Beiträge von Brettie im Thema „Wie schnell kann der Ruf (Verkaufszahlen) eines neu erschienenen Spiels durch "ungerechtfertigte" Rezensionen ruiniert werden?“

    Also ich finde, und damit beteilige ich mich an der Metadiskussion, die tatsächlich nicht das ursprüngliche Thema bildet, dass die Diskussion sich gar nicht so weit von der ursprünglichen Frage entfernt hat. Gefragt war nach der Wirkung kritischer Rezensionen auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Verlages.


    Als Antwort wurde festgestellt, dass man die Wirkung der Rezensionen nicht überschätzen soll und dass die Verlage lieber eine schlechte Rezension als gar keine Aufmerksamkeit haben (noch lieber natürlich eine positive Rezension). Dann wurde noch festgestellt, dass die Rezensionen von Rezensenten, die mit ihren Rezensionen kein Geld verdienen wollen, das Geschäftsmodell der freiberuflichen Rezensenten zerstören, es hier also einen viel größeren Effekt als auf die Verlage gibt. Einige haben die Verantwortung für ihre hobbymäßig erstellten Rezensionen abgelehnt. Wenn sie kein Geld für ihre Rezensionen bekommen, wollen sie auch für die Qualität und Wirkungen nicht kritisiert werden. Es wurde zudem festgestellt, dass nicht alle Berichte über Spiele im Netz auch Rezensionen sind und es wurde über die Wirkung solcher Formate auf den Markt diskutiert. Nach wie vor geht es also um die Wirkungen von Rezensionen. In der alten Diskussion ging es zwar auch um die Qualität von Rezensionen, aber weniger um deren Wirkungen und mehr um den gewollte und tatsächlichen Einfluß der Verlage auf die Rezensenten und die anderen, die über Spiele berichten sowie um die Gerechtfertigtheit einer Kritik durch einen Hengst in einer Spielzeitung (zwinker). Damals ging es also um die Wirkungen der Verlage auf die Rezensenten, diesmal um die Wirkung der Rezensenten, zwei zusammenhängende aber unterschiedliche Themen.


    Brettie

    @Spielstil


    Ganz so nachsichtig wäre ich nicht. Aber ich habe auch nicht gesagt, dass Rezensionen einen hohen Regelteil haben müssen, bloß real ist es auch oder gerade auf den Seiten, die viele Spiele besprechen so. Ich finde die Seiten von spielstil.net durchaus lesenswert. Kenne ich ein Spiel nicht, finde ich Rezensionen in denen relativ viel zum Spielablauf steht (Cliquenabend, Hall, Spiellama ...) kommt, sehr informativ und ich überfliege häufig auch mehrere davon. Gewöhnlich gehe ich dazu über BGG hinein und schaue mir dort, wer rezensiert hat, weiß dann bei vielen Seiten, was mich ungefähr erwarten. In den Youtube-Videos sehe ich normalerweise auch wie das Spielmaterial beschaffen ist und ob die Gestalter einen guten Job gemacht haben. Allerdings sind dort die Erklärungen der Regeln oft zu ausführlich. Allerdings muss man aufpassen, dass man die eigenen Bedürfnisse nicht zu sehr in den Vordergrund rückt. Ich finde es gut, wenn Spieleverlage (oder ersatzweise andere) ein Video mit der Erklärung der Regeln eines Spiels bei Youtube einstellen, denn nicht jeder kommt mit der geschriebenen Regelerklärung klar. Da ist es dann auch wichtig, dass die Erklärung vollständig ist. Bloß ist das keine Rezension. Aber diese Form von Videos ist gerechtfertigt.

    Was mit in der Diskussion zu kurz kommt, ist, dass in den meisten Rezensionen ein erheblicher Teil darum geht, wie das Spiel eigentlich gespielt wird. Um das lesenswert zu schreiben, muss man das Spiel nicht mögen. Die eigentliche Meinung kommt meist nur kurz und am Ende. Es gibt objektive Kriterien, zum Beispiel ob der Zufall eine große Rolle spielt oder nicht, ob das Material schon kaputt ging als man es aus der Stanzform brechen wollte, ob die Schrift unlesbar war (wie zum Beispiel die Zahlen bei Quiddler), ob die Farben unterscheidbar waren, ob die Mechanik (damit meine ich jetzt die physikalische, nicht die engere Spielmechaniker) funktionierte, ob es einem anderen Spiel sehr ähnelt, ob die Spielregeln verständlich waren (und ausreichend groß gedruckt), ob die Zeitangaben gestimmt haben ...


    Wenn es so ist, wie einige hier schreiben, frage ich mich, warum in der Literatur auch fiktive Rezensionen wie die von Lem und Borges funktionieren können, also Rezensionen über Bücher, die nie geschrieben wurden. Man sollte den potenziellen literarischen Wert einer Rezension nicht klein reden und Rezensionen nicht auf Verkaufsempfehlungen reduzieren. Rezensionen sind kein Warentest.


    Wenn Verlage mir Exemplare zuschicken, dann ist der Effekt meist, dass ich mir die Spiele überhaupt erst ansehe, sie sonst übersehen hätte. Und da ist schon immer wieder mal ein Spiel dabei, dass ich lobend bespreche, oder auf Spieleveranstaltungen auf den Tisch bringe, ohne dass ich es sonst getan hätte. Allerdings ist nicht jedes Spiel eine positive Überraschung.