Beiträge von PowerPlant im Thema „Die Azteken für Imperial Settler sind erhältlich... aka Pegasus Fachhandelsaktion, Klappe 815“

    Wie genau scheffeln sie die Millionen jetzt?

    Ich habs schon mehrfach geschrieben: Was für Auflagen verkauft denn ein Verlag von einem halbwegs erfolgreichen Titel? Ich weiß zumindest, dass der Herstellungspreis von Karten-/Tokenspielen ab schon 1.000 Stück lächerlich gering ausfällt. Oder kann das niemand beantworten?


    Wenn man nach der BGG-Bestenliste geht und sich daraus die "Own" Angaben addiert, kommt man nur für die Top 10 auf knapp 211.000 Exemplare (wobei merkwürdiger Weise Twilight Struggle mit 37.000 Stück Platz 1 einnimmt). Und das sind natürlich nur die Zahlen von den Leuten, die das bei BGG angegeben haben. Gemessen an Amazon.de kommt ein Durchschnittspreis von 117,80 € in dieser Top 10 heraus.


    Was mag nach Produktion, Marge, Werbung, Lektorat, Design, etc. noch übrig bleiben? Vielleicht 10-15% als Gewinn? Das wären in unserem Beispiel 11,78 € bis 17,67 € pro Spiel. Bei 210.000 Exemplaren sind das knapp 2,5 bis 3,7 Millionen €.

    Welche Auswirkungen die "Asmodee-Geschichte" für mich als Spieler hat, habe ich erstmals beim SpieleWahnsinn in Herne erlebt: Keine Heidelberger-Produkte sichtbar vor Ort. Keine Verkaufsaktionen von leicht beschädigten Spielen. Volle Konzentration auf den Massenmarkt und keine Prototypen und Freakspiele mehr vor Ort, wie noch zu Heidelberger-Zeiten. Fast schon langweilig. Nur die engagierten Promotoren haben es für mich rausgerissen durch deren persönlichen Einsatz.

    Ich hatte immer gehofft, es läge an der kürzlich erfolgten Übernahme - das war im Supoprt auch zu spüren. Das ist bei einer Übernahme aber eigentlich auch erstmal normal. Vielleicht legt sich sowas mit der Zeit wieder?

    Thema Premium... ich finde es recht interessant. In meiner Auffassung/Gedankenwelt/Filterblase steht Pegasus keineswegs für Premium, sondern für irgendwie bunt gestaltete "langweilige" (subjektiv) und vor allem kleine Spiele. Allein schon der farbige Rand der Kartons macht auf mich nicht den Eindruck von Premium. Ausnahmen bestätigen die Regel, ich selber habe und spiele auch Robinson Crusoe, Mage Wars Academy und Yomi.


    Wenn man es mit Autos vergleichen würde (jetzt mal Mainstream gedacht), dann wäre Pegasus für mich der VW, CMON wäre BMW und FFG wäre Porsche. Und das nicht nur erdacht an den angebotenen Spielen, sondern auch an deren Ausstattung, Marketing, Informationsgestaltung, Grafik, etc.


    Ich habs ja schonmal gesagt: Auf einer Seite wie der von Pegasus, Spiele-Offensive, etc. würde ich ohne Vorwissen nicht kaufen, so einen schlechten Eindruck hinterlassen die. Im Internet geht es um Vertrauensvorschuss. Wer mir schmuddelig entgegen kommt - und sorry, anders kann ich das nun wirklich nicht nennen - der bekommt auch kein Vertrauen/Auftrag/Geld. Gerade in diesem Bereich würde ich oben genannte eher als Ford Fiesta von 95 bezeichnen, währenddessen die FFG fast schon ein Tesla sein könnte. Man versuche mal allein vernünftige Infos zu Mage Wars Academy zu finden, nahezu unmöglich und so spärlich, dass man schon denken könnte das Spiel sei tot. Es ist doch schon die goldene Kuhglocke für einen Verlag, wenn man erst auf YouTube suchen muss, um Informationen Dritter über ein Spiel zu finden, als auf der Verlagshomepage.


    EDIT: Auch wenn in der Realität, gemessen an den Klicks der YouTube-Videos und der schieren Anzahl an Rezensionen "irgendwie bunt gestaltete "langweilige" (subjektiv) und vor allem kleine Spiele" mehr Geld einbringen als große, aufwendigere Spiele. Anscheinend ist der Markt der Familienspiele ertragreicher als der der Kennerspiele, bzw. dem nicht unterzuordnen.

    Ich warte eigentlich nur darauf, dass FFG eine europäische Zentrale aufmacht und die Lokalisierungen selbst übernimmt. DAS wär doch mal was ;) Das sind nämlich so ziemlich die einzigen, die 1. eine vernünftige Internetseite haben (sowas wie Heidelbaer, Asmodee, Pegasus oder auch Spiele-Offensive/-Schmiede ist ja doch ziemlich... sagen wir mal nett in die Jahre gekommen) und 2. hauen sie vernünftige News, Social Media Inhalte, Videos, etc. raus. Allein die Tutorials zu X-Wing oder den LCGs sind doch eine Augenweide!

    Was will man sagen? Es gibt einfach einen Wandel, der ist nicht wegzudenken. Und da muss sich der Einzelhandel anpassen. Um ehrlich zu sein finde ich das ganze Genörgle auf Seiten der Händler ziemlich naiv - bei Schuhen ist es übrigens genau dasselbe. Ich habe mal einen örtlichen Exklusiv-Schuhladen beraten, weil der "online" machen wollte. Als ich ihm sagte, dass er dann damit rechnen muss 3 Paare in verschiedenen Größen zum Selbstkostenpreis zu verschicken sagte er "Das kann ich ja gar nicht alleine stemmen!" (gemeint war die Arbeitszeit). Viele Menschen im Einzelhandel verstehen erstaunlich wenig von Geschäftsprozessen oder Unternehmertum - es sind meist wirkliche Fachexperten, die "nebenbei" einen Laden führen müssen.


    Ich hatte auch mal einen Fall, der es richtig gemacht hat, die Zeichen der Zeit erkannt hat und sich einen stellvertretenden Geschäftsführer angestellt hat. Seit dem läufts wieder. Denn ein guter Bäcker ist jemand, der gute Brötchen backt, aber nicht automatisch ein guter Chef, Vertriebler oder Marketer (auch wenn das viele von sich behaupten) ;)


    Zurück zum Thema: Der Wurm (Spiel/Angebot) muss dem Fisch (uns) schmecken und nicht dem Angler (Händler). So hart das auch klingen mag, von wegen "Einzelhandel retten" und so - ein Einzelhändler will unser Geld für nichts anderes, als dass er Ware zwischenlagert. So muss man das auch mal sehen. Natürlich ist es hier und da mal schön in einen Laden zu kommen, aber selbst bei mir wird das schwierig - und ich wohne im Ruhrgebiet. Ich schaffe es aber dennoch berufsbedingt zu keiner üblichen Geschäftsöffnungszeit in die Stadt um einen Spieleladen zu betreten. Wie muss das dann erst bei Leuten sein, die keinen Spieleladen (oder keinen mit dem gewünschten Sortiment) in der Nähe haben?!


    PS: Dieses Problem des Handels gibt es übrigens auch im Großhandel und in der Industrie! Mittlerweile kann man im Internet ganze Tonnagen an Stahl bestellen, direkt beim Hersteller. Ähnlich ist es bei KfZ-Teilen. Vernünftige Großhändler wissen heute, dass es sie morgen nicht mehr gibt, wenn sie heute nicht alles dafür tun schneller und besser als Amazon zu sein - und das ist keine leichte Aufgabe!


    Dennoch nützt es nichts den Kopf in den Sand zu stecken und über das Internet zu meckern. Es ist nun mal, wie es ist und (zum Glück) steht dabei jeder vor der gleichen Herausforderung. Das ist von außen natürlich leicht gesagt, wenn man nicht die eigenen Felle wegschwimmen sieht, aber nörgeln bzw. solche komischen Aktionen bewirken da auch nichts. Ich persönlich würde mir jetzt keinen Urlaub nehmen und dann Händler abklappern - ich würde einfach abwarten, selbst wenn es ein Jahr dauert. Wenn der Verlag mir das Spiel nicht verkaufen will - gut, bekommt er eben kein Geld! Eine gewisse Arroganz kann ich bei der Aktion schon nachfühlen.


    Distanziert betrachtet finde ich die Aktion auch ziemlich heuchlerisch, wenn man versucht die Leute in die Läden zu bekommen. Wenn Pegasus da vernünftig agieren würde, würden sie ihren eigenen Shop abschalten und stattdessen, vielleicht nach Postleitzahlen-Abfrage, auf eine Handvoll Händler und deren Internetshops verweisen.