Beiträge von MetalPirate im Thema „12.06.-18.06.2017“

    Es geht um die Frage, ob ich auf die CE warte.

    Warum warten, wenn du ein erkennbar aufgehübschtes und dezent verbessertes Agricola (Erkennbarkeit von Symbolen!) auch jetzt schon haben kannst?


    Wenn du die Neuauflage nach Erhalt der Collector's Edition mit 5-10 EUR Verlust wieder verkaufst, ja, meine Güte, das solltest du dir doch noch leisten können, oder? Also Kaufen. Ausnahme: Du spielst das alte Agricola oft mit 5 Spielern. Die Neuauflage unterstützt da nämlich nur 4, sofern du nicht die separat zu kaufende Erweiterung für 5+6 Spieler auch erwirbst. Außerdem ist bei den Tier-Meeples sehr gespart worden, das ist bei großer Spielerzahl ggf. auch unschön, denn da kommt man leicht in den Bereich, wo man mit den blöden Multiplikator-Plättchen rumhantieren muss, was ich überhaupt nicht mag. Ein bisschen zu viel gespart bei Karten und Spielsteinen. Das trübt den Gesamteindruck ein wenig. Aber ansonsten ist die Überarbeitung rundherum gelungen. Gerade wer Agricola mag, sollte sich das kaufen. Und wenn es nur dazu dient, dass man dieses wunderbare Spiel wieder mehr auf den Tisch bekommt, weil es eben nicht mehr ganz so angestaubt aussieht.

    Kann man denn das "neue" mit den alten Karten spielen?

    Die Antwort lautet: "Ja, aber..."


    Ich habe es noch nicht probiert, aber alte Karten und neuer Rest müsste im Prinzip zusammenpassen. Allerdings wurden ein paar Arbeiter-Einsetz-Felder umbenannt -- wie ich finde, sehr sinnvoll, auch thematisch passender -- und da klemmt es dann eventuell ein wenig bei den Textbezügen. Wer Agricola kennt, wird aber alles richtig zuordnen können.


    Nochmal: die Neuauflage ist in vielen Details ein kleines Stückchen besser. Ich kann sie empfehlen. Gerade die Agricola-Fans mit Blick für diese Details werden das auch merken. Ein paar mehr Karten hätten dem Ganzen aber gut getan. Gerade bei den Ausbildungen kommt ja noch hinzu, dass die abhängig von der Spielerzahl sind. Im 2er-Spiel kann man kaum zweimal spielen, ohne dass irgendeine Ausbildung in beiden Spielen vorkommt (gefühlt, nicht gerechnet!).



    EDIT: Jetzt wollte ich's wissen. Es gibt 34 Ausbildungen für 1-2 Spieler. 7+7=14 werden im 2er-Spiel gebraucht (41% der entsprechenden Karten). Mit meiner Frau habe ich mir angewöhnt, bei einem zweiten Spiel am gleichen Abend die nicht benutzten Karten zu nehmen, dann ist man quasi mit dem Ausbildungsstapel einmal durch. Die Wahrscheinlichkeit, dass in einem 2. Spiel nur andere Karten kommen, wäre sonst nur 20/34 * 19/33 * ... * 8/22 * 7/21 = 0.00003. Auch bei den eigenen sieben Karten wäre die Chance, sieben andere zu bekommen, nur 27/34 * 26/33 * ... * 22/29 * 21/28 = 0.165 = 16.5% .

    Aber im Ernst: in der Neuauflage soll doch bei den Karten einiges verbessert (das denglische "gestreamlined" kann ich nicht ausstehen) worden sein. Hat da mal jemand einen Vergleich?

    Ich kenne Alt- und Neuauflage. In der Neuauflage sind erstens deutlich weniger Karten drin und die Karten, die drin geblieben sind, wurden zweitens neu ausbalanciert. Im Prinzip bekommt man jetzt auch bei zufälligem 7+7 immer etwas ähnlich Brauchbares auf die Hand. Allerdings ist das, was man mit den 7+7 Karten dann anfangen kann, dafür auch immer recht ähnlich. Die Hauptrichtungen eben: mehr Ressourcen kriegen, billiger Upgrade, Boni für Nahrungsversorgung. Die Standardsachen. Es ist berechenbarer, im Positiven wie im Negativen. Die "Ausreißer" fehlen. Wie aber oben schon angedeutet: Gerade mit solchen "Ausreißern" verbinde ich allerdings ein paar besonders erinnerungswürdige Agricola-Spiele; von daher kann ich das nicht rein positiv sehen.


    Alles in allem kann ich als Agricola-Veteran den Kauf der Neuauflage aber sehr empfehlen. Ich habe immer gedacht, dass ich das nicht bräuchte (evtl. mal die Sammlerausgabe...), aber dann konnte ich die Neuauflage günstig gebraucht erwerben und war dann letztendlich positiv überrascht. Bei der Grafik-Überarbeitung und einigen kleineren Details wurde einiges dosiert, aber sehr sinnvoll modernisiert. Etwa Puzzleteile als Spielbrett statt ein paar nebeneinander zu legende A4-Spielbretter. Ist einfach hübscher, noch dazu, wenn man je nach Spielerzahl andere Teile anpuzzeln kann. Nur bei Anzahl und Auswahl der Karten hätte es etwas weniger Streamlining auch getan. Aber okay, das sind Jammereien eines "alten" Agricola-Spielers auf sehr hohem Niveau, zumal ich ja auch Verständnis für diejenigen habe, die mehr wettbewerbsorientiert spielen wollen.

    #Agricola

    [...] Beim nächsten mal wollen wir dann den Draft probieren [...]

    Für mich liegt in den wild zusammengewürfelten 7+7 Karten sehr viel vom Reiz von Agricola. Das Spiel gibt einem irgendwelchen Murks auf die Hand und sagt einem lächelnd: "Mach was draus!" Der Spieler schluckt erstmal, nimmt die Herausforderung an, sortiert ein paar Karten raus, die in der Kombination wenig zielführend sind, beginnt sich aus dem Rest eine Strategie zusammenzubasteln, begibt sich auf die Entdeckungsreise durch die Möglichkeiten der Agicolawelt, wo einem auch die Mitspieler noch kräftig Knüppel zwischen die Beine schmeißen können ... und kann dann am Spielende doch oft eine tolle Geschichte von seiner Bauernfamilie erzählen. Völlig egal ob er am Ende gewonnen hat oder nicht. Spielspaß unabhängig vom Gewinnen, das transportiert für mich kein anderes Spiel so gut wie Agricola.


    Für turniermäßiges Spielen sind solche potenziell unausgewogenen Kartenkombinationen natürlich komplett ungeeignet. (Vor der Neuauflage übrigens noch deutlich mehr als danach; da wurden schon sehr viele rauhen Ecken glatt geschliffen, so glatt, dass man die "verrückteren"/"exotischeren" Setups aus der alten Version schon fast vermissen kann.) Diese exotischeren Kartenauswahlen stören mich persönlich aber kein bisschen, selbst wenn ich ziemlichen Murks auf die Hand bekommen sollte. Gerade das sind dann oft Spiele, an die man sich gern erinnert, z.B. wenn man trotzdem noch viel erreicht hat, auch wenn man am Anfang gedacht hatte: "Oh Schei*e, mit diesen Karten werde ich bestimmt abgeschlagen Letzter!" Sowas wie Ernährungsicherung auf Basis der Schnapsbrenner-Ausbildung und solche Geschichten -- auch deshalb ist Agricola eines von meinen drei 10/10-Punkte-Spielen.