Beiträge von [Tom] im Thema „Trend zu immer komplexeren Regelmonstern?“

    Ich habe gerade ein schönes Beispiel für ein irgendwie kompliziert und verquer geschriebenes Regelwerk gelesen: #IndianSummer (englisch)
    Keine Ahnung, aber irgendwie ist die Reihenfolge der Erklärungen sehr wenig intuitiv für mich gewesen - am Ende habe ich es verstanden, aber vorher fliegt man im Blindflug.


    Zum Beispiel: Es wird immer sehr darauf Wert gelegt, in welcher Reihenfolge die Blätter-Stücke am eigenen Rucksack liegen, und dass man NIEMALS diese Reihenfolge unterbrechen darf.
    Dabei darf man aber als eigentliche Aktion ein beliebiges Teil aus der Reihe anlegen.
    Irgendwann, bei den Spezialaktionen, geht einem dann auf, warum: Weil es eine Sonderaktion gibt, mit der ich zwei Blätter-Teile von Mitspielern anlegen darf, die direkt neben dem Rucksack liegen... aber das hätte man irgendwie auch vorher erwähnen können. Zumindest einen kleinen Hinweis darauf... oder ich habe diesen überlesen.
    So habe ich mehrfach wieder weiter vorne geschaut, ob ich denn einen Hinweis darauf finde, WIESO diese Reihenfolge so wichtig ist. Stattdessen hätte ein kleines "Siehe Seite x - Spezialaktion Pilz" gereicht...

    Was das erstmalige Lesen und Verstehen von Regeln angeht, das ist eben bei relativ komplexen Spielen auch eher anstrengend.


    Was das Erklären den Mitspielern gegenüber angeht - da hängt es ja auch immer sehr davon ab, was für ein Typus von Spieler die Mitspieler sind.
    Da gibt es ja diejenigen, die die erste Partie als reines Kennenlern-Spiel sehen und auch einfach drauf los spielen wollen und die Regeln dann nach und nach erfahren (wollen).
    Beispiel: "Ok, ich habe hier ein paar Raumschiffe, damit ziehe ich auf das Feld mit Deinen Schiffen. Gut, jetzt erklär uns mal, wie der Kampf abläuft!"
    Und dann gibt es diejenigen, die schon vorher ALLE Regeln kennen wollen. Ja keine Entscheidung ins Ungewisse treffen.
    So hatte ich bei der Erstpartie #Vast auch einen Mitspieler, der sich alle Karten der Goblins vorher schon mal angeschaut hat. Wobei ich denke: Das ist doch Information Overflow! Zumal ja zu dem Zeitpunkt Worte wie "Grit" noch keinen Sinn - Spielbezug - ergeben. Aber gut, da muss man halt von Gruppe zu Gruppe entscheiden, wie man am Besten erklärt...

    ...und dann gibt es da noch Spiele wie #ChicagoExpress


    Die fangen damit an, dass es von 4 verschiedenen Eisenbahngesellschaften je eine Aktie gibt, und die Spieler mit ihrem Startkapital nun auf diese Aktien bieten sollen.


    Das ist ganz "toll", vor Allem in einer Runde mit Erstspielern, weil wirklich keiner der Spieler eine Idee hat, welche Summe denn nun angemessen ist!
    Da braucht es also gar nicht Komplexität - auch simple Regeln können problematisch sein!

    Es gibt auch aktuelle Spiele, die eben nicht auf total komplexe Regeln setzen.


    Beispiel bei mir aktuell auf dem Tisch: #TheDresdenFiles
    Aber das ist dann auch gleich Kritik:
    [2017] The Dresden Files
    (Das geht nicht gegen @Nupsi - er hat schon recht: Es ist nicht die Offenbarung, was die Regeln angeht. Dennoch funktioniert es sehr gut UND macht - mir zumindest - sehr viel Spaß.)


    Ein Spiel, das mit schlanken Regeln daher kommt, wird meist negativ kritisiert. Ein Spiel mit vielen, vielen tollen und exotischen Regeln gerne positiv wahrgenommen.
    Ich bin da nicht so der Regelfanatiker, der sonst wie viele Spezial-Regeln braucht - ich liebe zum Beispiel #HansaTeutonica, eben genau WEGEN der simplen Regeln, die aber ein sehr spannendes Spiel erlauben.


    Und noch etwas: Es kommen immer mehr Spiele über Crowdfunding auf den Markt. Also oft auch Erstlingswerke - entweder von einem Autor, der es ohne Verlag probiert, oder einem neuen Verlag.
    Da fehlt dann tatsächlich oft (meiner Meinung nach) der redaktionelle Feinschliff: Was muss bleiben, weil es essentiell für das Spiel ist? Was kann weg, weil es nur unnötig kompliziert und unverständlich ist??