Beiträge von Brettspielbox im Thema „Lauwarme Noten: Brauchen wir mehr Verrisse?“

    Jerry: Verrisse herauzuhauen macht Spaß? Mir persönlich nicht. Eher eine notwendige Tätigkeit als Rezensent, wenn es begründet ist.
    Ich habe deinen "Verriss" zu Mea Culpa auch damals gelesen. Aber mal Hand aufs Herz. Wie viele Male hast du das Spiel gespielt, dass du zu diesem Urteil gekommen bist und deine Eindrücke und am Ende deine Empfehlung ("Finger weg") abgegeben hast?


    So wie es sich liest einmal...

    Guten Morgen Christoph,


    ein Rezensent, der bei einem Verlag ein Spiel kostenlos anfordert für eine Rezension, sollte dann auch wirklich eine verfassen. Taugt das Spiel nichts, dann sollte der Rezensent trotzdem eine Rezension verfassen. Dafür hat er das Rezensionsexemplar ja erhalten. Alles andere ist Schnorren und dafür habe ich kein Verständnis.Insbesondere Kleinverlage haben nichts zu verschenken.

    Das sollte eigentlich selbstverständlich sein.

    Das ist ja mal spannend. Ich wüsste nicht, wo für Rezensionen großartig gezahlt wird. Oder willst du andeuten das Reich der Spiele fürs Rezensieren Geld bekommt.

    Ich für meinen Teil und ich glaube das ist bei sehr vielen anderen Bloggern, Youtubern und Podcastern der Fall, machen dieses "Rezensieren" als Hobby (=

    Nein. Das ist die Hobbyistensichtweise. Eine Rezension ist in erster Linie ein Stilmittel, das in der Literatur, Wissenschaft und im Journalismus vorkommt. Und es ist in der Regel traditionell eine Arbeit für eine bezahlte Veröffentlichung. Wenn immer mehr Leute meinen (dich und auch mich eingeschlossen), sie müssten Rezensionen kostenlos veröffentlichen, ändert das ja nichts daran, dass der Ursprung ganz klar im bezahlten Bereich liegt.

    Rezensionen sind dann Hobby, wenn DU (oder Person X) diese als Hobby ansehen. Grundsätzlich ist dies aber im Sinne deiner Aussage eben gerade nicht der Fall. Du siehst nur deinen Fall und verallgemeinerst, weil es so viele Spielerezensionen aus Hobbyantrieb heraus gibt. Du kannst auch anderen Professionen als Hobby folgen und kostenlos anbieten, das heißt aber nicht, dass die dann grundsätzlich (oder gar immer) Hobby sind.

    Übrigens kenne ich eigentlich viele Stellen, wo Medien für Rezensionen bezahlen. Auch im Internet. Das sind halt keine Hobbyblogs. Und doch, wir diskutieren über ALLE Rezensionsquellen. Warum denn nicht? Wer hat das denn eingeschränkt? Blogs sind doch nicht der Nabel der Spielewelt. Vielleicht ist genau das sogar das Problem. Zu viele Blogs wollen gut bei den Verlagen dastehen und Spiele kostenlos bekommen, indem sie auf Verrisse verzichten. Die würde ich als Leser jedoch auf Dauer nicht konsumieren.

    Ok, habe verstanden. Du möchtest dem Thema auf der META Ebene näher kommen. Finde ich klasse!


    Leider bringt uns das bei unserem Thema Brettspielrezensionen nicht weiter.


    Es gibt aktuell keine oder so gut wie keine bezahlten Brettspielrezensionen (und wenn es diese geben würde, gäbe es aus meiner Sicht hier einen ganz anderen Aufschrei). Weder von den Verlagen noch von den Konsumenten.
    Ausnahmen mögen eventuell noch die Spielbox oder andere Magazine sein, bei denen die Schreiber eine Entschädigung bekommen.


    Die Bezahlung für die Internetrezensenten jedenfalls ist im Maximalfall das kostenlose Spiel, die Clicks (fürs eigene Ego) und ggf. noch Werbeeinnahmen aus Bannerwerbung. Nicht dass ich dieses anprangere. Das ist aktuell halt so und bringt das Medium mit sich.



    Daher die Frage die auch widow_s_cruse schon gestellt hat. Wieso sollte man bei dieser Fülle an Spielen, seine Zeit damit aufbringen, die goldenen Himbeeren herauszufiltern und diese entsprechend intensiv bespielt und begründet rezensieren?



    Damit meine ich nicht:

    Fehler oder andere Versäumnisse in den rezensierten Spielen nicht anzusprechen. Dieses sollte usus sein.

    Nachdem ich gerade die vorletzte Spielbox-Ausgabe in der Hand hatte habe ich den Artikel zum Fundament der Ewigkeit durchgelesen. Das ist ein Verriss! Stefan Duksch schreibt sehr klar was ihm fehlt und begründet diese Punkte auch nachvollziehbar.

    Stimmt. Der *Text* ist in der Tat ein gut geschriebener Verriss. Aber warum zum Henker gibt es die Notenspanne 1-10, wenn 1-3 nie, wirklich nie gezogen wird? Offenbar scheint es bei der #spielbox so zu sein, dass es wirkliche Totalausfälle erst gar nicht ins Heft schaffen. Hm, vielleicht würde es eine Skala 1-5 auch tun. Die 10er Skala gaukelt ja eh eine nicht vorhandene Präzision vor...



    Übrigens: Es heisst "Stefan Ducksch" mit "ck". Sage ich nur, weil es mir ständig auffällt, dass die Leute seinen Namen nicht auf die Reihe bekommen.


    Auch eine Skala von 1-5 behebt das Problem nicht.


    Wenn ich nun sage, dass ein Spiel Mittelmaß ist, dann kann ich ihm nunmal nur eine Note zwischen 4 und 6 vergeben. Das wird dann eben keine 1 oder 2 oder 4 oder 5 sein (je nachdem wie man die Notenskala lesen mag). Damit gaukelt auch eine 1-10er Skale keine Präzision vor. Sie ist in der Ausrichtung zunächst einmal völlig richtig. Jedoch ordnen sich die meisten Spiele heute zwischen 6 und 8 ein.



    Zu den schlechten Spielen:

    Das Thema ist doch, ist jemand bereit, sich a) mit schlechten Spielen zu beschäftigen (d.h. zu suchen und zu spielen) und dann auch noch b) einem intensiven Review zu unterziehen. Möchte er seine knappe Zeit dafür opfern?

    Wer möchte jetzt hier von uns die "Schlechte Spiele Instanz" sein und die jeweilige Spiele Himbeere vergeben?

    Bandida - Nö, muss nicht immer eingreifen. Oder doch? ;)

    A) Rezensieren ist immer noch ein Hobby.

    Entschuldige mal, aber das ist Quatsch. Rezensieren ist eine Profession, für die Geld bezahlt wird. Grundsätzlich. Dass in der Spieleszene jeder meint, einen Blog als Hobby zu starten, bedeutet ja nicht, dass die Tätigkeit als solche ein Hobby ist. Die "Ver-Hobby-ierung" ist ja selbst gemacht

    Das ist ja mal spannend. Ich wüsste nicht, wo für Rezensionen großartig gezahlt wird. Oder willst du andeuten das Reich der Spiele fürs Rezensieren Geld bekommt.

    Ich für meinen Teil und ich glaube das ist bei sehr vielen anderen Bloggern, Youtubern und Podcastern der Fall, machen dieses "Rezensieren" als Hobby (=

    Freizeitbeschäftigung, die der Ausübende freiwillig und regelmäßig betreibt, die dem eigenen Vergnügen oder der Entspannung dient und zum eigenen Selbstbild beiträgt, also einen Teil seiner Identität darstellt. Quelle: Wikipedia) und nicht im Sinne des Einkommenerwerbs. Nenne es vielleicht noch Ehrenamt ur Förderung des Kulturgutes Spiel, aber nicht mit Gewinnerzielungsabsichten.


    Damit ist diese Äußerung als Spiegelbild der Bloggerszene für Brettspiele gemeint und bezieht sich nicht auf möglicherweise allgemeingültige Angaben des Rezensentenbegriffs. Aber diese diskutieren wir hier ja auch nicht.

    Ich bin hin und her gerissen, hier zu schreiben. Aber es juckt mir in den Fingern, wenn ich den ein oder anderen Beitrag lese.

    Auch ich werde sicherlich eher zur Fraktion derer gezählt, die „zu nett“ urteilen.


    Aber ich möchte einfach mal ein paar Thesen aufstellen:


    A) Rezensieren ist immer noch ein Hobby.

    Niemand (partielle Ausnahmen gibt es) kann vom Bloggen leben.

    So gut wie niemand wird überhaupt fürs Bloggen bezahlt (und wenn dann nur via Bannerwerbung bzw. Patreon). Bitte jetzt nicht auflisten, dass man kostenlose Rezensionsexemplare bekommt. Rechnet man den Preis für ein Rezensionsexemplar auf die Zeit für das Schreiben, Regeln lesen/erklären und mit mehreren Gruppen spielen auf und zieht den eigenen Spielspaß ab, kommt da ein sehr kläglicher Stundenlohn heraus.


    B) Es gibt (zu) viele gute Spiele

    In den letzten Jahren hat die Qualität bei Spielen deutlich zu genommen. Gleichzeitig gibt es eine Schwemme an vielen neuen Spielen (Thema: gibt es zu viele Spiele?).

    Wieso sollte ich als Blogger mir nun die Mühe machen, Spiele, die ich beim Beobachten als nicht gut oder spannend empfinde, zu beschreiben, geschweige denn zu spielen. Alleine aus dem Bauch heraus, lehne ich beim Rundgang oder der Vorstellung einiger Verlage während der SPIEL bestimmte Spiele ab, weil sie mich a) nicht persönlich ansprechen und / oder b) mir nicht gut genug erscheinen.

    Es gibt auch noch c): es sind schlicht weg zu viele Spiele und ich muss (hier geht es um das Haushalten mit den eigenen Kräften) per se weniger rezensieren, als Angebot da wäre.

    Daher muss ich bei meiner knappen Zeit dieses im Vorfeld selektieren. Daher fliegen die schlechten Spiele heraus.

    Eine schlechte Kritik bedarf zusätzlich noch eines größeren Aufwandes. Denn, wenn ich jemandem mitteile, und meine Rezension geht ja nicht nur an die Spieler, sondern auch an den Autor und Verlag, dass seine Arbeit schlecht war, dann muss dieses wohlbegründet sein.

    Dann reicht es aus meiner Sicht eben nicht aus: „Habe ich einmal gespielt, ist Mist.“ In Zeiten der Transparenz des Internet sollten wir Blogger entsprechend vorbereitet in unseren Aussagen sein.

    Vergleicht die Situation mal mit eurer beruflichen. Da kommt dann euer Chef zu euch und sagt nach einem Projekt: „Scheiß Job gemacht. Kann ich nicht gebrauchen diesen Mist“ und lässt euch mit so einer Rückmeldung alleine (als Person, die selbst andere beurteilen muss, weiß ich, dass ich bei einer negativen Rückmeldung, deutlich mehr Vorbereitungszeit benötige, als bei einer Person, die ich positiv beurteile). In der Firma muss ich mir die Zeit nehmen, als Blogger habe ich sie schlichtweg nicht. Kann aber zum Glück selbst entscheiden.


    C) Notenvergabe ist schwer
    Ich merke es bei mir selbst. Noten zu vergeben, fällt mir zunehmend schwerer. Bei den vielen Spielen, die ich spiele, kann es nur eine Momentaufnahme sein.

    Da ich die meisten – für mich schlechten Spiele ausschließe, landet man häufig bei einer Bewertung >5. Für eine Bewertung >8 muss ein Spiel aber schon extrem gut sein. Damit beschränkt man seinen Radius auf einer Skala von 6-8.

    Eine 8, die ich heute vergebe, mag aber in einem Jahr keine 8 mehr sein, da ich inzwischen ein viel besseres Spiel kennengelernt habe.


    D) Noten sind subjektiv
    Während der eine Rezensent eine 6 oder höher vergibt, wenn das Spiel bei ihm nicht gut angekommen ist, er aber in seinen Spielgruppen durchaus den Spielspaß erlebt hat, wird bei anderen Rezensenten die Note gleich mal auf 5 und drunter gesetzt. Aber alleine von seinem Standpunkt und nicht dem drum herum beobachtet.

    Aber was sagt dann diese Note noch aus?

    Es gibt aktuell keine objektiven eindeutig formulierten Kriterien nach denen benotet wird (und diese herbeizuführen, ist ein hehres Unterfangen, da sie in ein so starres Gerüst hineinmüsste, dass es wahrscheinlich auch hier wieder Interpretationsspielräume gäbe bzw. die Rezensenten extrem beschnitten würden – wo bliebe dann da die journalistische Freiheit und Kreativität).

    Also kann man sich nur den Kritiker anschauen und über die Zeit ein Gefühl entwickeln, was eine 5, 6, 7 oder andere Note tatsächlich bedeutet.

    Vielmehr müsste diese zusätzlich noch angeben, in welchen Gruppen man spielt. Wird ein Familienspiel verrissen, weil man es mit lauter Kennerspielern ausprobiert hat. War ein Spiel zu schwer im Verständnis, weil nur Familienspieler am Tisch saßen. Hat man es mir mehreren Gruppen gespielt oder nur in seiner angestammten Spieltisch-Combo, die alle den gleichen Geschmack haben?


    E) Es gibt verschiedene Zielgruppen.

    Spiele die erscheinen, haben nicht immer die Gruppe der Vielspieler im Visier (siehe Punkt D). Leider machen hier Verlage an der ein oder anderen Stelle den Fehler, die Zielgruppen nicht klar und deutlich herauszustellen. Dieses kommt in der Vergangenheit leider häufiger vor.

    Das Fundament der Ewigkeit ist für mich kein schlechtes aber auch kein herausragendes Spiel. Es hat jedoch das große Problem, dass durch die Vorgänger ein Erwartungsdruck aufgebaut wurde, der durch Teil 3 nicht zu halten war. Vielleicht aber auch nie sollte.

    Ein Dice Forge wirkt durch seine Würfel und Karten komplexer als es ist. Aber am Ende ist es ein gehobenes Familienspiel oder unteres Kennerspiel mit einer schlechten Anleitung.


    F) Merkwürdiger Trend: Draufhauen ist cool

    Es gibt Personen in der Brettspielszene, die erst richtig zufrieden sind, wenn es so richtig auf die Fresse gibt. Ist auch ein Trend, den ich in den letzten Jahren wahrnehme. So wie es vielleicht, die ein oder andere zu weichgespülte – nicht ausreichend differenzierte Rezension auf dem Markt kommt, muss es bei der anderen Fraktion so richtig heftig sein. Bis das Blut spritzt (ja ich bin auch mal schwarz-weiß unterwegs). Spiel in den Müll und anzünden und wir tanzen Freude strahlend drum herum. Da hat man schon das Gefühl, da wird ein Spiel oder die Verfolgung eines solchen missionarisch persönlich verfolgt.

    Was soll das? Ist das cool, ein Spiel zu verreißen? Also für mich nicht. Alleine der Begriff „Verriss“ ist so negativ für mich.



    WICHTIG: Auch wenn ich Teil von Beeple bin, ist dieses meine persönliche Meinung.