Beiträge von brettundpad im Thema „Maracaibo - der neue Alexander Pfister“

    Bei GWT ist das Spielbrett super, vor allem weil die Eisenbahnelemente für mich besser integriert sind. Mir ging es bei der Kritik auch nicht um die Übersichtlichkeit. Damit hatte ich überhaupt keine Probleme. Mir geht es hier eher um das Thema und die Atmosphäre. Was machen wir denn in Maracaibo? Wir sind Piraten, erleben Abenteuer (Quests), kämpfen für Fraktionen, segeln durch die Karibik. Auch wenn das Spiel ein Eurogame ist, will es dieses Feeling doch transportieren. Als Sandboxspiel hat Korsaren der Karibik genau das gleiche Thema. Guck dir da mal das Spielbrett an. Bei Maracaibo erdücken die sehr präsenten oberen Leisten den unteren Spielbereich. Über 1/3 des Spielbretts hat nichts mit Karibik sondern mit Verwaltung zu tun. Im unteren Bereich müssen dann noch Quest-Marker platziert werden, die dann das Feld/Dorf abdecken. Ich fand es vom Kopfkino/Atmosphäre leider etwas Schade. Mir fehlt für das Thema eine gewisse Großzügigkeit in der Gestaltung. Das Spiel besitzt keinen weiten Horizont, sondern ein enges Guckloch. Das klingt jetzt dramatischer als es ist, denn ich hatte trotzdem Spaß und es ist sicher auch eine Frage des Geldes bei der Produktion wie auch der Kompaktheit eines Spiels.

    Ich habe nun meine Erstpartie hinter mir und sie hat mir wesentlich besser gefallen als erwartet. An erster Stelle würde ich direkt bei den Vergleichen zu vorherigen Spielen widersprechen. Ja, man zieht seine Kreise wie bei GWT. Großer Unterschied ist hier, das man dies nicht in seiner eigenen Geschwindigkeit machen kann. Beendet ein Spieler seine Runde, werden alle zurückgesetzt. Das ist schon ein ziemlich anderes Spielgefühl als GWT. Die Einflussleiste bei den Fraktionen hat nur ganz weit entfernt etwas mit Mombasa zu tun, denn Einfluss wird hier nicht zurückgesetzt. Mombasa hat auch hier ein völlig anderes Spielgefühl. Die Kartenmechanik ist weder Mombasa noch Blackout: Hong Kong. Das ist eher Terraforming Mars. Von daher ist die erste Erkenntnis, das Maracaibo eigenständig ist. Ich vermute, würde hier nicht Alexander Pfister draufstehen, man würde diese Vergleiche nicht wagen.


    Zweite Sache: ich mag das Spielbrett nicht. Vielleicht bin ich mittlerweile verwöhnt von überproduzierten Kickstartern und riesigen Spielbrettern, aber Maracaibo ist mir zu überladen. Ich möchte Seefahrer-Feeling. Ich möchte durch die Karibik segeln. Dafür braucht es großzügige Weite. Da wo Thema entsteht, sind drumherum Kramerleiste, fette Blöcke mit Geld- und Siegpunkteboni, Rundenerklärungen und am schlimmsten, die Übersicht der drei Fraktionen in Excel-Charme. Ich habe das Gefühl in einem Guckloch zu segeln. Eine Auslagerung der Rundeninfos und Fraktionsübersicht auf ein zweites Tableau hätte mir besser gefallen.


    Dritte Sache: Spielgeschwindigkeit. Das liegt natürlich an der Gruppe, aber man kann sich hier schon echt gehetzt fühlen. Auch eine spannende Art der Interaktion. In der ersten Runde bin ich bis Feld 9 gekommen. Da klingelte das Rundenende. In der zweiten Runde ebenso. Ein Spieler machte das Spiel rasend schnell, ich kam nur einmal bis zum ersten Kampffeld (Maracaibo?) in Runde zwei. Mein Glück war dann, das ich mir eine kleine Bewegungsengine aufgebaut hatte (durch Helfer) und so mit Doppelaktion ganz 9 oder 10 Felder zurücklegen konnte. Daher hab ich die dritte Runde schnell beendet. Die letzte Runde hat dann wieder ein anderer Spieler aufs Gas gedrückt, weil er sehr weit vorne bei der Punkteleiste lag (durch Quests). Da macht es dann natürlich Sinn, weil alle anderen keine Zeit mehr haben groß etwas zu machen. Ich glaube wir haben über vier Runden somit nur 13 Aktionen gehabt. Diese Hetzte muss man mögen. Ich fand es ganz erfrischend.

    Für mich ist nicht die Frage, wo was herkommt, sondern einzig und allein: Macht es Spaß?

    Und da bin ich sehr optimistisch.


    (nur meine persönliche Meinung).

    Durch einen Mangel Zeit und Platz sehe ich das etwas anders, denn Spaß macht verdammt viel. Irgendwo muss ich selektieren. Ich habe GWT und Mombasa, die machen mir heute auch noch viel Spaß...da ist dann ein drittes (mit Hong Kong ein viertes) Spiel, welches ähnliche Mechaniken besitzt, schwer im Schrank unterzubekommen. Alternative, das Spiel ist so gut, das ich GWT nicht mehr aus dem Schrank hole.