so zwingend hoch hätten die gar nicht ausfallen müssen. Ein kleiner Leuchtturm umgehen von Landschaft wäre für mich ebenso ok gewesen.


    Dann stehen die zu bauenden Gebäude aufgereiht auf den Icons, die mir eigentlich erzählen sollen, was für ein Einkommen ich bekommen werde, wenn ich die baue. Nur sehe ich diese Icons erst, wenn ich die Gebäude einzelnd anhebe oder direkt jenseits der Iconleiste verschiebe. Übersichtlich ist anders. Also warum die Icons nicht unterhalb der Gebäude abbdrucken oder mit durchsichtigen Gebäuden arbeiten? Wobei auch hier das Spiel gerne für mich ein wenig mehr abstrahieren hätte können, denn ausmodulierte Gebäude brauche ich hier nicht. Besonders weil die im Stadtraster sowieso nur dazu da sind, um das Raster abzudecken. Auch hier wurde die Optik höher als die potentielle Funktionalität bewertet vom Verlag. Beides wäre optimal gewesen, aber nur auf Optik zu setzen, hinterlässt bei mir ein gemischtes Gefühl, dass hier (für mich) falsche Prioriäten gesetzt worden sind.


    Die Übersichtskarten machen es leider nicht besser. Erstens: Die Aktionsabfolge beim Einkommen ist nur unzureichend und unvollständig beschrieben. Einige Schritte fehlen dort. Zweitens: Bei den Hauptaktionen der einzelnen Fortschrittsleisten fehlen die passenden Icons für genau diese Hauptaktionen. Stattdessen muss ich als Erstspieler, der genau auf diese Übersichtskarten setzt und Hilfe davon erwartet, mir die Verbindung der Textbeschreibung und der entsprechenden Fortschrittsfelder selbst zusammensuchen. Ich nenne das schlampige redaktionelle Arbeit. Oder war der Termindruck zu gross, um hier weiter optimieren zu können. Zumal solche Sachen eigentlich allen Erstspielern negativ auffallen sollten.


    Die Ressourcen sind nur Leisten, auf denen man seine Ressourcen abträgt. Alle Vorausplanung muss deshalb im Geiste geschehen und ich kann nicht mit meinen Ressourcen vorplanen und entsprechende Haufen bilden. Hat mir schon im Vergleich Terra Mystica zu Gaia Projekt nicht gefallen und bei Tapestry mag ich diese Ressourcenleisten ebenso wenig. Wollte man hier Material sparen? Passt dann aber nicht recht zum Rest des Spiels, mit seiner überproduzierten (und trotzdem unpassenden) Materialschlacht bei den Monumenten und Gebäuden.


    Eine vom Material und redaktionell überarbeitete Neuauflage wäre toll, wird aber wohl nicht kommen. Stattdessen ist der Verkaufspreis entsprechend hoch. Für mich ok, wenn zumindest der Gegenwert gegeben wäre. Aber mit den Fehlentscheidungen beim Material und der redaktionellen Schlamperei in der Einsteigerfreundlichkeit und Übersichtlichkeit wirkt Tapestry auf mich nur unnötig teuer. Leider, denn rein spielerisch hat es mir wirklich gefallen. Hatte sich Stonemaier Games eigentlich zu den ganzen offensichtlichen Kritikpunkten geäussert oder sind die eher subjektiv zu sehen?

    Nur weil "A Civilization Game" draufsteht, muss noch lange kein Civilization von Avalon Hill oder FFG oder ein Through the Ages drinstecken. Nur weil die persönliche Erwartungshalten diese Schlüsselworte mit den genannten Genrereferenzen gleichsetzt, muss Tapestry das nicht sein. Spätestens seit den Vorberichten oder mit Erwähnung der 4-seitigen Anleitung sollte klar gewesen sein, dass das kein episches Zivilisationsspiel sein kann und will. Wer das dann kritisiert, hat schlicht das falsche Spiel gekauft.


    Ob es dann in seinem Genre und in seiner Zielsetzung ein spielenswertes Spiel ist, ist eine ganz andere Frage. Bin auf die Erstpartie gespannt - irgenwann und irgendwo.