Beiträge von Ernst Juergen Ridder im Thema „Flügelschlag / Feuerland (aka: Wingspan / Stonemaier)“

    Kein Spiel kann alles abdecken, was Spieler sich so wünschen könnten. Das kann auch Flügelschlag nicht. Trotzdem hat es bei BGG bei rund 40k Votings ein Rating von 8,1; dabei sind auch 121 Leute, die Flügelschlag nicht einmal als Spiel anerkennen, weshalb sie es mit einer "1" bewertet haben.


    Wer in Würfeln Teufelswerk sieht, Ziehen von Karten von einem gemischten, verdeckten Stapel, der so viele Karten enthält, dass man sie gar nicht alle zu

    Gesicht bekommen kann, als einen Mechanismus ansieht, der nur einem kranken Hirn entsprungen sein kann, kann Flügelschlag nicht mögen. Muss er auch nicht, weil seine Meinung nichts daran ändert, dass sehr, sehr viele andere das schlicht anders sehen. Wer allerdings glaubt, er sei etwas Besonderes, weil er nicht dem "Mainstream" folgt, hat schon so ein wenig die Bodenhaftung verloren.

    Flügelschlag habe ich bislang nur solo und mit meiner Frau gespielt, weil ich halt die englische Ausgabe habe und das nichts für meine Spielgruppe ist.


    Einer meiner Mitspieler hat dann Flügelschlag in deutscher Ausgabe geschenkt bekommen. Regeln zu lesen, ist seine Sache nicht, also hat er mich gebeten, mit seinem Exemplar mal in der Spielgruppe zu spielen. Das haben wir gemacht und danach konnte er es dann seiner Frau erklären und mit ihr spielen. Seine Frau hat auch gelegentlich schon bei uns mitgespielt, daher weiß ich, dass sie zwar mal spielt, aber doch eher Nahezu-Nichtspielerin vom Typ "Schatz, was soll ich jetzt machen" ist. Mein Mitspieler meint, sie komme mit Flügelschlag ganz gut zurecht.


    Quintessenz: Man kann es als Einsteigerspiel spielen, seinen Spaß damit haben. Wer will da schon 90 Punkte?

    Gibt es für die mitgelieferten Plastikboxen einen Trick, wie man diese leicht öffnen kann, ohne dass diese dabei beschädigt werden oder der halbe Inhalt in der Umgebung verteilt wird? Bei mir lassen sich leider alle Deckel sehr sehr schwierig öffnen. Die sind ja sehr schön, aber dadurch relativ unbrauchbar.

    Daumen an einer Seite von unten zwischen Deckel und Boden schieben und schön langsam "aufhebeln".

    Flügelschlag hätte ich auch ganz ohne Hype gekauft, weil es von Stonemaier Games ist.

    Quasi allein wegen des Hypes um Stonemainer Games? ;)

    Klar, was denn sonst.


    Abgesehen natürlich von der Kleinigkeit, dass Viticulture Compl. mein völlig unangefochtenes Allzeit-TOP1-Spiel ist, Scythe mein Allzeit-TOP3-Spiel, Euphoria mit der Ignorance-Erweiterung jetzt auch eine 9.0/10-Wertung von mir bekommt und Charterstone mein liebstes Legacy-Spiel ist, immerhin auch noch 8.5/10 bei mir.

    Das sind die Jamey-Spiele, die ich ganz besonders schätze, egal, was andere davon halten mögen. Wenn Hype, dann schon selbstgemacht.

    Flügelschlag hätte ich auch ganz ohne Hype gekauft, weil es von Stonemaier Games ist. Allzuviel falsch machen kann ich damit nicht, obwohl es bislang schon aus meiner Sicht ein großer Unterschied sein kann, ob Jamey selbst Designer ist, oder nicht.


    Wingspan/Flügelschlag finde ich ok, es eignet sich durchaus für Kennerspiel-Niveau im Sinne des Kennerspiels des Jahres. Als Familienspiel wäre es in meiner Familie durchgegangen, weil meine Kinder schon früh ungewöhnlich viel Spielerfahrung hatten, ich glaube aber nicht, dass eine solche Einstufung auch in wenig spielenden Familien zuträfe. Optisch gefällt es mir, als Spiel kann es mich ganz persönlich aber nicht wirklich begeistern.

    Bei Scythe hat Jamey Stegmaier selber gesagt, dass einiges der "Unzufriedenheit" bei einigen an der Cover-Wahl liegt. Dieses suggeriert ein Spiel mit vielen militärischen Auseinandersetzungen, die es so in dem Spiel ja nicht gibt. Ohne die kämpfenden Mechs im Hintergrund wäre es ehrlicher ;) – ich glaube InsideTheBox bezeichneten es auch als Farming-Simulator :D

    Passt doch. Die Mechs stehen doch im Hintergrund, genau wie der Kampf im Spiel. :sonne:

    Wer sich vom Scythe-Cover suggerieren lässt, es handele sich um ein Spiel mit viel Kampf, schaut glaube ich nicht genau hin, wie man es zB laut Jamey bei den Begegnungskarten tun soll. Da kämpfen im Hintergrund zwar Mechs, im Vordergrund aber wird mit ziemlicher Gelassenheit Landwirtschaft betrieben, viele konzentrieren sich auf ihre Arbeit, schauen nicht einmal in Richtung der Kämpfe. Vielleicht vertrauen sie ja darauf, dass nicht sie und ihre Welt das Angriffsziel sind. Vielleicht wissen sie ja auch, dass ein Angriff auf sie Ansehensverlust für die Angreifer bedeutet. Welchen Zweck mögen die Kämpfe dienen, wenn sie die örtliche Bevölkerung nicht beunruhigen? Das Cover regt doch eher zum Einlassen auf eine Welt an, die anders ist, als wir sie kennen.

    Ui. Von Puma und Baseliner sehr verhaltene Bewertung. Das wiegt schwer für mich. Danke an euch beide, dass ich euch traut, gegen den Strich zu bürsten. :thumbsup:

    Ich warte gespannt auf den Bericht im Wochenthread.

    Ich weiß nicht, ob das auf Dauer wirklich gegen den Strich ist. Zwei Partien (solo und zu zweit je einmal) sind für eine Beurteilung noch nicht viel. Aber so richtig packen will es mich bislang nicht.


    Frage ist dann immer, nochmal um zu prüfen, ob es nicht doch zündet, oder sich anderem zuwenden? Vielleicht ja, weil das Material schön ist, vielleicht doch nein, weil anderes mehr lockt? Mal sehen.

    Ich habe es heute mit meiner Frau zu zweit gespielt, nachdem ich es ja schon einmal solo für zwei Spieler (65:58) gespielt hatte.


    Ich war in der 2P-Partie mit meiner Frau besser (81), als im Solo-Versuch, aber meine Frau hat mich in ihrem ersten Spiel schlicht abgezogen (130). Sie war einfach schneller beim Ausbau und hat dann weiter Edelwaren produziert und verkauft. Da hat es mir auch nichts mehr geholfen, dass ich allein in der letzten Spielrunde mehr als die Hälfte meiner Punkte machen konnte.

    Verkaufen über große Entfernungen bringt zwar nahezu unabhängig von den aktuellen Geldkursen viel ein, vor allem, wenn man mit mehreren Waren unterwegs ist, aber viele schnelle Verkäufe über kurze Wege scheinen sich ja zu lohnen.

    Bei solchen Spielen merke ich immer wieder, dass meine Frau als Optimierungs-Freak deutlich erfolgreicher ist als ich, der ich doch eher Bauchspieler bin. Wenn ich erkenne, wie sie's macht, ist es oft schon zu spät.

    Ernst Juergen Ridder


    Der Mensch sucht oft Muster und versucht Dinge auf Bekanntes zurückzuführen. Deswegen kann Erfahrung zu blind spots führen.

    Stimmt schon. Irgend wie sind wir ja auch entsprechend "gestrickt", weil es uns das Verständnis der Welt leichter macht (zu machen scheint).


    Wer aber immer nur auf bekannte Muster zurückzugreifen versucht, wird es mit der Erweiterung seines Horizonts schwerer haben.

    Jamey Stegmaier hat es hier u.a. durch sein Champion-System geschafft, die Hypemechanismen der Crowdfundingwelt in die klassische Verlagswelt mitzunehmen.

    Das ist nichts per se Schlechtes. Das kann zumindest solange funktionieren, wie der Verlag gute Spiele macht.


    Jamey ist halt Geschäftsmann, aber auch sehr kundenorientiert. "Vorschusslorbeeren" hat er sich ja nicht durch gehypten Mist verdient.

    Das Thema ist glaube ich, dass ein Vielspieler aufgrund seiner Erfahrung eher Dinge in nicht eindeutig formulierte Regeln interpretiert. Ein Wenigspieler könnte das mangels Erfahrung anderer Mechanismen oft nicht. Ergo muss eine Regel paradoxerweise für den Vielspieler eindetiger sein als für den Wenigspieler.

    Ich habe mich an dieser konkreten Regeldiskussion nicht beteiligt, habe das auch nicht vor, weil ich die deutsche Regel gar nicht kannte, nach der englischen das Spiel gelernt habe und dann natürlich eine bestimmte Vorstellung davon, wie etwas gespielt wird, schon habe, wenn ich den deutschen Text erstmals lese; da kämen bei mir bestimmte Zweifel gar nicht erst auf.


    Ich glaube allerdings nicht, dass eine Spielregel für einen Vielspieler wegen seiner Erfahrung mit anderen Spielen eindeutiger formuliert sein muss, als für einen Wenigspieler, der die Vergleichsmöglichkeiten nicht hat.


    Auch ein Vielspieler ist doch zunächst einmal ein ganz normaler Mensch/Leser. Er könnte daher, wenn er denn wollte, die konkret vor ihm liegende Spielregel als das angehen, was sie ist oder jedenfalls sein sollte, nämlich als eine Gebrauchsanweisung für das konkret vor ihm liegende Spielmaterial.


    Was in einem anderen Spiel als ähnliche Spielmechanik wie geregelt ist, ist dabei doch vollkommen egal. Die Regel soll erklären, wie ich das konkrete Spiel spielen soll, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    Ich werde es die Tage wohl nochmal gegen einen menschlichen Gegner spielen, weil ich glaube auch nicht so der Automa-Spieler bin. Der sammelt einfach unabhängig von den Regeln sein Zeug, super langweilig. Am Ende 77:73 gewonnen und froh gewesen, dass es vorbei war. ;) Das könnte dann in einer Partie mit wenigstens zwei Spielern nochmal anders aussehen. Mit großem Bonus für Thema, Optik und Material mal vorsichtig 7/10 mit der Tendenz nach unten.

    Ich habe das Spiel auch erst einmal solo, aber auch einmal zu zweit gespielt. Das ist schon ein großer Unterschied.


    Anders etwa als der Automa bei Viticulture macht der Automa bei Wingspan ja etwas, allerdings ohne sich dabei an die für Spieler geltenden Regeln halten zu müssen. Er sammelt, wie Du richtig sagst, unabhängig von den Regeln einfach sein Zeug. Ob er etwa eine Vogelkarte, die 9 Punkte wert wäre, nun offen bei sich hinlegen kann (dann 9 Punkte), oder ob er sie verdeckt bei sich hinlegen muss (dann 3, 4 oder 5 Punkte je nach Schwierigkeitsgrad), ist einfach Zufall. Wie er bei den Rundenwertungen steht, ist genau so Zufall, beeinflussen kann man das nicht. Solo spielt man einfach, so gut man in den jeweiligen Situationen kann, und dann reicht's, oder es reicht halt nicht. Das kann man super langweilig finden, wenn man Solospieler ist; will man die Spielmechaniken lernen, kann man das mit dem eigenen Spiel im Solospiel recht gut.


    Irgendwie "nett" so nebenbei: Der Automa hat sehr oft meine pinken Kartenfunktionen ausgelöst. Das war sehr freundlich von ihm "gedacht", bloß hatte ich keine Karten mit pinken Vogelfähigkeiten und habe auch im ganzen Spiel keine gesehen.


    Zu zweit spielt sich das ganz anders. Da spielt man ja auch mit einem denkenden Menschen, der sich auch noch an die Regeln halten muss, wie man selbst.,

    Was man nicht unterschätzen sollte, ist der Würfelturm und die zufällige Nahrung, die damit generiert wird.

    Zu Beginn des Spieles wird ja durch die Bonuskarte (Auswahl aus zwei zufällig gezogenen) eine gewisse Strategie vorgegeben (ebenfalls ein Glücksfaktor).

    Wenn ich dann bspw. den Fischer habe, versuche ich möglichst viele Fische fressende Vögel rauszubringen. Dafür brauche ich aber auch erstmal Fische und wenn die Würfel doof fallen und ich auch nicht tauschen kann, dann habe ich halt Pech gehabt. Wohingegen es beim anderen super laufen kann, ohne dass der sich groß anstrengen muss.

    Natürlich kann man etwas dagegen steuern, in dem man erstmal Vögel rausbringt, die für ein üppigeres Nahrungsangebot sorgen, aber das kostet halt auch wieder Zeit und damit vermutlich Punkte bei der Rundenwertung.

    Das stimmt schon, aber ich glaube nicht, auch wenn ich Wingspan/Funkenschlag erst einmal zu zweit gespielt habe, dass es viel Sinn macht, sich strategisch auf die Bonuskarte auszurichten, es sei denn, es passt richtig gut.

    Meine Frau hatte in unserem Spiel z.B. zwei Bonuskarten und damit mehr Punkte (7) generiert, als ich mit meiner einzigen Bonuskarte (4). Gewonnen habe ich trotzdem (74:62) und hätte ich auch, wenn ich die Punkte durch meine Bonuskarte nicht gehabt hätte.

    Solange mich das Spiel nicht in weiteren Partien eines Besseren belehrt, glaube ich daran, dass ich mit meiner "Strategie der Flexibilität", also dem Versuch, aus dem, was Zufälle durch Karten und Würfel erlauben, das jeweils Beste zu machen, weiter komme, als wenn ich mein Spiel etwa auf meine Bonuskarte ausrichten wollte. Letzteres zwingt einen doch dazu, bestimmten Dingen -Vögeln, Nahrung- nachzulaufen, die vielleicht von selbst nicht so kommen, wie man es wünscht und braucht. Je nachdem wie's läuft, kann z.B. die Auslage einer 8-Punkte-Vogelkarte einfacher sein, als 8 Punkte über die Bonuskarte zu generieren.

    Da gibt es für mich noch viel zu probieren.

    Ich glaube für Hardcore-Eurogamer ist Flügelschlag nichts. Glücksanteil ist da definitiv zu hoch.

    Da ist es doch gut, dass ich keiner bin.


    Ich habe erst eine Partie zu zweit gespielt. Da lernt man das Spiel ja erstmal kennen.


    Aber man sieht doch recht früh:


    Bei zwei Spielern und 170 Vogelkarten, die gezogen werden (oder aus der offenen Auslage genommen), dürfte es wenig Sinn machen, sich darauf auszurichten, bestimmte Karten haben zu wollen. Man kommt ja nicht annähernd dahin, den Stapel durchzuspielen. In unserer Erstpartie tauchte gerade mal 1 Karte mit pinker Vogelfähigkeit auf. Ich hatte keine einzige Karte mit Sofortfähigkeit beim Auslegen, meine Frau hatte nur 2 Karten mit brauner Vogelfähigkeit.

    Klar kann man den Kartendurchsatz steigern, indem man viele Wasservögel auslegt, so dass man mehr Karten ziehen kann. Wenn ich mich dann noch darauf konzentrieren will, die Rundenziele möglichst gut zu erfüllen, schränkt das durchaus ein, es sei denn, es passt gerade. So war bei uns das erste Rundenziel, Eier in Plattformnestern, das zweite waren Wasservögel, das dritte viele Vögel, das vierte Graslandvögel. Das ließ sich ganz gut kombinieren, am Ende hatte ich vier Wasservögel und drei Graslandvögel, nichts also für den Wald, also auch keine Verbesserung bei der Nahrungssuche.


    Da ich ja ohnehin lieber Bauchspieler bin und thematische Spiele mag, die Verknüpfungen durchaus überschaubar sind, 100%-ige Planung nicht möglich ist, Flexibilität gefragt ist, passt das Spiel für mich erstaunlich gut.


    Wir hatten jedenfalls schon beim Erstspiel Spaß daran, auch meine Frau, denn ihr Lieblingsfach "Optimieren" ist ja auch nicht unmöglich.