Unglaublich. Unfassbar. Wahnsinn.
Ich habe gestern den Cycle 3 zu Ende gespielt und das Finale ist mit Abstand das beste, was ich in einem Kampagnenspiel, vielleicht sogar überhaupt in einem Brettspiel jemals erlebt habe. Ich bin absolut beeindruckt und freue mich jetzt schon riesig auf das, was noch kommt.
Ich werde hier nichts spoilern, aber ich möchte ein paar gar ganz persönliche Eindrücke zu dem Spiel schildern, die mir nach (vorläufigem) Abschluss der Kampagne durch den Kopf gehen.
- Ich habe das Spiel solo gespielt – nach KDM und Tainted Grail eigentlich erst das dritte Kampagnenspiel, auf das ich alleine Bock hatte (in 2-4er Runde habe ich schon eine ganze Menge anderer Kampagnenspiele gespielt). Ich habe dabei immer wieder längere Pausen eingelegt, was sich für mich so bewährt hat: Immer mal wieder am Stück einen längeren Abschnitt (Wochenende, am dem nichts los war, oder im Urlaub) spielen und es dann auch eine Zeit lang ruhen lassen. ATO ist m.E. kein Spiel für zwischendurch, auch nicht unbedingt für
den Abend, wenn man mal ein bisschen Zeit hat. Man braucht im Solo auf jeden Fall Konzentration und Muße dafür. Ich habe den Scribe
verwendet, der hat den Verwaltungsaufwand in überschaubaren Grenzen hält. Insgesamt finde ich das Spiel im Gegensatz zu KDM als
Solo-Spiel deutlich zugänglicher (gerade die Kämpfe). - ATO belohnt mit einer unfassbar guten Story. Ich mag die griechische Mythologie ohnehin, aber wie sich die gesamte Story durch die Cycles entwickelt, finde ich herausragend. Gerade der letzte Cycle hat mich dabei besonders beeindruckt. Cycle 2 war schon grandios – von der Geschichte wie von der Atmosphäre und ich hatte immer das Gefühl, hier wirklich etwas großes zu bewegen. Cycle 3 toppt das aus meiner Sicht noch mal, absolut episch bis hin zum unfassbaren Finale. Ich finde aber auch die einzelnen Texte hervorragend geschrieben
und extrem stimmungsvoll. Für mich absolut beeindruckend und in keinem anderen Kampagnenspiel so erreicht. Es ist durchaus viel Text
zu lesen und ich kann auch die Kritik nachvollziehen, dass die Adventure Hubs zu zersplittert sind. Mich hat das allerdings
überhaupt nicht gestört, für mich haben sie zu der Gesamtstory und zur Atmosphäre durchaus hilfreich beigetragen. - Die Kämpfe fand ich spannend und herausfordernd, in späteren Cycles zunehmend mehr. Gerade die Primordials aus Cycle 3 haben mir als Gegner gut gefallen. Hier musste ich wirklich sehr genau überlegen, welche Titanen ich mit welcher Gear ins Rennen schicke und wie ich die dann während der Kämpfe positioniere. Mit neuer Ausrüstung stellt sich auf jedem Level der Gegner eine neue Herausforderung und die einzelnen Monster unterscheiden sich ab Cycle 2 und 3 schon stark voneinander. Lediglich der Pursuer und der Burden-Fight nutzen sich m.E. schnell ab, weil man die halt über weite Strecken „rumbringen“ muss, ohne wirklich etwas dafür zu erhalten.
- Während der Kampagne sind immer wieder Entscheidungen notwendig, die tatsächlicheine Auswirkung auf den späteren Verlauf haben. Ich habe dabei nicht immer so entschieden, dass ich dadurch den größten Vorteil hatte, sondern wie ich es storymäßig für angemessen hielt. Dadurch wäre sicherlich noch Luft nach oben gewesen im Sinne einer spielmechanischen Optimierung. Ich bin aber auch so durch die drei Cycle gekommen, ohne an einer Stelle neu anfangen zu müssen. Wobei es manchmal schon knapp war im Hinblick auf Doom, Hull und Crew.
- Die Map mit ihrer langsamen Entwicklung gefällt mir als Spielelement sehr gut (fand ich schon in 7th Continent und Tainted Grail ganz gut), allerdings ist der Platzbedarf dadurch natürlich enorm. Ich bin dann irgendwann dazu übergegangen, die Map nur im Scribe nachzuhalten, was sehr gut funktioniert.
- Solo werde ich die drei Cycles nicht nochmal spielen, aber ich hätte total große Lust, die gesamte Kampagne mit drei Mitspielern nochmals zu erleben. Zum einen könnte man sich dann den Verwaltungsaufwand teilen (einer ist für die Regeln zuständig, einer der „Vorleser“, einer
kümmert sich um die ganzen Karten und einer fungiert als „Chronist“, oder so ähnlich), zum anderen gibt es tatsächlich immer wieder Entscheidungen zu treffen, die durchaus kontrovers diskutiert werden können. Ich finde so etwas in Spielen immer interessant. Mal sehen, ob sich eine Gruppe dafür findet. - Das Spiel hat sicherlich auch Schwächen. Aber ich kann für mich sagen, dass mich diese nicht gestört haben. Die Unübersichtlichkeit ist am Anfang zweifellos vorhanden, aber mit ein wenig Sortierung der ganzen Karten hatte ich schnell eine Ordnung, die ein schnelles Auf-
und Abbauen bzw. Finden von neuen Karten ermöglichte. Regelunklarheiten gibt es auch an einigen wenigen Stellen, allerdings hatten
diese bei mir nie Einfluss auf den Verlauf der Kamapagne (oder ich habe es einfach nicht gemerkt, lol). Pursuer- und Burden-Fight fand
ich nicht so prickelnd, aber auch nicht so störend, dass es mir die Spielerfahrung vermiest hätte. - Zuletzt: Ich mag ATO eigentlich gar nicht groß mit anderen Kampagnenspielen vergleichen. Dennoch finde ich es aktuell meine beste und
befriedigendste Kampagnenerfahrung. Die Story ist wie gesagt unerreicht. Es ist zweifellos ein großer Aufwand, in die Regeln hineinzufinden; aber das lohnt sich m.E. und wenn man einmal den großen Überblick gewonnen hat (was sicherlich bis in den Cycle 1
hinein dauert), dann läuft es eigentlich doch recht flüssig. Die Kämpfe sind so interessant, dass ich kein anderes Kampagnenspiel
deswegen bevorzugen würde. Mal schauen, was die Cycles 4 & 5 so bringen, ich freue mich gerade enorm darauf.
In diesem Sinne: Panta Rhei!