Beiträge von Reich der Spiele im Thema „Erfahrungen mit Paketdiensten (DHL, DPD, Hermes, UPS, GLS, …)“

    Noch einmal ein Blick in die Praxis. Wie gesagt, wohne ich gut 15 km vor Hannover, einer Kleinstadt mit rund 15.000 Menschen. Nun hat mich ein UPS-Fahrer verpasst. Das Paket ist aber nicht hier vor Ort abzuholen, sondern in einem Nachbarstädtchen. Das passiert in einem Ballungsgebiet mit über einer Miillion Menschen, vor den Toren einer Über-500.000-Menschen-Großstadt und in einer beachtlichen Kleinstadt! Ich frage mich, was dann erst auf dem Land los sein muss, wenn schon hier keine Abholung "zu Fuß" möglich ist.

    Ich glaube, einige unterliegen hier dem Trugschluss, sie seien die Kunden der Paketdienstleister.

    Dem ist aber (leider) nicht so.

    Der Kunde ist immer der Versender (wie viele schon aus leidiger Erfahrung bei fehlerhafter/unterlassener Zustellung wissen).

    [..]

    Das stimmt nicht ganz. Auftraggeber und unmittelbar Zahlender ist der Versender. Kunden sind Auftraggeber und der häufig eigentlich zahlende Empfänger. Der Empfänger ist zudem Kunde des Auftraggebers. Aber es ist verkürzt, dass der Empfänger kein Kunde des Paketdienstes wäre.

    Übrigens zahlen die Adressaten den Preis auch bei Amazon Prime und anderen portofreien Lieferungen. Denn diese Kosten sind im Produktangebot eingepreist. Dass Paketlieferungen ggf. in der Breite zu günstig sind, hat (selbst verursachte) Gründe. Aber das würde ich hier gar nicht diskutieren wollen. Zumal die Unternehmen ja trotz Dumpings Gewinne einfahren.

    Wer keine Abstellerlaubnis hinterlegt oder Nachbarn angibt, bei denen das Paket abgegeben werden kann (weil er/sie weiß, dass diese zuhause sind), handelt natürlich verantwortungslos und verursacht unnötigen Aufwand/Kosten. Ich sehe nicht, was an dieser Feststellung falsch sein soll.

    Verantwortungslos? Ich bitte dich. Niemand beschwert sich, wenn Pakete beim Nachbarn landen (da stellen die übrigens im Normalfall automatisch zu), hinter dem Haus, so möglich, oder zurück zum Shop gehen. Immerhin gibt es Menschen, die in der Regel nicht 6 Werktage von 7 - 21 Uhr arbeiten. Je nach Ort, Versender und Route können nämlich auch Berufstätige ganz wunderbar die Lieferung persönlich entgegennehmen. Von Samstagszustellung, die zumindest DPD und Hermes bieten, ganz zu schweigen. Mein Vorschlag wäre ja, dass in Fällen von Zustellproblemen durchaus ein Zuschlag akzeptabel wäre wegen der Mehrarbeit. Darüber hinaus gibt es in solchen Fällen schon jetzt die Möglichkeit, einen Teil der Sendungen vorab umzuleiten, Abstellerlaubnisse zu erteilen und und und. Natürlich nutzt das nicht jeder. Häufig weiß man ja auch nicht, ob und wann ein Paketbote kommt.

    Es bleibt die Frage: Wie definieren die Paketdienste ihre Aufgabe und Leistung? Und hier soll offenbar die bisherige deutlich reduziert werden. Vom Service ganz zu schweigen. Das ist irgendwann eine Frage des Selbstverständnisses. Ein Paketdienst, der üblicherweise nicht oder nur gegen Aufpreis ausliefert, hat zumindest für mich die Daseinsberechtigung verloren.

    Reich der Spiele

    Ich denke, ich verstehe was du meinst.

    Danke. Ich habe wirklich das Gefühl, dass viele andere jubeln, weil sie jetzt etwas Bewegung bekommen und ihre zum Teil schweren Pakete aus dem Paketshop holen dürfen.

    Die realen Verhältnisse im Logistikwesen einfach zu ignorieren und auf seinem "Recht" auf kostenlose Lieferung zu bestehen ist in erster Linie ignorant und selbstbezogen, und wenig konstruktiv.

    Tatsächlich haben die KEP-Dienstleister große Probleme, die für die letzte Meile notwendigen Fachkräfte in ausreichendem Ausmaß zu finden und zu halten. Was vor allem an dem bescheidenen Verdienst und den schlechten Arbeitsbedingungen liegt.


    Diese Aussage (1. Teil) ist nun wirklich Bullshit und völlig an der Diskussion vorbei.

    Ich würde auch 10 Euro pro Lieferung zahlen. Aber es ist schlicht unverschämt, Pakte zur Lieferadresse nur noch gegen Aufpreis zu liefern oder dem Kunden Arbeit aufzubürden. Es ist der verdammte Job eines Paketdienstes, das Ding zum Kunden zu bringen, und nicht, es abholen zu lassen. Darum geht es. Hier findet ein erheblicher Paradigmenwechsel statt, eine extreme Leistungseinschränkung und ein extremer Serviceverlust.

    Der 2. Teil wird schon interessanter. Gerade vor dem Hintergrund von Punkt 1. Das zu diskutieren, führt aber vielleicht zu weit. Sonst sind wir schnell in wirtschaftlichen Details.


    Reich der Spiele

    Das Problem bei Deiner Argumentation ist für mich, dass Du davon ausgehst, dass immer alles gleich bleiben muss und die Paketdienstleister ihr Angebot nicht anpassen dürfen, weil es ein "Recht" auf Auslieferung an die Haustür gibt. Das ist aber (leider?) Vergangenheit. Das gibt es mit der Privatisierung der Post eben nicht mehr und bringt, wie auch bspw. bei der Bahn, halt neben Vorteilen auch Probleme mit sich. Der Markt wird es regeln und jeder einzelne hat die Macht: Keine Pakete mehr ordern und nur noch offline kaufen, wenn nicht an die Haustür geliefert wird. Aber man will ja immer alles und das dann auch möglichst umsonst....


    Das mit der Bahn ist lustig. Übertragen wäre das so etwas wie: Du kannst weiter Züge benutzen, musst aber die Lok selbst fahren.

    Es geht nicht darum, dass etwas gleich bleiben muss. Das Recht auf Lieferung zur Haustür. Was bitte ist denn Aufgabe eines Paketdienstes, wenn nicht die Lieferung ZUM KUNDEN? In jeder anderen Branche wäre jetzt wegen der völligen Neuausrichting von Leistung und Service der Teufel los, wenn jemand solche Ideen hätte. Und hier im Forum finden das viele toll, dass sie jetzt als verkappter Paketdienst arbeiten dürfen. ich kapier es nicht.

    Und zu den Paketshops. Viele scheinen hier von DHL auszugehen. Die wollen das aber gart nicht machen. Es geht um Hermes, GLS und DPD. Und da sind selbst in der Großstadt die Shops nicht an jeder Ecke. Mein Beispiel hier aus meiner 15.000-Seelen-Gemeinde (immerhin eine Stadt!) ca. 15 km vor Hannover: Hermes liegt nur mit Auto gut erreichbar, aus den Dörfern drum herum musst man per Auto anreisen. Hat zudem bescheidene Öffnunsgzeiten. DPD ist aus den umliegenden Dörfern ebenfalls nur per Auto erreichbar. Mit Glück fährt ein Bus, Shop liget zumindets halbwegs zentral. GLS ist hier, in dieser ganzen Gemeinde nicht einmal vor Ort. Hier muss man in die nächste Kleinstadt fahren. Wie gesagt, wir reden hier NICHT vom platten Land, sondern vom Speckgürtel einer Großstadt.

    Wer mal ein Paket mit 5 - 10 großen Spielen bestellt und irgendwo abgeholt hat, weiß zudem, wie "unfassbar federleicht" der Transport zu Fuß, Fahrrad, U-Bahn oder Bus ist. Also doch Auto? Ihr scheint ja nur kleine Päckchen vom großen A zu bekommen, die gut in die Tasche passen. Viele Pakete sind aber echt schwer. Viel Spaß beim Tragen. Speziell im Winter (so es denn noch einen gibt).

    Wie gesagt: Mir geht es weder um die Kosten, noch um die ohnehin diskussionswürdigen Details. Es findet hier eine extreme Einschränkung der bishrigen Dienstlestung statt. Kunden sollen umerzogen werden und die Arbeit des Dienstes verrichten - und freuen sich noch darüber. Klar, ich hole auch mal ein kleines Päckchen be der Post ab. Die hat ja auch lang genug auf. Aber wer will denn freiwillig jedes mal zum Paketshop oder für die eigentliche Leistung, den Transport zum Kunden, mehr bezahlen?

    Alternative Vorschläge habe ich übrigens gemacht. Und wie gesagt: In jeder anderen Branche wäre das Geschrei groß. Überlegt mal, was passiert, wenn ihr eure post selbst ab holen müsstet. Jeden Tag. Oder eure Badewanne ausbauen müsst, um sie zum Klempner zu bringen. So bescheuert finde ich diesen bescheuerten Vergleich nicht einmal.

    Und dann noch mit einem Gerücht aufräumen: Wenn ich richtig informiert bin, schafft es selbst GLS, 93 % seiner Pakete mit Standardlieferung beim ersten Versuch zuzustellen. So schlimm kann es also um den nicht anwesenden Kunden nicht bestellt sein.

    Ich bin offensichtlich nicht in der Lage, mein verärgertes Erstaunen über die Dreistigkeit der Paketdienste so zu fomulieren, dass mein Punkt verstanden wird.

    Standard bisher: Paketdienst liefert zur Haustür. Logisch, ist ja ein Zustellunternehmen.
    Standard zukünftig: Paketdienst liefert in Shop. Wer Lieferung nach Hause will, muss mehr bezahlen.

    Das ist nichts anderes als eine verkappte Service- und Leistungseinschränkung. Die bisher selbstverständliche (!) Standardlieferung wird zum Premiumprodukt.

    Der Gag ist: Die Unterenhmen sagen ja nicht, dass es für Kunden billiger wird, sich ihre Pakete in einen (vielerorts nur mühsam erreichbaren) Shop schicken zu lassen. Sie sagen: (Nur!) wer sein Paket wie bisher nach Hause geliefert haben will, muss mehr zahlen. Sie schränken also ihre bisherige Leistung ein.

    Lustigerweise thematisiert das kaum einer, obwohl sie es aus Sicht der Unternehmenskommunikation ganz offen unfassbar ungeschickt verpackt laut herausposaunen. Eine ganze Branche ändert mal eben ihr Selbstverständnis als Lieferdienst mit fadenscheinigen Argumenten und "alle" sagen nur: Ich bin doch eh beim Bäcker gegenüber ...

    Jetzt könnte man noch in epischer Breite darüber diskutieren, dass die Unternehmen keine Mitarbeiter finden, weil die Arbeit hart ist und sie mies bezahlen. Der Mindestlohn die bisherigen Dumpingangebote trotz noch immer vorhandener Sub-Sub-Sub-Unternehmer (Selbstständige - Mindestlohn greift nicht) erschwert und die Unternehmen dennoch Millionengewinne einfahren. Man könnte darüber diskutieren, dass DHL-Shops nicht vergleichbar sind mit anderen Shops. Man könnte auch darüber diskutieren, was eine Paketieferung kosten darf oder muss. Und man könnte darüber diskutieren, warum es ökologisch völliger Blödsinn ist, das System zu ändern. Der eigentliche Punkt ist aber, dass hier in Wahrheit eine halbe Branche ihre bisherigen Angebote einschränken will. Klar, gibt es die Haustürlieferung noch. Sie ist aber kein Standard mehr und werden explizit als Zusatzleistung bezeichnet. Fehlende Fahrer, schlechtes Wirtschaften, schwere Lasten - all das wird auf den Kunden abgewälzt, dem diese Unternehmen das Paket eigentlich liefern sollten. Was mich völlig irritiert: Viele scheinen das zu begrüßen, nehmen dem Dienstleister seine Arbeit dankend ab und vernichten nebenbei noch Arbeitsplätze. Komische Welt.

    Aber vielleich bin ich nur zu altmodisch oder zu blöd, den unfassbaren Vorteil nicht zu sehen, ein oder zwei Euro pro Paket nicht zusätzlich zahlen zu müssen, wenn ich auf eine zu erwartende Standardlieferung im bishrigen Umfang verzichte, dafür selbst Paketdienst spiele und je nach Wohnort und Unternehmen zu einem (hoffentlich geöffneten) Shop in der weiteren Umgebung fahren muss, während ich froh bin, noch mobil zu sein, und die ganze Zeit daran denken muss, ob die Geschäftsführung der Paketdienste sich derweil scheckig über ihren Coup lacht, jetzt Paketdienst mit dem Selbstverständnis zu sein, eine direkte Auslieferung zum Kunden nur noch im zusätzlich bezahlten Ausnahmefall leisten zu müssen.

    Kurz: Ich geb es auf.

    Mir geht es alleind arum, was eigentlich die Leistung ist: Versand an eine vom Versender definierte Zieladresse.

    Worum genau geht es dir?


    Ich finde es abenteuerlich, dass ein Paketdienst eine Leistung anbietet (Paket von A nach B), diese aber eigenmächtig ändert in Adresse C oder aber einen AUFSCHLAG verlangt. Es ist ja eben nicht so, dass das Liegenlassen im Shop günstiger wird, sondern für die selbstverständliche Leistung einer gewünschten Zustellung zu Adresse B ein Zusatzbetrag verlangt werden soll. Das Normale wird zur Besonderheit. Und es ist nicht so, dass die Kunden bisher den Paketshop als Adresse angeben, sondern eben ihre Anschrift.

    Es geht mir also um das "Denken": Es ist deren Job, das Paket zur gewünschten Adresse zu bringen und nicht in irgendeinen Shop zu legen. Alles andere (Lagerung im Shop, mehrfache Zustellversuche) darf DANN von mir aus gern Aufschläge bedeuten, aber doch nicht das, was das eigentliche Ziel des Auftrags ist. Der Kunde wird somit zum Erfüllungshilfen einer verfehlten Geschäftspolitik. Er ist gezwungen, den Paketboten zu ersetzen oder mehr zu zahlen.

    Wer unbeding will, kann schon jetzt seine Lieferungen umleiten lassen, eine Packstation angeben oder zum Paketshop fahren. Teilweise sind auch Abstellerlaubnisse möglich oder ein Paketkasten bietet sich an. Das machen aber nur die wenigsten freiwillig. Und das hat gute Gründe. Denn nicht immer ist es so einfach, wie du schreibst. Der Paketshop ist nämlich nicht immer gegenüber vom Bäcker. Manchmal gibt es zwar noch Bäcker außerhalb von Großstädten, aber kaum noch Paketshops. Schon gar nicht für GLS, Hermes und DPD. Und wenn, haben die sogar zum Beispiel im Einzugsgebiet einer Großstadt wie Hannover (15 km vor der Stadtgrenze) eben keine so tollen Öffnungszeiten oder sind für viele Bewohner mehrere Kilometer weit weg im nächsten oder übernächsten Ort.

    Ich freue mich, dass UPS und DHL diesen Quatsch und dieses verquere Denken nicht mitmachen. Die Zuständigen sollten noch einmal überlegen, was eigentlich ihr Leistungsangebot ist. Sicher nicht, ein Paket in einen Shop zu schmeißen, wo der Kunde es abholen muss. Das widerspricht doch völlig dem ursprünglichen Gedanken des Zustelldienstes.


    Jesterracex Was den Umweltschutz angeht, werden die Leute doch veräppelt. Denn die meisten Kunden werden zukünftig mit einem Auto in einen Shop fahren. Ich schätze, dabei addiert sich die Strecke auf ein Vielfaches von dem, was der Paketfahrer zurücklegen würde, der ja ohnehin weiterhin die Strecke fahren muss, weil Leute die Zustellung zur Haustür wünschen. Er hält halt nur nich mehr überall an. Das entlastet die Fahrer, bringt aber Zusatzgewinne für die Unternehmen, die keine eigentlich dringend erforderlichen Mitarbeiter neu einstellen müssen.

    Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Versender A verschickt an Kunden B ein Paket. Es gibt eine Zustelladresse. Nun kommt der Paketdienst auf die Idee: "Hey, das liefere ich dir an Adresse C, denn das ist für uns besser so." Kunde B muss also den Weg zu C auf sich nehmen und ist sauer auf A. Oder aber er muss für das, was A und B wollten, nämlich die verenbarte Zustellung an einen bestimmten Ort, und das IST die Aufgabe eines Paketdienstes, mehr bezahlen als zu einer nicht gewünschten Alternative, bei der B mehr Aufwand hat und mit Pech kilometerweit fahren oder gehen muss.

    Ich frage mich bei solchen Ideen immer, was die Zuständigen gesoffen haben. Vielleicht sollten die einfach mal die Branche wechseln.

    Mir geht es nicht um die Versandkosten. Mir geht es auch nicht darum, was Paketdienste machen können, um Geld zu verdienen. Mir geht es alleind arum, was eigentlich die Leistung ist: Versand an eine vom Versender definierte Zieladresse. Von mir aus können sie Zusatzkosten erheben, wenn jemand nicht angetroffen wird und das Paket in den engen Paketshops gelagert werden muss, die ohnehin Öffnungszeiten zum Abgewöhnen haben und bei Post-Shops zu Stoßzeiten schlicht weg eine Zumutung sind. Von mir aus können sie auch einen Aufschlag für mehrfache Zustellversuche nehmen. Alles gut. Aber für das, was sie eigentlich machen sollen und ihr verdammter Auftrag ist? Das soll doch wohl ein Witz sein?

    Allgemein: Es kommt immer auf die Fahrer an. Aber ich muss gestehen, dass ich trotz mehrfachen Wohnungswechseln und ewig viel Paketlieferungen (allein Reich der Spiele, ihr wisst schon), nie ernsthafte Probleme gehabt habe. In Qualität und Freundlichkeit herausragend ist immer UPS gewesen. Die haben sogar ihre Touren so gelegt, dass sie mich antreffen konnten. Aber die kosten halt auch. Die anderen sind wirklich abhängg vom Fahrer. Derzeit klappt aber selbst alles mit den häufig als Problemkindern bezeichneten GLS und Hermes wunderbar. Ich kann bei der Masse an Paketen, die hier immer wieder eintreffen wirklich nicht klagen, dass es mal große Ärgernisse gab.