Bewertungen anderer und deren Einordnung, oder "Kenne deine Kritiker / Youtuber und deren Geschmack."

  • Aktuell gibt es bei Ayrdia wieder die Diskussion über wie gut bzw. wie schlecht das Spiel ist. Gegensätzliche Meinungen treffen in der gesamten Bandbreite von BGG-Wertung von gefühlt 2.0 bis 10.0 aufeinander, und ich frage mich da nun wiederholt, wie können solch unterschiedliche Einschätzungen von ein und dem selben Titel entstehen. Mein einziger Lösungsansatz zu dieser Erkenntnis ist der unterschiedliche, weil subjektiver Geschmack der einzelnen Beteiligten und deren persönlicher Gewichtung von Pro- und Contra-Punkten.

    Fatal an dieser sehr subjektiven Herangehensweise und der damit stark polarisierenden Einschätzung in eine Richtung ist, dass Titel zu unrecht gehypt oder zerrissen werden, und unwissende Menschen, entweder in einen unbedachten Kauf getrieben werden oder durch eine solche Bewertung fälschlicherweise abgeschreckt werden und ihnen ein für sie passendes Spielerlebnis entgeht.

    Stein des Anstoß ist im aktuellen Fall das Ayrdia-Video von Beckikaze welches im starken Kontrast zu den Meinungen hier im Forum und auf BGG (akutell 9.3) steht. Hier zu noch exemplarisch die folgende Aussage von Maus zu möglichen Auswirkungen solcher Wertungen.

    „Side Quest - the Boardgame“ der Titel klingt für mich erstmal ziemlich vernichtend, und ist von Beckikaze vermutlich auch nicht als Kompliment gemeint. Deshalb bin ich froh, dass ich das Video nicht als Kaufberatung gehört habe, sonst hätte ich vermutlich nicht zugegriffen.

    Wie seht hier das? Liegt die Diskrepanz am Kritiker XY und seiner subjektiven Gewichtung, oder gibt es andere Gründe für die so unterschiedliche Einschätzung ein und des selben Titels?

    Und was sind eure persönlichen Schlussfolgerungen? Wie geht ihr mit der Meinung anderer speziell Youtuber / Influencer um? Ist der Leitsatz "Kenne den spielerischen Geschmack / Fokus deines Kritikers, um seine Wertung für mich persönlich einschätzen zu können." euer Meinung nach richtig und eine sinnvolle Leitlinie?

    Ich bin gespannt auf eure Sichtweise zu diesem Thema. :danke:

  • Ich schaue mir in den Vorstellungen primär an, wie das Spiel aussieht und funktioniert. Ich bin dankbar, wenn im Fazit auf der Grundlage mehrerer Partien auf Punkte hingewiesen wird, die man auf den ersten Blick nicht erkennt.

    Das Fazit ist aber niemals Grundlage einer Kaufentscheidung, weil es lediglich die subjektive Meinung einer einzelnen Person ist. Ich will aber nicht bestreiten, dass das Fazit in die Kaufentscheidung mit einfließt, wenn ... sie meinen Eindruck vom Spiel bestätigt.

    Warum Rezensenten manchmal weit auseinanderliegen, vermag ich nicht zu beantworten. Ich hoffe doch aber, dass dies ebenfalls auf der subjektiven Wahrnehmung des Spiels beruht.

    It's a game, have fun!

    Kann ich Dir zum Thema Backgammon weiterhelfen?
    Bist Du auf der Suche nach einer komfortablen Urlaubsunterkunft im Ruhrgebiet mit der Option auf Spieleabende beim Gastgeber?

    3 Mal editiert, zuletzt von PeHa (10. März 2025 um 08:37)

  • Ich will aber nicht bestreiten, dass das Fazit in die Kaufentscheidung mit einfließt, wenn ... sie meinen Eindruck vom Spiel bestätigt.

    Kennst du in diesem Fall meist den spielerischen Hintergrund und Geschmack des jeweiligen Kritikers? Dies kann ja für seine Einschätzung von Pro- und Contra-Punkten entscheidend sein, und muss sich ja nicht zwangsläufig mit deiner persönlichen Einschätzung dieser Aspekte decken ... :/

  • Ja, doch, gilt. Manche Youtuber und Podcaster kenne ich schon so lange, dass ich weiß, dass die Trefferquote mit meinem Geschmack sehr hoch ist.
    Beispiel: Wenn der Steff von den Brettagogen etwas toll findet, dann gefällt es mir nur selten. Bei Chris von den Brettagogen weiß ich, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit einer Übereinstimmung besteht. Aber nicht falsch verstehen: Ich finde beide super!

  • Wir die vielen Unterschiede (nicht nur Beckikaze, nicht nur Arydia) sind vollkommen normal. Hierfür sehe ich viele Ursachen (nicht im Sinne des Schadens):

    - Je hochpreisiger die Spiele sind, desto extremer scheinen hier Eindrücke und Meinungen auseinander zu gehen. Sicherlich, weil Preis/Leistung zunehmend relevanter wird - jedoch auch, da eben teils Investitionsrechtfertigungen im Sinne des Selbstschutzes (bewusst oder unterbewusst) einen größeren Anteil haben.

    - Wir sind alles Individuen mit unterschiedlichen Geschmäckern. Wir suchen alle in Spielen teils sehr unterschiedliche Dinge und stören uns auch an sehr unterschiedlichen Dingen. Das inkludiert ebenfalls opulente Darstellungen, das Gefühl von Luxus, den Wunsch Geld zu verdienen oder Sammleraspekte.

    - Da wir alle etwas unterschiedliches Suchen und uns unterschiedliches stört, machen objektive Reviews - insbesondere hinsichtlich Spaß, etc. wenig Sinn. Fälschlicherweise werden daher viele Rezensionsvideos eben entweder als objektiv betrachtet oder dargestellt. Es sind Meinungen - argumentativ kann man fast alles unterbekommen.

    - Beckikaze explizit nehme ich in vielen Punkten ab, dass ihn Designentscheidungen wirklich stören. Wie sein Name so treffen zeigt, scheint der Bereich der Spiele, die ihn wirklich fesseln eher eng gefasst zu sein (persönliche Einschätzung). Für mich resultiert daraus öfters eine zugespitzte Meinung/Einschätzung und viele scheinen dies auf ein ihnen gefallendes Spiel persönlicher zu nehmen, als es gemeint sein kann/sollte. In manchen scheint dies dann eine deutlichere Gegenreaktion hervorzurufen.


    Ich lasse mich von versch. Youtubern motivieren, verschiedene Spiele auszuprobieren - was keinen Spaß macht, fliegt trotz toller Bewertungen einfach raus, da es nicht zu mir oder meiner Spielegruppe passt.

  • Ich will aber nicht bestreiten, dass das Fazit in die Kaufentscheidung mit einfließt, wenn ... sie meinen Eindruck vom Spiel bestätigt.

    Kennst du in diesem Fall meist den spielerischen Hintergrund und Geschmack des jeweiligen Kritikers? Dies kann ja für seine Einschätzung von Pro- und Contra-Punkten entscheidend sein, und muss sich ja nicht zwangsläufig mit deiner persönlichen Einschätzung dieser Aspekte decken ... :/

    Ich kenne den spielerischen Hintergrund und den Geschmack des jeweiligen Kritikers in der Regel nicht. Ich schaue mir Videos primär wegen Optik und Spielablauf an. Es wäre mir zu aufwändig, mich auch mit den persönlichen Vorlieben des jeweiligen Rezensenten vertraut zu machen.

    Letzteres kann sich maximal zufällig ergeben: Z. B. mag und schaue ich bevorzugt die Videos von Jörg vom Spieleblog, bei dem meine erste Einschätzung und sein Fazit häufiger übereinstimmen.

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  • Ist der Leitsatz "Kenne den spielerischen Geschmack / Fokus deines Kritikers, um seine Wertung für mich persönlich einschätzen zu können." euer Meinung nach richtig und eine sinnvolle Leitlinie?

    -Vorweg: ich kenne weder Arydia, noch das Video-

    Ja, so würde ich es sehen, zumindest in diesem Beispiel ist es hilfreich, sich mal mit dem Kanal "Die Nische" auseinandergesetzt zu haben. Das Thema wurde am Beispiel "Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde" schon mal besprochen, vielleicht magst du im entsp echenden Thread mal querlesen. Das Video dazu war in meinen Augen eine Vollkatastrophe und hat am Schluss eigentlich nichts mehr mit einer Rezension im eigentlichen Sinne gemein.

    Am Schluss ist der beste Weg, sich mit dem Spiel selbst zu beschäftigen, statt mit Kritikern. Regeln lesen, let's plays schauen, idealerweise sogar eine Probepartie. Alles andere ist heiße Luft und auf das BGG-Rating, das du anführst, gebe ich auch längst nichts mehr. Würde ich das tun, müsste ich beinahe ausschließlich Euros spielen, und die mag ich üblicherweise ganz und gar nicht.

    Hierfür werde ich zu 100% gebannt.

    Einmal editiert, zuletzt von Dr. K (10. März 2025 um 09:17)

  • Mein einziger Lösungsansatz zu dieser Erkenntnis ist der unterschiedliche, weil subjektiver Geschmack der einzelnen Beteiligten und deren persönlicher Gewichtung von Pro- und Contra-Punkten.

    Genau das ist der Kern. Das zu erkennen und zu akzeptieren macht alles Folgende an Aufplustern und Schattenboxen bei Kritiken, Kritiken an Kritiken und/oder Kritiker/innen, in nahezu alle Bereichen völlig überflüssig. Es läuft nicht alles, aber doch wesentlich mehr als man, ggf. auch bei sich selbst, gemeinhin annimmt, auf Geschmack hinaus.

    Es gibt Musikalben, die sind handwerklich, laut Aussage von "Kennern", nicht gut und dennoch höre ich sie mit großem Vergnügen seit Jahrzehnten. Gleiches bei Büchern, Filmen, Comics, Videospielen, Gerichten,.... und eben auch bei Brettspielen und allen anderen Unterhaltungsmedien.

    Die Meinung von Kritiker/innen ist grundsätzlich vollkommen irrelevant. Gerade bei YouTube Content Creatorn und Influencern sind das Meinungen, die irgendwelche Menschen im Internet von sich geben. Sie gewinnen erst Bedeutung, wenn man ihnen eine gibt.


    der Leitsatz "Kenne den spielerischen Geschmack / Fokus deines Kritikers, um seine Wertung für mich persönlich einschätzen zu können."

    Ist dann für mich die einzige Schlussfolgerung, die der Meinung von Random-Internet-Kritiker/in überhaupt eine Wertigkeit gibt.

  • Und was sind eure persönlichen Schlussfolgerungen? Wie geht ihr mit der Meinung anderer speziell Youtuber / Influencer um?

    Gar nicht, warum sollten Youtuber mich beeinflussen, bzw warum sollten deren Meinung einen Ausschlag geben?

    Will sagen, ich schau mir ein Spiel an, lese eventuell die Anleitung, schau mir ein Aufbau und / oder Regelvideo an. Videos die Wertungen oder Meinungen zu spielen abgeben schaue ich extrem selten oder gar nicht.
    Königslösung ist natürliche ein Spiel bei einem Spieleabend Probe zu spielen und wenn es gefällt dann selbst zu kaufen.

  • In die Wertungen spielen so viele unterschiedliche Variablen rein… mit wem wurde gespielt, wie ging’s mir an dem Abend, Grundstimmung am Tisch, wie war die Regelerklärung usw.

    Selbst für ein einzelnes Spiel hab ich persönlich unterschiedliche Wertungen. Die letzte Partie Ringkrieg zum Beispiel war für mich eine glatte 3. Ich möchte das Spiel gerade nicht mehr sehen, geschweige denn spielen. Ich hatte aber auch schon Partien, da hätte ich eine 9 oder 10 vergeben. Was mach ich nun damit? Keine Ahnung! Also wurschtel ich mir da irgendein Konstrukt daraus und hoffe möglichst objektiv zu bleiben so weit das mir überhaupt möglich ist.

    Einzelwertungen sind daher immer schwierig, darum bin ich froh um BGG. Wenn da mal >1k Bewertungen vorliegen, kann man das als Orientierung schon gut hernehmen.

    Aber selbst mit 8+ werden es dann bei mir Spiele mit historischem Thema, Dicedrafting als Hauptmechanismus oder Dungeoncrawler immer noch schwer haben… sowie andere bei Workerplacement erst mal die Nase rümpfen oder andere Vorurteile pflegen.

  • Ich stütze meine Kaufentscheidung maßgeblich auf Reviews die ich mir anschaue oder durchlesen. Selten bis nie lese ich vorab die Anleitung oder sehe mir Regelvideos oder Lets Plays an.

    Bei den Rezensenten habe ich so meine Favoriten, aber ich lasse mich auch schnell von einem Spiel abbringen, wenn es Gegenstimmen gibt. Bei der Nische mache ich eine Ausnahme. Das ist sehr speziell. Zumal mit die Reviews oftmals zu lang und zu kleinteilig sind. Und zu kontrovers.

    --- Jeder siebte Post von mir enthält etwas Sinnvolles ---

  • Wenn ich wie hier von einem Spiel noch nie gehört habe, klicke ich auf den BGG-Link, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Ein kurzer Blick auf Fotos, wie das auf dem Tisch aussieht und dann direkt auf "GeekBuddy Analysis". Das ist für mich heutzutage die wichtigste Funktion der kompletten Webseite.

    Als Antwort auf Deine Frage würde ich sagen: alle Kritik ist subjektiv. Immer. Das ist gut und richtig so.

    (Spiele)kritiker haben ein Eigeninteresse, und sei es nur Ruhm, Gratisexemplare und Investitionsrechtfertigung. Auch das ist völlig legitim. Aber bei einem Kickstarter-Game für 270€ weiß ich oft nicht mal, ob es mehr als eine Spielergruppe getestet hat.

  • subjektiver Geschmack

    Und schon hast du die Erklärung. Für eine objektive Betrachtung von subjektiven „Dingen“ fehlt schlicht der Leitfaden „gut oder schlecht“.

    Wie geht ihr mit der Meinung anderer speziell Youtuber / Influencer um?

    Die sind mit mir völlig egal, ich schaue mir sowas einfach nicht an. Regelvideos im Nachgang schon eher, da hab ich meine Entscheidung aber schon im Vorfeld getroffen.

    Am Schluss ist der beste Weg, sich mit dem Spiel selbst zu beschäftigen, statt mit Kritikern. Regeln lesen, let's plays schauen, idealerweise sogar eine Probepartie. Alles andere ist heiße Luft und auf das BGG-Rating, das du anführst, gebe ich auch längst nichts mehr. Würde ich das tun, müsste ich beinahe ausschließlich Euros spielen, und die mag ich üblicherweise ganz und gar nicht.

    So isses! :thumbsup:

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Ahhhhh mein Lieblingsthema. Bin ja selbst von betroffen und immer wieder ist das ja auch Anlass für persönliche Kritik an der Person, die bewertet. Ich finde Kritik an der Kritik okay, wenn sie fair und unpersönlich vorgetragen wird. Also eine inhaltliche Auseinandersetzung, bei der die grundlegende Bewertung und damit Person dahinter erst einmal auch akzeptiert wird.

    Und wie bei Büchern, Filmen, Comics und allen anderen Dingen, wo Geschmack und damit subjektive Einschätzungen eine zentrale Rolle spielen, sollte die eigene Person, der eigene Geschmack immer in den Kontext des Geschmacks des anderen gestellt und abgeglichen werden. Sich zufällig eine Person auszuwählen, sich womöglich nur die Endnote einer Rezension (egal ob Text oder Video) anzuschauen und sich davon massiv beeinflussen lassen, ist niemals zu empfehlen. Auch hier ist der Mehrwert doch nur die Auseinandersetzung mit der kompletten Rezension, der Person und der eigenen Person. Und wenn da eine große Diskrepanz auftritt, dann ist das auch kein Grund für eine Kritik an der Rezension oder der Person dahinter, sondern es sind erst einmal zwei verschiedene Geschmäcker von zwei Menschen, die das gleiche Hobby teilen. Zudem taugt es immer zur eigenen Schärfung, wenn ich mich auch mit kontroversen Ansichten zu Brettspielen auseinandersetze. Heißt, darüber diskutieren ist super, dem andere etwas Absprechen einfach scheiße.

    Meinungsvielfalt ist ein Gewinn für alle!

  • (Spiele)kritiker haben ein Eigeninteresse, und sei es nur Ruhm, Gratisexemplare und Investitionsrechtfertigung. Auch das ist völlig legitim. Aber bei einem Kickstarter-Game für 270€ weiß ich oft nicht mal, ob es mehr als eine Spielergruppe getestet hat.

    Woher nimmst du diese Ansicht? Es gab vor kurzem eine riesige Umfrage unter Contentschaffenden und deine aufgeführte Schlagworte spielen eben nicht die große Rolle, die immer wieder von Außen aufgeführt werden.

    Gratisexemplare: Genau, man ackert nen Halbtagsjob in seinen Blog jede Woche rein, damit man dann ein Brettspiel gratis bekommt. Gleichzeitig hat man irrsinnige Kosten. Das kann nur jemand behaupten, der sowas noch nie ernsthaft betrieben hat. Was meinst du mit Investitionsrechtfertigung? Bei Ruhm bin ich eher geneigt zu sagen, dass es Leute deswegen machen. Aber eher nicht in vorderster Instanz. Wer Contentschaffender wird ist ein Stück weit wohl immer extrovertierter, entsprechend spielt da sowas wie Aufmerksamkeit sicher mit rein.

    Ich kann nur für mich sprechen, aber weißt du warum ich das mache? Oder warum ich früher über Videospiele geschrieben habe? Weil ich das Schreiben mag. Die Auseinandersetzung mit einem Produkt, was mich begleitet, mit dem ich mich beschäftige und dann darüber einen Text zu schreiben. Das macht mir Freude. Andere trinken zur Entspannung einen Kaffee, gehen auf den Bolzplatz oder lieben es zu lesen. Ich liebe es mich an die Tastatur zu setzen und etwas zu schreiben. Das erfüllt mich. Das hat mich auch erfüllt, als vor über 9 Jahren nur 50 Leute pro Monat so einen Text gelesen haben und ich gar nichts dafür bekommen habe. Meinst du, man investiert über 9 Jahre jede Woche viele Stunden nur für Ruhm oder Reziexemplare? Und warum mache ich eigentlich keine YouTube Videos, obwohl ich Videoschnitt kann? Da ist ja noch viel mehr Ruhm & Ehre, oder?

    Ich finde es immer ziemlich blöd, wenn da so pauschal über Menschen geurteilt wird.

  • Entschuldige bitte, ich hatte nicht die Absicht, über Dich oder jemand anderes zu urteilen. Wie ich geschrieben habe, finde ich die beispielhaft angeführten Motivationen völlig legitim. Und ich habe "und sei es nur" geschrieben. Das heisst, es gibt deutlich mehr, das Genannte ist das Mindeste. Was jetzt Dein persönliches Eigeninteresse ist, ist mir doch egal. Aber ich gehe weiterhin davon aus, dass Du ein Eigeninteresse hast.

    "Investitionsrechtfertigung" hab ich oben im Thread neu gelernt. Ich finde, das beschreibt den psychologichen Mechanismus (dem alle Menschen unterliegen) dass wir immer Dinge besser finden, die teurer oder schwieriger zu bekommen waren, ganz gut.

    Selbstauskunft bei Umfragen sind für mich jetzt nicht das überzeugende Argument, sondern ein weiterer Datenpunkt.

  • "Investitionsrechtfertigung" hab ich oben im Thread neu gelernt. Ich finde, das beschreibt den psychologichen Mechanismus (dem alle Menschen unterliegen) dass wir immer Dinge besser finden, die teurer oder schwieriger zu bekommen waren, ganz gut.

    Dieser Punkt betrifft aber eher die Käufer/Backer und weniger die Kritiker/YouTuber. Aber kann man das wirklich verallgemeinern? Ich habe zwar Grundsätzlich die Erwartungshaltung, dass ein höherer Preis eine höhere Qualität zur Folge haben sollte (z.B. beim Material), wenn dies dann aber nicht der Fall ist wäre ich umso kritischer.

  • Und was sind eure persönlichen Schlussfolgerungen?

    Ich wundere mich immer mehr, wie sehr sich viele Menschen auf die Meinung anderer (oft unbekannter anderer!) verlassen wollen, anstatt den eigenen Kopf anzustrengen. Ich meine: Die Spielregeln sind normalerweise online verfügbar und zur Not gibt es Regelvideos, das reicht zumindest für einen groben Eindruck. Und selbst bei bewertenden Sekundärquellen ist es oft möglich abzuschätzen, ob das dort geäußerte Lob bzw. die dort geäußerte Kritik auf einen selbst zutrifft.

    Wo ist das Problem, dass der eine 10/10 und der andere 2/10 gibt? Ich bilde mir meine eigene Meinung und solange der Extrem-Bewerter seine Ansicht halbwegs begründen kann, habe ich damit null Probleme, selbst wenn's zu meiner Meinung komplett konträr ist. (Und ja, bei besonders extremen Bewertungen sind saubere Begründungen besonders selten zu finden. Ausgewogene Reviews tendieren zu Mitte des Spektrums, nicht zu den Extremen.)


    Ist der Leitsatz "Kenne den spielerischen Geschmack / Fokus deines Kritikers, um seine Wertung für mich persönlich einschätzen zu können." euer Meinung nach richtig und eine sinnvolle Leitlinie?

    Natürlich. Ich würde sogar ergänzen um: "Kenne Mittelwert und Varianz der Wertungen." Stichwort Rahdo, bei dem man feine Nuancen heraushören muss, weil sonst einfach nur alles "amazing" ist.

  • Warum Rezensenten manchmal weit auseinanderliegen, vermag ich nicht zu beantworten. Ich hoffe doch aber, dass dies ebenfalls auf der subjektiven Wahrnehmung des Spiels beruht.

    Das ist bei Arydia (dem Anlass für diesen Thread) ziemlich sicher der Fall. Das ist in vielerlei Hinsicht ein extremes und originelles Spieledesign. Riesengroß und teuer obendrein. Da landet man dann schnell im Spannungsfeld zwischen "tolle, innovativen Ideen drin!" und "hmm, funktioniert trotzdem nur passabel; es hat schon einen Grund, warum sowas in der Art bisher noch nie funktioniert hat".

    Beim tausendsten ewig gleichen Aufguss von Standard Worker Placement gehen die Meinungen sicher nicht so auseinander. (Aber da ist dann dafür ein großer Name von Autor und/oder Verlag das dominante Bewertungskritierium vieler Reviewer, Motto: "Was von XYZ ist, muss ja gut sein.")


    (Spiele)kritiker haben ein Eigeninteresse, und sei es nur Ruhm, Gratisexemplare und Investitionsrechtfertigung.

    Absolut richtig. Die Existenz von Eigeninteressen sollte man nie vergessen. Und dennoch:

    Ich finde Kritik an der Kritik okay, wenn sie fair und unpersönlich vorgetragen wird.

    Das ist mindestens genauso wichtig. Wer Niveau von Kritik glaubhaft kritisieren will, muss selbst ein hohes Niveau einhalten.

  • Ich schaue mir gern Vids zu Spielen an - nehme aber die Meinung die zum besten gegeben wird eher zur Kenntnis als das ich mich davon würde leiten lassen. Ist die Meinung zu kontrovers schaue ich mir noch andere Vds an...um eine Gesamtbild zu bekommen. Ich habe aber auch über die Jahre gemerkt das mein Geschmack irgendwo zwischen Mainstream und Nische liegt (und damit meine ich keinsfalls beckis Nische)... d.h würde ich mich immer von den Influencern leiten lassen wäre ich um einige, schöne Erfahrungen ärmer. Das bezieht sich auch auf z.B. Filme. Sich selber eine Meinung zu bilden die durch eigenes testen des Spiels oder Films zustande kommt ist für mich am zielführendsten ; alles davor ist nur "Makulatur" im Wortsinn...

  • Ich kenne keinen Youtuber im Brettspielbereich, dessen Bewertungen einem möglichst objektiven, nachvollziehbaren, sinnvollen und einheitlichen Bewertungsschema unterliegen. Ergo gebe ich nichts auf solche Rezensionen von Einzelpersonen und ignoriere sie entsprechend bei meiner Entscheidungsfindung bzw. betrachte sie als die Meinung von nur einem von vielen Spielern.

    Im PC-Spielebereich ist das etwas anderes, da dort Leute hauptberuflich mit entsprechender Ausbildung und unterfüttert von einer professionellen Redaktion arbeiten. Wenn ein Spiel z. B. in der Gamestar eine Bewertung 65/100 hat, weiß ich, das ist für die Tonne. Das deckt sich dann normalerweise such mit meiner persönlichen Erfahrung, wenn ich ein solches Spiel doch mal gespielt hätte.

    Wenn Becki ein Spiel so bewertet, dann hat das für mich keinen belastbaren Informationsgehalt, denn da weiß ich, dass sein eigener Geschmack zu großem Teil in die Bewertung eingeflossen ist. Auch die Argumente, mit denen begründet wird, überzeugen mich selten und sind auf den zweiten Blick meist nicht objektiv beurteilt und in ihrer Aussagekraft oftmals weit weg von meiner eigenen Wahrnehmung als Spieler.

    Für mich ist das BGG Average Rating, also der Durchschnitt der bewertenden Spielerschaft, zur Beurteilung der groben allgemeinen Qualität eines Spiels im Vergleich zur Meinung einer Einzelperson aussagekräftiger. Dazu lese ich manchmal noch eine Reihe von Rezensionen in Schriftform (geht deutlich schneller als das Schauen von Videos) und deren Repliken quer, um einen Eindruck über die Stärken und Schwächen zu bekommen, mit besonderen Augenmerk auf Punkten, die gehäuft genannt werden. Basierend auf diesen Infos ordne ich das Spiel dann für mich und meine eigenen Vorlieben und Toleranzen ein.

    Wenn mich das Spiel nach diesem Prozess noch ausreichend reizt, und nicht schon vorab ausgefiltert wurde, gucke ich mir Videos zum Gameplay und zu den Regeln an. Erst dann entscheide ich, ob ich mir das Spiel wirklich zulege.

    3 Mal editiert, zuletzt von danom (10. März 2025 um 13:25)

  • Von Rezensenten erwarte ich keine Objektivität.

    Bei Spielen gibt es ohnehin sehr wenig, das aus meiner Sicht objektiv beurteilt werden könnte, vielleicht, ob ein Spiel „spielmechanisch funktioniert“. Brettspiele sind aus meiner Sicht ein der Unterhaltung dienendes Kulturgut; was mich unterhält, ist doch rein subjektiv.

    Schon die Frage, ob eine Spielregel so geschrieben ist, dass man danach das Spiel ohne weiteres spielen kann, hängt in ihrer Beantwortung doch von den kognitiven Fähigkeiten des Regellesers ab; die allermeisten Regelfragen, denen man in Foren begegnet, sind eigentlich keine, sondern offenbaren nur, dass der Fragesteller nicht richtig gelesen oder nicht richtig verstanden hat, oder einfach nur zu faul ist, selbst ein wenig nachzudenken, was für andere gar kein Problem wäre.

    Jeder hat doch auch seine ganz eigene und damit subjektive Herangehensweise an ein Spiel. Mich etwa interessiert vor allem, ob ein Spiel mich thematisch anspricht, sein Thema spielmechanisch gut umsetzt und ein „angenehmes“ Spielgefühl bei mir hervorruft; Ecken, Kanten und Zufälle darf es gerne haben, völlige Planbarkeit dagegen nicht -ich will ja spielen und keine Mathematikaufgabe lösen.

    Wenn eine Rezension mir dazu Auskunft gibt, stellt sie mich zufrieden. Ob ich ein Spiel kaufe, oder nicht, ist davon nicht abhängig.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen

    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Heißt, darüber diskutieren ist super, dem andere etwas Absprechen einfach scheiße.

    Das!

    Woher nimmst du diese Ansicht? Es gab vor kurzem eine riesige Umfrage unter Contentschaffenden und deine aufgeführte Schlagworte spielen eben nicht die große Rolle, die immer wieder von Außen aufgeführt werden.

    Gratisexemplare: Genau, man ackert nen Halbtagsjob in seinen Blog jede Woche rein, damit man dann ein Brettspiel gratis bekommt. Gleichzeitig hat man irrsinnige Kosten. Das kann nur jemand behaupten, der sowas noch nie ernsthaft betrieben hat.

    Und das! Übrigens ist die genannte Studie ungemein erhellend. Sollte man gelesen haben.

    Grundsätzlich sind Rezensionen eine Auseinandersetzung mit dem Werk. Dabei gibt es schon "objektive Kriterien", die aber (natürlich) niemals objektiv beurteilt werden können. Selbst ein technischer Test von Spielfiguren wäre nicht objektiv. Dennoch gibt es eben Punkte, an denen man sich mit Erfahrung, Wissen und Meinung abarbeiten kann und die man in einen Zusammenhang bringen kann.

    Daher sind Rezensionen, sofern es denn welche sind, durchaus ein Mittel, um Orientierung zu geben. Und DAS sollte man den meisten da draußen zunächst einmal zugestehen. Dass in der Praxis einige eher einen Egotrip fahren und das zur Selbstverwirklichung machen, mag sein und ist eventuell Ausdruck der Zeit. So kommen eventuell auch Notenbandbreiten zustande, die zwischen knappem Ersteindruck, persönlichem Gefallen und echter Auseinandersetzung liegen. Ich mag zum Beispiel bestimmte Spiele/Spielarten nicht. Aber wenn sie gut gemacht sind, muss ich dann nicht trotzdem eine gute Bewertung geben? Und darf ich ein Herr-der-Ringe-Spiel gut bewerten, weil ich die Romane liebe und meistens sofort mitten im Spiel bin und Spaß habe, obwohl es handwerklich klare Mängel hat? Immerhin ist das Handwerk noch etwas, was man bewerten könnte und sollte.

    Wir haben bei uns vor Kurzem viel geändert und u. a. punktuell eine Wertungsbox eingeführt (ja, die Hölle friert zu). Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend. Denn einige nutzen die gesamte Bandbreite. Andere aber nicht. So kommt es zu offensichtlichen Fehlinterpretationen, einfach weil einige Durchschnitt mit 7 bewerten, andere mit 4 (von 10). Auch so etwas kann zu Bandbreiten führen. Wobei wir das bisher nicht wie Hall machen, sondern alle nur die eigenen Rezensionstitel benoten.

    Es bleibt schwierig. Sofern die Herangehensweise stimmt, sind Rezensionen aber eben hilfreich und ein Anker der Meinungsbildung und der Orientierung. Man sollte das den Kritikern nicht absprechen. Noten der Massen dagegen sind eben häufig Ausdruck von Vorlieben und "Gefallen". Solche Noten wie auf BGG geben eher eine Meinung, eine fundierte Auseinandersetzung kann man da gar nicht erwarten. Und es gibt eine Verzerrung, da dort fast nur gut informierte Nerds mitmachen. Ob es "der Masse da draußen" gefällt, ist noch eine andere Frage. Daher sollte man Noten grundsätzlich entspannt sehen. Wichtiger ist der Inhalt einer Rezension. Daran kann man sich orientieren, aber es gibt selbstverständlich weder die Pflicht, dass man gleicher Meinung ist, noch muss man die Kritik wegen persönlicher Vorlieben kritisieren.

  • Zurück zur Ursprungsfrage: Ja, die Wertungsdiskrepanz liegt an der persönlichen Perspektive. Als UX Designer sehe ich das auch im Job, z.B. verzeihen Benutzer im Test eher kleinere Fehler, wenn die Benutzeroberflächen ästhetisch oder sorgfältig designt wurde. Das wird konkret bei Arydia anschlagen. Aber ob man etwas ästhetisch findet, da wird es ja schon subjektiv. Und man kann diesen Effekt weitgehend aushebeln, wenn man z.B. jeden beobachteten Fehler aufschreibt und auswertet. Sowas passiert dann bei Becki, der sich analytisch mit Spielen beschäftigt.

    Mit "persönlicher Perspektive" meine ich: Wie nimmt man das Spiel wahr, wie ordnet man es im Kontext seines Spielehorizontes ein, was erwartet man davon, welche Gefühle ruft es im Kontext seiner Spielegruppe hervor, welches Spielerlebnis gefällt einem typischerweise, ...

    Die im Arydia-Thread heute genannten Beispiele finde ich sehr gut zur Veranschauung, dass das gleiche Spielereignis unterschiedliche Reaktionen hervorrufen kann. Ähnliche Diskussionen gab es bereits bei Mythwind. Ich beobachte das auch im Freundeskreis. Manche fluchen (wie Becki) auf zuviel oder zu schlechtes Vorlesematerial, andere freuen sich wie ein Bär auf Story of Many oder andere glorifizierte Choose Your Own Adventures, die mechanisch nicht viel hergeben. "Kenne den Geschmack deines Kritikers" gilt daher mMn für alle, also auch für Freunde. Und btw genauso bei anderen Themen, wie Restaurants oder Filmen.

    Was ich konkret an Beckis Format sehr schätze, sind die begründeten Beispiele. Spezifisch zu Arydia kann ich z.B. sagen, dass sein Vorwurf der mangelnden Lebendigkeit (weil die Welt sich nicht aktiv selber entwickelt) für mich keine Bedeutung hat, also wirklich gar keine. Er erwartet regelmäßig eine Spielengine, ich nicht. Andere Beispiele, wie das wiederholte Heraussuchen von Karten, um damit dann eine Würfelprobe zu machen und in zwei von drei Fällen nur einen Text zu lesen, puh, das würde mich genauso wenig reizen wie ihn und empfinde ich ebenfalls als sehr langweilig. Die Oberfläche des Spiels nutzt sich für mich schnell ab, weil mein Kopf lieber die Schichten darunter sieht. Ich kann mit diesen Beispielen also bis zu einem gewissen Grad die Einfärbung des Reviewers für mich herausfiltern und bewerten. Das ist für mich auch der Sprung von subjektiv zu objektiv. Objektiv ist, wenn ich in einem Side Quest Karte A und B herausholen und abhandeln muss. Subjektiv ist, wieviel Spaß mir das macht.

    Am Beispiel Primal, wo meine und Beckis Meinung stark auseinandergehen, fiel mir im Video auf, wie unterschiedlich wir das Spiel wahrnehmen. Aber es geht über den subjektiven Geschmack hinaus! Er kritisierte z.B., dass man nach zwei Runden alle Bossreaktionen gesehen hat und der Rest der Session damit ein reizarmes Puzzle ist (oder so in der Art, ich erinnere mich nicht an den genauen Wortlaut). Das bedeutet, dass seine Gruppe sich also alle Reaktionen merkt bzw. das als wichtigen Teil des Spiels versteht. Dafür hab ich im Spiel gar keine Kapazität, wir merken uns nur so 2-3 Karten, und oft dann auch erst ab einer späteren Runde. Alleine deswegen ist es für uns also eine andere Spielerfahrung, die sich bei uns spannender niederschlägt. Er hält die Bosse dazu für zu ähnlich, das ist wiederum subjektiv, aber als solches natürlich valide. Für ihn ist es allerdings gegeben, dass in einem Boss Battler die Bosse die Stars des Spiels sein müssen. Für uns ist das weniger relevant. In Primal sehen wir unsere Helden als Stars und arbeiten uns mit Freude an dem Boss ab, die sich für unseren Geschmack außerdem unterschiedlich genug verhalten. Solche Beispiele zeigen mir immer wieder, wie sich die Sicht- & Spielweisen unterscheiden und häufig zu verschiedenen Ergebnissen kommen.
    Ist ja auch nicht neu. Polarisierende Meinungen gibt's im Forum genug, zu fast jedem Spiel. Bullet Heart feiert der Großteil meiner Freunde, gestern aber ist es krachend gescheitert, u.a. wegen des Echtzeitcharakters.

    Nebenbei: Ich konsumiere Reviews in erster Linie zur Unterhaltung, weniger als Kaufentscheidung. Und nur zwei Kanäle nutze ich dafür regelmäßig, Die Nische und Space-Biff. Wenn ich mich für einen Kauf informiere, recherchiere ich weiter und lese dabei meistens die besonders negativen und positiven Bewertungen gleichermaßen. Im Schnitt bekommt man dabei meistens ein ganz gutes Bild, was die persönlichen Wertungen differenziert und für mich ausreichend ausgleicht.

    Nebenbei #2: Ich hab mich bemüht, inhaltliche Beispiele zu finden, aber aufgrund des Themas bleibt der Bezug zur Person nicht aus. Letztere möchte ich trotzdem explizit möglichst wenig diskutieren. Ich hab durchaus eine Meinung und finde manches gut und manches nicht, aber in erster Linie bin ich dankbar für den kostenlosen Inhalt von spielfreudigen Menschen, die ihre Zeit dafür opfern, dass ich mich unterhalten fühlen darf.

    Einmal editiert, zuletzt von Fluxit (10. März 2025 um 11:35)

  • Nodens Diese Investitions-Rechtfertigung ist aber in beide Richtungen denkbar und daher auch nicht pauschal zu beurteilen. Ich z.B. habe einige meiner größten Flops selber gekauft. Wer 600€ z.B. für seinen Dungeon-Crawler-All-In-Monster-Pledge hinblättert, der findet es sicher nicht automatisch besser, weil es besonders ist, denn das kann genauso gut schnell kippen. Lieferverzögerungen, dumme Mechaniken usw. da ist der Rage-Mob sicher schneller unterwegs als bei einem Spiel was 30€ kostet. Es gibt unterschiedliche Menschen, Erwartungshaltungen und einen Umgang mit Brettspielen. Ich würde es ausdrücklich zurückweisen, dass mich dieses Investitionsargument tangiert. Und da sind wir dann wieder bei Rezensionen. Wenn Scheiße gefeiert wird, nur weil sie teuer war, dann ist das doch unglaubwürdig und nichts ist schlimmer in dem "Geschäft".

    Daher: Es gibt günstige und kleine Spiele, die man abfeiert genauso wie extrem teure Brettspiele, die dann für eine mega Enttäuschung sorgen.

    danom Interessant. Ich halte auch im Videospielbereich die Bewertungen für höchst subjektiv und ich wurde mehr in dem Bereich enttäuscht als bei Brettspielrezensionen. Für mich funktioniert es am Ende nur über die "Beziehung" zu den Kritiker:innen. Bei Eurogamer weiß ich, wenn da Person X ein Spiel hemmungslos abfeiert, dass es für mich zu 50% weniger umhauen wird. Das ist die Erfahrung aus dem Abgleich seiner Subjektivem Sicht und meiner. Das geht aus meiner Sicht auch gar nichts anders.

  • Matze Das liegt daran, dass die Leute einfach nicht begreifen wollen, dass Spielebesprechungen im Crowdfundingbereich dämlich sind.

    benztowner62
    12. Juli 2017 um 11:06

    Hierfür werde ich zu 100% gebannt.

  • Schon bei Videospielen finde ich diese Diskussion generell etwas müßig. Es gibt keine objektiven Meinungen, keine objektiven Reviews und keine allgemein korrekte Wertung eines Spiels. Wenn eine Zeitung 70/100 gibt sagt das eigentlich nur aus, dass die Zeitung 70/100 gibt. Wenn man generell dann ähnliche Meinungen zu Spielen hat, dann passt das sicher für einen und kann bei einer Kaufentscheidung helfen, wenn man da Hilfe braucht. Aber mehr sagt das nicht.


    Beispiel Etrian Odyssey: https://www.metacritic.com/game/etrian-od…ws/?platform=ds

    Auf Metacritic hat es eine Wertung von 75 im Schnitt. Professionelle Redaktionen hin oder her, viele der dortigen Redaktionen haben dem Spiel weniger als 70/100 gegeben. Ist das Spiel damit Müll? Natürlich nicht. Es ist nur nicht Mainstreamkompatibel, das ist alles. In der Zielgruppe wird es gefeiert und hat mittlerweile 5 direkte Nachfolger, 2 Quasi-Remakes und einen Steamport. Hier im Forum würden vermutlich 6 von 10 Leuten das Spiel nicht mögen. Ich hab die ganze Reihe mittlerweile mehrfach durch. Ich liebe sie.


    Jedes Review, egal wie professionell, spiegelt nur die Meinung der Reviewer wieder. Deshalb sind Angriffe auf Reviewer für "falsche Wertungen" irgendwie auch unsinnig, egal ob der Reviewer in einer Redaktion sitzt oder hinter einer Kamera für Youtube. Beispielsweise auch hier die Videospielszene, wo die ganzen Zeldafans völlig ausgerastet sind, weil Twilight Princess einmal "nur" 89/100 bekommen hat.


    Ich kenne ehrlich gesagt keinen Kritiker, dem ich immer zustimmen würde. Je weniger Mainstream dein Geschmack, desto weniger Übereinstimmungen wird man mit der Masse der Reviewer finden. Für mich sind Reviews daher seltener Kaufhilfe, wenn ich nicht eh schon schwanke (oder aus Platzgründen grad ein Spiel ohnehin nicht kaufen kann :P). Meistens sind sie eher Diskussionsgrundlage, zeigen einem andere Meinungen auf, die man selbst nicht unbedingt gesehen hat, und helfen bei Brettspielen dabei, zu sehen, wer im Freundes- und Kollegenkreis an einem Spiel Freude haben könnte.

    Und dann habe ich lieber Leute wie Beckikaze, die ihre Meinungen interessant begründen, als Leute, die Features runterrattern und dann 10/10 geben, weil der teure Kickstarter halt teuer ist und deshalb ja nicht unter 99/100 bekommen darf :P

    Das sage ich nicht nur, weil hier meine Meinung immer bestätigt wurde, Beckikaze hat eins meiner absoluten Lieblingsspiele völlig zerrissen und sieht rein nichts Gutes daran. Ich glaube wir werden da auch nie zu Spielen wirklich einer Meinung sein. Dennoch habe ich bisher jedes Review angeschaut. Ist doch gut, auch andere Seiten zu sehen!

  • Also ich nutze die Youtuber bei Brettspielen eher zum Eindrücke sammeln und um ein Gefühl fürs Spiel zu bekommen. Ich finde es hier sehr schwierig zu sagen was dem gefällt, gefällt mir auch.

    Entweder ein Spiel überzeugt mich direkt so sehr dass ich es kaufe, oder es landet halt auf der erst mal spielen Liste.

    Ganz anders sieht es da bei Filmen aus. Da folge ich ganz bestimmten Leuten auf Letterboxd, und weiß anhand deren Bewertung ziemlich genau was mir gefallen könnte oder nicht. Und für welche Filme es sich lohnen könnte, ein kleines Vermögen für einen Kinobesuch auszugeben.

  • Matze Das liegt daran, dass die Leute einfach nicht begreifen wollen, dass Spielebesprechungen im Crowdfundingbereich dämlich sind.

    benztowner62
    12. Juli 2017 um 11:06

    Was für eine Aussage. Da nutzt man das richtige Wort "Spielebesprechungen" und tritt dann mit der eigenen Meinung bewusst oder unbewusst so vielen auf die Füße :D.

    Darf ich erfahren, was genau dich dazu bewegt, den Austausch zu Crowdfunding Spielen als "dämlich" zu bezeichnen?

  • Vajras : Spielebesprechungen gehören ins Unterforum "Spiele & Spieler / Spielebesprechungen". Diskussionen über Kampagnen, Auslieferungen & Co gehören ins Unterforum "Spielehandel, Links, Medien / Crowdfunding". Crowdfunding-Spiele haben daher idealerweise zwei zugehörige Threads.

    Ziel ist, dass man diese Threads unabhängig voneinander abonnieren/lesen/ignorieren kann, ggf. auch in Kombination mit einem kompletten Ignorieren von Diskussionen über ungelegte Eier im gesamten Crowdfunding-Bereich. Einfach weil das verschiedene Sachen sind und sich mit der Auslieferung der Fokus der Diskussionen über ein Spiel komplett verschiebt.

    Problem sind wie so oft die Nutzer. Der Nutzer "Irgendjemand" muss dann für die allererste Spielebesprechung einen neuen Thread erstellen. Die Moderatoren können das nicht mit massenhaften Auslagerungen leisten.

  • Darf ich erfahren, was genau dich dazu bewegt, den Austausch zu Crowdfunding Spielen als "dämlich" zu bezeichnen?

    Ja, aber nur ein Satz dazu, weil OT:

    Spielebesprechungen gehören in einen eigenen Thread im Bereich Forum -> Spuele & Spieler -> Spielebesprechungen (krasser Zufall, heißt ja genau so!) und Besprechungen zum Crowdfunding selbst in den Crowdfundingbereich. Hält sich halt keiner dran, und das darf man dann dämlich finden.

    Hierfür werde ich zu 100% gebannt.

  • Inzwischen gibt es Kanäle, da schaue ich nicht rein, weil sie mir die Lust auf ein Spiel zunichte machen.

    Dann eher die positiv gestimmten Kanäle...


    Ich bin ein Mensch der sich eher leicht beeinflussen lässt. Wenn ich mir dann extrem kritische Meinungen anschaue, dann komme ich schon schnell zu der Meinung dass es doch nichts für mich ist obwohl es vielleicht nicht so ist.


    Auf die Idee, dass es nichts ist für meine Gruppe, werde ich früh genug auch selbst kommen und kann es dann immer noch verkaufen. Da brauche ich keine Videos dafür.

  • danom Interessant. Ich halte auch im Videospielbereich die Bewertungen für höchst subjektiv und ich wurde mehr in dem Bereich enttäuscht als bei Brettspielrezensionen. Für mich funktioniert es am Ende nur über die "Beziehung" zu den Kritiker:innen. Bei Eurogamer weiß ich, wenn da Person X ein Spiel hemmungslos abfeiert, dass es für mich zu 50% weniger umhauen wird. Das ist die Erfahrung aus dem Abgleich seiner Subjektivem Sicht und meiner. Das geht aus meiner Sicht auch gar nichts anders.

    In der Gamestar und der PC Games testet z. B. ein ganzes Team das Spiel unter Zugrundelegung entsprechender Standards. Da werden Einzelmeinungen zwar separat mit aufgeführ, aber die Gesamtbewertung erfolgt nach Besprechung im Team und nach einpflegen in ihr etabliertes Bewertungssystem. Meistens unterscheiden sich die Endbewertungen zwischen den großen seriösen Magazinen und dem Durchschnitt der User bei Metacritic dadurch nicht gravierend, im Gegensatz zu Bewertungen bestimmter Youtuber im Brettspielbereich untereinander und zum Durchschnitt der Spieler.

    Letztlich sind aber auch die Bewertungen in Videospielzeitschriften immer nur Indikator für "Finger weg, zu viele rote Flaggen" oder "top Bewertung, schau es dir zumindest mal näher an". Zumindest für mich war das für diesen Zweck der Vorauswahl immer ausreichend verlässlich im Vergleich zu vielen Brettspielrezensionen bei Youtube. Ich finde nicht jedes 90%+ Spiel toll (ganz normale Frage des Spielegeschmacks), umgedreht habe ich bisher aber auch nichts gefeiert, was mit unter 70% bewertet wurde.

    Hätte ich im Gegensatz dazu Beckis Videos im Vorfeld zum Kauf gesehen und auf deren Quintessenz gehört, wären mir Perlen wie KDM, Middara, Gloomhaven und Descent 2nd entgangen, die zu meinen absoluten Lieblingsspielen gehören (und auch beim Zielpublikum entsprechend ankommen), weil ich deren Design fälschlich für broken und fehlerhaft gehalten hätte. Und andere Titel, die auch für mich allenfalls gehobenes Mittelmaß waren, wie z. B. Tainted Grail, hätte ich aus den völlig falschen Gründen liegen lassen. Ich erkenne für mich persönlich keinen Mehrwert mehr, solche Video überhaupt zu schauen, abseits vom Unterhaltungsfaktor, der dann aber wieder mit anderen Dingen konkurriert, z. B. dem Spielen selbst.

  • Ahhhhh mein Lieblingsthema. Bin ja selbst von betroffen und immer wieder ist das ja auch Anlass für persönliche Kritik an der Person, die bewertet. Ich finde Kritik an der Kritik okay, wenn sie fair und unpersönlich vorgetragen wird. Also eine inhaltliche Auseinandersetzung, bei der die grundlegende Bewertung und damit Person dahinter erst einmal auch akzeptiert wird.

    Und wie bei Büchern, Filmen, Comics und allen anderen Dingen, wo Geschmack und damit subjektive Einschätzungen eine zentrale Rolle spielen, sollte die eigene Person, der eigene Geschmack immer in den Kontext des Geschmacks des anderen gestellt und abgeglichen werden. Sich zufällig eine Person auszuwählen, sich womöglich nur die Endnote einer Rezension (egal ob Text oder Video) anzuschauen und sich davon massiv beeinflussen lassen, ist niemals zu empfehlen. Auch hier ist der Mehrwert doch nur die Auseinandersetzung mit der kompletten Rezension, der Person und der eigenen Person. Und wenn da eine große Diskrepanz auftritt, dann ist das auch kein Grund für eine Kritik an der Rezension oder der Person dahinter, sondern es sind erst einmal zwei verschiedene Geschmäcker von zwei Menschen, die das gleiche Hobby teilen. Zudem taugt es immer zur eigenen Schärfung, wenn ich mich auch mit kontroversen Ansichten zu Brettspielen auseinandersetze. Heißt, darüber diskutieren ist super, dem andere etwas Absprechen einfach scheiße.

    Meinungsvielfalt ist ein Gewinn für alle!

    Nicht böse gemeint, aber dein (im Arydia Thread):

    „Naja.

    Das Video ist schon komisch.

    Ungefähr so wie wenn ein Vegetarier ein Schnitzl bestellt und dann meckert, dass da Fleisch am Teller liegt.“

    finde ich weder fair noch unpersönlich. Vorher bezeichnest du Becki als „die Person“ und danach das o.g. und klingt für mich dann nicht so, als wäre das Video ein „Gewinn für uns alle.“

    Einmal editiert, zuletzt von Cleinlish (10. März 2025 um 16:31)

  • Für mich gibt es 3 Kategorien von Brettspiel Youtubern:

    A) Ich bin weder Fisch noch Fleisch Youtuber (die mit den vielen (>10/20k) Followern)
    B) Ich hype nur auf Prototypen Basis
    C) Ich spiele eine bestimmte Spielekategorie (EURO/Ameritrash, Coop/competitive etc.) und berichte darüber

    A und B kann ich persönlich nicht ernst nehmen für meine Entscheidungsfindung (und das ist bereits wirklich sehr nett ausgedrückt für das was ich wirklich über diese beiden Kategorien denke)

    C wiederum ist für mich gut investierte Youtube Zeit: Spieler*innen, die wirklich viel Zeit mit vielen Spielen verbracht haben und sich wirklich viel Zeit nehmen über die Spiele zu berichten, die sie auf den Tisch gebracht haben. Kirsche on top ist dann wenn entsprechende Youtuber Vergleiche zu anderen Spiele ziehen können.

    Wenn jetzt ein Youtuber ein Spiel schlecht redet oder gut redet, ist das für mich kein KO Kriterium für das Spiel. Wenn das von Kategorie C kommt, dann kann ich das für mich einordnen und kann für mich selbst entscheiden, ob die Kritikpunkte wirklich ein KO Kriterium für meinen Spielegeschmack sind.

    Jetzt kann man mir die Frage stellen: was wenn ein negativer Aspekt wie Repetition im Spiel, für den Kategorie C Youtuber und für mich ein KO Kriterium sind aber aufgrund der subjektiven Wahrnehmung wir das unterschiedlich gewichten? In diesem Fall würde ich mir genau diesen Aspekt gerne genauer anschauen, entweder durch das Regelwerk mir besser vorstellen oder weitere let's play Videos mir anschauen. Aber wenn das der Kat C Youtuber für mich ausführlich genug beschrieben hat, dann würde es auch mir reichen.

    Und zur Diametralik zwischen bgg Bewertungen und Einzelmeinungen:
    Für mich ist die bgg Bewertung nur ein Indikator zumal meine Wahrnehmung ist, dass sich dort hauptsächlich Ersteindrücke sammeln und durch den boom der Kat A und vor allem B youtuber mit jeder Neuauslieferung viele in einer Art Honeymoonphase mit viel Dopaminkicks verfallen (das Spiel sah zum Crowdfunding super aus -> hab viel Geld bezahlt -> die ersten unboxing Videos kommen -> mein Spiel kommt jetzt nach jahrelanger Wartezeit nun auch an -> Spiel erfüllt nach 1-2 Sessions meine Erwartungen -> zack allen von diesem tollen Spiel per top Bewertung online erzählen). Ab Session 4/5/6 kommt dann oft m.E.n. eine Sättigungsphase oder Ernüchterungsphase, weil leider oft bei Spielen dann wenig neues passiert und man gefühlt immer wieder das gleiche macht ohne Spannungsbogen oder aufgrund fehlender/krachender Lernkurve.

  • Nach vielen Jahren im Hobby und mehr als genug sehr guten Spielen im Regal wird meine Beurteilung von Spielen aufgrund fremder Bewertungen immer einfacher.

    Erstmal sind alle Bewertungen, die es nicht schaffen, mich davon zu überzeugen, dass ein Spiel zumindest in irgendeiner Weise aus der Masse heraussticht, von vorn herein uninteressant. "Nur gute" Spiele habe ich in genügender Anzahl zuhause und da haben es schon die Verlage und Autoren schwer, von denen ich weiß, dass ihre Werke mir und meinen üblichen Mitspielern normalerweise gefallen. Wie W. Eric Martin von BGG mal in einem Video sagte: "New games are for new gamers." Das ist wahr. Wer schon mehr Spiele aus dem Bestand wieder rausgeschmissen hat als aktuell noch da sind, der braucht keine neuen Spiele. Jeder Neukauf ist ein Kann-Kauf. Wenn man kein Sammler ist, gibt's Muss-Käufe nicht mehr, oder allerhöchstens noch nach eigenem Anspielen.

    Damit ich mir komplett Unbekanntes näher anschaue, muss es irgendwie besonders sein. Betonung auf "irgendwie". Alles erlaubt. Aber bitte nicht 08/15-Standware vom Typ "jo, is' ganz nett". So Zeugs ist verzichtbar.

    Okay. Sagen wir, es gibt eine "Hey, Spiel XYZ ist etwas Besonders!" Nachricht von irgendjemandem. Dann gibt es dann zwei Dinge, die dem Ganzen für mich Gewicht verleihen:

    • es kommt von einem Reviewer oder Forumsschreiber, der nicht dafür bekannt ist, alles wahllos in den Himmel zu loben.
    • das positiv besprochene Spiel ist längst keine gehypte Neuheit mehr.

    Beides sind Indizien für "das Spiel ist wirklich ungewöhnlich gut". Pluspunkte gibt's außerdem für ausführlichere Begründungen, bevorzugt in Textform. Gedanken in Textform sind idR viel sortierter, überlegter, kondensierter und außerdem auch schneller zu konsumieren als irgendwelches Video-Gelaber.

    Alles andere ist wertlos. Oder sagen wir's lieber neutraler: Bestenfalls Unterhaltung im Rahmen des Brettspiel-Hobbys, aber für Kaufentscheidungen komplett irrelevant. Und ja, das heißt, dass ich die große Masse dessen, was für schnelle Klicks produziert wird, bzgl. meiner Kaufentscheidungen für komplett irrelevant halte. Denn weder kritische Besprechungen noch ausführlichere Begründungen noch die Besprechung von alten Schätzchen lohnen sich für den Ersteller im Rahmen der Aufmerksamkeits- und Engagement-Ökonomie von Social Media. Auch genau deshalb ist sowas gleichermaßen selten wie wertvoll.

  • Ich glaube, du richtest dich gerade an den falschen User ;)

  • Ein spannendes Thema. Grundsätzlich kann man glaube ich sagen: es gibt kein Spiel, dass jedem gefällt. Und genauso gibt es auch keine objektiven Reviews, denn jede Reviewer*in ist Mensch und hat damit (mindestens unbewusst) einen Bias. In sofern ist es vollkommen fair wenn jemandem ein (auch teilweise sehr beliebtes) Spiel nicht gefällt und die Person darüber redet. Das gilt für jeden Spieler und gilt im guten wie im schlechten, dennwie gesagt kein Spiel ist für jeden.

    Bei Content Creators hat natürlich die Meinung dann auch Auswirkungen auf das Konsumverhalten der Zuschauer und damit auch direkt auf Erfolg und Misserfolg von Produkten / Verlagen. In sofern sind auf der einen Seite neutrale Bewertungen vielleicht wünschenswert, aber aus oben genannten Gründen glaube ich nicht realistisch. Was aber sehr wohl ginge ist natürlich eine ganzheitlichere Betrachtung von Spielen. Aber auch das hat seine Grenzen.

    Wenn ein Content Creator (CC) nicht Zielgruppe für ein Game ist, ist das Feedback zu dem Game denke ich primär für die sinnvoll, die eh nicht Zielgruppe sind aber eben nicht für die eigentliche Zielgruppe des Spiels. Denn der CC wird in solchen Fällen meist keinen Spaß dran haben, sprich das eigentliche emotionale Erlebnis fehlt und entsprechend kann er/sie zwar philosophieren warum daran X oder Y gut ist aber der CC fühlt es halt nicht. Da dann zu versuchen zu argumentieren warum ein Spiel für die Zielgruppe gut ist (oder auch nicht), ist ein bisschen wie über Sex reden ohne welchen gehabt zu haben. Oder etwas weniger flapsig, das ist wie wenn jemand der keine Äpfel mag drüber diskutiert warum Äpfel vielleicht schmecken und warum (oder im Extremfall sogar umgekehrt argumentiert warum Äpfel keinem einzigen Menschen schmecken werden).

    Neben dem Informationsgehalt und der Einschätzung haben für viele Viewer Reviews aber natürlich auch einfach Unterhaltungswert. Sprich sie sind lustig oder einfach trashig oder man kann sich zusammen mit dem Reviewer aufregen über irgendwas. Gerade bei sonst sehr gehypten Titel freuen sich die dann die Stimmen der Minderheit ("Endlich sagts mal jemand!"). Das kennt zumindest zu einem gewissen Grad glaube ich fast jeder von uns. Und diese emotionalen Trigger sind ja oft auch Dinge die den Algorithmus auf Plattformen füttern. Mehr Kommentare & mehr Interaktion führt zu mehr Reichweite, da darf auch gern emotional gestritten werden. Und daneben fühlt es sich als Viewer auch immer einfach gut an, den Confirmation Bias zu befüttern. Auch wenn das nicht immer gut ist (bzw abseits der Brettspielbubble ja durchaus sogar gesellschaftlich gefährlich).

    Aber ich sehe das als Teil des (digitalen) Lebens. Und da sehe ich vor allem die Verantwortung jeder Person, die eigene Selbstwahrnehmung zu stärken und sich zu reflektieren um eben informiert mit Input von außen umzugehen. Das gilt bei wichtigen Themen wie Politik und co, aber daneben eben auch im Bereich Brettspiel und Content von Creatorn, zumindest wenn man da Fehlkäufe / verpasste gute Spiele vermeiden will. Und natürlich hat auch unterhaltsamer Content seine Daseinsberechtigung. Man sollte ihn idealerweise nur eben genauso einordnen können und nie vergessen, es gibt auch andere Menschen und Meinungen da draußen.