[Mod] aus 23.10.-29.10.2017
Ich habe in der letzten Woche mehrere Partien #ClansOfCaledonia gespielt. Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag. CoC war an der Grenze von "darf bleiben". Mein Ersteindruck war nicht gut genug, aber das Spiel hat sich mittlerweile oberhalb der Verkaufsschwelle stablilisiert. Es bietet doch genügend interessante Spielentscheidungen. So ist etwa die Einkommenssteigerung mit gleich mehreren Varianten von "zahle X, um dein Einkommen um Y zu erhöhen" für sich betrachtet zwar etwas öde, aber sie steht in Konkurrenz zu Investitionen in Produktion oder ggf. Upgrades (Schifffahrt / Händler), und je nachdem, was die Rundenwertungen verlangen, kann mal der eine, mal der andere Weg besser sein. Da muss man schon etwas den "Plan lesen", auf Häfenboni und Rundenwertungen achten, und sowas gefällt mir im Allgemeinen.
Auch bei der Verwertung der Ressourcen (wann verkaufen, wann exportieren?) sowie beim Handeln am Markt gibt es noch Spieltiefe, die sich einem nicht unmittelbar erschließt. Beim Handeln kann es sich z.B. auch lohnen, erstmal weitere Händler anzustellen, um dann mit Nachbarschaftsbonus günstig einzukaufen (-> Preis hochtreiben) und die gekauften Waren dann eine Runde später schon wieder zu verkaufen. Im 2er-Spiel, wo man viermal vergünstigt kaufen kann, sind da bei den verarbeiteten Waren 4*(3+4) = 28 Geld Gewinn möglich. Im Mehrspieler-Spiel dürfte das jedoch nicht so gut funktionieren, weil da mit gewisser Wahrscheinlichkeit irgendein Mitspieler vorher verkaufen und den Preis kaputtmachen würde. Einen einzigen Gegner, der die produzierte(n) Ware(n) für einen Export-Auftrag braucht, kann man da für ein solches Manöver leichter ausnutzen.
Mit dem Markt geschickt herumzuspielen, um dort Geld zu verdienen, macht zwar viel Spaß, bleibt aber trotz allem eine opportunistische Nebenstrategie. Für mehr ist das Spiel mit 5 Runden schlicht zu kurz, wenn man nicht gerade den Händlerclan hat. Zumal man im Normalfall am Anfang ja erstmal Händler einstellen muss und am Ende selbst die oben genannten satten 28 Gewinn von einer Runde auf die nächste nur knappe 3 Siegpunkte wären. Auch ein Grundstoffe kaufen, um sie aufzuwerten, klappt nur übergangsweise als Abpufferung. Also sowas wie Milch kaufen, Käse herstellen, Käse verkaufen. Das macht man ein mal, dann sind die Preise von Milch und Käse so nah beisammen, dass man quasi gezwungen ist, die Milch danach selbst zu produzieren, wenn nicht gerade das Kauf- und Verkaufverhalten der Mitspieler einem in die Hände spielt.
Der opportunistische (und damit eher wenig strategische!) Charakter viele Aktionsmöglichkeiten wird auch noch von Hafenplättchen gestärkt. Die wollen ja gerade genau einmal gezielt für eine besonders starke Aktion genutzt werden. Musterbeispiel: das Hafenplättchen, mit dem man einmal den Marktpreis um drei Schritte ändern kann. Sowas macht es natürlich nochmal attraktiver, Waren im großen Stil per Nachbarschaftsbonus einzukaufen, um sie dann eine Runde später mit Extra-Gewinn wieder zu verkaufen. Man ist bei CoC auf einem gewissen Fortgeschrittenen-Niveau angekommen, wenn man gezielt auf Nachbarschaftsboni zu achtet, und zwar in beide Richtungen: Ausschau halten nach Möglichkeiten der eigenen Nutzung wie auch Vermeiden von Vorlagen für die Mitspieler. In diesem Moment wird das Ausbreiten auf den Brett auch sofort eine Nummer interessanter.
Was von Anfang an ein Minuspunkt für mich war (und es immer noch ist), sind die Clans. Variable Player Powers so, wie man es nicht machen sollte. Sie sind vielfach ziemlich uninteressant zu spielen und geben einem obendrein die Strategie vor. Statt strategischer Entscheidungen während des Spiels genau einmal eine Chancen- und Risiken-Abwägung bei der Clan-Wahl am Anfang. Dann ist die Strategie eingelockt und es geht taktisch-opportunistisch weiter. Strategisch ist mir das Spiel einfach zu eindimensional.
Alles in allem bietet mir Clans of Caledonia mittlerweile aber genug, um (erstmal) bleiben zu dürfen. Dass es -- etwa im Gegensatz zu Terra Mystica -- auch zu zweit ohne Einschränkungen funktioniert und außerdem meiner Liebsten gefällt, ist definitiv ein großer Pluspunkt. Ansonsten bleibe ich bei meiner Meinung, dass nicht auf dem allerhöchsten Niveau mitspielt. Wer aus diversen anderen Spielen Mechanismen zusammenklaut zur Inspiration für eigene Sachen nutzt, der kann vielleicht ein ordentlich bis gut funktionierendes Spiel daraus zusammenbasteln, aber ein Meilenstein ist CoC definitiv nicht.