Sind wir mittlerweile "Regeldoof"?

  • Ich habe mich in der letzten Zeit nach dem Regelstudium zu einem neuen Brettspiel eigentlich immer auf Boardgamegeek umgeschaut welche Regelfragen sich im Verlauf der Zeit ergeben haben und ob die ein oder andere Klarstellung vielleicht für das Erklären beim nächsten Spieletreff relevant sein könnte.

    Nun gibt es je nach Titel zum Teil hunderte Threads mit Regelfragen und mich persönlich interessieren erstmal die die sich mir auch ergeben haben oder wo ich selbst nicht 100% sicher war alles verstanden zu haben.

    In letzter Zeit stelle ich aber vermehrt fest, dass einige Threads bei mir nur blankes Kopfschütteln auslösen. Neben vielen, für mich zumindest, banalen Fragen und den obligatorischen "Darf ich Etwas machen obwohl es nicht explizit erlaubt/verboten ist?" hatte ich neulich schon einen extremen Fall... Der Titel des Threads lautete typisch "Einige Regelfragen" und enthielt einen langen Post mit zwei handvoll Fragen und dem einleitenden Satz man "müsse die Anleitung überarbeiten denn ich habe das Gefühl es fehlen ein paar Seiten". Der Autor beantwortete geduldig die Fragen und Nachfragen und auch andere User waren sehr hilfsbereit. Im Verlauf der Diskussion stellte der Threadersteller nebenbei fest, dass seine digitale Anleitung nur aus geraden Seitenzahlen besteht. Die Anleitung hatte ein "Doppelseiten"-Format und man musste im Browser nach rechts scrollen um die ungeraden Seiten zu sehen. Darauf hin habe ich nochmal in meine digitale Anleitung geschaut und die Nummerierung der wirklich großen Überschriften auf den graden Seitenzahlen lautete 1., 2., 5., 8., und in dem Moment habe ich mir die Frage im Titel dieses Themas gestellt...

    Sind wir mittlerweile so verblendet, dass man nicht mal mehr merkt die Anleitung nicht korrekt bedient zu haben? Sind wirklich banale Fragen, auf Grund der Masse an Spielen und unterschiedlichen Regeln für an sich identische Mechaniken, normal? Geht es vielleicht nur mir so? Wie ist das bei euch? Kopfschüttelfaktor über 75% oder passiert euch das vielleicht auch mal? Seid ihr manchmal so im Tunnel, dass ihr euch nach dem Starten eines Threads lieber wünscht im Erdboden zu versinken? ;)

  • Da gerade nachfolgender Artikel in the Guardian auch auf sjg veröffentlicht wurde....und m..e.ggf. ganz passend ist:

    From brain-rotting videos to AI creep, every technological advance seems to make it harder to work, remember, think and function independently …

    Are we living in a golden age of stupidity?
    From brain-rotting videos to AI creep, every technological advance seems to make it harder to work, remember, think and function independently …
    www.theguardian.com

    Die glücklichen Zeiten der Menschheit sind die leeren Blätter im Buch der Geschichte.

    Einmal editiert, zuletzt von Alfgard (1. November 2025 um 11:23)

  • Ach ich weiß nicht. Ich würde das jetzt nicht so hoch hängen und Ausdrücke wie „verblendet“ finde ich nicht so passend. Klar war das jetzt schon ganz lustig, aber es kann doch jedem mal passieren, dass man etwas offensichtliches übersieht. In dem Fall fände ich aber auch die digitale Anleitung suboptimal, wenn man da nicht nur hoch- und runterscrollen muss, sondern auch noch nach links und rechts.

  • Ich glaube es trauen sich mehr Leute Fragen zu stellen und das ist eigentlich gut. Früher wäre das Spiel im Keller gelandet.

    Aber habe mich neulich auch gefragt, warum Leute, die gar kein Gefühl für Spielmechanik haben sich an komplexe Spiele begeben. Ich denke das hat viel mit dem Auftreten der Hobbyisten zu tun. Da meinen Neulinge, sich Brass vornehmen zu müssen, anstatt mit Carcassonne Spaß zu haben. Selbstgewähltes Unglück...

  • Ach ich weiß nicht. Ich würde das jetzt nicht so hoch hängen und Ausdrücke wie „verblendet“ finde ich nicht so passend. Klar war das jetzt schon ganz lustig, aber es kann doch jedem mal passieren, dass man etwas offensichtliches übersieht. In dem Fall fände ich aber auch die digitale Anleitung suboptimal, wenn man da nicht nur hoch- und runterscrollen muss, sondern auch noch nach links und rechts.

    Klar, so ein kleines Missgeschick passiert aber wenn ich sehe, dass Flip 7 über 50 Regelthreads hat und bei L.a.m.a. gefragt wird ob Karten offen oder verdeckt ausgeteilt werden dann bin ich unsicher ob das manchmal einfach nur trolling ist... :/

    Bei immer wieder gestellten Fragen kann man ja noch argumentieren, dass dann in der Anleitung wohl wirklich ein zusätzlicher Satz sinnvoll wäre aber am Beispiel von Flip 7 und dem titelgebenden Flip 7 sowie den damit verbunden Rundenende Zweifel ich an der Menschheit. Die Frage wird 10 Mal gestellt und trotzdem eröffnen noch User einen Thread, die Antwort auf die eigene Frage dauert 5 Minuten aber einfach in einen der Threads zu schauen steht überhaupt nicht zur Debatte...? ;)

  • Es gab vor Jahren mal eine Auswertung auf the opinionated gamer, da haben sie die Anzahl der Regelfragen als Indikator für die Regelqualität genommen. Ich weiß nicht, ob so was heute noch möglich ist.

    Aber zu Gunsten der Leute muss man auch sehen, dass sich heute viel mehr Leute durch Anleitungen kämpfen, die nicht in ihrer Muttersprache verfasst sind. Hinzu kommt, dass es leider auch mehr Anleitungen gibt, die von nicht-Muttersprachlern (meist auf Englisch) verfasst wurden.

  • Die Frage wird 10 Mal gestellt und trotzdem eröffnen noch User einen Thread, die Antwort auf die eigene Frage dauert 5 Minuten aber einfach in einen der Threads zu schauen steht überhaupt nicht zur Debatte...? ;)

    Das ist aber einfach ein anderer Umgang mit Foren.

    Manche nutzen Foren als durchsuchbare Wissensquelle. Andere als Ort an dem sich Expertinnen aufhalten, die man fragen kann.

    Das ist beides total valide. Wenn die Frage schon 10x gestellt wurde, muss man Sie persönlich ja auch nicht nochmal beantworten. In meiner Erfahrung gibt es aber eine große Anzahl von Usern die Freude daran hat, Regelfragen zu beantworten. Topf und Deckel finden sich also.

    Ansonsten relevantes XKCD.

    Warte auf: Apex: Legends (DE) | Coastwatchers | Cross Bronx Expressway | First Monday in October | Halls of Montezuma | Hunt for Blackbeard | Queen´s Dilemma | Thunderroad Vendetta: Willkommen in der Wrackedrale

  • Dumon

    Sieh es mal so: Irgendwer muss doch fragen, sonst findet auch keiner die Antworten bei Google. ;)

    Podcastgast
    Naja, kann auch jedem mal passieren, etwas falsch einzuschätzen. Die fanden das offenbar cool und wollten es ausprobieren. Dann von „selbstgewähltem Unglück“ zu sprechen finde ich ehrlich gesagt etwas unpassend. Die werden das doch wohl kaum mit dem Gedanken gekauft haben, es nicht zu spielen,…


    Es wird doch immer von der Toleranz der Brettspieler gesprochen. Dazu passt es, sich gegenseitig zu helfen - auch wenn einem die Frage mal merkwürdig erscheint.

  • Viele werden immer bequemer.

    Es ist halt einfacher, kurze Fragen in Foren zu stellen, als landwierig lange Threads nach einer Lösung zu durchsuchen.

    Ich selbst suche immer erst nach einer vorhandenen Antwort auf meine Frage, bevor ich die Frage in Foren stelle.
    Als "Goodie" bekomme ich dann oftmals auch noch Antworten auf Fragen, die ich noch gar nicht gehabt hatte.

    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Ich dachte übrigens zuerst, dass es in diesem Thread darum geht dass auch gestande Brettspieler langsam schlechter darin werden ein Spiel von der gedruckten Regel aus zu lernen.

    Beobachte das in meinem Umfeld, dass Regelvideos immer öfter bevorzugt werden und gedruckte Regeln eher als Referenz benutzt werden.

    Warte auf: Apex: Legends (DE) | Coastwatchers | Cross Bronx Expressway | First Monday in October | Halls of Montezuma | Hunt for Blackbeard | Queen´s Dilemma | Thunderroad Vendetta: Willkommen in der Wrackedrale

  • Mir fallen bei BGG vermehrt Fragen auf, die in der Regel bereits eindeutig geklärt sind und trotzdem hinterfragt werden. Wieder andere folgern dann aus der schieren Menge der Fragen, dass die Regel schlecht geschrieben sei.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Dann von „selbstgewähltem Unglück“ zu sprechen finde ich ehrlich gesagt etwas unpassend. Die werden das doch wohl kaum mit dem Gedanken gekauft haben, es nicht zu spielen,…

    Vielleicht nicht selbst gewählt, weil die Bubble ihnen suggeriert, dass das die Spiele sind, die sie spielen müssen. Da fehlt dann (und das meine ich nicht wertend) die Fähigkeit, den eigenen Geschmack und das eigene Können einzuschätzen.


    Flip 7: habe mir gerade die englische Anleitung angeschaut. Ui, so ein kleines Spiel, so eine unzugängliche Anleitung. Da werden Begriffe erst genannt und später erklärt. Das Kernkonzept des Spiels ist nicht deutlich hervorgehoben. Da wechselt es zwischen Karten bekommen und Karten ziehen hin und her. Der Begriff "Press your luck game" wird einem gleich zu Beginn hingeknallt. Also ich verstehe jeden, der da Fragen hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Podcastgast (1. November 2025 um 12:22)

  • Ich dachte übrigens zuerst, dass es in diesem Thread darum geht dass auch gestande Brettspieler langsam schlechter darin werden ein Spiel von der gedruckten Regel aus zu lernen.

    Beobachte das in meinem Umfeld, dass Regelvideos immer öfter bevorzugt werden und gedruckte Regeln eher als Referenz benutzt werden.

    Was dann dazu führen könnte, dass es Fehler im Video gibt und man diese übernimmt oder auf Fragen dann keine Antwort findet weil man die Regel selbst nicht "durchgearbeitet" hat. Führt über den Umweg Internetsuche aber letzen Endes auch zum Thema dieses Threads ;)

  • Bei vielen Regelfragen, egal ob hier, auf Reddit, BGG oder in irgendwelchen Discords, habe ich häufig das Gefühl, dass die Leute die Anleitung noch nicht mal aufgeschlagen haben. Da werden einfachste Dinge gefragt, die gleich auf der ersten Seite eindeutig beantwortet werden.


    Bei einem meiner regelmäßigen Spieletreffen sind hauptsächlich Casual-Spieler dabei, die teilweise keine Spiele mit mehr als 4 Seiten Regeln spielen, diese 4 Seiten aber auch nicht selbst lesen, sondern vorgekaut bekommen wollen. Aus purer Faulheit, weil man dann selbst nichts machen muss.


    Etwas bei dem ich mich immer mal wieder selbst erwische, sind falsche Annahmen, wenn eine Sache in einem einzelnen Detail anders ist als man es aus anderen Spielen gewohnt ist, man die Regeln in diesem Punkt nicht aufmerksam genug liest und sich aus diesem Irrtum Folgefehler ergeben. Da hilft dann aber in der Regel ein Hinweis auf den ursprünglichen Irrtum, damit sich alles zusammensetzt.

  • Vielleicht eine kleine Verteidigung der Regeldoofen, zu denen ich mich vollumfänglich dazuzähle: Vor 30 Jahren war es noch normal, dass eine Anleitung lückenhaft geschrieben war oder Details fehlten. Da hat die Gruppe dann sich selbst eine Lösung ausgedacht, und ich war durchaus überrascht, wie "anders" manche Spiele von unterschiedlichen Gruppen gespielt wurden (bestes Beispiel dafür Targui, von dem ich keine zwei gleichen Partien erlebt habe). Heutzutage ist der "Anspruch" der meisten Spieler:innen, das Spiel so zu spielen wie es gedacht ist, und das Internet bietet hier nunmal die Möglichkeit rückzufragen. Und das nutzt man dann eben auch - manchmal zurecht (bei Yukon Airways konnte ich so damals herausfinden, dass der Autor selbst keine Idee hatte, welches Ei ihm die Ludonova-Redaktion da mit den grauen Würfeln ins Nest gelegt hatte, und die deutsche Anleitung hatte dann eine Klarstellung drin), und manchmal ist man halt doof und überliest eine eigentlich klare Formulierung - passiert.

    Hinzu kommt, dass die beste Anleitung noch im Satz versemmelt werden kann, wenn etwa ein Absatz suggeriert, dass ein Textabschnitt sich auf das ganze Spiel bezieht, statt nur auf den Paragraphen davor (hatte ich gerade erst bei Carnival of Sins), oder, was ja auch erstaunlich oft passiert, mal eben ein Halbsatz verschwindet, der nicht ganz unwichtig war.

    Generell würde ich auch konstatieren, dass wir deutlich weiter sind als vor 30 Jahren, was die Qualität von Spieleregeln angeht, aber gerade im internationalen Vergleich auch hierzulande eine andere Durchschnittsqualität an den Tag legen als anderswo. Das beobachte ich oft auch bei Regelübersetzungen, wenn nur die Originalregel übersetzt wird, ohne inhaltlich etwas zu ändern. Da sind dann selbst harmlose Titel wie Formosa Tea schwierig, weil schon die englische Anleitung eine schlechte Übersetzung aus dem Mandarin war, die dann in der nochmaligen Übersetzung nicht dazugewinnt. Und solche Probleme wecken dann auch bei mir den Eindruck, dass dies vor 15 Jahren, als Lokalisierung überwiegend von größeren Verlagen mit eigenen Redaktionen gehandhabt wurden, besser lief. Regelumfang und Material sind allerdings auch heutzutage deutlich mehr als dies damals noch üblich war, und damit erhöhen sich natürlich auch die Fehlerquellen.

  • Ein Punkt dabei ist sicherlich auch, dass es immer mehr „Nicht-Verlagsapiele“ gibt. Es ist zwar noch zu behaupten, dass Verlage da keine Fehler machten - gerade FFG-Spiele waren damals ja eher die Hölle - aber seitdem KS-Spiele den Markt geflutet haben, ist die Halbwertszeit von Spielen ja radikal gesunken.

    Daran haben sich die Verlage angepasst und pumpen ja teilweise KS-Spiele ungefiltert und übersetzt in den deutschen Markt.

    Und in den wenigsten Fällen befasst sich im KS-Metier jemand mit der Qualität der Regeln. Regeln verlaufen sich halt vorab nicht gut, sondern Material und Ausstattung. Die haben didaktisch einfach keine Ahnung. Woher auch, sind ja fast alles Quereinsteiger und Hobbyautoren.

  • Und in den wenigsten Fällen befasst sich im KS-Metier jemand mit der Qualität der Regeln.

    Das scheint mir ein valider Punkt zu sein.

    Dann habe ich noch die Vermutung, das es im allgemeinen - getrieben durch Konsum sozialer Medien - zu einer kürzeren Aufmerksamkeitsspanne gekommen ist. Die Inhalte dort sind ja zumeist eher kurz, so das man immer mit neuem „Stoff“ gefüttert werden kann und der alte nicht hinterfragt.

    Aus Gewohnheit stellt man dann lieber eine schnell formulierte Frage ein, anstatt sich durch die Regeln „zu wühlen“.

    Eine weitere These liegt vielleicht in den ganzen komplexen „Euros“ begründet. Da wo sich alles bis ins kleinste Detail zerfasern kann, treten schnell Fragen auf. Man ist es quasi gewohnt, regeltechnisch wie auf Schienen durchs Spiel geführt zu werden. Wenn dann mal irgendwas nicht haarklein erläutert ist (weil es dem Autor bsw. logisch erscheint), kommen manche durcheinander. Geht mir ja auch manchmal so, dann hilft es auch sich die Intension des Autors vorzustellen: z.B. Waren die bisherigen Fälle eher bestrafend oder belohnend, warum sollte es dann bei der aktuellen Frage andersherum sein…

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Didaktisch ist das eine, sprachlich ist das andere - das ist fast noch wichtiger. Wie oft findet man in Anleitungen drei Worte für den gleichen Gegenstand - das ist etwas, was technische Übersetzer:innen in der ersten Stunde vermittelt bekommen, dass ihnen genau das nie passieren darf, was zugleich in literarischen Übersetzungrn ja gerade Standard ist, hier Varianz reinzubringen. Klarheit der Sprache ist etwas, was selbst Muttersprachler:innen kaum von Natur aus beherrschen.

  • Dann von „selbstgewähltem Unglück“ zu sprechen finde ich ehrlich gesagt etwas unpassend. Die werden das doch wohl kaum mit dem Gedanken gekauft haben, es nicht zu spielen,…

    Vielleicht nicht selbst gewählt, weil die Bubble ihnen suggeriert, dass das die Spiele sind, die sie spielen müssen. Da fehlt dann (und das meine ich nicht wertend) die Fähigkeit, den eigenen Geschmack und das eigene Können einzuschätzen.

    Ist das nicht ein bisschen despektierlich? Mein Sprung in die Bubble war von Zug um Zug Europa direkt zu Terraforming Mars. Und natürlich musste ich mir nach einem Regelvideo die Anleitung noch 2x durchlesen und die ersten 15 min eines Let's Plays schauen, um voll durchzusteigen. Aber ich habe es nicht bereut und tfm war für mich das perfekte Spiel um in die bubble einzusteigen.

  • Vielleicht nicht selbst gewählt, weil die Bubble ihnen suggeriert, dass das die Spiele sind, die sie spielen müssen. Da fehlt dann (und das meine ich nicht wertend) die Fähigkeit, den eigenen Geschmack und das eigene Können einzuschätzen.

    Ist das nicht ein bisschen despektierlich? Mein Sprung in die Bubble war von Zug um Zug Europa direkt zu Terraforming Mars. Und natürlich musste ich mir nach einem Regelvideo die Anleitung noch 2x durchlesen und die ersten 15 min eines Let's Plays schauen, um voll durchzusteigen. Aber ich habe es nicht bereut und tfm war für mich das perfekte Spiel um in die bubble einzusteigen.

    Das ehrt dich, aber auch meine Erfahrungen mit wenigspieler:innen sind da andere. Nicht weil sie es nicht könnten (das will man ja niemand unterstellen), sondern weil sie es auch schlicht gar nicht so komplex wollen, bzw nicht die Arbeit reinstecken wollen oder so tief ins Hobby einsteigen wollen. Meine Freundin ist dafür ein Musterbeispiel: Promovierte Alademikerin, garantiert nicht doof, hat anfangs alles gerne mitgespielt, aber irgendwann war dann das Interesse am ständigen Lernen neuer komplexer Regelmonster weg, und sie spielt lieber im Kennerbereich mit. Da gibt es auch Ausnahmen (zuletzt Forrestry), das sie gleich mal in der Erstpartie gewonnen hat. Aber im Kern ist sie deutlich glücklicher wenn die regeln bekannt oder in 10 Minuten erklärt sind. Und das ist völlig in Ordnung so, Spielen ist für sie nur ein Hobby unter vielen.

  • Ist das nicht ein bisschen despektierlich? Mein Sprung in die Bubble war von Zug um Zug Europa direkt zu Terraforming Mars. Und natürlich musste ich mir nach einem Regelvideo die Anleitung noch 2x durchlesen und die ersten 15 min eines Let's Plays schauen, um voll durchzusteigen. Aber ich habe es nicht bereut und tfm war für mich das perfekte Spiel um in die bubble einzusteigen.

    Das ehrt dich, aber auch meine Erfahrungen mit wenigspieler:innen sind da andere. Nicht weil sie es nicht könnten (das will man ja niemand unterstellen), sondern weil sie es auch schlicht gar nicht so komplex wollen, bzw nicht die Arbeit reinstecken wollen oder so tief ins Hobby einsteigen wollen. Meine Freundin ist dafür ein Musterbeispiel: Promovierte Alademikerin, garantiert nicht doof, hat anfangs alles gerne mitgespielt, aber irgendwann war dann das Interesse am ständigen Lernen neuer komplexer Regelmonster weg, und sie spielt lieber im Kennerbereich mit. Da gibt es auch Ausnahmen (zuletzt Forrestry), das sie gleich mal in der Erstpartie gewonnen hat. Aber im Kern ist sie deutlich glücklicher wenn die regeln bekannt oder in 10 Minuten erklärt sind. Und das ist völlig in Ordnung so, Spielen ist für sie nur ein Hobby unter vielen.

    Aber es ging doch um Leute, die sich in der Bubble informieren und dann z.B. mit einem Brass Lancashire starten.

    Ich denke in dem Fall wissen die dann schon, dass es etwas komplexer zugeht.

    Das kann natürlich völlig schief gehen. Kann aber auch von Erfolg gekrönt sein (auch wenn es vllt länger dauert).

    Dass jemand, der nichts zu komplexes spielen will, halt nichts zu komplexes spielen sollte, ist ja logisch.

  • Da spielen so viele Faktoren hinein.

    Zum einen: Der Eindruck, dass die Leute lieber einfach mal fragen, anstatt selbst die Mühe zu investieren die etwas zu versuchen ist so alt wie das Internet und vermutlich zu gewissen Teilen auch einfach die Angst derjenigen, die Fragen beantworten: "Was, wenn ich hier der Depp bin, der für alle bereit steht und die anderen sich nicht einen bisschen darum kümmern?"
    Damit will ich nicht sagen, dass es das nicht auch gibt. Aber ich glaube, dass das primär eine Angst der Beantworter und weniger tatsächliche Realität ist.

    Im Internet noch mehr als im realen Leben, denn dort würdest du relativ schnell das Feedback bekommen, dass du gerne auch mal ein wenig Zeit investieren dürftest, bevor du (schon wieder) fragst.
    Daneben noch das, was elksek gesagt hat. In gewisser Weise ist das eine andere (falsche) Annahme der Antwortenden.

    Meine persönliche Art damit umzugehen: Ich versuche das nicht zu unterstellen und ich bin immer dankbar, wenn jemand auch schildert, was er selbst schon getan hat bzw. gelesen oder verstanden hat. Einfach um auch zu sehen, dass sich da jemand auf der anderen Seite auch bemüht ist und nicht einfach nur Arbeit (für sich) sparen will. Genauso versuche ich dann selbst Fragen zu stellen, wenn ich mal selbst frage.


    Zum anderen: Manchmal schadet einem vermeintliches Wissen auch. Gestern eine Partie #GhostBumpers und beim erklären kam es zu folgender Situation: "Wenn 2 gleiche Karten gespielt werden, dann...", "Gewinnt die erste Zahl?", "Nein, hier gewinnt die zuletzt gespielte, gleiche Zahl".
    Nun war das ein Dialog. Wenn ich die Regel gelesen hätte und diese Erwartung von diversen anderen Spielen gehabt hätte, dann gibt es eine gute Chance, das ich genau dieses Wort (erste vs. letzte) Karte "wohlwissend" überlesen hätte. Eben weil ich "ja weiß bzw. ahne" was da stehen wird.
    Tja, schade. Oft hilft Expertise. Manchmal verhilft sie auch zu Fehlern.
    Also auch als "Experte" macht man Fehler, machmal mitunter insbesondere als Experte.
    (Teil mal routinierten Kartenspielern die Bohnanza noch nicht kennen eine Kartenhand aus und erwähne vorher nicht 10x, dass sie die Karten nicht sortieren dürfen 8o)


    Dann gibt es vermutlich gewisse Formate / Denkmuster die dem einen besonders liegen und dem anderen nicht.
    Ich bin jemand, der gerne den formalen Rahmen meines Zuges kennt, d.h. ich freue mich sehr über Spielerübersichten. Und Regeln die sich danach ausrichten. Wenn das einmal sitzt, dann schaue ich, wie andere Ressourcen / Meeple usw. "über den Spielplan" wandern.
    Ein beliebtes Problem dieser Art ist hierbei oft, dass Phase 0 einer Runde, also das allererste was du liest eine Art "Maintenance" Phase ist die erst ab Runde oder nicht später relevant wird. Es ist aber das erste, was in der Rundenreihenfolge kommt. Unglücklich.

    Andere bevorzugen andere Weisen zu denken. Regeln sind oft aber nur auf eine Art und Weise geschrieben, die dir liegt oder nicht liegt.
    Oder auf mehrere, mit bspw. Almanach. Das hat mich aber oft auch nicht so richtig überzeugt. Kurzum: ich glaube Regeln sind perse immer für gewisse Anteile der Leser schwierig.

    Jemand anderes schrieb, dass Regelvideos bevorzugt werden: Mitunter, ja. Zum einen, weil ich mich damit vergleichen kann und manchmal entdecke ich überraschend Dinge, die man selbst falsch macht. Aber wenn du nicht weißt, dass du einen Fehler machst, kannst du auch nur schwer danach fragen. Aber so entdeckt man sowas.
    Außerdem findet man mitunter einen Influencer / Regelerklärer, der ähnlich wie man selbst "tickt". D.h. wenn ich dann einer Erklärung von diesem lausche, dann ist die Chance hoch, dass das sehr kompatibel damit ist, wie ich selbst gerne denke und dass ich das deswegen besser konsumieren kann.

    Wenn eine Regel hingegen geschrieben ist und in einem Format, das meiner Weise zuwider läuft, dann tue ich mich auch eher schwer damit.


    Es gibt glaube ich viele Gründe "vermeintlich" dumme Fragen zu stellen und oft genug steckt keine böse Absicht dahinter.
    Aber wenn, dann bleibt einem das natürlich auch besonders gut in Erinnerung.

    Kurzum: Ich kann verstehen, warum man diesen Eindruck gewinnt.
    Aber ich glaube das ist nicht so, stattdessen gibt es verschiedenste andere Faktoren.

  • Ist das nicht ein bisschen despektierlich? Mein Sprung in die Bubble war von Zug um Zug Europa direkt zu Terraforming Mars

    Nein. Weil genau was du gemacht hast, ist ja ein aufbauendes Herangehen. Von ZuZ zu TfM. Nicht direkt mit TfM starten, weil es zu der Zeit gerade auf YouTube überall gehyped steht. Das ist auch weniger als Kritik an den betroffenen als am Hypetrain gemeint.

  • Ist das nicht ein bisschen despektierlich? Mein Sprung in die Bubble war von Zug um Zug Europa direkt zu Terraforming Mars

    Nein. Weil genau was du gemacht hast, ist ja ein aufbauendes Herangehen. Von ZuZ zu TfM. Nicht direkt mit TfM starten, weil es zu der Zeit gerade auf YouTube überall gehyped steht. Das ist auch weniger als Kritik an den betroffenen als am Hypetrain gemeint.

    D.h. Du meintest irgendjemand spielt Brass direkt nach Obstgarten?

    Ich finde ZuZ schon sehr einfach und Tfm war wie ne andere Welt. Ich dachte beim ersten Mal in die Regel schauen nur wtf was wollen die von mir.

    Ich hatte mich auch nicht großartig vorher informiert. Ich hatte es gekauft, weil Alper von Cinema strikes back in einem Film-Podcast mal kurz drüber geredet hatte und ich dachte: Hey, das klingt spannend, das will ich ausprobieren.

    Ich will damit nur sagen, traut jemandem, der Bock drauf hat, ruhig was zu.

    Es hat halt nicht jeder das Glück Freunde zu haben, die einen behutsam an die Brecher heranführen.

  • Nein. Weil genau was du gemacht hast, ist ja ein aufbauendes Herangehen. Von ZuZ zu TfM. Nicht direkt mit TfM starten, weil es zu der Zeit gerade auf YouTube überall gehyped steht. Das ist auch weniger als Kritik an den betroffenen als am Hypetrain gemeint.

    D.h. Du meintest irgendjemand spielt Brass direkt nach Obstgarten?

    Ich finde ZuZ schon sehr einfach und Tfm war wie ne andere Welt. Ich dachte beim ersten Mal in die Regel schauen nur wtf was wollen die von mir.

    Naja, ich kenne so einen Fall. Ein älteres Paar, bisher waren sie auf Niveau Familienspiel unterwegs, plötzlich kamen sie mit Arche Nova unter dem Arm zum Spieletreff, ob es ihnen jemand mal kurz erklären kann.

  • Das ist aber einfach ein anderer Umgang mit Foren.

    Manche nutzen Foren als durchsuchbare Wissensquelle. Andere als Ort an dem sich Expertinnen aufhalten, die man fragen kann.

    Das ist beides total valide.

    Jein. Fragen ist im Foren immer möglich, auch dafür sind Foren da. Aber ich glaube schon, dass man als derjenige mit Expertenwissen, der grundsätzlich auch immer hilfsbereit ist, genauso auch erwarten darf, dass der Fragende etwas Eigeninitiative zeigt, sich selbst fehlende Informationen zu beschaffen. Und ein, wenn nicht sogar der, wesentlicher Punkt ist dabei, dass man schaut, ob jemand anderes die gleiche Frage schon mal gestellt hat. Bei BGG z.B. durch klicken auf das Rules-Unterforum und überfliegen der Überschriften. In den meisten Fällen dürfte man dann schon die Antwort auf seine Frage finden.

    Ich weiß auch, dass moderne Plattformen wie Discord nicht zu Eigeninitiative ermuntern und es dort völlig normal ist, dass alle paar Wochen die gleiche Frage wieder gestellt wird und von Social Media Betreuern der Betreiberfirma oder zunahmend AI immer wieder neu beantwortet wird. Aber für mich sind das dann keine Plattformen mehr, in denen ich gerne mitlese.

  • Ist vermutlich eine Mischung aus allem Möglichen.

    Oft liest man dort (BGG) dumme Fragen, die in einer Anleitung sogar in Fettschrift beantwortet ist. Überlesen geht zwar immer, aber das finde ich fragwürdig.

    Regelunklarheiten gibt es auch immer Mal so, weil ein Spiel komplex ist und der Fall extrem selten, weil das Spiel nur schnell entstanden ist, ohne ausführliche Tests, durch Übersetzungsfehler etc. Oder noch schnell geänderte Regeln, wie z.B bei Agent DOG.

    Oft bestimmt auch durch uns, weil wir gewöhnt sind vieles genau wissen zu wollen, weil es bei komplexeren Spielen auch elementar sein kann.

    Es kann so viele Gründe geben, daher finde ich es immer sinnvoll, regelmäßig zu schauen, solange ein Spiel noch nicht sehr alt ist.

  • Ach, es kann doch alles passieren - wer war nicht schon mal blind beim Regellesen? Da breche ich über niemanden den Stab, und wenn man - aus welchen Gründen auch immer - mit dem Verständnis für das Spiel "hängt", ist so eine Frage in ein Forum legitim.

    Gut fände ich es, wenn es bei BGG eine Community-gestützte Bewertung solcher Threads gäbe - also dass man ein Feedback der Art "gute Frage" über "war zumindest mir klar" bis "steht doch in der Regel" unmittelbar hinterlassen könnte und man das sich ergebende arithmetische Mittel (dann doch halbwegs belastbar) als Filter- oder Ordnungskriterium nutzen kann. Bei komplexen Spielen mit dreistelliger Thread-Anzahl zu Regelfragen würde das einen raschen Überblick ermöglichen. Ich fange dort schließlich auch immer erst zu lesen an, sobald ich das Spiel habe und spielen möchte - da ist es oft schon um einiges älter und alle Fragen gestellt, die guten genau wie die doofen :lachwein:

    "So viele Spiele... wann hast Du denn damit angefangen?" - "Wann hast Du damit aufgehört?"

    "pimp my game" - 170+ Bauanleitungen zu Inserts aus Schaumkern, KSR, Bemalungen, ... siehe Linkliste auf meiner Pinnwand

    2 Mal editiert, zuletzt von Smuntz (1. November 2025 um 18:22)

  • Das ist aber einfach ein anderer Umgang mit Foren.

    Manche nutzen Foren als durchsuchbare Wissensquelle. Andere als Ort an dem sich Expertinnen aufhalten, die man fragen kann.

    Das ist beides total valide.

    Jein. Fragen ist im Foren immer möglich, auch dafür sind Foren da. Aber ich glaube schon, dass man als derjenige mit Expertenwissen, der grundsätzlich auch immer hilfsbereit ist, genauso auch erwarten darf, dass der Fragende etwas Eigeninitiative zeigt, sich selbst fehlende Informationen zu beschaffen. Und ein, wenn nicht sogar der, wesentlicher Punkt ist dabei, dass man schaut, ob jemand anderes die gleiche Frage schon mal gestellt hat. Bei BGG z.B. durch klicken auf das Rules-Unterforum und überfliegen der Überschriften. In den meisten Fällen dürfte man dann schon die Antwort auf seine Frage finden.

    Vorausgesetzt, die Leute wählen passende Titel. Da sind so viele Threads mit so aussagekräftigen Titeln wie "Question from a beginner", "Question after first play", "HELP!!!" oder "please explain...", dass man ohne Suchfunktion kaum etwas findet. Und selbst die ist eher mittelmäßig.

  • Jein. Fragen ist im Foren immer möglich, auch dafür sind Foren da. Aber ich glaube schon, dass man als derjenige mit Expertenwissen, der grundsätzlich auch immer hilfsbereit ist, genauso auch erwarten darf, dass der Fragende etwas Eigeninitiative zeigt, sich selbst fehlende Informationen zu beschaffen. Und ein, wenn nicht sogar der, wesentlicher Punkt ist dabei, dass man schaut, ob jemand anderes die gleiche Frage schon mal gestellt hat. Bei BGG z.B. durch klicken auf das Rules-Unterforum und überfliegen der Überschriften. In den meisten Fällen dürfte man dann schon die Antwort auf seine Frage finden.

    Vorausgesetzt, die Leute wählen passende Titel. Da sind so viele Threads mit so aussagekräftigen Titeln wie "Question from a beginner", "Question after first play", "HELP!!!" oder "please explain...", dass man ohne Suchfunktion kaum etwas findet. Und selbst die ist eher mittelmäßig.

    Die Titel sind egal. Wer dringend eine Antwort braucht, muss halt die Suche benutzen.

    Kriegen viele vermutlich aber nicht hin, was man ja auch oft schon bei der noch einfacheren Google-Suche sieht.

    Also vermutlich werden einige blöder und noch öfter bequemer.

  • Ich versuche allein deshalb schon mir selbst die Antwort herauszusuchen weil ich nicht wie der letzte Vollidiot dastehen will, weil meine Frage auf Seite 1, Absatz 1 im Regelheft erklärt wird... dass andere damit scheinbar weniger Probleme haben fällt mir seit ein paar Jahren allerdings auch vermehrt auf.