Spannungsbögen bei Spielen

  • Zitat

    Original von DerGewinn
    Ich bin kein Fan von Monopoly. Klar, mit Freunden in einer geselligen runde sitzen und Monopoly spielen hört sich schön an, aber mir vergeht schon nach ein paar Runden der Spaß. Zudem zieht sich das Spiel noch so dermaßen in die Länge, dass man schon von beginn an weiß, dass man das Spiel eh nicht zu ende spielt.


    Ich behaupte mal, dass kaum jemand Monopoly wirklich richtig gespielt hat. Also so, dass eben nicht dauerd Geld aus der Bank nachgeschossen wird über Frei-Parken & Co. Also so, dass man erst bauen kann, wenn man einen kompletten Strassenzug hat und damit vorab auch Strassen handel muss und so. Und und und.


    Ich jedenfalls habe es damals immer noch eigenen Regeln gespielt, eben so wie wir es kannten. Auf die Idee, mal in die Spielregeln zu schauen, ist keiner gekommen - ausser bei der Startverteilung des Geldes - warum auch?


    Cu / Ralf

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Hiho,


    Also ich behaupte das Gegenteil. Es ist zwar ewig her, aber ich habe gerade nochmal die Regeln nachgelesen und es ist alles genau so wie ich es in Erinnerung hatte. Sogar das "Frei Parken" wir später als Jackpot genutzt haben - weil einfach als "leeres Feld" scheisse war (ist eine Variante, woher auch immer).
    Später haben wir dann auch nicht mehr gespielt, dass das Spiel aus ist wenn die Bank pleite ist. Fanden wir doof :)


    Atti

  • Zitat

    Original von ravn


    Ich behaupte mal, dass kaum jemand Monopoly wirklich richtig gespielt hat. Also so, dass eben nicht dauerd Geld aus der Bank nachgeschossen wird über Frei-Parken & Co. Also so, dass man erst bauen kann, wenn man einen kompletten Strassenzug hat und damit vorab auch Strassen handel muss und so. Und und und.


    Ich habe im Alter zwischen 9-12 Jahren neben Risiko und Öl für uns alle auch sehr viel Monopoly gespielt, und ich behaupte, wir haben damals immer richtig gespielt, denn wir haben uns die Regeln schon damals selbst erarbeitet (und schließlich auch selbst noch erweitert).
    Und wir haben die Partien auch so gut wie immer zu Ende gespielt, außer es kam etwas Unerwartetes dazwischen (z.B. die Eltern).


    Und noch eine allgemeine Bemerkung kann ich mir nicht verkneifen:
    Ich bin doch sehr erstaunt, daß ich in diesem Thread einige aus meiner Sicht recht überhebliche und intolerante Meinungen lesen konnte, und das von Leuten, von denen ich das eigentlich nie erwartet hatte. Wirklich sehr schade, das war doch überhaupt nicht notwendig ...


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Hallo Luke,


    Zitat

    Original von Sternenfahrer
    Spielst Du wirklich gern MONOPOLY?


    Stellst Du nun schon Fangfragen?


    Nein, ich wußte bereits als Kind, dass es nicht mein Spiel ist. :)


    Aber es ist so, dass dieses etwas neidische Missgunstgerede auf das erfolgreichste Spiel mir diesen ansonsten interessanten Thread sehr versaut.


    Um das Thema für mich abzuschließen. :read:


    Ich halte es da recht einfach. Jedes produziertes Spiel wird für ein gewisses Klientel gefertigt. Und nicht jedes Spiel wird produziert, um meine Interessen zu befriedigen.
    Mit dieser Einstellung kann man ein klein wenig Gelassenheit zum Thema aufbringen.


    Liebe Grüße


    Nils (der Tom dankt, diesen Thread eröffent zu haben, sich aber wundert, was er beiträgt.)

  • Zitat

    Original von widow_s_cruse
    Nils (der Tom dankt, diesen Thread eröffent zu haben, sich aber wundert, was er beiträgt.)


    *lach*
    Ich bin selbst ganz überrascht - eigentlich wollte ich nur mal wieder eine kleine Diskussion im Forum haben... Naja, letztendlich habe ich die ja jetzt... ;)

  • Mir ist es immer noch lieber, jemand sagt deutlich seine Meinung (so wie ich zu Monopoly), als daß über "jemand hier im Forum" oder "einer aus diesem Thread" oder "Leute, die sich für wahre Spieler halten" gesprochen wird.


    Dafür haben wir hier doch Benutzernamen, daß man Personen gezielt ansprechen kann, oder?


    @widow_s_cruse/Nils:
    Mit den Fangfragen hast Du ja angefangen.


    @Alle
    Die Logik der Vorwürfe gegen mich erschließt sich mir nicht. (Ich ziehe mir jetzt mal den Schuh an, der "jemandem" passen könnte.)


    Ja, ich Maße mir an, über MONOPOLY zu urteilen. Witzigerweise stimmen auch diejenigen, die mir vorwerfen, über MONOPOLY zu urteilen, in meinem Urteil zu - wie kann denn dann falsch sein, über MONOPOLY zu urteilen, wenn das Urteil richtig ist?!?


    Und mit Neid hat das nun wirklich nichts zu tun - worauf sollte ich denn neidisch sein?! Auf die vielen schönen Stunden, die andere mit MONOPOLY haben? Nun wirklich nicht.


    @Alle
    Ich sage Euch mal, was ich denke: Weil irgendwo anders (hier? Im Spielboxforum? An 100 Orten im Internet, zu 100 Zeiten?) mal ungerechtfertigt über ein Lieblingsspiel hergezogen wurde und das falsch war, findet Ihr jetzt grundsätzlich falsch, über Spiele herzuziehen.
    Das ist ein in meinen Augen aber ein unzulässiger Schluß.
    Ja, bei RA, BvB, A&A und 55000 weiteren Beispielen gehen die Meinungen auseinander, und Diskussionen über Geschmäcker sind da müßig.


    Aber das gilt eben nicht für MONOPOLY. Das ist (aus heutiger Sicht) einfach objektiv ein schlechtes Spiel. Es gab hier im Thread noch nicht einen einzigen Beitrag, der das Gegenteil behauptet hätte - und dennoch viele Beiträge darüber, daß man so nicht über ein Spiel sprechen dürfe.
    Das ist in meinen Augen falsch verstandene Toleranz: Wenn ein Spiel wirklich schlecht ist, dann sage ich das auch. Wer mag, kann mir ja widersprechen. Konnte mir aber im vorliegenden Fall noch niemand.


    Gibt es irgend jemanden hier, der, von Wenigspielern nach einem Kauftip gefragt, MONOPOLY vorschlagen würde?
    Oder wo MONOPOLY unter den 100 ersten Spielen wäre, die er vorschlagen würde?
    Oder der gerechtfertigt findet, daß die x. Version dieses Spiels wiederum Millionenfach verkauft wird, während wirklich interessante Ideen und Spiele froh sind, eine Auflage von 1000 zu schaffen?!?


    Warum soll man diesen offensichtlichen Mißstand nicht anprangern dürfen?


    Ich wiederhole mein Beispiel der Beschneidung junger Frauen und Mädchen von oben als Beispiel dafür, daß es offensichtliche Mißstände gibt, die anzuprangern man nicht nur das Recht, sondern sogar die moralische Verpflichtung hat. Wenn das als anmaßend empfunden wird, dann hefte ich mir diesen Begriff als Orden auf die Brust.
    Immer nur wegducken, 'runterschlucken, sich "das wird schon gut für die sein" oder "das ist da halt üblich so", das bringt uns hier nicht weiter (ich rede jetzt von MONOPOLY).


    Wir brauchen mehr Meinungen und weniger Harmonie in diesem Forum, finde ich. Meinungen kann man ja auch mit gegenseitigem Respekt und sachlich austauschen - und ich glaube, ich habe hier noch keinen MONOPOLY-Verteidiger persönlich angegriffen, oder?


    PS: Das ich alles, was ich hier im Thread schreibe, nicht halb so ernst meine, wie es klingt, ist sicher offensichtlich, oder?
    Ansonsten verweise ich auf meine Disclaimer! :)

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  • Ich stimme dir zu, Sternenfahrer.
    Und gleichzeitig bin ich dagegen. :)


    Es ist ein schwieriges Thema - eines, das weit über Brettspiele hinausgeht.
    Es gibt sicher Umstände, bei denen ein Eingreifen Not tut - siehe dein Beispiel mit der Beschneidung junger Mädchen/Frauen. Oder andere Handlungen, die die Würde des Menschen direkt angreifen oder die Freiheit des Einzelnen massiv einschränken oder zumindest gefährden würden.


    Das sehe ich uneingeschränkt wie du: hier heißt es, Rückgrat zeigen. Und zwar nicht nur mit schönen Worten.



    Bloß - im Bezug auf Monopoly ist das einfach nicht der Fall.
    Auch wenn kaum ein zweites Spiel (jaja, ich weiß *g* ) die Vielspieler-Gemeinde derart (einseitig) polarisiert wie Monopoly, sehe ich keinen Grund, hier "Rückgrat" oder "Weltverbesserertum" beweisen zu müssen. Monopoly schadet niemandem, verletzt niemanden, setzt sich nicht über gängige Konventionen hinweg. Es ist einfach nur ein Spiel, was von einem bestimmten Publikum, nämlich uns, als schlecht erachtet wird.


    Indem man aber nun nach Verbot und Zwangs-Missionierung schreit, greift man in die persönliche Freiheit der anderen Menschen ein. DAS dagegen ist, im Gegensatz zu allem was Monopoly darstellt, ist und sein wird, ein Eingriff in die persönliche Freiheit der Menschen und ein Angriff auf seine Rechte.
    Und kein Spiel, und sei es noch so schlecht, rechtfertigt ein solches Vorgehen. Das muss man halt als gut unterrichteter Vielspieler lernen zu akzeptieren.


    Zumal Monopoly ja nur den Anfang darstellt: was wird als nächstes verboten? Wagner, weil er den echten Klassizisten zu pompös und aufgeblasen ist? Prosa, weil die Literaten beschlossen haben, dass sie im direkten Vergleich mit Mann, Kafka, Tolstoi etc. nicht lesenswert ist?


    Das was für uns Monopoly ist, mögen für andere, in anderen Bereichen wesentlich gebildetere Personen Dinge sein, die für uns zum normalen Alltag gehören. Die wir vielleicht zu schätzen gelernt haben.
    Dann würden sie die betreffenden Dinge mit dem gleichen Recht verbieten, mit dem wir Monopoly verbieten.


    Nichts für ungut. :blumen:

    Wenn dir egal ist, wo du bist, kannst du dich auch nicht verlaufen.

  • Na, das "verbieten" war ja nicht ernst gemeint.


    Interessant finde ich Deine Bemerkung, MONOPOLY würde polarisieren. Das glaube ich eben nicht. Ich glaube, alle sind sich einig, daß MONOPOLY schlecht ist. Nur, laut sagen darf man das nicht.

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  • Hallo,


    Zitat

    Original von Sternenfahrer
    Na, das "verbieten" war ja nicht ernst gemeint.


    Interessant finde ich Deine Bemerkung, MONOPOLY würde polarisieren. Das glaube ich eben nicht. Ich glaube, alle sind sich einig, daß MONOPOLY schlecht ist. Nur, laut sagen darf man das nicht.


    ist das nicht auch relativ zu sehen?
    Gegenüber der sehr zufriedenen Fangemeinde von Monopoly schreien wir hier alle zusammen genommen doch nur aus einem Fliegenschiss heraus. :)
    Und bleiben ungehört.
    Gerne kannst Du eine Meinung haben - Aber bei den Verhältnissen wird man doch keinen Einfluss haben.


    Liebe Grüße


    Nils


    PS Ich widerrufen meine Meinung über Monopoly.
    Monopoly - Der verrückte Geldautomat - fand ich nicht schlecht!
    Im Rahmen des Themas Brettspiel mit Elektronik habe ich es sogar gerne empfohlen. 8-)

  • Aber da kommt ja wieder Sternenfahrers These zur Geltung: Diese sog. "Fangemeinde" gibt es nur deshalb, weil diese Monopoly-Fans eben überhaupt nicht wissen, was es SONST noch für Spiele gibt!
    Für uns ist SIEDLER VON CATAN ein alter Hut (auf das Erscheinungsjahr bezogen - nicht auf die Güte des Spiels!), in den USA wird das Spiel gerade erst ENTDECKT (von den Monopoy-Fans übrigens, die überrascht sind, was es NOCH für Spiele gibt!).


    Ich denke, Sternenfahrer hat Recht, wenn er sagt, dass Monopoly einfach deshalb einen so hohen Umsatz hat, weil die Menschen nichts anderes KENNEN. Würden sie andere Spiele kennen - und sei es lediglich SvC und Carcassonne - würden sie diese Kaufen - und Spielen! Und sicher nicht Monopoly...

  • Ich würde sogar so weit gehen: Es gibt sicher viele Leute, die gar keine Spiele spielen, weil sie einfach nur Sachen wie Monopoly kennen gelernt haben.


    Es mag ja eingeschworene Monoploly Spieler geben, die wirklich Spaß dran haben (sei es nur, weil sie nichts anderes kennen - oder weil es ihnen womöglich tatsächlich gefällt), aber es gibt sicher genau so viele potentielle Spieler, die keine realen Spieler geworden sind, da sie nur mit Monopoly Erfahrungen gesammelt haben und in deren Kopf sich dann festgesetzt hat: Brettspiele sind doof, wenn selbst das berühmteste so öde ist, will ich die anderen erst gar nicht kennen lernen.


    Ich mußte mich selbst mal einen 2 Wochen langen Urlaub beständig weigern Monopoly mit dem einzigen ähnlich alten in der näheren Umgebung zu spielen. Mehrfach täglich - und das ist wahrscheinlich schon 30 Jahre her. Früher gabs ja nix, nur drei Programme und das von 16-23 Uhr, sonst kam Testbild. Aber selbst da war mir Monopoly zu blöde ;)

  • Zitat

    Original von Attila
    Monopoly ist Dreck. Punkt. Und das meine ich ernst.


    Da Du ebenso Pantheon und Kingdom Builder blöd findest, sollte ich mir Monopoly nochmal anschauen. Könnte ein Geheimtipp sein! :)


    Cu / Ralf

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  • Mahlzeit,


    ich grabe den alten Forenthread mal aus, weil ich am letzten Wochenende auf dem Spielewahnsinn in Herne aufgefallen ist, dass einige Spiele (in der Erstpartie) zwar rein mechanisch gut funktionieren, aber eben absolut keinen für mich befriedigenden Spannungsbogen bieten. Wenn nach der Hälfte der Spielzeit die Luft so weit raus ist, dass ein Spiel nur noch dahin-plätschert und es schlicht langweilig wird, dann stimmt mit einem solchen Spiel etwas nicht.


    Trend ist ein verbranntes Wort, aber ich finde es schade, wenn hoffnungsvolle Spieleneuheiten ihr Potential so leichtfertig verschenken, weil Autor und Verlag es nicht geschafft haben, einen Spannungsbogen aufzubauen. Brauchen wir mehr gescriptete Spiele, die einen Taktgeber besitzen, der zeitlich gestaffelt im Spielverlauf dafür sorgt, dass sich ein möglichst optimaler Spannungsbogen entwickeln kann, weil er dem Spiel entsprechende Impulse gibt? Aber ohne, dass sich ein gleichförmig vorhersehbarer Spielablauf entwickelt. Genau das ist wohl die Kunst des Spiele-Erschaffens!


    Also wo sind die Neuheiten mit perfektem Spannungsbogen?


    Cu / Ralf

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  • Zitat

    Original von ravn
    Also wo sind die Neuheiten mit perfektem Spannungsbogen?


    Ich habe Village noch nicht gespielt, aber von der Beschreibung her scheint es, zumindest was die Zeit- bzw. Sterbe-Mechanik angeht, ja durchaus eine Dramaturgie der Ereignisse im Spiel zu geben (Leute gehen Arbeiten, Erlernen Berufe, gehen auf Wanderschaft, und sterben dann), oder nicht?

  • Nein, VILLAGE bietet diesen Spannungsbogen eher nicht - das ist eher genau das, was man diesem tollen Spiel vorwerfen könnte.


    ravn: Bist Du vielleicht einfach "satt"? Zu viele Spiele gespielt? Kann Dich nichts mehr hinter dem Ofen hervorlocken? Alles so oder so ähnlich schon mal dagewesen?

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  • Zitat

    Original von Sternenfahrer
    ravn: Bist Du vielleicht einfach "satt"? Zu viele Spiele gespielt? Kann Dich nichts mehr hinter dem Ofen hervorlocken? Alles so oder so ähnlich schon mal dagewesen?


    Wenn schon satt, dann an "nur ok bis guten" Spielen, die so gehäuft auftreten, dass es zunehmend schwieriger wird, die paar persönlichen Perlen zu finden, wo der Widerspielreiz auch ausreichend hoch ist und mich das Spiel während der Partie bestens unterhält. Da hatte ich in Herne beim Spielewahnsinn schon etliche erblickt, die eben rein mechanisch ok waren, mit perfektem Spannungsbogen aber das gewisse Extra bekommen hätten, die "nur gute" von "sehr guten" Spielen unterscheidet. Zum Glück waren einige davon noch im Prototyp-Test-Status, so dass ich da doch noch Hoffnung habe.


    Die beiden kleinen Kartenspiele von SmilingMonsterGames hatten mir zum Beispiel gut gefallen vom Spannungsbogen. Jagdfieber, weil es gut eingewoben ist im Thema und jede Runde das Überraschungsmoment bietet und dazu über die ganze Partie die Verknappung der eigenen Kartenhand und damit der Möglichkeiten. The Message, weil es (fernab der schaurigen Übersetzung ins englische) ebenfalls das Thema gut transportiert und mit wenigen Regeln trotzdem in der Interaktion mit den Mitspielern etliche Möglichkeiten bietet, sein Geheimauftrag zu erfüllen in teil-kooperativer Konkurrenz.


    Andere Spiele (Namen zu nennen wäre hier unfair, weil teils eben noch keine finalen Versionen) haben mich da eher enttäuscht. Sahen nach interessanten Mechanismen aus, boten die auch teilweise. Aber plätscher-die-plätscher, verliefen die Kennenlernpartien eher langweilig, weil schnell alle Spielelemente ausprobiert waren und dann nichts Überraschendes mehr kam, aber noch ne Menge Spielezit vor einem lag. Gemeinsam hatten alle diese Spiele, dass sie den Spielen viel Freiraum liessen in den Möglichkeiten, dadurch aber eben auch kein Zug ins Spiel kam.


    Deshalb freue ich mich umso mehr auf Spiele, die einen guten Spannungsbogen bieten und rein mechanisch funktionieren. Nur eines davon reicht mir bei meinem Spiele-Sättigungsgrad nicht mehr. Dazu habe ich zu viel altes Bewährtes, als dass es nur halbgares Neues braucht.


    Cu / Ralf

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  • Zitat

    Original von Sternenfahrer
    Nein, VILLAGE bietet diesen Spannungsbogen eher nicht - das ist eher genau das, was man diesem tollen Spiel vorwerfen könnte.


    Wie bitte? Du machst mich echt fertig...


    Unter der Prämisse, dass alles subjektiv ist und du diesen Spannungsbogen bei Village offensichtlich nicht empfindest, so ist doch exakt dieses Spiel ein gutes Beispiel für einen super designten und genialen Spannungsbogen im Spiel. Die sich langsam füllende Dorfchronik und der Friedhof, das Spielende, das die Spieler selber steuern können... Exakt dadurch wird die Spannung erzeugt!!! Da hat Elektro absolut Recht und ein gutes Auge!


    Ich weiß auch nicht, welche Spiele ravn da meinte. Ich denke, Village wird es nicht gewesen sein.


    Ich hab in Herne einen Proto gespielt, der einen sehr feinen Spannungsbogen hatte. Das kommende TERRA MYSTICA. Ein Aufbau- und Zivilisationsentwicklungsspiel. Der Plan füllt sich, es wird sich um die Wertungskategorien gebalgt. Am Ende war es spannend und ich hatte versagt... Nur Dritter...

  • Vielleicht verstehen wir beide unterschiedliches darunter, wenn wir von einem "Spannungsbogen" sprechen.


    Ich sage ja nicht, daß VILLAGE nicht spannend zu spielen ist. Aber es gibt keine Mechaniken, die einen Wechsel der Strategie verursachen. Beispiel AGE OF EMPIRES mit seinen drei Zeitaltern I, II und III, die sich z.B. hinsichtlich der verfügbaren Gebäude oder dem Ausbau der Kolonien unterscheiden und so das Spiel von einer anfänglichen Aufbauphase hin zu einem Siegpunkte-scheffeln in Zeitalter III deutlich verändert.
    Ich sage nicht, daß das ein besseres Spiel ist - aber bei VILLAGE spielt sich z.B. die erste Markt-Aktion genau wie die letzte, in meinen Augen.


    Ich weiß allerdings nicht, ob z.B. Ravn seinen Begriff "Spannungsbogen" anders meint als ich und eher auf Deiner Seite liegt.

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  • Noch bessere Beispiele sind die Ernte-Spiele (AGRICOLA, LE HAVRE, ORA ET LABORA), wo Runde um Runde mehr und mehr Aktionsmöglichkeiten dazu kommen.
    Perfekt! :)

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  • Also, unter Spannungsbogen verstehe ich, dass ein Spiel gemächlich losgeht und sich im Laufe des Spiels es immer weiter zuspitzt, ob der eingeschlagene Weg mich zum Spielsieg bringt oder ob mir meine Mitspieler den Rang ablaufen? Wieviele Aktionen bleiben mir noch bis zum Spielende? Schaffe ich es in der Zeit mein Ding durchzuziehen? Machen die anderen es besser oder verhindern sie in dem sie das Spielende forcieren, dass ich mein Ziel noch erreiche? Muss ich vielleicht ein wenig Dampf machen damit die anderen nicht zu stark werden? Schaffe ich noch den letzten Ort zu bereisen? Kriege ich die fünfte Figur in die Dorfchronik? Kann ich nochmal ernten um meine Leute in der Kirche hochzuleveln bevor jemand das Spiel beendet?


    Und selbst wenn es keine unterschiedlichen Zeitalter sind, so gibt es z.B. auch bei Village am Anfange eine Phase, in der ich erstmal was aufbaue und am Ende versuche die dicke Ernte einzufahren... Am Anfang lohnen sich Aktionen, die mir einen Vorteil über den noch langen Spielverlauf bringen. Am Ende lohnt sich eher der schnöde Siegpunkt mehr!


    Und diesen höchst spannenden Spielverlauf hat Village! Und in dem Sinn ist die letzte Marktaktion auch nicht wie die erste, denn ich hab ein ganzes Spiel lang Zeit die richtigen Zeitpunkte abzupassen um dick abzusahnen. Und vielleicht am Schluss halt nochmal mehr als meine Mitspieler...

  • Zitat

    Original von Sternenfahrer
    Noch bessere Beispiele sind die Ernte-Spiele (AGRICOLA, LE HAVRE, ORA ET LABORA), wo Runde um Runde mehr und mehr Aktionsmöglichkeiten dazu kommen.
    Perfekt! :)


    Das ist doch kein Spannungsbogen, wenn sich die Aktionsauswahl vergrößert!!!


    In Agricola erhöht sich der Spannungsbogen durch die immer kürzer auftretenden Erntezeiten! Schaffe ich es noch mein Haus zu renovieren? Krieg ich dafür genug Steine zusammen? Schnappt mir wer die passenden Aktionen weg? Krieg ich es noch hin meine Leute zu ernähren? Oder genug Schilf für die Korbflechterei und 3 SonderSP?


    Bei Le Havre ist es das Erfüllen von Produktionsketten mit ertragreichem Ausgang. Oder fehlt mir da die wichtige Aktion zwischendurch? Muss ich vielleicht nen Umweg machen oder gar einen doch ganz anderen Weg? Und wenn ich ihn wähle: Krieg ich dann noch das dicke Schiff gebaut?


    In Ora ist es besonders das 2er-Spiel, das einen supergenialen Spannungsbogen hat, was ja leider viel zu viele Leute nicht verstehen und sich die dagegen eher langweilige Schlussaktion nach X Runden wünschen... Obwohl das 2er-Spiel ein so dynamisches Ende hat!


    Ein Spannungsbogen meint das Erreichen von Spielzielen! Ja oder nein? Und wie spucken mir die Mitspieler in die Suppe? Oder sollte ich dies bei denen lieber tun?

  • Zitat

    Original von Sternenfahrer
    Den Spannungsbogen eines Spiels so zu definieren ist Dein gutes Recht, allerdings frage ich mich dann, welches (gute) Spiel dann keinen Spannungsbogen hat?


    Die guten Spiele haben ja meist einen. Deshalb sind sie ja gut!


    Viel interessanter ist oft, wie der Spannungsbogen verläuft? Ist das eher ne gerade oder eine langsam ansteigende Kurve die am Ende hin recht steil ist?

    Einmal editiert, zuletzt von ode ()

  • Ich kann dir sagen, wann ein Spiel ein schlechtes Spiel ist, weil der Spannungsbogen fehlt: Das sind Spiele, bei denen der Sieger nach ein paar Runden feststeht, weil er eine so tolle Sache gebracht hat, das keiner das mehr aufholen kann.


    (Auf der Gegenseite stehen dann Spiele, die künstlich das Feld zusammenhalten damit sich dieses Problem nicht ergibt. Da gibts dann auch wieder Unterschiede zwischen gut und schlecht. Ein Problem, was man auch durch verdeckt gehaltene SP kaschieren kann. Bzw. lösen. Es gibt Spiele, die spannend sind, weil die SP verdeckt gehalten werden. Spielt man diese Spiele dann mit offenen SP merkt man, das das gar nicht so spannend mehr ist. Ein Problem bei Yucata, wie ich finde (z.B. Thunderstone))


    Meiner Meinung nach ist es oft bei Agricola so, besonders bei kleiner Mitspieleranzahl), dass der Sieger im Grunde schon etwas länger vor dem Spielende feststeht (böse Zungen meinen sogar, dass es nach Verteilung der Karten feststeht, weshalb sich mancher Draft-Regeln etc. einfallen läßt). Agricola kaschiert das aber dadurch, dass es einfach unglaublich viel Spaß macht, seinen eigenen Kram aufzubauen. Dann hat man halt verloren, aber trotzdem nen eigenen Bauernhof aufgebaut!


    Und somit schließt sich der Kreis, indem ich dir im Grunde dargelegt habe, warum gerade Agricola kein gutes Beispiel für einen gelungenen Spannungsbogen ist, wie du oben behauptet hast. Trotzdem übrigens ein Hammerspiel und eins meiner Liebsten!!! So gibt es halt beides: Schlechte Spiele mit Spannungsbogen und gute Spiele ohne so richtig guten Spannungsbogen.


    Aber: Am Ende ist alles Geschmackssache. Streiten brauchen wir daher nicht. Nur sehe ich es so, wenn man über Spannungsbögen innerhalb eines Spieles redet.

    Einmal editiert, zuletzt von ode ()

  • Zitat

    Original von Sternenfahrer
    Ich weiß allerdings nicht, ob z.B. Ravn seinen Begriff "Spannungsbogen" anders meint als ich und eher auf Deiner Seite liegt.


    Ich definiere "meinen" Spannungsbogen so: Ansteigende Spannung durch die Spielmechanismen erzeugt, so dass der Höhepunkt mit dem Spielende erreicht ist. Helvetia erreicht das, indem die Gebäude in drei Epochen abgestuft zur Verfügung stehen und somit aufeinander aufbauen. Zudem gibt es einen Spannungsbogen innerhalb einer Runde, weil man die erste(n) Aktionsscheiben noch sicher einsetzen kann, die kommenden aber mit wachsender Unsicherheit, ob man nochmal in der Runde an der Reihe kommt.


    Noch extremer ist das bei Pantheon. Das Spiel nimmt im Laufe der Partie immer mehr an Fahrt auf und endet, bevor es (mir) langweilig wird, weil sich die letzten Epochen viel schneller spielen, es zudem noch mehr Siegpunkte gibt und man auf den eigenen Götterplättchen in seinen Möglichkeiten aufbauen kann.


    Im Gegensatz dazu stehen gradlinige Spielverläufe, bei denen es keine Änderung zwischen der zweiten und der vorletzten Runde gibt und auch innerhalb einer Runde kein Spannungsbogen gegeben ist. Es plätschert eben auf dem selben Spannungs-Niveau so vor sich hin und am Ende hat dann jemand gewonnen. Genauso gut hätte man aber auch schon x Runden vorab abbrechen und abrechnen können.


    Mir persönlich gefallen die Spannungsbogen-Spiele besser.

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