Bei der zweiten Partie war ein Spieler unglaublich weit abgeschlagen, die anderen drei relativ eng beieinander. Da haben alle versucht nicht zu mergen.
Das wird höchstwahrscheinlich auch wesentlich an der Unerfahrenheit bzw. fehlender Durchdringung der Regeln gelegen haben, von daher kein Vorwurf. Aber mal ganz klar gesagt: Dann haben die anderen drei in diesem Falle einfach schlecht gespielt, ganz ähnlich wie wenn man in vielen Area Control Spielen einen Führenden ungestört gewinnen lässt und sich nachher darüber ärgert, dass das Spiel nicht besonders spannend war.
Bei vielen etwas anspruchsvolleren Spielen haben es die Spieler eben auch ein Stück weit selbst in der Hand, ob das Spielerlebnis gut wird oder nicht. In der modernen schnelllebigen Spielewelt voller halbgarer "Ersteindrücke" haben es diese Spiele nicht immer leicht. Aber das macht diese Spiele deshalb nicht schlechter. Genau das gilt auch für Ankh.
Solange man in Ankh nicht sicher ausschließen kann, einer der beiden Merge-Partner zu werden, darf man es eben nicht zulassen, dass ein anderer abgeschlagener Letzter ist. Nicht aus Gutmütigkeit oder um jemanden zu schonen, sondern im ureigenen Gewinninteresse. Ganz wesentlicher Punkt hier! Denn der andere ist dann immer potenziell auch der eigene Partner für das Endspiel. Mehr noch: man würde als Vorletzter auf genau dieses abgeschlagene Devotion-Niveau zurückfallen! Das Spiel verlangt von einem auch, einen möglichen Sieg als Merge-God als Plan B auf dem Schirm zu haben. Auch da sind die Regeln eigentlich sonnenklar. Wenn die Spieler stattdessen den Merge als Niederlage begreifen, dann ist das ausschließlich das Problem der Spieler, nicht des Spiels.
Ich sage zwar auch gerne, dass Robustheit gegen schlechtes (oder sogar fehlerhaftes!) Spielen ganz wesentlich die sehr guten und kommerziell besonders erfolgreichen Spiele ausmacht, und in dieser Kategorie kann Ankh ganz sicher nicht besonders hoch punkten. Ankh ist ein Spiel, das viele Spieler erst mit häufigem Spielen wirklich verstehen werden, und manche noch nicht mal dann. Ankh ist diesbezüglich ausgesprochen instabil. Soweit unterschreibe ich das noch voll und ganz. Aber wenn jeder "richtig" spielt, und "richtig" heißt hier nichts anderes als "auf Sieg", dann sorgt die erzwungene Verschmelzung der beiden Letzten kurz vor Schluss eigentlich automatisch dafür, dass vor diesem Zeitpunkt alle halbwegs dicht beisammen sind und nachher sogar der Merge-Gott auch noch ein bisschen um den Sieg mitspielen kann.