Ist das heute immer noch so? Man muss doch fast gar nichts mehr ausfüllen, sondern nur einen Aufkleber ausdrucken und den auf die Benachrichtigungskarte kleben, und das machen die Zusteller nach meiner Erfahrung deutlich zuverlässiger als früher das Ausfüllen mit der Hand.
Die kommen sogar automatisch raus (also sobald man an einen Nachbarn übergibt), darum ist es mir auch ein Rätsel, wie es so viele Kollegen schaffen, die Leute ohne diesen Zettel zurückzulassen.
Zur Bezahlung: Die ist, für Neueinsteiger, okay. Und ja, man braucht keine Qualifikation oder Ausbildung. Zu behaupten, es gäbe zudem keine großen Anforderungen an den Job, ist allerdings eine Unverschämtheit. Nicht umsonst hört innerhalb eines Jahres ein nicht unerheblicher Prozentsatz wieder auf, weil es ihnen einfach zu heftig ist. Da hilft dann auch das "ordentliche" Gehalt nix mehr.
Ich fühle mich eher aus anderen Gründen nicht gerecht entlohnt:
- ich kann 21 Bezirke in 3 Zustellstützpunkten. Bringt mir nur leider keinen Cent mehr gegenüber demjenigen, der schon kammert und heult, wenn er zehnmal im Jahr von seinem bequemen Stammbezirk runtermuss.
- ich war jetzt einige Zeit Teamleiter und Stellvertretender Standortleiter; Vorgesetzter von ca. 35 Leuten. Verantwortung ist nicht ganz ohne; die Mehrarbeit auch nicht. Man steigt dafür eine Entgeltgruppe hoch; dafür entblödet sich die Post nicht in einer höheren EGr die Erfahrungsstufe wieder auf Null zu setzen. Ein Vorgehen, das im vergleichbaren Tarifsystem des ÖD schon vor einigen Jahren ausgesetzt wurde. In der Praxis habe ich etwa 100 Euro netto mehr verdient - komplett lächerlich im Vergleich zu dem was dafür mehr von einem verlangt wird.
- früher gab es einen qualitätsabhängigen Bonus im vierstelligen Bereich. Anhand diverser Stellgrößen und Kennziffern konnte die Qualität der Arbeit eines Zustellers recht objektiv bewertet werden. Diese Regelung hat ver.di plattgemacht, jeder bekommt, wie mies er auch arbeitet, das Gleiche obendrauf.
- Manche Aspekte der die Arbeitszeit betreffenden Betriebsvereinbarungen werden lokal vereinbart - heißt, jede der 40 Niederlassungen kocht ihr eigenes Süppchen. Bei uns heißt das z.B.: Recht auf Abbruch, aber erst 35 Minuten nach dem regulären Dienstende. Wenn ich also nominell um 15.50 zur Hallentür rausgehen darf, muss ich bei entsprechenden Sendungsmengen bis 16.25 arbeiten. Dazu gibt es zwei Arbeitszeitmodelle: Beim einen bekommt man dafür keine Extra-Kohle; beim anderen wird zwar schon Überzeit verbucht, allerdings werden Dienstenden vor 15.50 auch entsprechend wieder abgezogen. Faktisch arbeitet man als halbwegs flotter Zusteller also bei extremen Sendungsmengen 35 Minuten kostenlos. Allerdings wird endlich, endlich, endlich im März ein neues, einheitliches Modell eingeführt: Arbeitszeit entspricht einfach der Zeitspanne vom Anmelden am Scanner bis zum Abmelden.