New Angeles

  • P.S. Wir haben aber laut dem Regellerner etwas falsch gespielt: Wir haben untereinander auch mit den Aktionskarten gehandelt...Mal gucken wie sich das „richtig gestellt“ spielt.


    Ändert aber nichts an der Tatsache, dass Leute deren Gegner deutlich im Vorsprung sind, kein Interesse haben am Gemeinschaftsziel mitzuarbeiten...Das Spiel bleibt das selbe.

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

    Einmal editiert, zuletzt von Harry2017 ()

  • Oha, das lief ja ganz anders als bei uns! Ich habe einiges auch gar nicht so wahrgenommen wie es bei euch vorgekommen ist. Ich glaube dir, dass sich eure Partie so entwickelt hat, das ist bei uns aber noch nie vorgekommen.


    Zum einen das mit dem Gemeinschaftsziel. Jede Aktion, die in der Stadt durchgeführt wird, bringt irgendwem etwas. Es ist viel sinnvoller darauf zu achten, wer auf welche weise woraus Kapital schlagen könnte, anstatt sich allem zu verweigern. Denn wenn selbst die spielführende Korp eine Mithilfe verweigert hat das eigentlich nur zum Ziel, dass der Föderalist stärker wird. In diesem Sinne würde ich dann vermuten, dass der zur Zeit stärkste Spieler der Föderalist ist.


    Ja, dass man die Karten tauschen darf, geht natürlich grundsätzlich nicht, da es einige Karten gibt, die explizit tauschbar sind. Im Gegenzu dazu schließt das den Tausch der anderen Karten natürlich aus.


    Ich glaube der Kern des Spiels ist es, seine eigenen Ziele zu verfolgen, das Wohl der Stadt auf einem gewissen Niveau zu halten. Aber noch viel wichtiger ist es, die anderen im Unklaren über die eigenen Ziele zu belassen. Natürlich will jeder an Kohle, die er am einfachsten über seine Passiva bekommt, aber wenn ich immer gegen den Spieler stimme, der mein (gezogener) Konkurrent ist, dann wird das sehr schnell offensichtlich.


    Und darüber hinaus darfst du nicht vergessen, dass es egal ist, wer das meiste Geld hat. Denn im Gegensatz zu GoT muss es zwar immer einen Verlierer geben, der Rest am Tisch kann allerdings gewinnen. Soll heißen: Wenn Du das Ziel hast, stärker als der aktuell schwächste Gegner zu sein, dann gewinnst Du genau so wie der, der mit 50k Vorsprung anführt. Darum braucht man sich keine Gedanken darüber zu machen, wer wo steht. Wichtig ist nur, wie Du in Relation zu deinem Kontrahenten stehst, solltest das aber nicht zu schnell verraten, da du sonst durchschaubar wirst.


    Das ist in meinen ersten Partien mit neuen Gruppen fast immer passiert: Es kommt dieses GoT-typische "Der hat schon 6 Burgen und ich 2, wie soll ich da noch rankommen?!". Das läuft hier anders und man muss sich immer wieder daran erinnern, dass es mehrere Sieger geben kann. Bei 5 Spielern können 4 gewinnen.


    Es ist halt alles Politik ;)

  • Jo - Gebe ich Dir recht. Halt aber weiterhin Galactica und Winter der Toten für die angenehmeren Spiele. Es war übrigens garnicht offensichtlich, wer welche Ziele hatte - Julia jedenfalls hatte nicht gemerkt, dass ich sie auf dem Kicker hatte (und ich nicht, dass der andere mich im Visier hatte).


    Der spielführende / starke Spieler hat uns ja animiert am gemeinsamen Ziel mitzuarbeiten - Er wollte ja schliesslich nur noch die Bedrohung niedrig halten. Da Julia so starke Powerkarten hatte und Olli den Spielführer als Gegner hatten wir dazu aber wenig Motivation. Dazu hatte ich bedingt durch die Konstellationen wirklich immer nur die Möglichkeit entweder für Julia zu arbeiten oder gegen mein aktuelles Wirtschaftsziel...


    Das war von meiner Seite aus auch kein gezieltes böswilliges Vorgehen extra gegen das gemeinsame Wohl, sondern einfach leidliche Versuche doch noch irgendwie Julia einzuholen ohne auf das Coop-Ziel wert zu legen. Das hab ich (lediglich) komplett aus dem Fokus verloren und nicht extra dagegen gearbeitet. Man ist als „vom-Gegner-abgeschlagener-Spieler“ jedenfalls zu sehr mit dem eigenen Ziel beschäftigt und hat gar kein Auge mehr auf das Gemeinwohl.

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  • Was genau meinst du mit "Powerkarten"? Die Vorteilskarten, die man für gewonnene Abstimmungen bekommt? Wenn ich das recht verstehe, dann sind die doch nur einmalig nutzbar und werden danach abgelegt. Die Karten, die erschöpft werden, bleiben. Aber sie werden erst aufgefrischt wenn der besitzende Spieler der Aktive spieler wird. D.h. in einer 5-Spieler-Runde nur jede 5. Runde.


    So oft kommen die also gar nicht zum tragen.

    Man ist als „vom-Gegner-abgeschlagener-Spieler“ jedenfalls zu sehr mit dem eigenen Ziel beschäftigt und hat gar kein Auge mehr auf das Gemeinwohl.

    #SPD anyone?

  • Jo, ich meine die Vorteilskarten. Da hatte Julia jedenfalls recht gut. Die Tragweite mag man in Anschlussrunden wahrscheinlich besser einschätzen können - Gefühlt fand ich die erst mal recht stark...zumindest gaben die ihr Kapital :) Das reichte schon, damit ich die Karte böswillig empfand :P


    Egal: Alles in allem wird im Grundtenor zumindest teilweise ein sehr destruktives Spielgefühl bezogen auf eine bestimmte Person bleiben. Das Spiel muss sich da echt noch beweisen. Ich mag im Gegensatz zu WdT oder BSG die vielen verschiedenen Optionen und Möglichkeiten an denen man arbeiten kann - Es gibt gefühlt mehr zu tun. Dafür ist es aber auch bösartiger...Bin gespannt was eine weitere Partie bringt.

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  • War eine gut kommunikative Runde und hat mir Spass gemacht. Danke, dass ich mitspielen konnte. Als geheimer Verräter der Runde war es anfangs gar nicht so einfach, meine persönlichen Interessen durchzubringen, um das benötigte Kapital zum Spielsieg zu bekommen. Kannte ich aber schon, da ich als Nicht-Erstspieler dazu auserkoren war, den Medizinkonzern zu spielen und da ist die Argumentation, die anfangs nicht so offensichtlich schlechten Seuchenmarker zu entfernen, nicht so einfach. Andere Vorschläge gehen da eher durch. Kam dann auch so und bis zur Spielmitte konnte ich kaum Kapital ansammeln. Aber dafür haben die Seuchenmarker zugenommen und irgendwann mussten meine Konkurrenten einfach meine "entferne bis zu 4 Seuchen"-Karte abnicken. Das brachte mir das noch benötigte Kapital.


    Ansonsten hab ich das Spielgeschehen laufen lassen. Niemanden direkt benachteiligt, sondern auf gut Freund und Unterstützer gemacht, weil es mir als Verräter eh völlig egal war, wer da ein wenig oder mehr Kapital oder Karten bekommt. Stattdessen Vorschläge unterstützt, die wenig für das Allgemeinwohl gemacht haben, sondern eher für einzelne Spieler. So hat sich langsam aber stetig der Neid gemehrt, ich war aber nicht das Ziel, weil kein offensichtlicher Profiteur davon. In Folge hat das auf Basis dieser Jetzt-aber-ich-auch-mal-zuerst-Stimmung ausgereicht, dass die New Angeles ins Chaos gestürzt ist. Aber eben nicht zu früh, weil ich musste ja noch auf die Kapitalerträge meiner Seuchen-entfernen-Karte warten. Deshalb habe ich auch mehrmals scheinbar grosszügig selbst auf Vorteile verzichtet, damit der Kapitalabstand untereinander nicht zu gross wurde. Weil dann ist immer die Gefahr, dass ein chancenloser Spieler alle zu früh ins Verderben reisst - mich auch. Als Verräter spielt sich New Angeles gut als unauffälliger Strippenzieher.


    Aber ja, ich kenne auch die Situation aus anderen Runden, wenn man einfach nicht voran kommt, keine Vorschläge durchkommen und man sich eher gespielt fühlt. New Angeles ist da knallhart und nimmt auch keinerlei Rücksicht und kann deshalb destruktiv wirken. Was ein wenig hilft, wenn jeder Spieler eine Kurzübersicht der Aktionskarten und Fraktionen sowie der Status-Marker hat, um so das Spielgeschehen auf dem Plan und die Interessen und Möglichkeiten der Mitspieler einschätzen zu können. Und ja, eine Erstspielerrunde ist auch immer ein Kennenlernen der Möglichkeiten, weil das Spielgeschehen so anders als üblich ist. Verstehe aber auch gut, wenn man eher positivere Stimmungsspiele mag.

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  • Nachdem wir endlich mal wieder #NewAngeles gespielt haben und ich heute morgen einen katastrophalen fehlerbehafteten Podcast (nach der Erstpartie) dazu gehört habe, muss ich nochmal eine Lance dafür brechen.


    Zur beschriebenen Härte: Das Spiel ist schwieriger, als es zumeist den Anschein hat, denn wenn die Spieler nicht nur das Wohl der Stadt im Sinn haben, sondern auch ihren Profit (wie es sein sollte), dann läuft man irgendwann zwangsläufig auf Engstellen auf und bekommt Probleme mit der Bedrohung, sei es durch Krankheit, das organisierte Verbrechen oder die Widerstandsbewegung "Menschen zuerst". Auch die Erfüllung des Bedarfs ist nicht gerade garantiert.


    Die Spieler müssen stärker zusammenspielen, als anfangs gedacht. Wenn man zu sehr gegen einander spielt, geht die Stadt unweigerlich den Bach hinunter. In unserem letzten Spiel zu 4. kam es zu der relativ friedlichen Konstellation, dass jeder sich selbst zog (d.h. mehr Geld als 2 Kontrahenten haben musste) und ich als Föderalist (Verräter) unterwegs war. Und dennoch konnte ich das Spiel als reichster Spieler gewinnen.


    Meine Taktik dabei war 2/3 über nicht aufzufallen und so habe ich es geschafft, mich erst in der allerletzten Runde zu erkennen zu geben und dennoch die Stadt ins Chaos zu stürzen. Ein ungemein spannendes Spiel!


    Nun könnte man aber denken, das Spiel sei sehr linear. Einfach ausgedrückt höre ich oft, dass man a) immer gegen den direkten Kontrahenten stimmt (wenn es denn einen gibt), b) der Verräter immer auffällt, weil er nur schlechte Abstimmungen unterstützt und c) nichts spannendes passieren würde.


    Da sich das Spiel im Grunde immer um Geld dreht, muss man immer noch gucken, in jeder Phase Profit zu machen. Und die Hauptquelle für Profit sind die Investitionskarten. Diese sind komplett losgelöst von den eigentlichen Zielen der Spieler und orientieren sich am aktuellen Zustand der Stadt. Ein Auftrag der Pharma-Industrie könnte zum Beispiel sein, am Rundenende ein gewisses Krankheitslevel in der Stadt vorzufinden. Je mehr, desto mehr Credits regnet es. Allein durch diese Karten orientiert man sich nicht immer am Gegenspieler und so bleibt jede Abstimmung spannend.


    Auch die Kritik, dass der Föderalist nur Contra geben würde, kann ich nicht teilen. Ich habe in unserer Partie die meisten Abstimmungen gewonnen und das meiste Geld verdient.


    Genau das ist das Problem mit Fazits nach dem Ersteindruck - ohne genau zu verstehen, wie das Spiel funktioniert oder was im Spiel wichtig ist und was nicht, kann man das Spiel auch nicht richtig ausspielen. Dass z.B. die Investitionskarten die Haupteinnahmequelle sind, muss man auch erstmal erfahren.


    Dann steckt natürlich doch mehr Metagame im Spiel und die Kritik der Downtime kann ich überhaupt nicht verstehen, da jeder Spieler zu jeder Zeit beansprucht wird.


    PS: das brannte mir jetzt einfach mal auf der Seele, weil so viele Leute das Spiel falsch bewerten bzw. einordnen, denn viele der Kritikpunkte verflüchtigen sich nach ein paar Partien, wenn man gelernt hat, wo die Prioritäten zu setzen sind, wenn man gewinnen möchte.


    In unserer Runde hat übrigens jeder, selbst der letzte Spieler das Spiel und die Atmosphäre als durchweg positiv empfunden. Wie gesagt, da sich zum Ende hin alles zuspitzt, muss man viel mehr zusammen arbeiten als gedacht. Oft wird gesagt, dass die Spezialaufträge die einzige Einnahmequelle wären, was einfach nicht richtig ist. Erstmal sind die passiven Fähigkeiten (über die das Geld dann eigentlich reinkommt) immer möglich, auch ohne die Spezialkarte und dann sind da noch die viel beschriebenen Investitionskarten, die viel mehr Credits abwerfen.

  • Eine Frage bleibt allerdings: Zu 4. ziehe ich 2 Karten meiner Hauptfähigkeit und 1 beliebige. Dafür sind die Abstimmungen bei 4 Spielern nicht so interessant.


    Im Spiel mit 5-6 Spielern sind die Abstimmungen super spannend, aber man zieht zu den 2 Karten der Hauptfähigkeit eine fest definierte 2. Sorte.


    Der Nachteil im 5-6er Spiel ist, dass man dann also immer dieselben Kartenarten auf der Hand hat, mit wenigen Ausnahmen durch Aktionskarten. Somit sind die Vorschläge eines Spielers stärker einzuordnen, weil ihm schlicht die Optionen fehlen.


    Warum ist das im 5-6er Spiel so geregelt? Warum verlangt die Regel, dass man dort anders spielt als im 4er Spiel?

  • Eine Frage noch zu deiner Partie.

    Du sagtest, diese Partie war ungemein spannend. Da du aber in fast jeder Abstimmung gewonnen, sowie das meiste Geld bekommen hast und am Ende auch noch Sieger warst, frage ich mich, ob das spannende nicht doch aus einer etwas einseitigen Sicht stammt. ;)


    Für mich hört sich das nicht spannend an. In unserer letzten und einzigen Partie (letztes Jahr) hat sich eine ähnliche Konstellation ergeben und das war alles andere als spannend, auch nicht für den Sieger und Besitzer des Spiels.

  • New Angeles lebt von den Abstimmungen über die auszuführende Aktionskarte. In einer Erstpartie muss man erst einmal verstehen, wie das alles spielmechanisch zusammenhängt, um sinnvoll Abstimmungen zu inszenieren oder gegenzuhalten oder zu wissen, wann man warum dafür oder dagegen stimmen sollte. Sehr dynamisch, sehr interaktiv. Zudem muss man den Überblick bekommen, was diese Vorteilskarten können und wie mächtig die teilweise sind.


    Deshalb kann ich gut nachvollziehen, warum eine Partie gemischt aufgenommen und ggf. anders empfunden wird, je nachdem wieviel Einfluss man auf das Spielgeschehen ausüben konnte. Wenn alle immer gegen einen stimmen und man auch nicht sieht, wie man zeitweise Verbündete für gemeinsame Ziele gewinnen kann, dann kann so eine Partie sicher langatmig bis ernüchternd werden. Deshalb im Zweifel lieber mehrmals spielen, sofern man das Spiel in seiner Runde im Erstkontakt nicht verbrannt hat.

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  • "Die meisten" sind nicht "fast alle" Abstimmungen ;) Gemessen an den zu gewinnenden Vorteilskarten hatte ich mehr als jeder andere Spieler, aber das muss dennoch nichts heißen. Wenn Du über 20 Abstimmungen pro Spiel hast, dann kannst du auch mit 7 Vorteilskarten "die meisten" haben.


    Es war einfach nur ein Gegenbeispiel, dass man als Föderalist nicht einfach immer nur Anti ist. Es ist doch wie in jedem Verräterspiel: Wer sich als Verräter zu erkennen gibt, bevor er alles in die richtigen Wege gelenkt hat, hat keine Chance.


    Der Fehler der meisten Spieler am Anfang ist folgender, ist mir bisher in jeder Erklärung und bei fast jedem Erstpieler-Fazit (ohne unsere Erklärung) über den Weg gelaufen:

    "Ich muss Geld bekommen, über Geld gewinne ich. Wie bekomme ich eigentlich Geld? Mal das Spielmaterial checken... Ah ja, ich bekomme Geld über meine passive Fähigkeit. Also sorge ich als Pharma-Konzern dafür, dass viel Krankheit in der Stadt vorherscht und zwinge die anderen meine Spezialaktion zu spielen. Umkehrschluss: Wenn ich nicht will, dass mein gegenüber Geld verdient, widerspreche ich einfach bei jedem Versuch seine Spezialaktion einzusetzen."


    Warum ist das falsch? Weil das nur eine kleine Möglichkeit ist, Geld zu verdienen. Und dazu noch eine ziemlich offensichtliche. In einem Spiel zu 6. kann es vorkommen, dass ich in 2 3er-Runden nur 1x meine Aktion anbieten kann - und das auch nicht garantiert. Damit kann ich als Pharmakonzern maximal 6 Credits (2 pro Marker bei maximal 3 Markern) verdienen. Mit der richtigen Investitionskarte sind das schon 7 Credits und die sind nicht abstimmungspflichtig. Darüber hinaus ist die Passiva nicht mit der Aktionskarte gekoppelt. Natürlich wird sie von dieser getriggert, aber ich bekomme auch Geld für entfernte Krankheitsmarker, wenn jemand anderes einen Krankheitsmarker entfernt. Es ist eben das, als was es bezeichnet wird: passives Einkommen.


    Das spannende am Spiel ist also nicht gerade gegen einen Kontrahenten zu spielen sondern seine Investitionskarten zu erfüllen und gleichzeitig die Stadt am Leben zu halten. Da diese Investitionskarte verdeckt bleiben, kann ich nur raten warum mein Gegenüber etwas tut. Darüber hinaus ist es möglich z.B. a) die Spezialaktionen zu rauben, b) die Rolle zu wechseln und c) andere mit Credits und Vorteilskarten zu bestechen. Die Vorteilskarten sind eine Ebene, über die wir noch gar nicht gesprochen haben. Ich kann allein schon gegen einen Vorschlag stimmen, weil ich nicht möchte, dass der Vorschlagsgeber eine bestimmte Karte bekommt, auch wenn ich selbst keine Chancen auf den Sieg habe. Das sind einfach zu viele Dimensionen, um eine Entscheidung nur am Hauptziel festzumachen.


    Zur Spannung: Ja, es war sehr spannend, denn ich habe zwar die meisten Abstimmungen gewonnen (7:5:4:4) und hatte das meiste Geld (43:39:37:30), aber wie man an den Zahlen sieht, war es alles andere als einfach. Jeder hätte der Föderalist sein können und hätte damit gewinnen können. Dazu wurde das Maximum von 25 Bedrohung erst in der letzten Runde mit der letzten Karte überschritten. Wenn das nicht spannend ist, dann weiß ich auch nicht.


    Es ist doch schon allein superspannend sich Gedankenspiele auszudenken. Ein Beispiel dafür: Ich muss unbedingt noch 2 Bereiche zum Stromausfall bringen, um meine Investitionskarte zu erfüllen. Wie verklickere ich den anderen, wohin ich die Androidenmarker verschiebe, wenn sie mich fragen? Denn ich darf zwar jederzeit lügen, aber zuträglich für die zukünftigen Abstimmungen wird das bestimmt nicht sein.


    Ich muss es also so aussehen lassen, als hätte ich etwas gutes im Sinn und dennoch - ach herje, das habe ich ja gar nicht beachtet - passiert etwas schlimmes ;) Großartig! Um dagegen anzugehen gibt es die Vorteilskarte einer Konzernsamurai, die bei Aktivierung einen Spieler zwingt, ganz genau zu beschreiben, wie und wo er eine Aktionskarte ausführen möchte. Im Umkehrschluss heißt das, dass man das zuvor nicht sagen muss. Es gilt also genau so viel Information herauszulassen, um das Vertrauen der anderen zu gewinnen, dabei zweideutig verstanden zu werden und dennoch ohne Verratsverdacht seinen Plan durchzuziehen.


    Wer ohne Zwang dieser Karte mit "Wenn ich gewinne, setze ich eine Prisec-Einheit hier und hier hin um XY damit zu bezwecken" in eine Verhandlung einsteigt, der ist selbst schuld ;)

  • Ich hatte das Spiel auf meiner Verkaufsliste. Habs dann wieder runtergenommen. Das große Problem ist die Spielgruppe. Semi-Koop, Koop mit Verräter, Koop, alles kein Problem und oft geliebt. Bei New Angeles ist es anders. Ich hatte erst eine Partie die so funktioniert hat, wie es sollte – das witzige, es war eine Gruppe von Wenigspielern, die so etwas bisher kaum gespielt haben. Ich dachte vorher noch, ob es nicht ein Fehler ist, mit der Gruppe das Spiel zu spielen.

    Das große Problem was viele haben, ist das was du auch ansprichst: Kohle scheffeln. Der Spagat zwischen Kohle scheffeln und die Stadt retten, ist spielerisch sehr schwierig. Denn oftmal, vor allem wenn es eine große Koop-Fraktion gibt, zeigt sich immer eine ziemliche optimale Möglichkeit. Da kann sich manchmal einer auf den Kopf stellen, sein Plan würde nicht umgesetzt werden. In fast allen Gruppen war die Stadt nicht im Ansatz in Gefahr. Nur ganz zum Schluss erwachte der Konkurenzzkampf, aber da hat man schon zu viel Zeit ins Spiel gebuttert. Ich mag das Konzept des Spiels und würde es gerne öfters spielen, aber es geht zu selten auf.

  • New Angeles ist für uns eines der Top 3 Brettspiele aller Zeiten! Daher hat dieses Juwel von einem Brettspiel schon lang eine ordentliche Spielhilfe verdient!

    Als Bonus gibt es Veteranen-Tipps, um frustrierende Erstpartien zu verhindern und einen leichteren Einstieg zu finden.


    New Angeles – Boardgamefan.de

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    Vielleicht muss ich es endlich mal auspacken. Seit dem Schnäppchen auf der Messe vor 2,5 Jahren liegt es immer noch verschweißt im Regal.

  • Endlich mal auspacken...

    Genau das haben wir jetzt am Wochenende vor. (Wir fahren ja nicht zur Messe ...)

    Nur sind wir jetzt nicht wie erwartet zu fünft, sondern zu viert. Ein Problem? Weniger zu empfehlen? Ich hab da ein Alarmglöckchen im Hinterkopf ...

  • Nur sind wir jetzt nicht wie erwartet zu fünft, sondern zu viert. Ein Problem? Weniger zu empfehlen?

    Also, wir haben es mehrfach zu viert gespielt und fanden es tatsächlich nicht schlecht. Allerdings gilt bei dem Titel (und auch vielen ähnlichen Spielen) je mehr Spieler desto besser ... vier sollten es aber in jedem Fall sein. ;)

  • Geht auch gut zu viert. Man sollte nur bereit sein, je nach Situation mal den einen oder anderen zu unterstützen. Das läuft dann zu fünft einfacher, weil Vorschlag und Gegenvorschlag potentiell drei Mitspieler haben, die zu überzeugen sind. Ob vier oder fünf, wichtiger ist nach meiner Spielerfahrung damit eher, dass alle das Spielsystem verinnerlicht haben und aktiv mitspielen wollen.

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  • Nur sind wir jetzt nicht wie erwartet zu fünft, sondern zu viert. Ein Problem? Weniger zu empfehlen? Ich hab da ein Alarmglöckchen im Hinterkopf ...

    Kein Problem, geht gut zu viert.

    Zu fünft sind die Abstimmungen einfach knackiger.

    Es gibt einen Hauptvorschlag und einen Gegenvorschlag... und in der Mitte hast du zwei Leute, die sich auf die eine, oder andere Seite schlagen können. Wenn drei Leute abstimmen können, hat man da einen "Zünglein an der Waage"-Effekt. Bei vier Leuten (in der sechs Spieler-Partie), sind die Diskussionen noch intensiver.

  • hat man da einen "Zünglein an der Waage"-Effekt. Bei vier Leuten (in der sechs Spieler-Partie), sind die Diskussionen noch intensiver.

    Es ist aber nicht nur die Anzahl der Personen interessant. New Angeles hat nicht das Problem von geraden Spielerzahlen, wie zB Rising Sun. Denn hier darf jeder beliebig viele Stimmen abgeben, nicht nur eine. In sofern ist es nicht korrekt, dass der 5. Spieler mehr Auswirkung hätte als der 4. oder 6.!


    Der Spieler mit den meisten Handkarten ist mächtig, nicht der letzte oder fünfte.


    Es geht sehr gut zu viert und ist kürzer. Jedoch ist es zu sechst spannender, weil 4 Leute abstimmen, nicht nur 2.


    Und noch gern ein paar Tipps um Frust in der Erstpartie zu vermeiden:


    1. Nur 1 Spieler zieht pro Runde Karten nach. D.h. Deine jeweilige Position in der Spielerreihenfolge macht dich entsprechend mächtig - wie bei Poker. Bist du als nächster dran, kannst du verschwenderischer mit deinen Karten sein. Ebenso hat der letzte Spieler die Chance den letzten Gegenvorschlag zu stellen.


    Edit: Ein Mitspieler, letzter Spieler in Reihenfolge, hat bei uns mal so seine Karten zum Abstimmen in den Ring geworfen. Ohne danach gut zu verhandeln ist das sehr riskant, weil es meist über eine Stunde dauert, bis er wieder Karten ziehen darf und ist so lang dann nur Spielball der anderen. Allerdings darf man natürlich immer verbal beeinflussen :)


    2. Nicht nur die beiden, die die Vorschläge stellen, sind wichtig um zu überzeugen. Jeder Vorschlag hat Auswirkungen auf alle Spieler. Es gilt also auch für die, die die Stimmen abgeben, mit zu diskutieren.


    3. Auch Aktionskarten (= Stimmen) sind ein gern gesehenes Handelsmittel :) Auch Geld ist gern gesehen. Versprechen natürlich auch.


    4. Das private Ziel zählt nur am Ende, man muss nicht dauernd gegen seinen Rivalen argumentieren! Viel wichtiger ist es, sein Ziel im Unklaren zu lassen. Das Spiel ist zum Glück lang genug und wer andauernd nur gegen seinen Rivalen stimmt ist berechenbar und riskiert die Stadt.

  • hat man da einen "Zünglein an der Waage"-Effekt. Bei vier Leuten (in der sechs Spieler-Partie), sind die Diskussionen noch intensiver.

    hier darf jeder beliebig viele Stimmen abgeben, nicht nur eine. In sofern ist es nicht korrekt, dass der 5. Spieler mehr Auswirkung hätte als der 4. oder 6.!


    Der Spieler mit den meisten Handkarten ist mächtig, nicht der letzte oder fünfte.

    Da habe ich mich etwas ungeschickt ausgedrückt mit dieser Metapher. Wenn bei fünf Spielern die Situation ansonsten ausgewogen ist (alle können das Spiel gleich gut und die ersten zwei Spieler haben mit gleich viel Handkarten auf beiden Seiten abgestimmt), dann ist der letzte in Spielerreihenfolge der mächtigste, weil er mit seinen Stimmen entscheidet wie die Abstimmung ausgeht.


    3. Versprechen sind ein gern gesehenes Handelsmittel.

    Wenn man sie sofort erfüllen kann ja. Da sie laut den Regeln nicht bindend sind (wie z.B. bei Siderische Konfluenz) haben Versprechen in meiner Runde kaum Gewicht :evil: bei diesem Spiel vertraut keiner dem anderen. Kann in einer Runde mit weniger hinterhältigen Spielern natürlich ganz anders aussehen.


    Vorteilskarten sind bei uns ein gern gesehenes Handelsmittel, weil sie teilweise extrem mächtig sind.

    Einmal editiert, zuletzt von uf0mammut ()

  • Aber wie wahrscheinlich ist denn dieser Fall? Wenn der 3. Spieler 4 Karten legt und der 4. Spieler an der Reihe ist, kann der ja mit seinem Gebot (falls möglich) dem 5. gar eine Wahl mehr lassen. Oder er kommt ihm entgegen und macht ihm den von ihm unterstützten Vorschlag dadurch attraktiver ("Umstimmen wäre sehr teuer für dich").


    Der Fall, dass nach dem 4. Spieler beide Vorschläge 50/50 haben, ist schon sehr unwahrscheinlich bzw. unklug. Das sollte eigentlich nur dann passieren, wenn beide Spieler aus irgendeinem Grund nur noch 1 Karte haben und die unbedingt spielen wollen, um eine Stimme zu haben.

  • Ist in meiner Runde durchaus schon vorgekommen. Je nachdem wie mit Kapital, Handkarten und Vorteilskarten verhandelt wird... Kann mich erinnern, dass bei uns ein Spieler der Meinung war, dass Spieler 1. die aktuelle Vorteilskarte auf keinen Fall bekommen darf und der nächste dasselbe von Spieler 2 behauptet hat. Da gingen die Meinungen weit auseinander, teilweise auch zum Nachteil der Stadt (der Förderalist hatte Erfolg) - nur damit ein bestimmer Spieler nicht die Vorteilskarte bekommt.

    Der Fall, dass nach dem 4. Spieler beide Vorschläge 50/50 haben, ist schon sehr unwahrscheinlich bzw. unklug.

    Mag sein, dass es eine unkluge und unwahrscheinliche Situation ist, meine Spielerfahrung wurde dadurch sehr geprägt. Wie unwarscheinlich das ganze ist kann ich nicht beurteilen. Unklug kommt darauf an, wer welches Ziel verfolgt.

  • Naja, in deinem Beispiel geht es ja darum, dass sich Spieler 3 und 4 gegenseitig aus dem Rennen nehmen. Sie negieren ihre Stimmgewalt und überlassen dem 5. Spieler die freie Wahl, der dann mit nur 1 Stimme/Karte entscheiden kann.


    Wenn Spieler 4 mit dem Ergebnis von Spieler 3 unzufrieden ist, warum sollte er dann genau so viele Karten spielen, dass das Ergebnis vor der Stimme des 5. Spielers bei 50/50 steht?


    Wenn Spieler 4 sagt: "Der Vorschlag, den Spieler 3 unterstützt, darf auf keinen Fall durchkommen" - wieso spielt er dann genau so viele Karten, dass das Ergebnis maximal offen ist?


    Das ist entweder sehr unklug oder aber er hat mit Spieler 5 eine Absprache getroffen. Alles andere macht einfach keinen Sinn. Wenn ich etwas nicht haben möchte, dann ist es doch unklug genau das zu tun, was das Ergebnis auf 50/50 bringt. Entweder ich kann mich in diesem Fall dagegen stemmen und mache Spieler 5 die Entscheidung für "meinen" Vorschlag attraktiver, weil günstiger, oder aber ich enthalte mich komplett und spare meine Karten, weil das Vermeiden der Option von Spieler 3 schlicht zu teuer wäre.

  • Naja, in deinem Beispiel geht es ja darum, dass sich Spieler 3 und 4 gegenseitig aus dem Rennen nehmen. Sie negieren ihre Stimmgewalt und überlassen dem 5. Spieler die freie Wahl, der dann mit nur 1 Stimme/Karte entscheiden kann.

    Spieler 3 und 4 nehmen sich ja nicht im Vorhinein bewusst aus dem Rennen. Es wird ja während der Abstimmung ja weiter verhandelt und wenn ein lukrativer Deal zustande kommt, macht es mehr Sinn die eigene Stimmgewalt zu negieren.

    Wenn Spieler 4 mit dem Ergebnis von Spieler 3 unzufrieden ist, warum sollte er dann genau so viele Karten spielen, dass das Ergebnis vor der Stimme des 5. Spielers bei 50/50 steht?

    Genau so viele Karten bedeutet, der Hauptvorschlag gewinnt bei Gleichstand. Spieler 5 kann sich auch entscheiden keine Karte zu spielen.

    Wenn Spieler 4 sagt: "Der Vorschlag, den Spieler 3 unterstützt, darf auf keinen Fall durchkommen" - wieso spielt er dann genau so viele Karten, dass das Ergebnis maximal offen ist?

    Weil er möglicherweise nicht mehr Karten hat, mit Spieler 5 einen Deal gemacht hat und darauf vertraut nicht hintergangen zu werden.

    Das ist entweder sehr unklug oder aber er hat mit Spieler 5 eine Absprache getroffen.

    Bingo!

    Wenn ich etwas nicht haben möchte, dann ist es doch unklug genau das zu tun, was das Ergebnis auf 50/50 bringt. Entweder ich kann mich in diesem Fall dagegen stemmen und mache Spieler 5 die Entscheidung für "meinen" Vorschlag attraktiver, weil günstiger, oder aber ich enthalte mich komplett und spare meine Karten, weil das Vermeiden der Option von Spieler 3 schlicht zu teuer wäre.

    Das schöne an New Angeles ist ja, dass man bei den Abstimmungen als moralisch fragwürdiger Megakonzern vom einen auf den anderen Moment plötzlich was anderes haben will. Das könnte ein wenig Kapital von Spieler 5 an 4 sein, weil er selbst auch Karten sparen möchte. Ein oder mehrere Spieler könnten Interesse haben, dass Spieler 3 und 4 ihre Handkarten verspielen, dadurch für zukünftige Abstimmungen weniger Stimmgewalt haben und gehen das Risiko ein, dass sich 5 für die "richtige" Wahl entscheidet. Wenn ich weit genug vorne auf der Kapitalleiste bin und es mir somit leisten kann, dass andere Spieler auf ihre Handkarten verzichten, weil sie selbst ihre Rivalen auf der Kapitalleiste überholen wollen, wird ein Deal zustande kommen.


    Natürlich kann ich mich auch dafür entscheiden Spieler 5 die Entscheidung günstiger zu gestalten oder mich ganz zu enthalten. Aber wenn mir jemand ein Angebot macht, dass ich nicht ablehnen kann, werde ich mich auch unklug verhalten :floet: Solange ich dadurch meinen Rivalen überhole...


    Oje, das waren jetzt viele wenns, oders und abers. :weia: Ich glaube du hast recht und es ist grundsätzlich unklug.