Beiträge von Thygra im Thema „Wie schnell kann der Ruf (Verkaufszahlen) eines neu erschienenen Spiels durch "ungerechtfertigte" Rezensionen ruiniert werden?“

    Mir fehlt noch der Hinweis, dass die Auswirkungen einer Rezension auf den Verkauf sehr stark von der Zielgruppe des Spiels abhängen. Wenn ein 3-Stunden-Kracher verrissen wird, mag das einige Auswirkungen auf den Verkauf haben. Wenn eine neue Monopoly-Version verrissen wird, hat das annähernd null Auswirkungen auf den Verkauf. Nur um mal 2 Extreme zu nennen. Dazwischen gibt es natürlich jede Menge anderer Stufen.

    Das meiner Meinung nach beste Beispiel dafür, sind Personen, denen Monopoly gut gefällt und davon gibt es nicht wenige. (...) Wenn ich die Frage warum es Ihnen gefällt, kommen Antworten wie: "Da kann man Mal so richtig viel Geld schachern" oder "Da kann ich Mal so richtig Schwein sein." Danke für die Antwort. Aussagengehalt tendiert aber gegen Null.


    Und so sehe ich das im Grunde bei allen Spielen.

    Du nimmst Monopoly als Beispiel und verallgemeinerst daraus, dass deshalb alle anderen Aussagen genauso Schrott sind. Sorry, aber das ist Humbug. Nur weil manche (!) Aussagen mit ihrem Gehalt gen Null tendieren, bedeutet das nicht, dass alle Aussagen gen Null tendieren.


    Bleiben wir bei meinem Beispiel von oben. Wenn ich bei einem Spieletreff die Leute gut genug kenne, um zu wissen, einige von denen mögen Spiele wie Take it easy, Karuba und Cities sehr gerne, dann kann ich mit denen gut ein NMBR9 spielen und Feedback sammeln. Denn das ist eindeutig die Zielgruppe.


    Vielleicht (!) erhalte ich Feedback mit wenig Aussagegehalt der Art (cool, das mir kein Mitspieler was kaputtmachen kann), vielleicht erhalte ich aber auch Aussagen mit mehr Inhalt wie "bei NMBR9 gefällt mir im Vergleich zu Take it easy sehr gut, dass ich vorher weiß, dass alle Plättchen verwendet werden" oder Ähnliches.


    Aber auch ohne konkrete Begründungen kann ich gutes Feedback erhalten. Wenn diese Gruppe an NMBR9 wenig Spaß hätte, obwohl sie Take it easy, Karuba etc. sehr mag, wäre das ein klares Statement. Oder andersherum, wenn alle sagen würden, jetzt wo sie NMBR9 kennen, bräuchten sie kein Take it easy oder Karuba mehr, wäre das ebenfalls ein klares Statement.


    Natürlich habe ich vorher keine Gewissheit, ob ich wertvolles Feedback erhalten werden oder nicht. Aber von vornherein zu behaupten, der Aussagegehalt ging immer gegen Null, ist aus meiner Sicht sehr realitätsfremd.

    Trotzdem interessiert mich dann im Detail wieso der Rezensent keinen Spaß hatte, nicht wieso die anderen aufgrund irgendwelcher Vermuteten Affinitäten ihren Spaß hatten.

    Warum glaubst du, dass der Rezensent nur "Vermutungen" darüber anstellen kann, weshalb die anderen Spieler Spaß am Spiel hatten? Er kann sie doch fragen, und vielleicht nennen sie ihm Gründe, die er dann in seiner Rezension wiedergeben kann, ohne Vermutungen anstellen zu müssen.

    Und ich denke genau das ist unmöglich, wenn man selbst nicht zur Zielgruppe gehört.

    Das sehe ich anders. Um bei meinem Beispiel zu bleiben: Wenn ich selbst keine Solitär-Mehrspielerspiele mag, ich aber einige Spieler kenne, die genau so etwas mögen, dann kann ich das Spiel mit denen zusammen spielen und deren Reaktionen einfangen. Und diese Spieler kann ich dann auch gezielt fragen, was dieses Spiel besser/schlechter/anders als bisherige Solitär-Mehrspielerspiele macht.


    Genau das ist die Kunst einer Rezension, da bin ich bei @Reich der Spiele. Und wenn das jemand gut kann, dann würde ich evtl. sogar von meiner Meinung abrücken, dass ein Rezensent ein solches Spiel nicht rezensieren soll, wenn er das Genre prinzipiell nicht mag. Solange er in der Lage ist, die Meinungen aller Spieler in seiner Rezension gut unterzubringen und dem Leser ermöglicht, sich daraus ein Bild zu machen, ohne dass der Rezensent sein persönliches Missfallen des Genres zu sehr in die Bewertung des Spiels einfließen lässt. Das ist aber nicht einfach, und das traue ich nur einer Minderheit der Rezensenten zu.

    Eine Rezension von einem PvE (negativ, wenig Wert) hat wahrscheinlich in Vielspielerkreisen einen anderen Wert als eine Rezension von Brettspielbox (positiv, viel Wert) zum Beispiel.

    Hat PvE schon mal eine Rezension geschrieben? Ich kenne bisher keine ... ;)

    Ich würde Christoph Post lesen wollen, was er als Spieler davon hält, nicht was die Familie 3 Straßen weiter seiner Eindrücke nach davon hält.

    Wo ziehst du da die Grenze? Wenn ein Rezensent bei einem Spiel X keinen Spaß hat, er aber in all seinen Partien der einzige Spieler war, der keinen Spaß daran hatte, während alle anderen Spieler großen Spaß hatte: Soll der Rezensent dann nur schreiben, weshalb er keinen Spaß hatte, und zugleich nicht berichten, dass alle anderen Spieler Spaß am Spiel hatten?

    Darum halte ich die negativen Rezensionen, die nicht die Zielgruppe berücksichtigen und nur tangieren, für große Selbstdarstellung.

    Ich bin der Meinung, wenn man nicht in die Zielgruppe eines Spiels fällt, sollte man ein Spiel auch nicht rezensieren.


    Beispiele:
    - Wer bei einem Spiel großen Wert auf Interaktion legt, sollte Mehrspieler-Solitärspiele wie NMBR9, Take it easy, Karuba etc. gar nicht erst rezensieren.
    - Wer generell keine Stichspiele mag, sollte auch kein Stichspiel rezensieren.


    Ihr versteht, was ich meine.