Ein wenig ruhig ist es um Ankh geworden. Ist der Glanz des Neuen derweil schon verflogen oder bin ich schlicht zu spät zur Ankh-Party gekommen, so dass eigentlich alles schon längst ausdiskutiert ist?
Gestern ist dann meine privat gekaufte Eternal-Kickstarter-Version samt Playmat originalverpackt bei mir eingetrudelt. Ein riesiges Paket mit ganz vielen Spieleschachteln und dreieckiger Playmat-Versand-Lager-Verpackung. In Summe habe ich mehr bezahlt als die Kickstarter-Backer, aber die haben schon vor 1 1/2 Jahren bezahlt und in der Ungewissheit, was da irgendwann geliefert werden wird. Ich konnte von einer ganzen Menge an Erst- und Zweiteindrücken profitieren und Meinungen aus erlebten Spielpartien am Tisch. Das war mir dann den kleinen Aufpreis auch wert. Und da ich mir einrede, dass es im Direktvergleich mit den BGG-Marktpreisen fast schon ein glückliches Schnäppchen war, ist auch alles gut.
Whow, der Name des Verlages ist hier mal wieder Programm. Wobei ich gestehen muss, dass ich kein einziges der grossen CMON-Spiele in meiner Sammlung habe. Da waren meine Mitspieler immer schneller und ich fand die Mitspielerrunde völlig ausreichend. Zumal bei all diesen Spielen der CMON-Kickstarter-Exklusiv-Hammer zuschlägt. Entweder begnügt man sich mit einer im Umfang abgespeckten Retailversion oder zahlt später teilweise Mondpreise für die vollständigen Kickstarter-Versionen. Das hatte meine Mitspielerrolle dann nur noch bestärkt und mich vom Kauf abgehalten - bisher.
Nun aber stapeln sich hier die sechs Spieleschachteln von Ankh - die beiden Minischachteln mit Katzen und Sphinx noch gar nicht eingerechnet, aber die lassen sich wenigstens bestens in den anderen Schachteln verstauen. Aber genau da fängt für mich die CMON-Herausforderung an: Wer den Ausruf schon im Verlagsnamen trägt, der liefert auch genau das. Und all die ganzen Miniaturen brauchen Platz und haben alle ihren eigenen Platz in den Plastiktrays. Dazu noch das Deluxe-Material, das Pappmarker durch ausmodeliertes Plastik ersetzt und die dickeren Playerboards und das Spiel wird fast schon unhandlich.
Für mich fehlt da ein wirklich durchdachtes Konzept, wie ich das Grundspiel mitsamt Deluxe-Material (und aussortierten Standard-Material) wieder einsortieren soll, so dass zeitgleich die Aufbauzeit minimiert ist und die Miniaturen auch unbeschädigt bleiben, weil da stehen eine ganze Menge an Stangen, Schwertern und Spitzen ab, die nicht einfach in einen Zippbeutel geworfen werden wollen. Ideal wäre dann noch eine Schachtel mit den ganzen Zusatzgöttern aus der Pantheon-Erweiterung und den weiteren Guardians aus der Guardian-Erweiterung - sozusagen als eine Erweiterungsbox, wenn man mehr Varianz ins Spiel bringen möchte. Einzig die Pharao-Spieleschachtel finde ich ideal, weil die ist in sich als Erweiterung konzepiert, die man dazunehmen oder auch weglassen kann.
Auf BGG gibt es da diverse Aufbewahrungs-Lösungsansätze, aber so richtig konnte mich davon nichts überzeugen. Entweder werden da Plastikinlays zurechtgeschnitten oder Schachteln schliessen nicht mehr richtig oder bilden riesige kombinierte Schachteltürme. Ich hoffe da auf eine gute Lösung von Folded Spaces, weil die ganzen Inlays in Holz könnte arg schwergewichtig werden. Ideal, wenn alles zu einer Gottheit zusammen wäre und direkt an die Mitspieler verteilbar.
Von der Tischpräsenz ist Ankh in der All-In-Version schon enorm. Allerdings hätte das alles auch gerne eine Nummer kleiner gehen können, denn die Götter sind schon arg grosse Miniaturen, die über den Spielplan thronen. Da es aber eine klare Beschränkung gibt, was alles in einem Hexfeld stehen darf, passt das auch so vom Handling. Ebenso sind die eigenen Kampfkarten für jede einzelne Gottheit wirklich ein Material-Overkill, weil die unterscheiden sich nur von der Rückseite in ihrem Artwork, denn rein spielerisch sind die alle gleich. Klar, dass da auch jede Gottheit seine eigene Miniaturenfarbe hat und seine eigenen Truppen mitbringt, mitsamt einem eigenen Satz an Anhänger-Markern. Imposant und zeitgleich völlig überproduziert.
Wenn ich mir anschaue, wie viel Standardmaterial ich noch in Folie aussortiert und durch das Deluxe-Material ersetzt habe und dass die Playmat nicht nur den eigentlichen Spielplan, sondern auch alle beiliegenden Zusatz-Spielbretter ersetzt und ich da selbst das Deluxe-Material aussortiere, dann wundert es mich nicht, dass ich damit in Summe zwei Ankh-Partien zeitgleich laufen lassen kann - sofern man sich auf die Götter und Guardians einigt und einen zweiten Rundenmarker improvisiert.
Hätte die Retailversion für 1/3 des Kaufpreises auch gereicht? Rein spielerisch sicher. Aber eben mit starken Abstrichen von der dreidimensionalen Optik des Spiels und der dann eingeschränkten Varianz durch weniger Göttern und Guardians. Und auf das Pharao-Modul hätte ich ebenso verzichten müssen. Ein optionales Modul, das in meiner Wahrnehmung das Spiel von einem eher fast schon denklastig-abstrakten Eurogame (auch wenn es nicht so aussieht) in Richtung Ami-Trash-Gameplay mit arg unerwarteten Wendungen und Herausforderung von ebensolchen Kontern drückt. Bleibt nur die Frage, ob Ankh so ausreichend bespielt wird, um das volle Potential der Varianzmöglichkeiten wirklich auszunutzen. Aber das ist dann ein reines Luxusproblem.
Mein Ersteindruck von der Spielmaterial-Seite betrachtet ist schon mal überwältigend. Einzig ein modulareres Aufbewahrungskonzept hätte ich mir gewünscht, weil so muss ich mindestens zwei grosse Schachteln plus die kleinere Divine Offering Box plus die Playmat mitschleppen, um Ankh ausserhalb überhaupt spielen zu können. Und dann bleiben die Zusatz-Guardians und das Pharao-Modul zu Hause, was dann auch nicht der Sinn eines "All in" ist.