2016 im spielerischen Rückblick

  • Noch ist es ja nicht ganz vorbei, das Jahr 2016. Vor allem steht noch Weihnachten vor der Türe, also die Zeit, in der viele von uns mit der Familie am Tisch sitzen (anders, als eventuell üblicherweise). Die Perspektiven könnten sich also noch ändern, aber vermutlich nicht entscheidend. Ursprünglich war dieser Beitrag eine Antwort auf den "Top-5 / Flop-5"-Thread, aber irgendwann war der Punkt erreicht, an dem sich die Art des Beitrages nicht mehr so recht ins Schema einfügen wollte. Darum: Geben wir dem Thema ruhig noch eine persönlichere Note, und versuchen es einmal mit einer offeneren, freien Darstellungsweise.


    Für mich verlief das laufende Jahr irgendwie ambivalent. Einerseits kam ich erstmals seit etlichen Jahren wieder dazu, in den Sommermonaten überhaupt regelmäßig zu spielen (was der Beruf normalerweise verbietet); andererseits bin ich es wahn-sin-nig überdrüssig, immer wieder neue Spiele auf den Tisch zu bekommen, ohne die Spiele spielen zu können, die mich ins Hobby brachten und dort halten. Aus meiner (selbstverständlich ganz persönlichen) Sicht ist die Entwicklung unseres Hobbys längst an einem Punkt der Übersättigung angelangt. Ich spiele nach wie vor für mein Leben gerne, aber solange wir alle -- ich natürlich eingeschlossen! -- immer wieder etwas neues anschleppen, und sei es je nur eine Handvoll Spielchen pro Jahr, sehe ich aus diesem Dilemma keinen Ausweg. Da diese Stimmung gerade zusammenfällt mit ein paar Veränderungen der Lebensumstände, wird die Karawane auf absehbare Zeit also ohne mich weiterziehen. Aber lasst den Hund vielleicht noch kurz ein bisschen bellen, bevor es sich einem anderen Knochen zuwendet. ;)


    Dementsprechend jedenfalls liest sich die Liste der Spiele aus dem Jahr 2016, die mich begeistern konnten. Fury of Dracula (3rd Edition) hat eingeschlagen. Dabei zählt Fury of Dracula als Neuauflage noch nicht mal richtig dazu. Fairerweise muss ich allerdings noch dazu sagen, dass ich bisher der einzige in meinem direkten Umfeld zu sein scheine, dem das Spiel voll und ganz zusagt. Die meisten äußern sich dagegen eher höflich positiv, sprich: Eigentlich finden sie das Spiel eher so lala, aber direkt wollen sie mir das nicht sagen, weil ich es so mag. WÄRE ich über den eigenen Schatten gesprungen und HÄTTE ich Star Wars Rebellion probiert, so HÄTTE es mir vermutlich gefallen.


    Überraschungen: Star Trek: The Adventure Game. Ein altes Spiel von West End, meiner Ansicht nach das thematisch womöglich am besten umgesetzte Star-Trek-Spiel überhaupt. Storytelling pur! Mechanisch aber mangelhaft, ich würde selber sogar schon beinahe so weit gehen, dem Spiel die Eigenschaft eines Spieles im eigentlichen Sinne abzusprechen. Der Wiederspielreiz ist ehrlich gesagt nicht sonderlich hoch.


    Überraschend etabliert: Cuba Libre. In meiner Freiburger Gruppe spielen wir gerne COINs, ich habe auch Fire in the Lake und Falling Sky; nur ist Cuba Libre das einzige, das man ohne Vorbereitung spielen kann, weil es a) einfach ist und b) regeltechnisch als Volume II der Reihe altbekannt ist. Unerwartet auch: Einige Partien Small World, das ich ursprünglich nicht besonders mochte, aber dann doch 5 mal gespielt habe. Espana 1936 ist so ein un-sexy Spiel, das schon längst wieder in vergessenheit geraten ist, aber zu unrecht. Wäre es von GMT, so würde womöglich schon der dritte oder vierte p500 laufen.


    Dauerbrenner, schon seit Jahren: Twilight Struggle. Dieses Jahr "nur" 8 Partien, aber alle am Brett. Was bin ich froh, dem Spiel seinerzeit noch eine dritte oder vierte Chance eingeräumt zu haben. Ich hätte es anno 2013 sonst als überbewertet abgetan. Außerdem El Grande, Eclipse, Bausack.


    Partien, die mir besonders im Gedächtnis blieben:

    • Nexus Ops mit geradezu widerlich giftig im Schwarzlicht fluoreszierenden Plastikfiguren. Ameritrash par excellence. Ein rabiates Spiel, das in seiner Art kompromisslos und stilecht ist wie kaum ein anderes. Ohne den Schwarzlicht-Gimmick fehlt etwas.
    • Star Wars Risiko mit zwei, ganz wie nach Drehbuch spitz-auf-Knopf knappem Ausgang. Klassisch dramatisch!
    • Fury of Dracula 2nd(!). Unterhaltsamste Partie im Jahr 2016.

    Hoffnungsträger 2016:

    • Triumph and Tragedy. Einmal angespielt, dann hat immer die Zeit gefehlt.
    • No Retreat! The Russian Front. Leider ein typischer Kandidat der Sorte, die man mit befreundeten Mitspielen einmal spielt, dann aber nach Befriedigung der ersten Neugier wieder im Regal landen, weil es noch mehrere hundert andere interessante Spiele gibt, die dringend angespielt werden müssen. Schade. Mir hat's gefallen.
    • Paths of Glory. Siehe No Retreat. Ich will das wieder spielen, aber im Zweifel haben immer andere Spiele Vorrang.
    • Forbidden Stars. Die Zeit ist zu knapp. 4-6 Stunden sind bei meinem sozialen Umfeld derzeit kaum bei jemandem drin, und wenn doch, dann haben andere Spiele Vorrang.

    Auf was warte ich 2017? Auf Colonial Twilight, und das eigentlich auch nur darum, weil ich es vor vielen Monaten vorbestellt habe. Sonst auf nichts. Wie oben schon dargelegt: Derzeit habe ich praktisch kein Interesse an Neuheiten. Alles zieht ungesehen vorbei, und vermisse gar nichts.


    Wie läuft's bei Euch?

    Soziale Medien fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.