Was will man sagen? Es gibt einfach einen Wandel, der ist nicht wegzudenken. Und da muss sich der Einzelhandel anpassen. Um ehrlich zu sein finde ich das ganze Genörgle auf Seiten der Händler ziemlich naiv - bei Schuhen ist es übrigens genau dasselbe. Ich habe mal einen örtlichen Exklusiv-Schuhladen beraten, weil der "online" machen wollte. Als ich ihm sagte, dass er dann damit rechnen muss 3 Paare in verschiedenen Größen zum Selbstkostenpreis zu verschicken sagte er "Das kann ich ja gar nicht alleine stemmen!" (gemeint war die Arbeitszeit). Viele Menschen im Einzelhandel verstehen erstaunlich wenig von Geschäftsprozessen oder Unternehmertum - es sind meist wirkliche Fachexperten, die "nebenbei" einen Laden führen müssen.
Ich hatte auch mal einen Fall, der es richtig gemacht hat, die Zeichen der Zeit erkannt hat und sich einen stellvertretenden Geschäftsführer angestellt hat. Seit dem läufts wieder. Denn ein guter Bäcker ist jemand, der gute Brötchen backt, aber nicht automatisch ein guter Chef, Vertriebler oder Marketer (auch wenn das viele von sich behaupten)
Zurück zum Thema: Der Wurm (Spiel/Angebot) muss dem Fisch (uns) schmecken und nicht dem Angler (Händler). So hart das auch klingen mag, von wegen "Einzelhandel retten" und so - ein Einzelhändler will unser Geld für nichts anderes, als dass er Ware zwischenlagert. So muss man das auch mal sehen. Natürlich ist es hier und da mal schön in einen Laden zu kommen, aber selbst bei mir wird das schwierig - und ich wohne im Ruhrgebiet. Ich schaffe es aber dennoch berufsbedingt zu keiner üblichen Geschäftsöffnungszeit in die Stadt um einen Spieleladen zu betreten. Wie muss das dann erst bei Leuten sein, die keinen Spieleladen (oder keinen mit dem gewünschten Sortiment) in der Nähe haben?!
PS: Dieses Problem des Handels gibt es übrigens auch im Großhandel und in der Industrie! Mittlerweile kann man im Internet ganze Tonnagen an Stahl bestellen, direkt beim Hersteller. Ähnlich ist es bei KfZ-Teilen. Vernünftige Großhändler wissen heute, dass es sie morgen nicht mehr gibt, wenn sie heute nicht alles dafür tun schneller und besser als Amazon zu sein - und das ist keine leichte Aufgabe!
Dennoch nützt es nichts den Kopf in den Sand zu stecken und über das Internet zu meckern. Es ist nun mal, wie es ist und (zum Glück) steht dabei jeder vor der gleichen Herausforderung. Das ist von außen natürlich leicht gesagt, wenn man nicht die eigenen Felle wegschwimmen sieht, aber nörgeln bzw. solche komischen Aktionen bewirken da auch nichts. Ich persönlich würde mir jetzt keinen Urlaub nehmen und dann Händler abklappern - ich würde einfach abwarten, selbst wenn es ein Jahr dauert. Wenn der Verlag mir das Spiel nicht verkaufen will - gut, bekommt er eben kein Geld! Eine gewisse Arroganz kann ich bei der Aktion schon nachfühlen.
Distanziert betrachtet finde ich die Aktion auch ziemlich heuchlerisch, wenn man versucht die Leute in die Läden zu bekommen. Wenn Pegasus da vernünftig agieren würde, würden sie ihren eigenen Shop abschalten und stattdessen, vielleicht nach Postleitzahlen-Abfrage, auf eine Handvoll Händler und deren Internetshops verweisen.