Auf den Spuren von Marco Polo?

  • Eine angebliche Dysbalance macht die Runde! Bin mal gespannt, ob es wieder so ist, dass es gleich mehrere Strategien gibt, die angeblich zu stark sind - das vermute ich mal, denn die HIGlücker sind bekannt ne sehr gute Bearbeitung abzuliefern.

    Nach Regellektüre und ohne es bisher gespielt zu haben würde ich vermuten, dass beide Seiten recht haben. Ein Spiel mit derartig starker Asymmetrie ist quasi unmöglich für alle Situation auszubalancieren. Trotzdem habe ich den Ersteindruck, dass HiG da gemacht hat, was ging, und damit ein quasi unlösbares Problem für 95% der Fälle doch gelöst hat.


    Dass eine perfekte Balance nicht möglich ist, lässt sich ja leicht mit einem einzigen Gegenbeispiel belegen. Drei Super-Stadtkarten nach Sumatra, Peking-Starter im Spiel, die 1-3 anderen Spieler weit weg in Venedig (ohne Oasenspringer dabei) und der Pekingstarter hat sicher Vorteile. Unter erfahrenen Spielern dürfte es sicher Setups geben, wo alle beim Start schon sagen können, wer der deutlich beste Startposition hat, wenn der entsprechende Spieler die vom Setup vorgegebene Strategie sauber runterspielt. Das Problem ist bei Asymmetrie plus zufälligem Setup mit den Stadtkarten schlicht unvermeidbar.


    Ich weiß auch nicht, ob es besonders glücklich ist, so ein Spiel für eine Brettspielmeisterschaft zu nehmen. Wenn man "aus Spaß an der Freud'" in seiner Spielerunde spielt, nur mit dem Ziel, dass am Ende alle ihren Spaß an der gemeinsam verbrachten Zeit hatten, dann stören unausgeglichene Setups wenig bis gar nicht. Dann kann man sich auch darüber freuen, aus seiner miesen Startposition noch das beste gemacht zu haben. Aber meisterschaftsmäßig, mit dem primären Ziel des Gewinnens, mehr Punkte holen sollen als jemand mit klar besserer Startposition? Ich weiß nicht... Halte ich für eine sehr unglückliche Wahl...



    Zitat

    Toll auch, dass die Tzolkin-Autoren offensichtlich was drauf haben! Deren Spiele sollte man sich wohl mal anschauen! :)

    Dungeon Bazaar ist Murks und sonst sind die beiden mir außer mit Tzolk'in nicht aufgefallen. Bisher eher Kategorie "one hit wonder". Mal sehen, ob Marco Polo daran etwas ändert. Wobei meiner Meinung nach bei diesem speziellen Spiel die Leistung weniger bei der Spielidee liegt (-> Autoren) als bei dem vergleichsweise enormen Balancing-Aufwand (-> Verlag und Spieletester). Wenn das Spiel tatsächlich so gut ist, wie der derzeit anfangende Hype suggeriert, dann haben sich die Tester der Prototypen einen guten Teil des Lobes verdient.

  • Oh, bitte nicht falsch verstehen. Die Autoren haben sicher auch ihren Teil am Balancing gearbeitet. Vielleicht sogar am meisten. Aber bei so unterschiedlichen Charakterkarten würde ich erwarten, dass da einfach Masse an Testern zählt. Irgendjemand kommt dann auf eine Idee, an die kein anderer bisher gedacht hatte (und gerade Leute, die näher am Thema sind, insbesondere die Autoren selbst, werden gerne mal betriebsblind für alternative Wege). Und was die Tester nicht an möglicherweise dominanten Strategien abgefangen haben, wird ja jetzt das Meisterschaftstraining unerbittlich aufzeigen...

  • Aber meisterschaftsmäßig, mit dem primären Ziel des Gewinnens, mehr Punkte holen sollen als jemand mit klar besserer Startposition?

    Es könnte ja sein, dass bei der Meisterschaft ein bestimmter Aufbau für die Städtekarten und -boni, der bereite ausgiebig auf die Balance getestet wurde, an allen Tischen gespielt wird. Ist nur Spekulation meinerseits. Aber wenn ich mich recht erinnere, gab es letztes Jahr bei Istanbul auch an allen Tischen denselben Aufbau.

  • Es könnte ja sein, dass bei der Meisterschaft ein bestimmter Aufbau für die Städtekarten und -boni, der bereite ausgiebig auf die Balance getestet wurde, an allen Tischen gespielt wird. Ist nur Spekulation meinerseits. Aber wenn ich mich recht erinnere, gab es letztes Jahr bei Istanbul auch an allen Tischen denselben Aufbau.

    Ja, gab es bei Istanbul. Und soweit mir zugetragen wurde, war das Ergebnis nicht so toll. Es sollte für alle Positionen gleichwertig sein, war es aber nicht.
    Die Idee, den Aufbau so zu machen, dass alle Spieler gleiche Chancen haben, ist sicher zu begrüßen. Es muss dann aber auch ordentlich mit einigem Aufwand gemacht werden. Da kommen mir potentiell eher Zweifel, ob da seitens des Verlages so viel investiert wird.

  • Nach Regellektüre und ohne es bisher gespielt zu haben

    Ein Satz, nach dem ich persönlich deine Einsichten nicht wirklich berücksichtigen kann... Für mich schlicht gefährliches Halbwissen.


    Ich halte selbst die Aussagen von den Turnierspielern, die nach eigener Aussage 5 Partien gespielt haben, für fragwürdig. Aber spätestens im Turnier wird es sich ja zeigen...



    Dass eine perfekte Balance nicht möglich ist, lässt sich ja leicht mit einem einzigen Gegenbeispiel belegen. Drei Super-Stadtkarten nach Sumatra, Peking-Starter im Spiel, die 1-3 anderen Spieler weit weg in Venedig (ohne Oasenspringer dabei) und der Pekingstarter hat sicher Vorteile.

    Für mich bsw. eine komplette Fehleinschätzung. Wieso sollte dies nicht levelbar sein? Die anderen haben ja auch Charaktere mit Spielvorteilen...

  • Ich wollte dich nicht abwatschen. Ich finde schon, dass man merkt, dass du dir Gedanken machst. Daher wollte ich auch wenigstens noch beispielhaft anführen, warum so eine Aussage nicht wirklich sinnvoll ist.

  • Na gut, dann mal mit Logik. Drei Fragen an die Kenner des Spiels (mit Betonung auf Frage 3):

    • Kann es passieren, dass ein Spieler in einer ganz anderen Ecke der Karte startet als die anderen?
    • Spielt frühe Erreichbarkeit der Städte und ihrer Sonderfunktionen eine Rolle für den Spielerfolg?
    • Sind die Städtekarten unterschiedlich brauchbar? (Frage 3b: Kann es bei den drei Städtekarten in Sumatra Synergieeffekte geben?)

    Wenn alle Fragen mit "ja" beantwortet werden, ist das Spiel für einzelne (!!) konkrete Verteilungen der Städtekarten beim Aufbau nicht ausbalanciert. Also zu den einzelnen Fragen: Frage 1 ist definitiv mit ja zu beantworten. Das sagen einfach die Regeln zum Peking-Start-Charakter.


    Frage 2 ist mit ja zu beantworten, sobald man davon ausgeht, dass Einsetzen von Würfeln auf Städtekarten nicht komplett sinnlos ist. Auf die Karten darf nur setzen, wer in der Stadt vertreten ist und in die Städte muss man erst reisen. Also spielt Entfernung bzw Startposition eine Rolle.


    Wenn überhaupt, dann ist bei Frage 3 meine Argumentation noch am ehesten angreifbar. Wenn jede mögliche Verteilung der Städtekarten gleich gut für Peking- und Venedig-Start wäre, dann wäre der Rest egal. Ich glaube (!), dass dem nicht so ist. Ich bitte um Meinungen hierzu von allen, die das Spiel schon gespielt haben...



    Dass Marco Polo im Mittel gut ausbalanciert ist, will ich dabei gar nicht bestreiten! Wenn ich alle mir vorliegenden Informationen gewichte, habe ich sogar den Eindruck, dass HiG das Ausbalancieren sehr gut gelungen ist, womöglich nahe am Optimum. Nur: ich behaupte, dass bei solcher starker Asymmetrie höchstens mit festem Aufbau ein perfektes Ausbalancieren möglich wäre. Siehe z.B. Cosims; dort ist Asymmetrie (im Gegensatz zu den Eurospielen) ja eher die Regel als die Ausnahme, man spielt schließlich Schlachten und Kriege mit unterschiedlichen Armeen nach. Da gibt's Zufallselemente im Setup wenn dann nur sehr kontrolliert. Marco Polo versucht aber beides: starke Asymmetrie und nennenswerte Zufallselemente im Setup. Das kann eigentlich nicht für jeden Einzelfall (!) des zufälligen Kartenziehens gelingen, bestenfalls im statistischen Mittel. Das macht das Spiel nicht schlechter, ganz und gar nicht. Nur eventuell für Brettspielmeisterschaften ziemlich ungeeignet.

  • Die erste 4er-Runde liegt nun hinter uns also eine gute Gelegenheit diesen Thread mit einem Spielbericht zu füttern...


    Meine Frau und ich hatte Marco Polo bereits zu zweit gespielt, so dass es nur 2 Neulinge in unserer Runde gab. Die Regeln waren relativ schnell erklärt und das Interesse und die Aufmerksamkeit unserer beiden neuen Mitspieler war hoch und es entwickelte sich bei unserem "Meisterspieler" schon eine gewisse Vorfreude und auch der eine oder andere Plan.
    'Wir starteten alle planmäßig in Venedig. Der Charakter, der in Peking starten konnte lag zwar aus, wurde aber von keinem ausgewählt. Meine Frau wählte den Händler, der bei jeder Marktaktion einen Obolus bekam, unserer zweite Mitspielerin nahm den "Oasenspringer", ihr Partner erhielt den Charakter mit weißem Zusatzwürfel und Extraauftrag und ich wollte es mit dem Kontorbauer versuchen und schnappte mir die 2 schwarze Extrahütten und konnte in meinem ersten Zug gleich 3 Kontore / Handelsniederlassungen bauen. Ich merkte schnell, dass der Charakter es in sich hat. Im gesamten Spiel konnte ich gerade mal den Startauftrag erfüllen und kam sonst nicht mehr dazu. Stattdessen beschaffte ich viel Geld für die teuren und kostspieligen Reisen. Zum Spielende hin reichte es immerhin für einen zweiten Platz wobei ich eine schwarze Hütte leider nicht verbauen konnte aber die 10 Siegpunkte hätten auch nicht den Sieg bedeutet. Erstaunt war ich, dass alle ihre 4 Handelsposten entsprechend der Ziel-/Auftragskarten bauen konnten! Mit meinem Charakter lag ich ziemlich lange auf der Siegpunktleiste hinten während sich meine Frau mit unserem Strategen ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferte und zeitweiig sogar vorn lag. Auch wenn ich über den Startauftrag hinaus keine weiteren Aufträge erfüllen konnte, profitierte ich doch zunehmend von Siegpunktmöglichkeiten der verschiedenen Städte. Der Händler scheffelte ordentlich Ressourcen vom Markt, da Marktaktionen ziemlich begehrt waren. Eher selten und fast nur von mir genutzt war das Aktionsfeld das 5 Geld einbrachte. Stark frequentiert und fast immer besucht wurde der Kamelmarkt bei dem zuweilen 6 Kamele abgegriffen wurden. Unserem Strategen war das 2x im Spiel sogar 6 Münzen wert aber er hatte auch Zugang zu einer Stadt in der er für 1 Kamel und eine weitere Ressource 8 Geld holen konnte, was sich für ihn als super Geldeinnahmequelle erwies. Dank seines weißen Würfels und dem Auftragseinkommen (jede Runde) konnte er zum Spielende hin die meisten Aufträge erfüllen und sich über 7 Siegpunkte freuen. Ich dagegen freute mich zum Spielende hin nicht mehr benötigte Kamele in Summatra in Siegpunkte eintauschen zu können.
    Unsere Oasenspringerin verzettelte sich ein wenig ohne so richtig sagen zu können woran es lag. Am Ende reichte es jedenfalls nur für den letzten Platz aber ich denke in der nächsten Partie würde mit diesem Charakter einiges besser laufen.
    Wir alle hatten sehr viel Spaß und fühlten uns auf (und durch) den Spuren von Marco Polo sehr gut unterhalten. Gespannt sind wir auf einige Folgepartien, vor allem da das Spiel sehr viel Varianz bietet! Vor allem unser Stratege war so begeistert wie schon lange nicht mehr. Na das will jedenfalls etwas heißen ;) Ich habe auch schon große Lust die anderen Charaktere zu spielen und herauszufinden welche mir liegen und welche nicht und dann darauf aufzubauen.


    #Marco

    Ein Bild sagt mehr als 298 Wörter... :floet:

  • Heute mal zum Spielen frei genommen und 2 Runden Marco Polo gespielt mit jeweils verschiedenen Charakteren, meine Partnerin und ich suchten uns nach dem Aufbau diese aus. 2 mal gewonnen und ich muss sagen, dieses Spiel ist jetzt das 28. Spiel bei mir was 10 Punkte bekommen hat von ca. 700 Spielen, gefällt mir sogar besser als Russian Railroads.
    Die unterschiedlichen Charaktere alle mal zu spielen reizt ungemein, freue mich auf weitere Partien.
    Ach ja, die 5 Runden sind vollkommen ausreichend, das Spiel gefällt mir jetzt so wie es ist.


    @MetalPirate zu 3. kann ich beide Punkte bejahen. Ich würde sogar behaupten, dass sie den Charakteren mit ihren unterschiedlichen Spielweisen auch noch unterschiedlich stark helfen.

  • Ja, gab es bei Istanbul. Und soweit mir zugetragen wurde, war das Ergebnis nicht so toll. Es sollte für alle Positionen gleichwertig sein, war es aber nicht.Die Idee, den Aufbau so zu machen, dass alle Spieler gleiche Chancen haben, ist sicher zu begrüßen. Es muss dann aber auch ordentlich mit einigem Aufwand gemacht werden. Da kommen mir potentiell eher Zweifel, ob da seitens des Verlages so viel investiert wird.

    Wieso meinst du, dass das Ergebnis nicht so toll war? Sowohl nach der DM als auch nach der EM habe ich von den Organisatoren die Auswertung erhalten, dass die Sitzposition der Spieler bei Istanbul statistisch nicht relevant war. Woher stammt deine Information?


    Und wieso "muss das ordentlich mit einigem Aufwand gemacht werden"? Eine feste Startaufstellung für alle ist IMMER gerechter als freier Aufbau bei allen, da selbst bei ungerechter Sitzposition sich diese über die Tische hinweg ausgleichen würde. Ich kann dir hier ehrlich gesagt nicht folgen ...

  • Ich möchte ein kleine Liebesrede für bewusste Asymmetrien, Dysbalancen und Schieflagen im Spiel halten, am Beispiel von MARCO POLO. Denn ich mag MARCO POLO gerade aufgrund der potenziellen Asymmetrien, Dysbalancen und Schieflagen im Wechselspiel der Charaktere und Stadtkarten. Warum? Weil sich das Spiel dadurch nicht kontrollieren lässt. Es wird ungerecht. Es verteilt ganz smart Vor- und Nachteile und wird unkalkulierbar. Dies ist die Herausforderung an den Spieler: in eine jedesmal neu gemixte Labyrinth-Stuation geworfen zu werden und im Spannungsverhältnis scheinbar stärkerer und schwächerer Charaktere in Beziehung der willkürlich ausliegenden Stadtkarten und dem anderen Zeug das Beste daraus zu machen. Denn so ist auch das Leben: unberechenbar. Es stattet Menschen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten und Gaben aus und befördert sie in den Raum. Kontrollfreaks werden ihre liebe Mühe haben, das Spiel in den Griff zu kriegen und Ungerechtigkeiten bejammern. Sollen sie. Denn dies ist genau das Kompliment für das Spiel. Freie Abenteurer finden hier eine Heimat. Die grösste Kunst der Dysbalance innerhalb eines gesteckten Rahmens erreicht für mich dabei A STUDY IN EMERALD von Martin Wallace. Wenn man ein Spiel spielt, weil man die möglicherweise leicht schiefe, nerdhafte Ausgangslage als Aufgabe betrachtet und die stets neue Bewältigung als Reiz, ohne dabei auf die Gerechtigkeit zu blicken und den Sieg außer acht zu lassen, dann ist MARCO POLO ein flexibles, dynamisches Euro-Wesen zum Surfen. Das ist für mich der eigentliche Zauber des Spiels: das, was kritisiert wird. HiG ist es gelungen, einen redaktionellen Schliff hinzulegen, der dem Spieler einen freien Raum lässt, der HELIOS abging, weil sich HELIOS entzaubern lässt. Ein Schicksal, das MARCO POLO vermutlich erspart bleibt.

  • @ode.: Mir scheint, dass du den Unterschied zwischen "einzelnes Spiel (nicht) ausbalanciert" und "viele Spiele im statistischen Mittel (nicht) ausbalanciert" nicht verstanden hast.


    Bei asymmetrischen Spiel mit festem Setup lässt sich jedes einzelne Spiel gut ausbalancieren. Bei symmetrischem Spiel mit zufälligem Setup auch. Bei asymmetrisch mit zufälligem Setup ist das aber kaum möglich, da geht's nur ungefähr und ausgeglichen wird's (bestenfalls) im statistischen Mittel über unendlich viele Spiele. Je größer Asymmetrie und Zufalls-Setup, umso unausgewogener wird's in aller Regel im Einzelspiel. Dazu ein Gedankenexperiment.



    3 Spieler spielen ein simples Würfelspiel: 600 mal mit Standardwürfel (D6) würfeln, alle Würfe aufaddieren, höchste Summe gewinnt. (Okay, sowas würde keiner freiwillig spielen, aber als Gedankenexperiment taugt es. :) ) Das Spiel in Reinkultur ist fair und ausgeglichen. Erwartungswert für jeden ist 2100 Augen: je 100 1er (zusammen 100 Augen), 2er (200 Augen), 3er (300 Augen), ..., 6er (600 Augen) und 100+200+300+400+500+600 = 2100. Der Mathematiker rechnet alternativ gleich 600 * (6+1)/2.


    Grundspiel mit Asymmetrie-Regel: Am Anfang werden drei Charakterkarten verteilt, eine mit 1+6, eine mit 2+5, eine mit 3+4, die entsprechenden Zahlen zählen für den jeweiligen Spieler doppelt. Auch das ist ein faires Spiel. Erwartungswert für jeden: 2800 Augen. 700 mehr als oben, weil jedem Spieler 7 Augen verdoppelt werden, wenn er 1 bis 6 je einmal wirft.


    Grundspiel jetzt ohne Asymmetrie, aber dafür mit Zufalls-Setup: am Anfang wird eine Zahl gewürfel, die doppelt zählt. Auch das ist ein faires Spiel. Wird die 1 verdoppelt, ist der Erwartungswert für alle 2100+100=2200 Augen, bei der 2 2300, usw., bei der 6 dann 2100+600 = 2700 Augen. Der Erwartungswert ändert sich je nach Setup, aber das Spiel bleibt stets fair für alle Spieler.


    Schmeißt man aber Asymmetrie-Regel und Zufalls-Setup zusammen (beide für sich genommen fair im jedem Spiel!), d.h. jetzt zählt die am Anfang gewürfelte Zahl vierfach, wenn die eigene "Charakterkarte" sie aufweist, dann wird das Spiel auf einmal unfair bzw. unbalanciert, dann dann hat der, der den 1+6 Charakter zieht, den Vorteil, dass vervierfachte 6er am wertvollsten sind. Wenn man sehr viele Spiele spielt und jedes Mal die Charakterkarten zufällig verteilt, gleicht sich das wieder aus (so ähnlich wie die Fehlentscheidungen im Laufe einer Fußball-Bundesliga-Saison...), aber dennoch ist das einzelne Spiel unfair, wer mit dem 1+6 Charakter starter, hat bessere Gewinnchancen. Will man Asymmetrie und Zufall für jedes einzelne Spiel fair gestalten, dann müssten mathematische Randbedingungen gelten, die eigentlich nur noch komplett langweilige Spiele erlauben würden.



    Wohlgemerkt: ich will nicht behaupten, dass ein Design wie das von Marco Polo schlecht wäre. Ich stimme ganz im Gegenteil @Flundi zu, dass Asymmetrien sehr reizvoll sein können (sofern sie noch strategische Vielfalt erlauben und der Charakter nicht zu stark vorgibt, welche Strategie zu spielen ist). Aber ob ein Spiel reizvoll für die Spielerunde ist, weil jeder mal jede Rolle (mehr oder weniger unabhängig vom Punkte-Ergebnis) ausprobieren will, oder ob das Spiel für den wettbewerbsmäßigen Vergleich unter möglichst gleichen Bedingungen im Rahmen einer Brettspielmeisterschaft taugt, das sind dann doch zwei deutlich unterschiedliche Sachen.

  • Wieso meinst du, dass das Ergebnis nicht so toll war? Sowohl nach der DM als auch nach der EM habe ich von den Organisatoren die Auswertung erhalten, dass die Sitzposition der Spieler bei Istanbul statistisch nicht relevant war. Woher stammt deine Information?


    Das ist nicht meine Meinung, es wurde mir wie gesagt nur von einem teilnehmenden Team so zugetragen. Ich kenne den DM-Aufbau nicht und habe ihn nie gespielt und kann das daher selbst nicht beurteilen.

    Zitat von barandur

    Und wieso "muss das ordentlich mit einigem Aufwand gemacht werden"? Eine feste Startaufstellung für alle ist IMMER gerechter als freier Aufbau bei allen, da selbst bei ungerechter Sitzposition sich diese über die Tische hinweg ausgleichen würde. Ich kann dir hier ehrlich gesagt nicht folgen ...


    Dass alle Tische mit dem gleichen Aufbau spielen, kommt ja oft vor und das ist auch ok so. Dieses Jahr haben bei der RegVor auch alle Tische mit den gleichen Wunderen bei 7 Wonders gespielt. Übrigens können selbst dann manche Teams davon profitieren, die an den "guten" Positionen ihre schwachen Spieler haben. Bei der RegVor und der DM ist das weniger steuerbar, aber bei der EM legen die Teams in Grenzen selbst fest, wer an welcher Position spielt.


    Die erklärte Aussage vor der DM letztes Jahr war aber, nicht nur alle Tische mit der gleichen Auslage bei Istanbul zu bestücken, sondern diese sollte vom Verlag explizit so ausgearbeitet werden, dass alle Positionen gleiche Chancen haben. Das ist ja noch ein Schritt weiter als "alle Tische gleich". Wenn man dieses Ziel ausruft, dann muss es eben mit einigem Aufwand gemacht werden.

  • Ich möchte mich an der Diskussion nicht weiter beteiligen...


    Edith: Lässt mich ja nicht in Ruhe. Ich steige jetzt aus der Diskussion aus. Mit dem letzten Hinweis darauf, dass du da einen Denkfehler drin hast. Mir fehlt es aber ein wenig an Ruhe (und dem Willen) um das zu erklären. Ich denke, ich sollte mich hier auch nicht mehr so oft einmischen. Bitte nicht übel nehmen. Ode off.

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  • Das ist nicht meine Meinung, es wurde mir wie gesagt nur von einem teilnehmenden Team so zugetragen. Ich kenne den DM-Aufbau nicht und habe ihn nie gespielt und kann das daher selbst nicht beurteilen.

    Dass alle Tische mit dem gleichen Aufbau spielen, kommt ja oft vor und das ist auch ok so. Dieses Jahr haben bei der RegVor auch alle Tische mit den gleichen Wunderen bei 7 Wonders gespielt. Übrigens können selbst dann manche Teams davon profitieren, die an den "guten" Positionen ihre schwachen Spieler haben. Bei der RegVor und der DM ist das weniger steuerbar, aber bei der EM legen die Teams in Grenzen selbst fest, wer an welcher Position spielt.


    Die erklärte Aussage vor der DM letztes Jahr war aber, nicht nur alle Tische mit der gleichen Auslage bei Istanbul zu bestücken, sondern diese sollte vom Verlag explizit so ausgearbeitet werden, dass alle Positionen gleiche Chancen haben. Das ist ja noch ein Schritt weiter als "alle Tische gleich". Wenn man dieses Ziel ausruft, dann muss es eben mit einigem Aufwand gemacht werden.

    Zum einen war es NICHT die explizite Bitte an den Verlag, eine ausgeglichene Aufstellung zu erstellen, sondern ganz allgemein eine allen Turnierteilnehmern UNBEKANNTE Aufstellung, damit niemand eine spezielle Aufstellung trainieren konnte.


    Dass ich mich trotzdem bemüht habe, eine ausgeglichene Aufstellung hinzubekommen und diese auch mehrfach selbst zu testen, war für mich eine "Frage der Ehre", aber weder gefordert, noch zwingend erforderlich im Sinne des Turniers.
    Wie gesagt ist das später sogar durch die Analyse des Veranstalters explizit bestätigt worden, dass im Laufe des Turniers keine Korrelation zwischen Spielerposition und Platzierung auftrat.


    Wenn du nicht einmal selbst an dem Turnier teilgenommen hast, finde ich das schon sehr schade, dass du hier einen Verlag kritisierst, ohne zu wissen, wovon du redest ...

  • Mal zurück zu Marco Polo. Gestern erste Partie, 4 Spieler. Der Nicht-Würfler war *weit* in Führung, bis der Nicht-Zahler ihn mit geschickter Strategie noch abgefangen hat. Die Oasen-Springerin hat's ganz gut gemacht, viel über Aufträge geholt. Am Ende aber Vorletzte gewesen. Mein Rubruck wurde letzter. Falsche Strecke gewählt, nur 10 Kontore hinbekommen. Bin nicht sicher, ob man mit dem gewinnen kann, da müssen die Häuser schon sehr gut verteilt liegen und die Mitspieler dürfen einem die Freizug-Aufträge nicht wegschnappen. Naja.


    Schönes Spiel, juckt mich, es weiter auszuprobieren. Riesiger Enthusiasmus ist allerdings nicht vorhanden.

  • Ein Schönes hat diese sehr ausführliche Diskussion zu dem Spiel: Ich weiß mittlerweile, dass ich es nicht haben möchte.
    Aktuell habe ich eh mit der Flut der interessanten Neuheiten zu "kämpfen" - da bin ich dankbar um jedes Spiel, dass ich nicht unbedingt möchte... :D

  • bisserl off topic: worauf schielst Du denn noch gerade ?

    Also, auf dem Radar habe ich aktuell nicht nur neue Spiele - aber auch:
    - Kraftwagen
    - Imperial Settlers
    - Abraca...Bumm!
    - Maus & Mystik
    - Winter der Toten
    - Gaia

  • ... und um nicht nur zu Istanbul etwas zu sagen, sondern auch zum Thema:
    Ich bin nach 3 Partien sehr angetan von Marco Polo! Noch habe ich nicht beobachtet, dass ein Spieler aufgrund schlechter Würfelergebnisse keine Chance hatte.
    Ich selbst habe vielmehr eher den "Fehler" gemacht, zu sehr auf die Zielkarten zu achten - inzwischen bin ich eher der Ansicht, dass die richtige Auswahl der anzureisenden Orte viel wichtiger ist. Insofern ist dann auch die "Profivariante" sinnvoll, wo man die größere Auswahl an Orten hat.
    Da freue ich mich schon sehr darauf, auch die speziellen Fähigkeiten der anderen Charaktere auszuloten!

    Einmal editiert, zuletzt von barandur ()

  • Ach ja...mein Bericht oben bezieht sich auch auf die Profiversion für den Startaufbau. Mit etwas geringerim fangen wir gar nicht erst an ...he he... :D

    Ein Bild sagt mehr als 298 Wörter... :floet:

  • ... und um nicht nur zu Istanbul etwas zu sagen, sondern auch zum Thema:
    Ich bin nach 3 Partien sehr angetan von Marco Polo! Noch habe ich nicht beobachtet, dass ein Spieler aufgrund schlechter Würfelergebnisse keine Chance hatte.
    Ich selbst habe vielmehr eher den "Fehler" gemacht, zu sehr auf die Zielkarten zu achten - inzwischen bin ich eher der Ansicht, dass die richtige Auswahl der anzureisenden Orte viel wichtiger ist. Insofern ist dann auch die "Profivariante" sinnvoll, wo man die größere Auswahl an Orten hat.
    Da freue ich mich schon sehr darauf, auch die speziellen Fähigkeiten der anderen Charaktere auszuloten!

    Hallo zusammen,
    wir haben es immerhin erlebt, daß einer von vier Mitspielern bei #MarcoPolo durch seine Würfelergebnisse (einmal 9 und einmal 11) ziemlich deutlich letzter wurde. Seine Fähigkeit war, nichts beim späteren Einsetzen bezahlen zu müssen.
    Diese Eigenschaft ist besonders gut bei hohen Würfelergebnissen. Auch das Kamele nehmen und nachwürfeln hat nicht geholfen. Das war schon viel Pech, aber es passiert eben doch.


    Ciao
    Nora

  • Zum einen war es NICHT die explizite Bitte an den Verlag, eine ausgeglichene Aufstellung zu erstellen, sondern ganz allgemein eine allen Turnierteilnehmern UNBEKANNTE Aufstellung, damit niemand eine spezielle Aufstellung trainieren konnte.


    Dann mangelte es offenbar an Abstimmung mit dem Veranstalter. Auf der Regelseite der DM vom letzten Jahr steht wörtlich:

    Ferner wird die Aufstellung so gestaltet sein, dass möglichst ausgeglichene Startbedingungen für alle Startpositionen gegeben sind.

  • Dann mangelte es offenbar an Abstimmung mit dem Veranstalter. Auf der Regelseite der DM vom letzten Jahr steht wörtlich:

    Und wieder unterstellst du mir/uns fälschlicherweise einen "Mangel" ...
    Nein, das war nicht mangelnde Abstimmung: Das hat der Veranstalter so auf die Regelseite geschrieben, NACHDEM ich ihm angeboten habe, eine möglichst ausgeglichene Aufstellung zu erstellen. Sorry, aber falsche Behauptungen werden nicht richtiger durch den Versuch, mir meine Worte im Mund umzudrehen. Und das war jetzt mein letzter Beitrag hierzu - sorry an die, die ich beim Lesen der Marco-Polo-Diskussion gestört habe.


    Zum Thema:

    Hallo zusammen,wir haben es immerhin erlebt, daß einer von vier Mitspielern bei #MarcoPolo durch seine Würfelergebnisse (einmal 9 und einmal 11) ziemlich deutlich letzter wurde. Seine Fähigkeit war, nichts beim späteren Einsetzen bezahlen zu müssen.
    Diese Eigenschaft ist besonders gut bei hohen Würfelergebnissen. Auch das Kamele nehmen und nachwürfeln hat nicht geholfen. Das war schon viel Pech, aber es passiert eben doch.


    Ciao
    Nora

    Ja, natürlich kann das passieren, dass jemand durch unglückliche Würfelwürfe eine Partie verliert - gerade in dem Fall, den du beschrieben hast, das stimmt.
    Aber interessanterweise finde ich gerade den Charakter, der die Würfel beliebig drehen kann, vergleichsweise schwach - das spricht doch schon dafür, dass man MEISTENS ganz gut mit dem zurechtkommt, was man so würfelt.

  • Ich auch mal wieder zum Thema:


    Ich hab das Spiel innerhalb der letzten Woche jetzt 4x zu zweit gespielt. Und nach anfänglicher Begeisterung gefällt es mir immer weniger...


    Grundsätzlich finde ich das Spiel durchaus super. Aber das Spielgefühl ist mir viel zu frustig. Eigentlich mag ich ja Mangelspiele. Aber hier habe ich das Gefühl oft einfach nix machen zu können und auch keine Chance zu haben das zu machen, was ich gern machen würde. Entweder fehlt 1 Kamel oder dann doch eine Münze oder oder oder. Wie gesagt, grundsätzlich nicht verkehrt. Viele Spiele ziehen dadurch ihren Reiz. Aber hier habe ich immer wieder das Gefühl, dass es mich nervt. Und zwar nicht auf die gute Art. Das Grundgerüst ist mir zu unflexibel. Ich hab haufenweise von dem einen Zeuch, brauche aber dringend noch ein Kamel und keine Chance dran zu kommen... Finde ich einfach nur nervig. Da spiele ich ne Stunden und hab nie das Gefühl zu irgendwas zu kommen und habe die ganze Zeit ein schlechtes Spielgefühl. Wenn ich dann noch gewinne, fühle ich mich verarscht. Nicht eine Aktion gehabt, über die ich mich freue, aus lauter Frust halt nur die langweiligen Aufträge runtergerappelt und dann am Ende mit 10 Punkten Vorsprung gewonnen? Pah...


    Dazu kommt, dass das Spiel klar ein Strategiespiel ist. Hier gilt es den eingeschlagenen Weg bestmöglich durchzuziehen. Wenn man es nicht macht, dann iss Essig. Keine Chance hier flexibel oder taktisch zu spielen. So zumindest mein Gefühl.


    Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich noch keine so richtig gute Partie hatte und noch nicht das Spiel "verstanden" habe. Bisher bin ich immer zwischen 55 und 70 Punkten gelandet. Meine Frau einmal sogar schon bei 93, mit dem 11 Häuser-Bauer...


    Also, von mir aus kann das Spiel jetzt erstmal ne Woche oder zwei ruhen... Aber es wird sicherlich noch öfters auf den Tisch kommen. Ist schon ganz schön interessant! Ich hatte bei Terra Mystica ja auch anfangs ein paar frustige Partien, weil ich einfach das System noch nicht im Griff hatte. Weshalb das Spiel ja erst mit einem Jahr Verspätung bei uns aufgeschlagen ist - und nun zum Dauerbrenner wurde.


    Mal sehen. Ich bleibe dran. Aber erstmal Pause...


    Wegen Balance: Mein erster Eindruck nach 4 Partien ist, dass das Spiel ganz hervorragend in der Balance ist.

  • Ich will es im Grunde gar nicht kritisieren. Ich kenn Spiele, die ähnlich frustrierend sind und mich begeistern. Es ist schlicht mein derzeitiger Geschmack, der hier nicht trifft...

  • Und nach anfänglicher Begeisterung gefällt es mir immer weniger...

    Bei meinem Sohn und mir kam nicht einmal anfängliche Begeisterung auf. Die Gründe sind vielfältig. Jeder Grund für sich wäre wohl kein Problem, aber die Masse macht's.


    Es beginnt beim Namen (viel zu lang und dadurch auch kein schöner Schriftzug) und Cover (alles braun-in-braun und gefällt uns gar nicht).


    Dann die Tatsache, dass man durch seinen Charakter einen Weg aufgedrückt bekommt. Ich entscheide also nicht selbst, was ich heute mal probiere, sondern das Spiel entscheidet das für mich.


    Und irgendwie ist das Thema "Marco Polo" während des Spiels völlig untergegangen. Ich hatte nie das Geühl, zu reisen oder zu entdecken. Es ging nur darum, Rohstoffe für Aufträge zu sammeln, und nebenbei Geld für die Aktionen zu bekommen.


    Schließlich dann das Würfeln... Jeder würfelt für sich und der Ausgleich bei schlechtem Ergebnis ist eher gering. Das Würfelglück kann sowohl langfristig als auch kurzfristig übel (und nur für den jeweiligen Spieler!) brutal zuschlagen, während alle anderen Spieler perfekt würfeln.


    In einer unserer Partien hing für einen Mitspieler der Sieg davon ab, ob er in der letzten Runde einen schwarzen Würfel mit mindestens 2 Augen hat. Das Würfeln beim Nehmen ergab eine 1 (Chance 1:6), und das Neuwürfeln für das letzte verfügbare Kamel ergab wieder nur eine 1 (Gesamtchance 1:36). Das bedeutete einen "Verlust" von 10 SP und der betreffende Spieler wurde somit nur dritter von vier Spielern. Mit einer 2 oder mehr wäre er erster gewesen. Warum spiele ich dann zuvor gut 1,5 Stunden, wenn am Schluss doch alles nur von einem einzigen Würfel abhängt?!?


    Ich selbst hatte in der Partie übrigens den Charakter, bei dem ich alle Würfel frei wählen durfte, aber das Spiel fühlte sich damit auch nicht besser an, obwohl für mich kaum Zufall im Spiel war. Ich fühlte mich ständig gespielt...

    Aber hier habe ich immer wieder das Gefühl, dass es mich nervt. Und zwar nicht auf die gute Art.

    Ging mir genauso. Ständig hätte ich etwas bestimmtes benötigt (meistens Geld), und hatte keinen sinnvollen Weg, daran zu kommen (außer das Gnadenbrot von 3-4 Geld).


    Ich werde dem Spiel wohl noch eine Chance geben, aber derzeit ist kein großer Wiederspielreiz vorhanden. Bei meinem Sohn ist es komplett durchgefallen.


    Ciao
    Stefan

  • Es beginnt beim Namen (viel zu lang und dadurch auch kein schöner Schriftzug) und Cover (alles braun-in-braun und gefällt uns gar nicht).

    Finde ich unproblematisch. Ich empfinde "Auf den Spuren von" als eine Art "Obertitel" (im Gegensatz zum "Untertitel"für den "Rufnamen" Marco Polo. Ähnlich vielleicht wie bei "Vor den Toren von Loyang", was ja immer nur "Loyang" ist... Meiner Ansicht nach spiegelt sich das im Cover auch wider. Denn der Obertitel ist ja nur klein in diesen Fähnchen quasi angehängt...


    Die Farbgebung bei dem Spiel finde ich weltklasse. Ich mag diese Töne einfach.


    Dann die Tatsache, dass man durch seinen Charakter einen Weg aufgedrückt bekommt. Ich entscheide also nicht selbst, was ich heute mal probiere, sondern das Spiel entscheidet das für mich.

    Das hat mich auch lange bei Terra Mystica gestört und gehört für mich dazu, warum ich es für ein Strategiespiel halte. Im Gegensatz zum Taktikspiel, welches dem Spieler mehr Flexibilität läßt. Das eine schließt das andere nicht aus. Ich denke, dass auch Russian Railroads ein Strategiespiel ist und dort suche ich mir die Funktionen zusammen, die für meine Strategie taugen. Dort stehen den Spielern aber alle Sonderfunktionen in gleichem Umfang zur Verfügung (die orangenen Marker). In Marco Polo gibt es diese Funktionen nur für jeweils einen Spieler.


    Ich persönlich würde auch gerne während des Spiels entscheiden, was für Sonderfunktionen ich nutze um meinen Weg zu bestimmen. Andere argumentieren, dass man das halt vor dem Spiel macht, indem man sich was aussucht und das dann durchzieht.


    Ich persönlich denke, dass dieser Ansatz - den Spielern von vorne weg einen Weg aufzuzweigen (aufzuzwingen?) - auch dafür verantwortlich ist, warum bsw. Terra Mystica, trotz hohem Komplexitätsfaktor, trotzdem eine große, auch über den Normalspieler hinausgehende - Zielgruppe beschert. Man muss nämlich nicht diese Entscheidungen treffen, was man haben will. Man hat die individuelle Funktion schon und rockt sie im Laufe des Spiel runter - oder hat mit dem Sieg nix zu tun... Dadurch, dass diese Entscheidungen dem Spieler abgenommen werden kann er sich mit dem Spielsystem auseinander setzen ohne wegweisende Entscheidungen treffen zu müssen. Das sorgt für einen erleichterten Spieleinstieg...

    Schließlich dann das Würfeln... Jeder würfelt für sich und der Ausgleich bei schlechtem Ergebnis ist eher gering. Das Würfelglück kann sowohl langfristig als auch kurzfristig übel (und nur für den jeweiligen Spieler!) brutal zuschlagen, während alle anderen Spieler perfekt würfeln.

    Naja... Da weiß man ja, was einem blüht... Das finde ich schon okay... Dein Beispiel weiter unten ist zwar ziemlich böse. Aber es kann halt passieren. Das ist einfach so. Kann ja sein, dass er vorher eben viel zu gut gewürfelt hat? ;) Das empfinde ich ähnlich wie bsw. bei Burgund (noch so ein Spiel mit "Obertitel"). Für 2 Kamele kann man ja auch gezielt ein Auge zufügen... Ähnlich wie mit den Arbeitern von Burgund.


    An der Stelle finde ich übrigens Burgund deutlich besser designed. Die Währung, die man benötigt um Würfel zu verändern kriegt man in Burgund jederzeit (man muss nur auf eine Aktion verzichten und bekommt zwei Arbeiter). Das ist mit Kamelen bei Marco Polo anders. Wenn man nix hat kann man totlaufen in Sachen Kamelen. Die Währung, die man zum verändern von Würfeln braucht muss meiner Ansicht nach zwingend frei zu haben sein. Das ist bei Marco Polo leider nur mit Geld möglich, was man aber eben nicht ausgeben kann um Kamele zu kaufen oder Würfel zu drehen... Einer der Umstände, den ich mit "wenig flexibel" meinte...


    Angehängt übrigens ein Bild aus unserer zweiten Partie aus Runde 2. Ich hatte zwar jede Menge Kamele, die ich auch allesamt fast zum Nachwürfeln rausgehauen habe. Aber so was kann halt passieren... Ich hab leider nicht den Wurf gefilmt. Aber dieser Wurf ist tatsächlich so passiert. Die Wahrscheinlichkeiten sind geringt. Ich weiß. Ich hatte in der Testphase mal eine 2er-La Granja-Partie mit fünf 5en in Runde 3... Seitdem ist mir klar: Es sind nur Wahrscheinlichkeiten - ja - aber sie kommen, diese Ergebnisse... ;)

  • Die Farbgebung bei dem Spiel finde ich weltklasse. Ich mag diese Töne einfach.

    Falls es in meinem Beitrag nicht deutlich geworden ist: Mir gefällt nur das Cover nicht, und zwar weil es zu sehr Ton-in-Ton ist (und vielleicht, weil es dadurch zu ähnlich zu Camel Up ist, welches mir noch weniger gefällt). Das Spielmaterial und vor allem der Spielplan gefallen mir hingegen außerordentlich gut. Auch die Symbolik ist gut gelungen.


    Finde ich unproblematisch. Ich empfinde "Auf den Spuren von" als eine Art "Obertitel"

    Es ist nicht so sehr die Länge als solche, die mich stört, sondern die Tatsache, dass die Länge zu einem "komplexen" Schriftzug geführt hat, der mir gar nicht gefällt. Vor allem, weil alles viel zu klein und farblich zu unauffällig ist.


    Ciao
    Stefan

  • Falls es in meinem Beitrag nicht deutlich geworden ist: Mir gefällt nur das Cover nicht, und zwar weil es zu sehr Ton-in-Ton ist (und vielleicht, weil es dadurch zu ähnlich zu Camel Up ist, welches mir noch weniger gefällt). Das Spielmaterial und vor allem der Spielplan gefallen mir hingegen außerordentlich gut.

    Doch, doch... Mich stört da eher diese Kopf, der mitten aus dem Bild rausragt, weil die derzeit aktuellen Cover ja ähnlich wie Filmplakate aussehen müssen, so als Collage. Und immer muss eine stellvertretende Person druff sein...




    Zitat von malzspiele

    Auch die Symbolik ist gut gelungen.

    Du wolltest wohl sagen "alles andere als gut gelungen". Sie strotzt nur so vor Fehlern und Zusammenhänge, die sich zusammenreimen oder man sich eben merken muss... Als Beispiel nur die Stadtkarten, wo der sehr hübsche Pfeil von links nach rechts mehrere Bedeutungen haben kann aber immer gleich verwendet wird...

  • Dann die Tatsache, dass man durch seinen Charakter einen Weg aufgedrückt bekommt. Ich entscheide also nicht selbst, was ich heute mal probiere, sondern das Spiel entscheidet das für mich.

    Aber du entscheidest doch selbst, welchen Charakter du auswählst, wenn du die Profivariante spielst, und das solltest du natürlich tun!


    Warum spiele ich dann zuvor gut 1,5 Stunden, wenn am Schluss doch alles nur von einem einzigen Würfel abhängt?!?

    Nun ja, ich sehe das etwas anders. Vermutlich wurde irgendwo vorher ein Fehler begangen, weshalb nur 1 Kamel zur Verfügung stand. Wären es noch 2 Kamele gewesen, hätte man die 1 einfach auf die 2 gedreht und gut ist.


    Man darf sich halt möglichst nicht in die Lage bringen, einen bestimmten Wurf zu benötigen. Das ist am Anfang leichter gesagt als getan, aber mit etwas Spielerfahrung halte ich das für machbar.

  • Nach inzwischen vier Partien bin ich immer noch begeistert - bisher zweimal zu viert und einmal zu dritt und zu zweit gespielt und in jeder Besetzung war es ein tolles Spielerlebnis. Durch die variable und zufällige Auslage der Stadt-Aktionskarten und Kleinstadt-Boni bringt es jede Partie eine neue Herausforderung. Mir gefällt es, mir vor der Partie den Spielplan in seinen neuen Möglichkeiten anzuschauen und kurz zu analysieren, was ich diesmal ausprobieren möchte als Grundstrategie.


    So konnte ich in meiner letzten Partie mit dem Charakter, der bei Mitspieler-Markaktionen mitprofitiert, einen Auftrag nach dem anderen erledigen, hatte am Spielende so an die neun Aufträge geschafft und bin nur im allerersten Spielzug gereist und zwar zu dem ausliegenden 3er-Kamel-Bonusfeld, so dass ich jede Runde einen stetigen Nachschub an Kamelen hatte. Dabei wollte ich nie aktiv Geldaktionen nutzen, was mir auch fast gelungen ist und konnte damit über 80 Punkte einfahren. Klingt viel, aber ich wäre fast noch von dem Charakter mit den schwarzen Handelshäusern überholt worden, weil eine hohe Geld-Aktionskarte im Spiel war, die weites Reisen erst ermöglichte.


    Mal sehen, wann ich das erste Mal die 100 knacken werde. Ich fiebere der nächsten Partie schon entgegen, aktuell mein liebstes Eurogame, weil es eine tolle Mischung als Strategie mit Würfelglück-Elementen bietet, so dass man dennoch flexibel spielen muss und dazu die genau richtige Menge an indirekter Mitspieler-Interaktion über die Aktionsfelder und Boni-Zuvorkommer. Kennt man das Spiel, spielt es sich zudem enorm zügig, aber eben nicht banal. Bin gespannt, ob Marco Polo noch von dem Gewinn des Kennerspielpreises verdrängt werden kann. Der Deutsche Spielepreis scheint ja eh eine sichere Wette zu sein - wer hält dagegen?


    Cu / Ralf

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  • Man darf sich halt möglichst nicht in die Lage bringen, einen bestimmten Wurf zu benötigen. Das ist am Anfang leichter gesagt als getan, aber mit etwas Spielerfahrung halte ich das für machbar.

    Ein sehr guter Einwand. Ich werde versuchen das besser zu machen in kommenden Partien...

    Der Deutsche Spielepreis scheint ja eh eine sichere Wette zu sein - wer hält dagegen?

    Orleans?

  • Orleans?

    Orleans ist auch toll. Allerdings hat es für mich zwei Schwächen: Ab einer gewissen Spielphase müsste man eigentlich mit Sichtschirmen spielen oder strikt nacheinander einsetzen, da die Mitspieler-Aktionen durchaus wichtig werden für die eigene Planung. Sichtschirme sind nicht dabei und strikt nacheinander dauert mir zu lange für das Gebotene. Zudem sind die Papp-Plättchen suboptimal, weil verstecken sich leicht in einer Falz des Stoffbeutels und sind haptisch einfach unschön meiner subjektiven Meinung nach. Holzscheiben mit Aufkleber direkt im Grundspiel wären schöner gewesen. Die Deluxe-Erweiterung mit Holzfiguren ist toll, empfinde ich aber als fast schon zu viel - Holzscheiben hätten mir völlig gereicht. Aber wer das Spiel hat und dauernd spielt, kann für wenig Geld aufrüsten.


    Ok, Marco Polo hat dafür ein paar Regelunklarheiten, die erst per nachgeschobener FAQ eindeutig wurden. Im Gegenzug hatte Orleans sein Badehaus-Debakel. Bleibt also doch noch Luft für einen perfekten Nachzügler um die Krone des Vielspieler-Brettspiels? Zumindest wenn Jury und Abstimmer den redaktionellen Feinschliff des Materials und der Spielanleitungen hochschätzen.

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  • Aber du entscheidest doch selbst, welchen Charakter du auswählst, wenn du die Profivariante spielst, und das solltest du natürlich tun!

    Natürlich sollte ich das tun. Aber solange immer mindestens ein Spieler dabei ist, der das Spiel nicht kennt, nutzen wir noch die Standardverteilung.


    Und selbst in der Profivarainte ist jeder Charakter nur einmal verfügbar, ich kann also nur sehr eingeschränkt wählen. Das stört mich übrigens auch bei Terra Mystica, wobei dort zumindest nicht auch noch der Würfelzufall zuschlägt...


    Ich bin durchaus gespannt, wie mein Eindruck von dem Spiel sein wird, wenn ich noch einige Partien gespielt habe, am besten in der Profivariante.

    Nun ja, ich sehe das etwas anders. Vermutlich wurde irgendwo vorher ein Fehler begangen, weshalb nur 1 Kamel zur Verfügung stand. Wären es noch 2 Kamele gewesen, hätte man die 1 einfach auf die 2 gedreht und gut ist.

    Ein "Fehler" war es meines Erachtens nicht, denn das Besorgen des Kamels hätte eine (Teil-)Aktion gekostet, die wiederum Punkte gekostet hätte. Und soweit ich mich entsinne, hatte der Spieler zuvor nicht ein einziges Mal ein Kamel "verschwendet", um Würfel neu zu würfeln oder zu drehen. Natürlich ist der Fall sehr überspitzt, er hinterlässt bei mir aber trotzdem einen negativen Eindruck.


    Ich mag viele komplexe Würfelspiele wie BuBu, Troyes und Stone Age. Aber nirgends fand ich bisher das Würfelglück so punktuell wie bei Marco Polo. Da muss ich @ode zustimmen, dass die Tatsache, dass Kamele deutlich schwerer zu bekommen sind als Arbeiter bei BuBu, sich sehr negativ auswirkt. Bei Stone Age kann ich mich mit Werkzeugen etwas absichern, und bei Troyes kann ich sowohl Geld als auch Ansehen nutzen, um Würfel zu verändern oder zuzukaufen.


    Ciao
    Stefan

  • Sie strotzt nur so vor Fehlern und Zusammenhänge, die sich zusammenreimen oder man sich eben merken muss... Als Beispiel nur die Stadtkarten, wo der sehr hübsche Pfeil von links nach rechts mehrere Bedeutungen haben kann aber immer gleich verwendet wird...

    Also bisher kamen bei der Interpretation der Symbole keine Probleme auf.


    Gut, bei den Startkarten wäre es besser gewesen, zwei gesonderte Symbole für "x abgeben" und "x erfüllt haben" zu benutzen. Dennoch finde ich das Material grafisch sehr gelungen.


    Ciao
    Stefan