[PKV] Versicherungsmakler oder Ärzte hier?

  • Hallo zusammen,

    ich muss mal eurer Schwarmwissen anzapfen. Und zwar werde ich bald verbeamtet und möchte nun in eine private Krankenversicherung eintreten. Ich habe Kontakt mit einem Makler und dieser hat nun für mich anonyme Risikoanfragen lanciert. Mit dem unbefriedigenden Ergebnis, dass obwohl ich m.E. so gut wie nichts habe, nahezu keine Kasse mich als Patient haben will. Lediglich die Ottonova ist dazu zu akzeptablen Risikoaufschlägen bereit. Nun habe ich zu der recherchiert und finde einige ggf. kritische Stellen im Leistungskatalog:

    1) Ärztehonorare sind auf 5-fachen Satz gedeckelt. Im Internet steht oft, dass man darauf achten soll, dass es keine Deckelung gibt. Aber ich habe ja kaum eine Wahl und stelle mir die Frage, wie relevant das ist. Befreundete Zahnärzte haben mir gesagt, dass sie nie über 3,5-fach abrechnen. Wie verbreitet sind höhere Abrechnungen in der Praxis?

    2) Heilmittel müssen ab 1000 € direkt über die Ottonova bezogen werden.

    3) ambulante Psychotherapie ist nur nach Zusage erstattungsfähig und auch dann nur zu 90% für die ersten 50 Stunden und danach 75%.

    4) Hörgeräte nur bis 1500 € erstattungsfähig. Kommt mir wenig vor.

    Kennt sich hier wer damit aus und kann einschätzen, wie kritisch das ist? Da ich Bundesbeamter werde sind die Alternativen zur Ottonova nur in der gesetzlichen Krankenversicherung zu bleiben und alles komplett selbst zu zahlen (>> 1000 €/Monat) oder sich gar nicht Verbeamten lassen. :/

  • Nur als Tipp: Psychotherapeuten nehmen großflächig keine privatversicherten Patienten mehr auf. Das ist aktuell eines der wenigen Gebiete wo man als Kassenpatient besser dran ist.
    Das beziehen von Heilmitteln direkt über die Krankenkasse kann ziemlich ätzend sein.
    Ich würde noch einen zweiten unabhängigen Makler suchen und den ebenfalls Risikoanfragen stellen lassen. Bei sowas nie nur einer Person vertrauen.

  • Das, was du schreibst wundert mich sehr. Meines Wissens gibt es eben Kontrahierungszwang, wonach ein PKV Unternehmen dich nicht ablehnen kann (und der Risikozuschlag auf 30% gedeckelt ist) wenn du aufgrund der Verbeamtung erstmalig in die PKV wechselst.

    Sprich da mal deinen Makler darauf an. Und gegebenfalls noch einen zweiten.

    Einmal editiert, zuletzt von koala-goalie (16. April 2025 um 18:40)

  • Nur als Tipp: Psychotherapeuten nehmen großflächig keine privatversicherten Patienten mehr auf. Das ist aktuell eines der wenigen Gebiete wo man als Kassenpatient besser dran ist.
    Das beziehen von Heilmitteln direkt über die Krankenkasse kann ziemlich ätzend sein.
    Ich würde noch einen zweiten unabhängigen Makler suchen und den ebenfalls Risikoanfragen stellen lassen. Bei sowas nie nur einer Person vertrauen.

    Das stimmt seit Juli nicht mehr. Die Sätze sind auf 134€ für die Sprechstunde/KZT gestiegen + Extraziffer, die abgerechnet werden darf. Wir machen seither rund 50€ pro Sitzung mehr im Gegensatz zu den Kassenpatienten. Viele Kollegen wissen davon aber nicht und nehmen weiterhin keine privaten auf.


    Edith: Um genau zu sein: Die Ziffern für die Langzeittherapien ab der 24. Sitzung sind gleich schlecht geblieben. Die können nicht so einfach gegenüber der GOÄ angepasst werden - das wäre ein kompliziertes Politikum. Kzt lohnt also, lzt nicht. Wobei viele die übrigen 20€ auch selbst bereit sind zu tragen

    Einmal editiert, zuletzt von Stephan (16. April 2025 um 19:00)

  • Was koala-goalie sagt.

    Grundsätzlich kommst du über die Öffnungsaktion für neu Verbeamtete bei den an dieser teilnehmenden PKVs immer rein mit 30% Risikoaufschlag. Der Nachteil ist, dass man darüber i. d. R. nur einen Basistarif bekommt mit allen Inhalten, die auch deine Beihilfe abdeckt und je nach Kasse und deren Tarifen ggf mehr.

    Einbettzimmer ist dann z. B. raus. Was problematischer ist: Beihilfeergänzungstarife sind damit leider auch raus (sofern nicht im Basistarif mit enthalten). Wenn deine Krankenkasse also z. B. über den Höchstsatz der Gebührenordnung hinaus zahlt und deine Beihilfe nicht, bleibst du bei einer entsprechend teuren Behandlung durch einen Spezialisten oder einer Privatklinik dann ggf. auf den Restkosten sitzen (mit Beihilfeergänzung würde die verbleibenden Restkosten die PKV mit übernehmen)

    Ich bin auch vor kurzem verbeamtet worden und hatte das gleiche Problem wie du (nur, dass mich gar keine Kasse nehmen wollte). Mein erster lokaler Berater hat mir auch keine vernünftigen Infos zur Öffnungsaktion gegeben und war generell ziemlich flapsig unterwegs. Die verdienen bei der Öffnungsaktion nix und das merkt man dann auch.

    Hab mir dann eine seriöse Onlineagentur gesucht und auf Honorarbasis für eine ausführliche individuelle Beratung zu dem Thema bezahlt. Die war dann auch wirklich sehr informativ und aus meiner Sicht ihr Geld wert.

    Ich bin dadurch bei der Barmenia gelandet, die trotz Öffnungsaktion zumindest für stationäre Behandlungen Beihilfeergänzung mit drin hat und auch so ein sehr umfassendes Leistungsspektrum. Das kann in Summe dann sogar besser sein, als z. B. deine Ottonova ohne Öffnungsaktion.

    Bedenke, dass die Öffnungsaktion nur einmal gezogen werden kann. Also wähle weise.

    3 Mal editiert, zuletzt von danom (16. April 2025 um 20:06)

  • Wurde die Risikoanfragen mit einer Auskunft der letzten 5 Jahre aus deiner Krankenakte von deinem Hausarzt lanciert?

    ... Kann ich aus Erfahrung nur empfehlen.

    Mein Arzt hat alles aufgeschrieben was ich die letzten 5 Jahre hatte. Natürlich anonym und das hat mein Makler dann so an die PKV weiter gegeben.

    Hatte einige absagen, zwei bis drei mit Risikozuschlag und 2 die mich dann "normal" genommen hätten.

    ...und das damals mit 38

    Einmal editiert, zuletzt von lulu (16. April 2025 um 20:16)

  • Ich würde mal spaßeshalber auch bei der Debeka nachfragen, ist einer der größten PKV (und meines Wisses für Beamte der größte PKV). Die tauchen bei den Provisionsmaklern meistens nicht auf, weil die ihr eigenes Vertriebssystem haben.

    Anderer Punkt: Bist du beihilfeberechtigt? Ohne Werbung machen zu wollen: Bei der Debeka (vielleicht auch bei anderen) gibt es einen "Beihilfeergänzungstarif". Da wird nicht nur der reguläre PKV-Anteil erstattet, sondern auch der Rest zur Beihilfe, wenn diese nur Pauschalen erstattet. Das ist recht praktisch bei Brillen und so.

    Edit: Und nein, in den letzten 15 Jahren ist mir keine Rechung untergekommen mit mehr als 3,5fachen Hebesatz.

    Einmal editiert, zuletzt von Firkin (16. April 2025 um 21:19)

  • Nur als Tipp: Psychotherapeuten nehmen großflächig keine privatversicherten Patienten mehr auf. Das ist aktuell eines der wenigen Gebiete wo man als Kassenpatient besser dran ist.

    Kann ich mir nicht vorstellen. Ich kenne Psychotherapeuten, die KEINEN Kassensitz haben und dementsprechend gar nicht mit den GKV abrechnen können, sondern nur Privatpatienten nehmen.

  • Danke schon mal für euren Input! :)

    Das, was du schreibst wundert mich sehr. Meines Wissens gibt es eben Kontrahierungszwang, wonach ein PKV Unternehmen dich nicht ablehnen kann (und der Risikozuschlag auf 30% gedeckelt ist) wenn du aufgrund der Verbeamtung erstmalig in die PKV wechselst.

    Sprich da mal deinen Makler darauf an. Und gegebenfalls noch einen zweiten.

    Ja, da hast du Recht. Mit "will mich nicht als Patient" meinte ich, dass sie mich nicht regulär versichern wollten, sprich nur im Rahmen der Öffnungsaktion, was ich aber gerne vermeiden würde da a) die wichtigen Beihilfeergänzungsmodule nicht zu Verfügung stehen und b) die Mehrkosten übers gesamte Leben immens sind. 30% Aufschlag dürften ganz grob überschlagen bis ans (prognostizierte) Lebensende Mehrkosten von an die 100.000 € darstellen.

    danom: Ja, die Barmenia wäre bei mir auch weit vorne gewesen, aber nur zum regulären Tarif. Mein Makler hat sich auch etwas gewundert, dass die mich nicht wollten. Echt nervig. Habe meine bisherige Krankenversicherung in den letzten 10 Jahren im Mittel so 50 € im Jahr (inkl. Impfungen etc.) gekostet, hab nen "perfekten" BMI, bin Nichtraucher, war nie im Krankenhaus, so gut wie keine Krankentage etc.

    Zitat

    Wurde die Risikoanfragen mit einer Auskunft der letzten 5 Jahre aus deiner Krankenakte von deinem Hausarzt lanciert?

    Ich habe mir von meiner aktuellen Krankenversicherung alles der letzten 10 Jahre zusenden lassen und das dann vom Makler aufbereiten lassen. Steht leider auch so ein Kram wie "Heuschnupfen" drin, obwohl ich nie in Behandlung deswegen war und in meinem Leben noch nicht einmal Ceterizin oder so genommen habe. Einfach weil Ärzte bei der Erstanamnese nach Allergien fragen. Allergie steht bei gleich zwei meiner Ärzte als Diagnose drin, obwohl ich wie gesagt nie deshalb beim Arzt war - vermutlich damit die das irgendwie abrechnen konnten. Echt super. Kostet bei vielen Versicherern direkt 10% Risikoaufschlag...

    Zitat

    Ich würde mal spaßeshalber auch bei der Debeka nachfragen, ist einer der größten PKV (und meines Wisses für Beamte der größte PKV). Die tauchen bei den Provisionsmaklern meistens nicht auf, weil die ihr eigenes Vertriebssystem haben.

    Anderer Punkt: Bist du beihilfeberechtigt? Ohne Werbung machen zu wollen: Bei der Debeka (vielleicht auch bei anderen) gibt es einen "Beihilfeergänzungstarif". Da wird nicht nur der reguläre PKV-Anteil erstattet, sondern auch der Rest zur Beihilfe, wenn diese nur Pauschalen erstattet. Das ist recht praktisch bei Brillen und so.

    Wenn man selbst eine Anfrage stellt und die dann abgelehnt war, hat man ein großes Problem, weil diese Informationen zwischen den Versicherern getauscht werden bzw. viele Versicherer auch explizit danach fragen, ob man schon mal woanders abgelehnt wurde. Dann wars das mit PKV, bzw. nur noch im Rahmen der Öffnungsaktion.
    Wenn ich das richtig im Kopf habe, hat die Debeka mich auch abgelehnt.
    Ja, ich bin als Beamter beihilfepflichtig und werde auf jeden Fall einen Beihilfeergänzungstarif abschließen.

  • Bei der Debeka war ich zwischenzeitlich auch in der Filiale auf Anraten meines ersten Maklers.

    Die akzeptieren keine anonyme Risikovoranfrage, deswegen waren die bei der allgemeinen Abfrage nicht mit dabei.

    Ich hab dort einen Probeantrag gestellt, bei dem man (zumindest laut Aussage der Debeka-Vertreterin) angeblich nicht in der mit anderen PKVs geteilten Kartei landet. Das Ergebnis war letztlich auch nur eine Ablehnung.

    Aber selbst wenn die mich mit z. B. 25% Risikoaufschlag ohne Öffnungsaktion genommen hätten, wären sie im Gesamtpaket für mich individuell schlechter von der Leistung her und gleichzeitig ähnlich teuer wie die Barmenia mit Öffnungsaktion gewesen.

    Deshalb nochmal die dringende Empfehlung, dich vernünftig auch zur Öffnungsaktion beraten zu lassen (das kostet dann ggf. ein Honorar, weil die Makler für die Vermittlung mit Öffnungsaktion wie schon geschrieben keine Provision bekommen und daran deswegen eigentlich nicht interessiert sind).

    Noch ein paar Tipps aus meiner eigenen Erfahrung:

    • Lass von deinem Makler nachfragen, welche Vorerkrankung ursächlich für die Ablehnung sind (ich war bei mir übrigens auch überrascht über die Ablehnungen, aber die privaten Kassen sind wirklich extrem wählerisch).
    • Wenn dir das Ergebnis komisch vorkommt, hol dir eine zweite Meinung von einem anderen Makler ein und lass dort die anonyme Risikovoranfrage nochmal überarbeitet durchlaufen.
    • Gib die Krankheiten möglichst detailliert an... fehlen irgendwo Infos oder sind Angaben mehrdeutig, nehmen die Versicherer sonst den Worst Case an. Dazu gibt es z. B. bei Dr. Schlemann sehr hilfreiche Formblätter und Ausfüllhilfen für solche Angaben, die man auch selbst oder über einen anderen Makler verwenden kann.
    • Um zu vermeiden, dass du irgendwas Relevantes nicht angegeben hast, schaue, falls vorhanden, auch mal in deine elektronische Patientenakte der aktuellen Krankenkasse (TK hat das Feature z. B. freischaltbar in der App).
    • Bei Fehldiagnosen gibt es Möglichkeiten, diese aus der Welt zu schaffen (in deinem Fall z. B. schriftliche Bestätigung des diagnostizierenden Arztes, dass es sich um einen Irrtum handelt und du in der Hinsicht gesund bist oder ein aktueller Allergietest, der belegt, dass du keine relevanten Gräserallergien hast).
    • Wenn deine Krankheiten temporäre Geschichten sind, kannst du auch zu einem späteren Zeitpunkt nach Eintritt in die KV mit entsprechender Bescheinigung des behandelnden Arztes, dass die Krankheit komplikationslos verheilt ist, prüfen lassen, ob dein Risikoaufschlag aufgehoben werden kann, bzw. ob du dann Tarifmodule abschließen kannst, die wegen der Öffnungsaktion gesperrt waren. Bedenke aber: man wird mit steigenden Alter selten gesünder.
    • Für Zahngeschichten gibt es eine Zahnzusatzversicherung als Ergänzung zur PKV+Beihilfe (ich glaube von der Würzburger oder so), die ohne Gesundheitsprüfung bis zu 25% des Betrages abdeckt und damit durch den gewählten Tarif oder die Öffnungsaktion und deine Beihilfe entstehende Defizite ausgleichen kann.

    4 Mal editiert, zuletzt von danom (17. April 2025 um 07:11) aus folgendem Grund: Typos

  • Ich habe auch diesen genialen Zuschlag bei der Debeka und könnte jeden Monat deswegen kotzen, wenn die Abbuchung mich dran erinnert.

    Mich wollte allerdings auch niemand anderes und damals war ich froh, überhaupt wen gefunden zu haben.

    Mittlerweile kam noch ne chronische Geschichte dazu, daher denke ich mal, ein Wechsel hat sich eh erledigt.

    Was ich allerdings wirklich im Nachhinein richtig frech fand...

    Bei mir saß damals eine Dame der Debeka, die mir erklärt hat, dass der 30% Zuschlag gar kein Thema wäre, da man den streichen lassen kann, wenn man drei Jahre nichts (relevantes) einreichen würde.

    Da ich als Anwärter eh nicht viel Beiträge gezahlt habe und somit 30% davon nicht wesentlich ins Gewicht gefallen sind, war das für mich ok. Nach Ablauf der drei Jahre (in denen ich nie beim Arzt war, damit bloß nichts aufpoppen kann), habe ich einen entsprechenden Antrag gestellt.

    Als Antwort kam ein wirklich unfreundlicher Brief zurück, nach dem Motto, ich solle doch froh sein, dass man mich überhaupt genommen habe und nicht so einen Quark beantragen.

    Tja... Hätte ich vorher gewusst, dass es so eine Möglichkeit (für mich) gar nicht gibt, hätte ich mich vielleicht weiter umgesehen. So dachte ich, ich hätte die für mich perfekte Lösung gefunden. Man sollte wohl auf niemanden hören, der Provision bekommt.

    Ansonsten wurde bisher alles anstandslos gezahlt, was das angeht, kann ich zur Debeka nichts Schlechtes sagen. Im Nachgang fand ich halt das "Ködern" etwas unseriös. Da würde nicht nur das vorgenannte Versprechen nicht eingelöst.

    Mit freundlichen kollegialen Grüßen

    Syrophir

    ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    "Die Menschen hungern nach der Wahrheit, doch wissen sie selten ihren Geschmack zu schätzen."

    Einmal editiert, zuletzt von Syrophir (17. April 2025 um 07:29)

  • Meine Debeka-Vertreterin hat mir auch diverse Dinge falsch erläutert und hatte nur bedingt Ahnung. Sich unabhängig vorher zu informieren ist auf jeden Fall ratsam.

    Zur Reduzierung des Risikoaufschlags muss man wohl wirklich nachweisen, dass die dem zugrundeliegende Krankheit komplikationslos verheilt ist und ein gewisser Zeitraum seitdem vergangen ist ohne weitere Folgen.