Alles anzeigenGenauso klar war es, dass Railway Boom bei NPI auf der 1 landen würde. Ich bin heute Abend in den Genuss meiner ersten vollständigen Partie gekommen und ich finde das auch wirklich rundum gelungen! Der Auktions-Mechanismus ist so transparent, dass er mich fast an Ra erinnert – natürlich ist das hier längst nicht so runtergebrochen, aber dennoch hat es diesen nahezu deduktiven Charakter von „was kann und wird die Person nach mir wohl tun“. Und es kam in unserer Partie in alle Richtungen vor, dass man sich mal verzockt hat. Und obwohl das Spiel im Grunde sehr stark wie ein Euro gewertet wird, ist es gleichzeitig hemmungslos unbalanced: es gibt Lokomotiven, die einfach gnadenlos schlechter sind als andere, große Abhängigkeit von den zur Versteigerung stehenden Bahnhöfen und Kartenglück oder -unglück, das all das komplett auf den Kopf stellen kann. Aber da auf jede dieser Weichen im Spiel geboten wird, fühlt sich nichts davon unfair an!
Am Beispiel der Eisenbahnen: in unserer ersten Runde standen drei Lokomotiven zur Versteigerung, von denen eine eindeutig die beste war. Die bot für Betriebskosten von 1 Kohle Platz für 4 oder 5 Güter, während die anderen beiden allein 3 Kohle zum Betreiben erforderten und dabei auch nur so viel oder weniger transportieren konnten. Ich habe dann aber beschlossen, mich aus dem Wettbieten komplett rauszuhalten und stattdessen mein Holz für zwei unscheinbare Waggons aufzusparen: einer mit viel Platz für weitere Güter und der andere, der mit Siegpunkten für die Anzahl von Gütern belohnt. Damit hatte ich mir einen Zug gebaut, der zwar teuer im Betrieb war, aber jedes Mal nicht nur massig Rohstoffe abgeworfen hat, sondern dafür auch noch mit Siegpunkten belohnt hat.
Meine Strategie für den Rest der Partie war es, mit meinem Vorsprung an Ressourcengenerierung die späten Auktionen auf die Endwertungskarten zu gewinnen. Auf diese habe ich dann gezielt hingearbeitet, während ein Gegenspieler z.B. nahezu immer pleite war, dafür auf Siegpunktgenerierung während der Partie gespielt hat. Ein, zwei Fehleinschätzungen meinerseits bzgl. der Präferenzen bei den Bahnhofsauktionen führten dann aber dazu, dass ich meine angepeilte Streckenwertung nicht vollenden konnte und am Ende nur mit viel Ressourceneinsatz noch ein zusammenhängendes Zugnetz zustande bekam. Das hat mich in der letzten Auktion in die schlechtere Position gebracht, so dass Mitspieler 2 mir diese fest eingeplante Endwertung auf höchster Stufe strittig machte.
Am Ende lagen wir alle relativ knapp beisammen, aber der siegpunktgenerierende Mitspieler hatte die Nase vorn – auch (oder vor allem?) weil er bei den Auktionen zwar meist den schlechtesten Stand hat, aber bei den entscheidenden Netzwerkausbauten doch gut gepokert hat.
Einziges Caveat dieser Partie: zu dritt konnten wir uns auf dem Plan ein kleines bisschen aus dem Weg gehen. Es gab schon gelegentliche Konkurrenz um Bahnhöfe und auch einige geteilte Streckenabschnitte, aber bspw. keinen Wettlauf mehrerer Spieler um den gleichen Verbindungsbonus. Das mag auch an den gezogenen Karten gelegen haben, die diese Koexistenz überhaupt erst möglich gemacht haben. Die Auktionen funktionieren zu dritt jedenfalls auch ausgezeichnet. Ich hoffe auf eine weitere Partie in naher Zukunft!
Denkst du es würde auch zu zweit gut funktionieren? Gibt es Anpassungen für 2 Spieler?
Im Spiel zu viert ist es bei den Auktionen so, dass die beiden Höchstgebote ihr Gebot voll zahlen müssen, der dritte nur die Hälfte (aufgerundet) und der letzte gar nichts. Im Spiel zu dritt ist es 1. voll, 2. halb, 3. gar nichts. Im Spiel zu zweit zahlt nur der erste sein Gebot und der zweite nicht. Damit sind die Auktionen vielleicht eher so ein Game of Chicken. Und man wird auf dem Plan noch weniger Konkurrenz haben. Das sind beides keine Ausschlusskriterien, auch weil das Spiel durchaus so euro-ig rüber kommt, dass es auch als solitäres Siegpunkterennen funktionieren könnte. Aber man darf sich nichts vormachen: strahlen wird das Spiel auf Grund seiner Kernmechanismen (Auktionen, Netzwerkbau) eher mit mehr Mitspielern.