Historische Persönlichkeiten

  • Manche haben es vielleicht mitbekommen: seit einiger Zeit biete ich hier Forumpartien zu Turing Machine an. Irgendwann habe ich damit begonnen, die einzelnen Partien nach historischen Persönlichkeiten zu benennen. Während den Partien habe ich dann nach und nach Hintergrundinfos zu den Persönlichkeiten genannt.

    Ich gehe davon aus, dass diese Infos nur die Mitspieler verfolgt haben. Möglicherweise haben aber noch mehr Leute hier Interesse an diese Hintergrundinfos. Aus diesem Grund habe ich diesen gesonderten Thread hierzu eröffnet.


    Bislang habe ich zu folgenden Persönlichkeiten Hintergrundinfos erstellt:

    Archimedes

    Johann Sebastian Bach

    Gaius Julius Cäsar

    Charles Darwin

    Albert Einstein

    Jakob Fugger (der Reiche)

    Johannes Gutenberg

    Alexander von Humboldt

    (weitere Persönlichkeiten folgen)


    Ich werde nach und nach die Hintergrundinfos hierzu in diesem Thread einstellen.

    Anschließend werde ich den Thread regelmäßig aktualisieren: jedesmal wenn ich zukünftige Partien zu Turing Machine beendet habe, werde ich die Infos zu den Partienamen hier eintragen.

    Im übrigen bin ich der Meinung, dass der Lach-Smiley ^^ als Reaktionstyp wieder möglich sein soll. :)

    4 Mal editiert, zuletzt von Capote (19. Januar 2025 um 19:30)

  • Archimedes

    Archimedes gilt als einer der klügsten Köpfe der Antike. Er war ein griechischer Mathematiker, Physiker und Ingenieur und lebte 287 (vermutlich) bis 212 v. Chr.

    In der Mathematik bewies er unter anderem, dass das Verhältnis des Umfangs eines Kreises zu seinem Durchmesser das selbe ist (nämlich Pi), wie das Verhältnis der Fläche des Kreises zum Quadrat seines Radius. Er gab auch eine Anleitung, wie man sich diesem Verhältnis bis zu einer beliebig hohen Genauigkeit nähern kann, vermutlich das älteste numerische Verfahren der Geschichte.

    Am bekanntesten von ihm ist das Prinzip, das nach ihm benannt wurde: das Archimedische Prinzip. Das Archimedische Prinzip besagt, dass der Auftrieb eines Körpers in einem Medium (z.B. Wasser) genauso groß ist wie die Gewichtskraft des vom Körper verdrängten Mediums.

    Eine Konsequenz des Archimedischen Prinzip ist, dass Gegenstände mit einer geringeren Dichte als Wasser an der Oberfläche schwimmen (weil das Gewicht dieser Gegenstände geringer ist als das Gewicht des verdrängten Wassers), oder dass mit Helium (oder Wasserstoff oder wärmere Luft) gefüllte Ballone nach oben steigen. Ein Schiff schwimmt also genau dann, wenn die durchschnittliche Dichte des Schiffes geringer ist als die Dichte des Wassers.

    Einer Legende nach entdeckte er dieses Prinzip beim Baden, als er erkannte, dass beim Einsteigen in die randvoll gefüllte Badewanne die Wassermenge überlief, die seinem Körpervolumen entsprach. Er soll nach dieser Erkenntnis nackt auf die Straße gerannt sein mit dem Ausruf „Heureka!“ (deutsch: „Ich habe es entdeckt!“).


    -----


    Eine weitere Konsequenz des Archimedischen Prinzips ist, dass zwei gleich schwere Gegenstände, aber mit unterschiedlicher Dichte (d.h. mit unterschiedlichem Volumen) eine unterschiedliche Menge an Wasser verdrängen.

    Einer Legende nach bekam Archimedes von einem Herrscher den Auftrag, eine seiner Kronen zu überprüfen, ob die Krone aus purem Gold besteht, oder mit billigem Material gestreckt ist. Dabei durfte die Krone jedoch nicht beschädigt werden.

    Er nahm dazu einen Goldklumpen, der gleich viel wog wie die zu überprüfende Krone.

    Er tauchte dann die Krone und den Goldklumpen in zwei unterschiedliche mit Wasser gefüllte Töpfe.

    Die Krone verdrängte dabei mehr Wasser als der Goldklumpen.

    Die Schlussfolgerung: die Krone wurde mit einem anderen (leichterem) Material gestreckt.


    -----


    Archimedes war nicht nur Mathematiker und Physiker, sondern auch Ingenieur. Er konstruierte u.a. diverse Maschinen und Katapulte, die bei der Verteidigung von Syracus gegen die römische Belagerung im Zweiten Punischen Krieg erfolgreich eingesetzt wurden. Der römische Feldherr Marcellus soll irgendwann entnervt gesagt haben: "Wir sollten endlich damit aufhören, uns mit dem Mathematiker zu streiten."

    Archimedes starb 212 v. Chr. in Syracus. Nach dreijähriger Belagerung wurde Syracus schließlich 212 v. Chr. von den Römern erobert. Dabei wurde Archimedes von einem römischen Soldaten getötet, obwohl Marcellus die Anweisung gegeben hatte Archimedes nicht zu töten. Einer Legende nach war Archimedes mit einem mathematischen Beweis beschäftigt. Er forderte den Soldaten auf, ihn dabei nicht zu stören, mit den Worten: „Störe meine Kreise nicht!“, worauf er vom Soldaten erschlagen wurde. Dumm gelaufen…


    -----

    Im übrigen bin ich der Meinung, dass der Lach-Smiley ^^ als Reaktionstyp wieder möglich sein soll. :)

    2 Mal editiert, zuletzt von Capote (11. Januar 2025 um 07:30)

  • Johann Sebastian Bach

    Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) gilt für viele als der größte Komponist aller Zeiten. Dieser Meinung schließe ich mich an. Bach ist mein Lieblingskomponist unter den klassischen Komponisten. Mozart ist populär, Bach ist ergreifend. In der ZDF-Reihe "Unsere Besten - Die größten Deutschen" landete Bach in einer Umfrage auf den 6. Rang.

    Bach war aber nicht nur ein genialer Komponist, sondern auch einer der besten Organisten seiner Zeit und war auch als Orgelsachverständiger hoch geschätzt. Eigentlich war er ein Barock-Musiker, zählt aber als Wegbereiter trotzdem zu den klassischen Komponisten. Bach bezeichnete sich selbst als Kirchenmusiker. Und das war er letztlich auch. Die meisten seiner Kompositionen hat er für die Kirche gemacht.

    Seine bekanntesten Werke: Toccata und Fuge d-Moll, Brandenburgische Konzerte, Matthäus-Passion, Weihnachtsoratorium, h-Moll-Messe, Das Wohltemperierte Klavier. Aber auch viele Kirchenkantaten (über 200 sind davon erhalten) haben einen recht hohen Bekanntheitsgrad.

    Bach lebte den Großteil seines Lebens in Leipzig, und leitete dort u.a. den Thomanerchor. Seine früheren Jahre verbrachte er aber in mehreren thüringischen Städten (u.a. Weimar).

    Wer sich für sein Leben interessiert: Hier eine ZDF-Dokumentation


    -----


    Die Toccata und Fuge d-Moll ist wohl das mit Abstand bekannteste Stück von Bach und auch der gesamten europäischen Kunstmusik. Wer schon mal einen Gottesdienst besucht hat, dürfte dieses Orgelstück kennen. Aber auch Nicht-Kirchengänger sollten es bestimmt irgendwo mal gehört haben. Die wuchtigen Orgelklänge zu Beginn sind das Markenzeichen des Stücks.

    Allerdings ist sich die Fachwelt nicht ganz einig, ob das Werk tatsächlich von Bach komponiert war, oder ob Bach es von jemand anderen übernommen hat. Das Hauptargument: das Stück passe nicht zu Bach. Konkrete Belege, dass es von jemanden anderen stammt, gibt es bislang aber nicht. Das lässt sich wohl auch nicht mehr klären.

    Toccata und Fuge d-Moll

    -----


    Die Brandenburgische Konzerte waren keine kirchlichen Werke. Bach erstellte diese Konzerte für Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt, den Bach während eines Berlin-Aufenthalts kennengelernt hatte. Davon stammte letztlich die Bezeichnung "Brandenburgische" Konzerte. Christian Ludwig war der jüngere Sohn vom Kurfürsten von Brandenburg Friedrich Wilhelm, der Urgroßvater vom späteren preußischen König Friedrich dem Großen.

    Insgesamt gibt es sechs Brandenburgische Konzerte. Ich war Schüler in einem Musikgymnasium, und wir hatten damals im Musik-Unterricht das 4. Brandenburgische Konzert durchgenommen. Dies war mein persönlicher Einstieg in Bach... Am besten gefällt mir aktuell das 3. Brandenburgische Konzert zur Zeit (ändert sich aber hin und wieder...) :

    3. Brandenburgische Konzert

    Wer übrigens Rondo Veneziano kennt (Anfang der 80er waren die äußerst erfolgreich), und Ähnlichkeiten zu den Brandenburgischen Konzerten entdeckt, könnte nicht ganz Unrecht haben...


    -----


    Das Wohltemperierte Klavier ist eines der bedeutendsten Werke der klassischen Musik. Es wird vermutet, dass es zum großen Teil während einer mehrwöchigen Haft von Bach entstand. Nach einem einem Streit mit dem Herzog von Weimar, lies ihn der Herzog kurzerhand einsperren.

    Mit "wohltemperiert" ist vermutlich "wohltemperierte Stimmung" gemeint. Das war die damalige Bezeichnung für eine neuartige Stimmung von Tasteninstrumenten, um das Spielen in allen Tonarten zu ermöglichen. Die Bezeichnung "Klavier" umfasste zu jener Zeit alle damaligen Tasteninstrumente, insbesondere Cembalo, Clavichord oder Orgel.

    Das Wohltemperierte Klavier besteht aus zwei Teilen, mit jeweils 24 Stücken - in allen 24 Dur- und Molltonarten.

    Das erste Stück aus dem ersten Teil gehört zu den bekanntesten und schönsten Stücke von Bach. Hier gespielt vom Pianisten Lang Lang:

    Lang Lang: Wohltemperiertes Klavier 1/1


    -----


    Von Bach sind vier Orchestersuiten erhalten. Einzelne Stücke aus diesen Suiten sind sehr bekannt.

    Air aus der 3. Suite zählt zu den schönsten Stücken von Bach:

    3. Orchestersuite: Air

    Die Badinerie aus der 2. Suite gehört zu meinen Lieblingsstücken von Bach: kurz, knackig und ein echter Ohrwurm:

    2. Orchestersuite: Badinerie


    -----


    Die h-Moll-Messe ist eines der bedeutendsten geistlichen Kompositionen. Sie besteht aus 18 Chorsätzen und 9 Arien. Die etwa zweistündige, anspruchsvolle Messe gehört heute zum Standard-Repertoire professioneller Chöre und wird von den großen Bachwerken weltweit am häufigsten aufgeführt. Das Manuskript von 1748/1749 gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.

    Beispielhaft hier zwei Sätze dieser Messe:

    Gloria in excelsis Deo

    Sanctus - Osanna in excelsis


    -----


    Mit der Matthäus-Passion schuf Bach ein Meilensteinwerk der protestantischen Kirchenmusik. In Aufführungsdauer (je nach Aufführung bis zu drei Stunden) und Besetzung (Solisten, zwei Chöre, zwei Orchester) ist die Matthäus-Passion Bachs umfangreichstes Werk und übertrifft damit in ihren Dimensionen noch deutlich die h-Moll-Messe.

    Im Gegensatz zur heutigen Aufführungspraxis waren Bachs Passionen aber Bestandteil des Gottesdienstes und nicht als Konzertmusik gedacht. Inhaltlich geht es um das Leiden und Sterben von Jesus Christus auf der Grundlage des Evangeliums nach Matthäus.

    Die Wirkung von Bachs Matthäus-Passion ist monumental. Dadurch, dass Bach jeweils zwei Chöre und Orchester verwendet, ergeben sich immer wieder Dialoge zwischen den Gruppen. Überwältigend ist der groß dimensionierte Eröffnungschor.

    Hier eine fantastische Aufführung des Gesamtwerks


    -----


    Von den bekanntesten Werken von Bach darf natürlich das Weihnachtsoratorium nicht fehlen. Es besteht aus sechs Teilen, die sowohl unabhängig voneinander, als auch zusammenhängend aufgeführt werden können:


    Das Eröffnungsstück im ersten Teil dürfte vielleicht bekannt sein:

    Thomanerchor: Jauchzet frohlocket

    Hier eine Gesamtaufführung aller sechs Teile:

    Weihnachtsoratorium: Komplette Aufführung


    -----

    Im übrigen bin ich der Meinung, dass der Lach-Smiley ^^ als Reaktionstyp wieder möglich sein soll. :)

  • Gaius Julius Cäsar

    Gaius Julius Cäsar (100 - 44 v. Chr.) stammte aus dem angesehenen altrömischen Patriziergeschlecht der Julier. Aufgrund seines großen politischen Talents durchlief er bereits in jungen Jahren die gesamte römische Ämterlaufbahn: Zunächst Quästor, dann Ädil, dann Pontifex Maximus und schließlich Prätor (im Zeitraum 69 - 61 v. Chr.). Diese Blitzkarriere war beeindruckend!

    Um vom Senat in das höchste Amt in der römischen Republik, dem Konsulat, gewählt zu werden, schloss er ein informelles Bündnis mit dem schwerreichen Crassus und dem erfolgreichen Militär Pompeius: das bekannte Triumvirat. Das Bündnis führte zum beabsichtigten Erfolg: Cäsar wurde 59 v. Chr. zum Konsul ernannt.

    Als Konsul verfolgte Cäsar dann skrupellos seine eigenen Interessen und die seiner beiden Bündnispartner. Er beging dabei zahlreiche Rechtsbrüche, und musste mit Anklagen im Senat rechnen, sobald er wieder Privatmann wäre. Solange er ein römisches Amt innehatte, genoss er aber Immunität.

    Im Anschluss seiner einjährigen Amtszeit als Konsul wurde er dann Prokonsul in (Süd-)Gallien. Um Macht und Reichtum auszubauen und seine Rechtsbrüche als Konsul vergessen zu machen, brauchte Cäsar einen großen Krieg außerhalb der Grenzen des Imperiums, den er bei den zerstrittenen Stämmen des freien Galliens fand. Innerhalb der Jahre 58 - 51 v. Chr. eroberte er ganz Gallien. Dabei ging er äußerst brutal vor. Hunderttausende von Galliern verloren ihr Leben, oder wurden versklavt.

    Cäsar wurde dem Senat inzwischen zu mächtig. Auch Pompeius fürchtete nun Cäsar. Das Bündnis mit Cäsar verlor für ihn an Nutzen. Crassus starb 53 v. Chr. auf einen Feldzug gegen die Parther. Nach Ablauf seiner Zeit als Prokonsul (49 v. Chr.), wurde Cäsar vom Senat aufgefordert, seine Legionen aufzulösen. Das jedoch wäre das Ende für Cäsar gewesen, er würde vor Gericht gestellt und wohl verurteilt werden. Er entschloss sich deshalb zum Staatsstreich. Das Überschreiten des Grenzflusses Rubikon (heute ein geflügeltes Wort) zusammen mit seinen Legionen war die offizielle Kriegserklärung: es war verboten ohne Zustimmung des Senats Militär nach Italien zu bringen. Dabei soll das bekannte Zitat von ihm "Alea iacta est" ("Der Würfel ist geworfen") gefallen sein.

    Es kam zu einem Bürgerkrieg zwischen den Legionen Cäsars und den Legionen Pompeius (49 - 45 v. Chr.). Obwohl Pompeius über eine doppelt so große Armee wie Cäsar verfügte, ging Cäsar mit seinen in Gallien kriegserfahrenen Legionen letztlich als Sieger hervor. Er unterwarf den Senat und lies sich zum Diktator auf Lebenszeit ernennen.

    Viele Senatoren wollten aber die Republik erhalten. Unter der Führung von Cassius und Brutus beschlossen ca. 60 Senatoren in einer geheimen Verschwörung Cäsar zu töten. Während einer Senatssitzung 44 v. Chr. wurde Cäsar dann mit 23 Dolchstichen unter Beteiligung aller Verschwörungs-Senatoren ermordet.


    -----


    Im Alter von 25 Jahren kam es auf einer Schiffsreise von Cäsar nach Griechenland zu einer bemerkenswerten Anekdote. Cäsar wurde dabei von Seeräubern entführt, die von seiner Familie ein Lösegeld forderten. Aber anstatt hilflos zu warten, bis er befreit wird, soll Cäsar die Piraten dazu angeregt haben, das Lösegeld für ihn zu erhöhen. Die bisher geforderte Summe sei eine Beleidigung für ihn! Kaum war Cäsar freigekauft, lies er die Piraten verfolgen, und eigenmächtig ans Kreuz nageln.

    Diese Begebenheit zeigte früh seine wesentlichen Charakterzüge: er war sehr selbstbewusst, er hatte die Fähigkeit in kritischen Situationen in die Offensive zu gehen, und er war skrupellos.


    -----


    Zu Cäsars Zeit gab es in der römischen Republik folgende wesentlichen Ämter:


    Alle Ämter wurden in der Regel vom Senat für ein Jahr gewählt (Ausnahme: Pontifex Maximus).

    Die Quästoren waren eine Art Finanzverwalter. Unter anderem waren sie mit der Verwaltung der Staatskasse betraut und der Eintreibung von Steuern und Pachten. Nach der Amtszeit wurden sie dann meist in den Senat aufgenommen, so auch bei Cäsar.

    Die Ädilen waren unter anderem zuständig für die Versorgung der Bevölkerung mit billigem oder gar kostenlosem Getreide. Ebenfalls waren sie für die Ausrichtung von Gladiatorenspiele verantwortlich. Diese Spiele mussten sie jedoch selbst finanzieren, erbrachten dafür aber die notwendige Popularität, um für höhere Ämter gewählt zu werden. Cäsar hatte sich in seiner Zeit als Ädil hoch verschuldet. Das war möglicherweise ein Mit-Motiv für seinen späteren Gallien-Krieg...

    Der Pontifex Maximus war das religiöse Oberhaupt bei den Römern. Dieses Amt wurde in der Regel auf Lebenszeit vergeben. Cäsar wurde 63 v. Chr. in dieses Amt gewählt. Ab Augustus hatten alle römischen Kaiser diese Funktion inne.

    Die Prätur war ein hohes juristisches Amt. Ein Prätor durfte Rechtsregeln aufstellen und Verfahrensvorschriften festlegen, allerdings führte er die Prozesse nicht selbst. Nach der Prätur konnte man als Proprätor eine Statthalterschaft (in der Regel aber ohne militärisches Kommando) in einer Provinz bekleiden. Cäsar war Proprätor in Spanien. Dies war das erste bedeutende Amt bei ihm.

    Das Konsulat war das höchste zivile und militärische Amt in der römischen Republik. Um eine Alleinherrschaft und Machtmissbrauch zu verhindern, war die Ausübung des Amtes auf ein Jahr begrenzt und gleichberechtigt auf zwei Konsuln aufgeteilt. Nach der Amtszeit wurde man in der Regel als Prokonsul Statthalter in einer Provinz, im Unterschied zu einem Proprätor aber mit militärischem Kommando. Cäsar war Prokonsul in Gallien.


    -----


    Cäsar hatte außergewöhnliche Fähigkeiten. Er war ein genialer Feldherr. Das zeigte er in vielen Schlachten. Er war aber auch ein exzellenter Politiker. Er war ein begnadeter Redner. Er konnte Netzwerke knüpfen. Und er beherrschte Propaganda. Jeder der in der Schule Latein-Unterricht hatte, kennt "De bello Gallico". Damit informierte Cäsar den Senat über das Geschehen im Gallier-Krieg. Und auch die römische Öffentlichkeit. Er stellte sich natürlich im besten Licht dar. Und die Gallier und Germanen als die Feinde, die es zu besiegen galt. Ziel seiner Aufzeichnungen war vor allem, die Notwendigkeit seines Feldzuges darzulegen und somit seinen Krieg zu rechtfertigen.

    Cäsar war auch der erste "Influencer" der Antike. Das Medium seiner Zeit: Münzen. Er war der erste römische Politiker, der Münzen mit seinem Portrait prägen lies. Dadurch wusste jeder im römischen Reich wie er aussieht, auch wenn sie ihn selber noch nie gesehen haben. Bis dahin waren auf römische Münzen Götter oder verstorbene Persönlichkeiten abgebildet

    Das Portrait auf dieser Münze wurde also zu Lebzeiten von Cäsar angefertigt. Ansonsten existiert nur noch ein Abbild von Cäsar, das noch zu seinen Lebzeiten angefertigt wurde:

    Spätere Portraits können also nur noch aus Erinnerungen an ihn entstanden sein, oder aus überlieferten Beschreibungen. Fotos gab es in der Antike noch nicht...

    Man sieht auf dem unteren Bild seine umkämmte Glatze. Darüber wurde in Überlieferungen auch gespottet.

    Auf beiden Bildern erkennt man seinen faltigen Hals.


    -----


    Weitere Infos zu Cäsar:

    • Neben "Alea iacta est" ist "Veni, vidi, vici" ("ich kam, ich sah, ich siegte") ein weiteres bekanntes Zitat von Cäsar. Dieser Satz fiel während des Bürgerkriegs nach einem Blitzsieg in der Schlacht bei Zela 46 v. Chr. .
    • Cäsar war Namensgeber für den Titel "Kaiser" (die lateinische Aussprache von "Cäsar"), den alle ihm nachfolgenden römischen Alleinherrscher verwendet haben. Der erste mit diesem Titel war "Kaiser" Augustus. Auch der Titel "Zar" leitete sich davon ab.
    • Cäsar verwendete für seine militärische Korrespondenz eine Verschlüsselung: Alle Buchstaben waren um 3 Buchstaben im Alphabet verschoben. Anstelle des Buchstaben "A" verwendete er also den Buchstaben "D". Diese (sehr einfache) Verschlüsselung wird deshalb Cäsar-Verschlüsselung genannt.
    • Cäsar führte den nach ihm benannten Julianischen Kalender ein: das Jahr mit 365 Tagen, und alle vier Jahre ein zusätzlicher Schalttag. Das war eine Umstellung des bis dahin gebräuchlichen (modifizierten) Mondkalender auf einen Sonnenkalender.
    • Der Monat Juli wurde nach ihm benannt: es war sein Geburtsmonat (der Monat August wurde später nach seinem Nachfolger Augustus benannt).


    -----


    Hier die genaueren Hintergründe zu Cäsars Ermordung.

    Nach seinem Sieg über Pompeius lies sich Cäsar zum Diktator ernennen. Dies war in der römischen Republik ein Amt das in Krisenzeiten vom Senat vergeben wurde, mit umfassenden Rechten ausgestattet, für einen begrenzten Zeitraum, normalerweise ein halbes Jahr. Cäsar lies sich aber zunächst für 10 Jahre zum Diktator ernennen, später dann lebenslang. Dies war für viele Senatoren ein Affront. Sie befürchteten durch die faktische Alleinherrschaft das Ende der römischen Republik. Der römische Senator Cassius initiierte deshalb eine Verschwörung: Cäsar sollte getötet werden!

    Das Problem für Cassius: Cäsar war im römischen Volk äußerst beliebt. Eine Ermordung hätte wohl zu einem Aufstand geführt. Sein Plan: er wollte die Öffentlichkeit überzeugen, dass Cäsar das Ende der Republik bedeutete. Wenn der Senat nun gemeinsam in aller Öffentlichkeit Cäsar tötete, dann hoffte er dass dies eine klare Botschaft ist, dass dies notwendig war, um die Republik zu retten.

    Cassius suchte deshalb im Senat zunächst nach Gleichgesinnten, die dieses Vorhaben unterstützten. Die Schwierigkeit: Cäsar hatte im Senat viele Günstlinge platziert. Einer der ersten, den er auf seine Seite bringen wollte war Brutus. Brutus war zwar der Sohn einer früheren Geliebten von Cäsar - er könnte also ein Sohn von Cäsar gewesen sein, das ist aber Spekulation. Brutus war aber vor allem ein Nachfahre von Lucius Iunius Brutus, der 500 Jahre zuvor den letzten tyrannischen König Roms gestürzt hatte, und die Republik ins Leben gerufen hatte. Cassius brauchte deshalb Brutus, um die Verschwörer-Gruppe nach innen und nach außen zu legitimieren. Viele Senatoren wollten nur unter der Bedingung an der Verschwörung teilnehmen, wenn auch Brutus die Verschwörung unterstützte. Brutus weigerte sich aber zunächst, er hatte Cäsar viel zu verdanken. Cassius schaffte es aber letztendlich Brutus zu überzeugen.

    Das bemerkenswerte: es gab keine Verräter unter den ca. 60 Verschwörern. Trotzdem sickerte die Planung wahrscheinlich durch. Es gibt Hinweise, dass Cäsar gewarnt wurde, an der Senatssitzung teilzunehmen, in der das Attentat geplant wurde. Falls das der Fall war, dann ignorierte er die Warnung. Er konnte sich offensichtlich nicht vorstellen, dass es zu so einer Tat kommen könnte. Jedenfalls verzichtete er auf eine Leibwache. Diese Selbstüberschätzung war dann der entscheidende Fehler von Cäsar.

    Allerdings ging der Plan der Verschwörer nicht auf. Sie hatten die Folgen der Tat falsch eingeschätzt. Cäsar hatte viele Anhänger, die die Tat rächen wollten. Es kam zu einem weiteren Bürgerkrieg. Keiner der Verschwörer überlebte die nächsten Jahre. Der spätere Anführer der Cäsar-Anhänger: der Großneffe und Adoptivsohn von Cäsar Octavian, der spätere Kaiser Augustus ("der Erhabene"). Das ist aber eine andere Geschichte...


    -----


    Und nun noch ein paar Anmerkungen zu Asterix. :)

    Jeder Asterixband beginnt mit "Wir befinden uns im Jahr 50 v. Chr.". Cäsar wird als Herrscher in Rom dargestelllt.

    Nun, im Jahr 50 v. Chr. war Cäsar noch als Prokonsul Statthalter in Gallien. Er hielt sich also in diesem Jahr wohl nicht (oder zumindest überwiegend nicht) in Rom auf. Auch war er da (noch) nicht Herrscher des römischen Reichs. Und in den Jahren ab 49 v. Chr. war er dann zunächst mit dem Bürgerkrieg beschäftigt. Zum Diktator wurde er erst nach seinem Sieg 46 v. Chr. ernannt. Auch Kleopatra lernte Cäsar erst 48 v. Chr. kennen.

    Also so ganz stimmte die in Asterix dargestellte Rolle von Cäsar offensichtlich nicht mit dem historischen Hintergrund überein... ;)

    Wenn es allerdings in Astrix "Wir befinden uns im Jahr 45 v. Chr." heißen würde, dann wäre Cäsars dargestellte Rolle aber ganz okay. :)


    -----

    Im übrigen bin ich der Meinung, dass der Lach-Smiley ^^ als Reaktionstyp wieder möglich sein soll. :)

  • Charles Darwin

    Charles Darwin (1809 - 1882) war ein britischer Naturforscher. Er hatte entscheidenden Anteil an der Entwicklung der Evolutionstheorie. In Großbritannien wurde er auf den 4. Platz der 100 Greatest Britons gewählt.

    Die wesentlichen Aussagen der Evolutionstheorie:

    • Arten unterliegen einem Wandel, sie verändern sich.
    • Verschiedene Arten gehen auf gemeinsame Vorfahren zurück.
    • Neue Arten entstehen vor allem durch natürliche Auslese: bei veränderten Lebensbedingungen setzen sich die am besten geeigneten Arten durch ("Survival of the fittest").

    Darwin hatte allerdings noch keine schlüssige Erklärung über die genauen Funktionsweisen und konkreten Auslöser von Veränderungen. Er kannte noch nicht die Mendelschen Vererbungsgesetze und auch nicht die Mutation von Genen. Diese Erkenntnisse gab es erst später.

    Eine fünfjährige Reise um die Welt schaffte dabei die Basis seiner Theorie (1831 - 1836). Auf dieser Reise sammelte er eine Unmenge von Exemplaren von Tieren, Pflanzen, geologischen und fossilen Funden, die er in regelmäßigen Abständen nach Hause schicken lies. Nach und nach entstanden bei ihm dabei Überlegungen, die später zu seiner Theorie führten. Nach seiner Heimkehr verbrachte er viele Jahre mit der Untersuchung dieser Exemplare und sammelte Belege für seine Theorie.

    Worüber Darwin z.B. nachdachte: Vergleicht man etwa die Hand eines Menschen mit der Flosse eines Wals, dann ist beides ähnlich gebaut. Beide Lebewesen besitzen Extremitäten, ein Herz, Nieren, Schädel, eine Wirbelsäule. Offensichtlich sind sie Modifikationen eines gemeinsamen Vorfahren. Seine Überlegung: mit der Zeit verändert sich eine Art durch natürliche Auslese, um unter neuen Bedingungen leben zu können. Dabei gehen nutzlos gewordene Merkmale zuweilen verloren.

    1837 entwarf er unter der Überschrift "I think" eine erste Skizze von der Entstehung der Arten durch Aufspaltung:

    Er zeichnete darin einen Prototypen vom Stammbaum des Lebens. Seine Theorie: ein Urahn, sich auseinander entwickelte Arten, Spezien die stehen bleiben, aussterben, und solche die sich immer weiter entwickeln.

    Darwin stellte fest, wie alles mit der Vergangenheit verbunden ist: Fossilien sind nicht nur Überreste ausgestorbener Tiere, sondern können auch die Vorfahren verwandelter heutiger Arten sein.

    Erst über 20 Jahre später, 1859, veröffentlichte Darwin sein entscheidendes Hauptwerk: "On the Origin of Species" ("Über die Entstehung von Arten"). Er schreibt darin auch über die Wichtigkeit der Gestalt der Erde, über seine sich ständig veränderte Oberfläche, durch Wasser abgetrennte Landteile und hohe Berge. All dies beeinflusse den Überlebenskampf von Flora und Fauna eines Gebietes. Am Ende sagt Darwin, dass man Gott nicht zu bemühen braucht, um zu erklären warum Tiere und Pflanzen in diesem oder jenem Teil der Erde vorkommen. Sie gelangen durch Wind dort hin, durch Meeresströmungen oder später sogar mit menschlicher Hilfe. In ihren neuen Lebensräumen wandeln sie sich durch natürliche Auslese zu neuen Arten.


    -----


    Ein Paradebeispiel für die Evolutionstheorie ist eine spezielle Finkenart, die Darwin auf den Galapagos-Inseln entdeckt hatte. Diese Finkenart gibt es nur auf diesen Inseln. Und zwar in mehreren verschiedenen eng verwandten Unterarten, die sich im Wesentlichen durch die Form und Größe ihrer Schnäbel unterscheiden:


    Darwin fragte sich: Kann es sein, das sich diese Finken aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelt haben? Dass sich die eine Finkenart, die es vom amerikanischen Festland auf das Galapagos-Archipels verschlagen hatte, in verschiedene Arten auseinander entwickelt hatten? Durch Anpassung auf die unterscheidlichen Lebensbedingungen auf diesen Inseln?

    Heute weiß man, dass es tatsächlich so war. Jede dieser Unterarten lebt auf einer anderen Insel, mit unterschiedlichen Lebensbedingungen für die Finken. Zum Beispiel leben auf einer Insel vor allem kleine Insekten. Die Finken auf dieser Insel haben lange und spitze Schnäbel. Auf einer anderen Insel gibt es Früchte und Samen als Nahrung für die Finken. Diese Finken haben zum Knacken große und runde Schnäbel. Die Finken haben sich also auf die jeweils unterschiedlichen Bedingungen angepasst. Und zwar über natürliche Selektion: Finken mit einer anderen Schnabelform als die für die jeweiligen Insel geeignete Form überlebten nicht, bzw. wurden von Finken mit einer geeigneteren Schnabelform verdrängt.

    Diese Gruppe der Galapagos-Finken werden heute Darwin-Finken, nach ihrem Entdecker Darwin benannt.

    Auf den Galapagos-Inseln entdeckte Darwin noch andere Tier- und Pflanzenarten, die es nirgendwo sonst gibt, z.B. die Galapagos-Riesenschildkröten oder die Galapagos-Landleguane.

     

    Der Grund liegt in der Abgeschiedenheit der Galapagos-Inseln: sie liegen ca. 1000 Kilometer von der Küste Südamerika entfernt. Dadurch konnte sich die Natur völlig ungestört und einzigartig entwickeln. Auch das ist wieder eine Bestätigung der Evolutionstheorie: diese speziellen Arten (Fachbezeichnung: endemische Arten) entwickelten sich auf diesen Inseln weiter und haben sich auf die besonderen Lebensbedingungen angepasst.

    Die Entdeckungen die Darwin auf den Galapagos-Inseln gemacht hat, spielten eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung seiner Theorie.


    -----


    Darwin studierte Theologie, bevor er das Angebot erhalten hat, als gebildeter Begleiter des Kapitäns an einer Weltumseglung teilzunehmen. Er war also durchaus gottesfürchtig und er war überzeugt vom Schöpfungsglaube. Allerdings beschäftigte er sich im Studium nebenher auch mit naturwissenschaftlichen Themen, wie auch bereits schon vor seinem Studium. Ursprünglich wollte er auf dieser Reise die Vielfalt der göttlichen Schöpfung kennenlernen und beschreiben. Nach seiner Heimkehr von der Reise rumorten bei ihm im Laufe der Zeit aber ketzerische Fragen: Waren seine Überlegungen über die Evolution, über die Veränderung und Weiterentwicklung des Lebens, nicht ein klarer Beweis gegen die christliche Vorstellung von der Unveränderlichkeit der Arten? Wo wäre da Platz für einen Schöpfergott? Diese Gedanken durfte Darwin in der damaligen Zeit, in der die englische Staatskirche in der Welt der Wissenschaft das Sagen hatte, niemanden mitteilen. Sein Ruf, den er sich inzwischen als anerkannter Wissenschaftler aufgebaut hatte, wäre ruiniert.

    Zu Darwin's Zeit war es unmöglich, in Oxford oder Camebridge zu studieren oder einen Abschluss zu machen, ohne Mitglied in der englischen Kirche zu sein. Alle damaligen Naturwissenschaftler von Rang und Namen waren zugleich Mitglieder der Staatskirche. Ein guter Wissenschaftler hatte auch guter ein Christ zu sein. An einen Kollegen (Joseph Hooker) dem er vertraute, und den er in seine Theorie eingeweiht hatte, schrieb er: "Die Theorie zu veröffentlichen, ist wie einen Mord zu gestehen. Sicher werden sie mich am liebsten lebendig kreuzigen." Genau aus diesem Grund lies sich Darwin sehr viel Zeit mit der Veröffentlichung seiner Theorie.

    Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich der Wind in Politik und Gesellschaft allerdings allmählich gedreht. Die industrielle Revolution war in vollem Gange. 1851 fand in London die erste Weltausstellung statt. Die Kirche verlor allmählich an Einfluss. Die Gelegenheit zur Veröffentlichung ketzerischer Gedanken war günstiger denn je. Inzwischen konnte Darwin seine Theorie auch mit einer Unzahl an Belegen untermauern. Dazu kam noch, dass er neben Joseph Hooker mit dem durchsetzungsstarken Thomas Huxley inzwischen einen weiteren Unterstützer hatte. Als er schließlich von einem jungen Kollegen (Alfred Wallace) erfahren hatte, dass dieser fast identische Überlegungen wie Darwin hatte, entschloss er sich schließlich seine Theorie in einem Buch zu veröffentlichen.


    -----


    Die Resonanz auf die Veröffentlichung der Evolutionstheorie war enorm. Während sie in Wissenschaftskreisen (entgegen der ursprünglichen Befürchtung Darwins) mehrheitlich auf Akzeptanz stieß, wurde Darwin in der Öffentlichkeit als Ketzer dargestellt. Die Öffentlichkeit stürzte sich vor allem auf die breit diskutierte Schlussfolgerung (die Darwin allerdings erst in einer späteren Veröffentlichung erörterte), dass der Mensch nach dieser Theorie vom Affen abstammt!

    Die entscheidende Kritik an der Theorie: demnach wäre der Mensch nicht das Werk Gottes!

    Auch heute noch spaltet die Evolutionstheorie die Menschen. Teile der Bevölkerung lehnen diese Theorie weiterhin ab. Vor allem in religiösen und kreationistischen Kreisen wird eine andere Argumentation propagiert, die u.a. durch die sozialen Medien Verbreitung findet. Es gibt Schätzungen, dass in Deutschland ca. 15% der Bevölkerung dieser Meinung anhängen. Und in den USA noch deutlich mehr.


    -----


    Einige Details zur Privatperson von Charles Darwin:

    • Darwin war ein sensibler und empfindsamer Mensch. Vor seinem Theologiestudium hatte er begonnen, Medizin zu studieren. Sein Vater und sein Großvater waren Ärzte. Im Rahmen dieses Studiums hatte er eine Operation eines Kindes miterlebt. Damals gab es noch keine wirksamen Schmerz- und Narkosemittel. Dieses Erlebnis fand er so grausam, dass er beschlossen hatte, dieses Studium nicht weiter fortzuführen. Dazu kam, dass er kein Blut sehen konnte.
    • Während der gesamten Schiffsreise litt er unter Seekrankheit.
    • Nach seiner Weltumseglung litt er viele Jahre unter Krankheiten. Es wird vermutet, dass diese Krankheiten zum Teil psychisch bedingt waren. Der große Zwiespalt zwischen seinen Überlegungen zur Evolutionstheorie und seinem christlichen Glauben, und dass er lange Zeit kaum jemand hatte, dem er seine Überlegungen anvertrauen konnte, hatte ihn schwer belastet. Nach der Veröffentlichung seiner Evolutionstheorie fiel eine große Anspannung von ihm ab. Danach ging es ihm wesentlich besser.
    • Schwer mitgenommen hat ihn der Tod seiner 10-jährigen Tochter Anne durch eine rätselhafte Krankheit. Er hatte alles versucht ihr Leben zu retten. Erfolglos. Dadurch verlor er endgültig seinen Glauben an Gott. Er konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Gott so grausam sein könnte. Später bezeichnete er sich als Agnostiker.


    -----


    Zum Spiel "Darwin's Journey".

    Die Autoren Simone Luciani und Nestore Mangone haben sich offensichtlich intensiv mit Darwin beschäftigt. Das beginnt mit der Wahl der Galapagos-Inseln: die Entdeckungen auf den Galpagos-Inseln haben bei Darwin wesentlich zur Entwicklung der Evolutionstheorie beigetragen. Viele einzelne Details finden sich im Spiel wieder: Das Schiff "Beagle" mit dem Darwin gereist ist, die verschiedenen Inseln die er untersucht hatte, die einzigartigen Exemplare die man im Spiel einsammelt (u.a. Darwin-Finken, Galapagos-Riesenschildkröten, Galapagos-Landleguane,...), die Tagebücher in denen Darwin seine Entdeckungen und Gedanken dokumentiert hatte, die Korrespondenz die Darwin mit Wissenschaftskollegen geführt hatte, die Tatsache dass Darwin regelmäßig die gesammelten Exemplare nach England geschickt hatte, und schließlich der Entstehungsprozess der Evolutionstheorie durch die untersuchten Fundstücke. Das alles ist äußerst thematisch!

    Die liebevolle Gestaltung des Spiels unterstreicht das alles. Fast schon nebensächlich: das Spiel gefällt mir richtig gut! In meiner persönlichen Favoritenliste weit oben.


    -----

    Im übrigen bin ich der Meinung, dass der Lach-Smiley ^^ als Reaktionstyp wieder möglich sein soll. :)

  • Albert Einstein

    "Eine Leistung, wie sie in der Physik ihresgleichen sucht. Eine der wunderschönsten Theorien, die die Physik hat. Eine der Theorien, die am besten alle Tests bestanden hat. Eine Theorie, die uns heute wahnsinnig macht. Weil sie so einzigartig ist, dass sie sich mit keiner anderen Theorie kombinieren lässt. Was Albert Einstein vor über hundert Jahren geschafft hat, ist wirklich ein grandioses Signal an unser Universum, dass wir deutlich mehr können, als wir es momentan hinbringen. Einstein ist ein Leuchtturm in der menschlichen Geschichte. Ich ziehe meinen Hut vor der allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein."
    (Harald Lesch, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist)



    Albert Einstein (1879 - 1955) war ein Physiker, und gilt als einer der weltweit bekanntesten Wissenschaftler der Neuzeit. Er wurde 1999 durch die Fachzeitschrift "Physics World" zum bedeutendsten Physiker aller Zeiten gewählt. Ebenfalls 1999 wurde er vom Magazin "Time" zum Mann des Jahrhundert ernannt.

    Weltberühmt wurde Einstein vor allem durch die Relativitätstheorie. Zunächst veröffentlichte er die spezielle Relativitätstheorie (1905), zehn Jahre später dann die allgemeine Relativitätstheorie (1915).

    Die spezielle Relativitätstheorie (SRT) beschreibt den Einfluss von Geschwindigkeit auf die Zeit. Die Kern-Aussagen:

    • Die Lichtgeschwindigkeit c ist eine unveränderliche Naturkonstante (c = 299.792 km/s). Die Lichtgeschwindigkeit kann niemals überschritten werden.
    • "Bewegte Uhren gehen langsamer" (Zeitdilatation)
    • "Bewegte Objekte schrumpfen" (Längenkontraktion)
    • Die Masse bewegter Körper wächst mit der Geschwindigkeit (relativistische Massenzunahme)
    • Masse ist eine Energieform. Bei einer Umwandlung von Masse in Energie gilt: E = m * c2

    Vor allem der letzte Punkt hat eine enorme Bedeutung. E=m*c2 ist die bekannteste physikalische Formel. Die Umwandlung von Masse in Energie findet z.B. bei einer Kernfusion statt (z.B. in der Sonne), aber auch bei einer Kernspaltung. Letzteres findet Anwendung in Kernkraftwerken und (leider) bei Atombomben.

    Die allgemeine Relativitätstheorie (ART) beschreibt den Einfluss von Gravitation auf die Zeit. Die Kern-Aussagen:

    • Unter Einwirkung von Schwerkraft gehen Uhren langsamer.
    • Abstände schrumpfen unter Einwirkung von Schwerkraft.
    • Materie krümmt Raum und Zeit
    • Gravitation ist eine Folge der Raum-Zeit-Krümmung

    Vor allem die letzten beiden Aussagen waren revolutionär. Schwerkraft konnte damit erklärt werden: sie ist keine Kraft die von der Materie ausgeht, sondern eine Eigenschaft der gekrümmten Raum-Zeit. Planetenbahnen um die Sonne z.B. lassen sich damit erklären.

    Die Relativitätstheorie beschreibt also Dinge, die gänzlich im Gegensatz zu unseren Erfahrungen im Alltag stehen. Genau solche damals völlig neuartigen Dinge zu durchdenken machte Einstein zum Genie!


    -----


    Die Lichtgeschwindigkeit ist nach Einstein immer gleich. Und zwar für jeden Beobachter, und unabhängig von der Geschwindigkeit, mit der man unterwegs ist. Die Lichtgeschwindigkeit ist also für die Lampe im eigenem Wohnzimmer genauso groß, wie für eine Lampe in einem Flugzeug. Selbst wenn man in einem Raumschiff sitzt, das mit annähernd Lichtgeschwindigkeit unterwegs ist, ist die Lichtgeschwindigkeit an Bord des Raumschiffs unverändert. Da die maximale Geschwindigkeit die Lichtgeschwindigkeit ist, können sich die Geschwindigkeiten also nicht 1:1 addieren. Wie passt das zusammen? Einsteins logische Schlussfolgerung: Bewegte Uhren gehen langsamer!

    Das kann man sich z.B. mit folgender Überlegung klarmachen: Angenommen, auf der Erde schickt man einen Laserstrahl zum Mond, und lässt den Laserstrahl mittels eines Spiegels wieder auf die Erde zurückkehren. Der Laserstrahl ist mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs, und benötigt dafür etwas weniger als drei Sekunden, bis er wieder auf die Erde zurückkehrt.

    Angenommen, ein sehr schnelles Raumschiff passiert während dieses Experiments die Erde, und beobachtet das Experiment. Aus Sicht des Raumschiffs fliegt die Erde am Raumschiff vorbei. Der Laserstrahl macht dabei aus Sicht des Raumschiffs eine Zickzack-Bewegung.

    Aus Sicht des Raumschiffs legt der Laserstrahl also eine längere Strecke zurück (Bild 2), als aus Sicht eines Beobachters auf der Erde (Bild 1). Da aber auch für den Raumfahrer die Lichtgeschwindigkeit sich nicht ändert, dauert also die Reise des Laserstrahls für den Raumfahrer länger als für den Beobachter auf der Erde. Also der selbe Vorgang dauert für den Raumfahrer länger als für den Erdbeobachter. Logische Folge: die Uhr des Raumschiffs tickt langsamer (im Vergleich zu einer Uhr auf der Erde). Da der Raumfahrer aber ebenfalls langsamer tickt, kommt es für den Raumfahrer allerdings nicht langsamer vor.

    Das wurde übrigens in einem realen Experiment nachgewiesen. Hierzu wurde ein sehr schnelles Flugzeug mit einer Atomuhr ausgestattet. Diese Atomuhr wurde nach dem Ende des Fluges mit einer Atomuhr auf dem Boden verglichen (also mit einer ruhenden Uhr). Und tatsächlich: die Atomuhr im Flugzeug zeigte eine langsamere Zeit an als die ruhende Uhr. Zwar nur sehr minimal, im Nanosekundenbereich, aber eindeutig messbar.

    Einstein hatte auch eine Formel des Faktors für die Zeitverzögerung angegeben: Zeitfaktor = (1 - v2/c2) - 1/2
    Dieser Faktor hat auch einen Namen: Lorentzfaktor. Die Herleitung des Faktors ist keine höhere Mathematik, dahinter steckt der einfache Satz von Pythagoras (a2 + b2 = c2).

    Beispiele:

    • Ist man mit 10% der Lichtgeschwindigkeit unterwegs, dann beträgt der Faktor 1,005.
    • Ist man mit 90% der Lichtgeschwindigkeit unterwegs, dann beträgt der Faktor 2,294.
    • Ist man mit 99% der Lichtgeschwindigkeit unterwegs, dann beträgt der Faktor 7,089.
    • Ist man mit 99,9% der Lichtgeschwindigkeit unterwegs, dann beträgt der Faktor 22,366.

    Das heißt: erst ab etwa einer Geschwindigkeit von 10% der Lichtgeschwindigkeit ist die Zeitverzögerung in der Praxis relevant. Dann aber geht der Faktor allmählich ins Unendliche. Das heißt: wäre man mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs (was aber nicht möglich ist, Materie kann keine Lichtgeschwindigkeit erreichen), dann würde die Zeit stillstehen!

    Fazit: Zeit ist keine absolute Größe, sondern relativ zur Geschwindigkeit!


    -----


    Die spezielle Relativitätstheorie gilt nur für gleichförmige Bewegungen. Die allgemeine Relativitätstheorie war für Einstein ein Weiterdenken der speziellen Relativitätstheorie auf beschleunigte Bewegungen. Initialzündung war bei ihm die Überlegung, dass die Wirkung einer konstanten Beschleunigung (also Trägheit) nicht unterscheidbar von der Wirkung der Schwerkraft ist.

    Als ein Ergebnis dieser Überlegung wurde zunächst aus "Bewegte Uhren gehen langsamer" schließlich die Erkenntnis "Unter Einwirkung von Schwerkraft gehen Uhren langsamer."

    Eine Konsequenz daraus: Lichtstrahlen haben unter Einfluss von Schwerkraft mehr Zeit sich fortzubewegen, da die Zeit dann langsamer vergeht. Die Folge: unter Einfluss von Schwerkraft würde Licht mehr Strecke zurücklegen, Licht wäre also schneller unterwegs. Das steht jedoch im Widerspruch, dass die Lichtgeschwindigkeit unveränderlich ist. Die logische Konsequenz: "Unter Einwirkung von Schwerkraft werden Abstände kürzer"! Die Aussage "Abstände schrumpfen unter Einwirkung von Schwerkraft" ist also eine Konsequenz aus "Unter Einwirkung von Schwerkraft gehen Uhren langsamer" und "Die Lichtgeschwindigkeit ist unveränderlich".

    Wenn aber Abstände unter Einwirkung von Schwerkraft schrumpfen, und gleichzeitig die Zeit örtlich langsamer vergeht, was hat das für Konsequenzen? Einsteins revolutionäre Antwort: "Materie krümmt Raum und Zeit"!

    (eigentlich ist dies keine Krümmung, sondern eine Verdichtung des Raumes und eine Verlangsamung der Zeit, "Krümmung" ist ein Begriff aus der Mathematik)

    Für diese Erkenntnis, und deren mathematischer Ausformulierung benötigte er mehrere Jahre. Das mathematische Modell dahinter ist ziemlich komplex. Es beruht auf einer geometrischen Krümmung in einer vierdimensionalen Kombination von Raum und Zeit. Die Zeit als vierte Dimension wird hierbei als c*t beschreiben, also die Strecke die Licht in der Zeit t zurücklegt. Schwerkraft ist dann eine geometrische Eigenschaft in diesem mathematischen Raum-Zeit-Modell ("die kürzeste Strecke in der gekrümmten vierdimensionelen Raum-Zeit führt nach unten in Richtung Materiemittelpunkt“).
    Die physikalische Erklärung: Schwerkraft ist ein Trägheitseffekt (also eine Scheinkraft aufgrund negativer Beschleunigung) der durch die Krümmung von Raum und Zeit in Richtung langsamer vergehenden Zeit entsteht.

    Das genau zu verstehen ist überaus anspruchsvoll. Neben einem Verständnis vom Zusammenwirken unterschiedlicher physikalischer Größen (Massendichte, Impuls, Druck, Gravitationskonstante,...) werden dafür vor allem auch fundierte mathematische Kenntnisse in Differentialgeometrie ("Mathematik gekrümmter Räume") benötigt. Es wird vermutet, dass aus diesem Grund Einstein auch nie den Nobelpreis für seine Relativitätstheorie erhalten hatte. Für die Leute damals war das schlichtweg zu abgefahren. Den Nobelpreis hatte er dann 1922 für ein anderes Thema erhalten: Erklärung des fotoelektrischen Effekt. Sozusagen als Kompromiss...

    Fazit: Nicht nur Zeit, sondern auch der Raum ist relativ. Und zwar nicht nur relativ zur Geschwindigkeit, sondern auch relativ zur Materie. Und Schwerkraft ist eine Folge davon. Uff!!


    -----


    Die Aussagen "Materie krümmt Raum und Zeit" und "Gravitation ist eine Folge der Raum-Zeit-Krümmung" kann man sich in etwa folgendermaßen vorstellen:

    Man stelle sich ein Trampolin vor. Legt man nun eine Bowlingkugel auf das Trampolin, dann dellt die Kugel das Trampolin ein. Lässt man nun eine Murmel an dieser Delle vorbeilaufen, wird sie sich nicht geradlinig weiterbewegen, sondern am Rand der Delle eine Kurve beschreiben. Gibt man der Murmel nicht genügend Schwung mit, wird sie in Richtung Bowlingkugel laufen und schließlich in der Mulde liegenbleiben.

    Übertragen auf unser Sonnensystem: Das Trampolin ist die Raumzeit, die Bowlingkugel die Sonne und die Murmel ein Planet. Die Planeten bewegen sich dann entlang der Krümmung, welche die von der gewaltigen Sonnenmasse eingedellte Raumzeit hervorruft.

    Das Eindellen des Trampolins durch die Bowlingkugel symbolisiert die Krümmung der vierten Dimension des Raum-Zeit-Modells, also die Zeit: durch die stetig langsamer vergehende Zeit in Richtung der Sonne (also die zeitliche Krümmung) entsteht ein Brems-Effekt, durch den die Planeten wegen ihrer Trägheit in Richtung der Sonne gezogen werden. Ähnlich wie in einem bremsenden Auto, in dem durch das Bremsen die Fahrzeuginsassen wegen ihrer Trägheit nach vorne gezogen werden. Die Schwerkraft die von der Sonne ausgeht, ist also ein Trägheitseffekt, der durch die von der Sonne verursachten zeitlichen Krümmung entsteht. Der Schwung der Planeten sorgt dann dafür, dass sie nicht in die Sonne hineinfallen, sondern immerwährend um die Sonne kreisen.


    -----


    Einstein erkannte schon recht früh, dass "Materie krümmt den Raum" auch Auswirkungen auf das Licht hat. Lichtstrahlen müssten also eine Kurve um große Himmelskörper (z.B die Sonne) machen. Das heißt: Das Licht von Sternen, die sich von der Erde aus betrachtet hinter der Sonne aufhalten, müsste laut der allgemeinen Relativitätstheorie von der Sonne abgelenkt werden.

    Wenn man das in der Praxis tatsächlich messen würde, dann wäre das ein starkes Indiz für die Richtigkeit der allgemeinen Relativitätstheorie. Das Problem dabei: Sterne hinter der Sonne kann man nicht beobachten, da das gleißende Licht der Sonne die Helligkeit der Sterne überstrahlt. Die Lösung: eine Sonnenfinsternis!

    Einstein schlug also vor, seine Theorie an der Praxis zu prüfen, und während einer totalen Sonnenfinsternis die vermeintliche Abweichung zu messen.

    Eine gute Gelegenheit dafür bot eine Sonnenfinsternis am 29. Mai 1919. Arthur Eddington, ein berühmter Wissenschaftler und Sekretär der Royal Astronomical Society, stellte Teams zusammen, die dann an geeigneten Plätzen Foto-Aufnahmen während der Sonnenfinsternis durchführten. Und tatsächlich: Eddington konnte die Vorhersage von Einstein bestätigen. Das machte Einstein schlagartig in der ganzen Welt berühmt!


    -----


    Eine Folge von "Unter Einwirkung der Schwerkraft gehen Uhren langsamer" ist z.B., dass in Meereshöhe die Zeit minimal langsamer vergeht als auf einer Bergspitze, weil die Erdanziehungskraft abnimmt, je weiter man sich von der Erde entfernt. Normalerweise hat dies keine praktische Konsequenzen, weil die Unterschiede minimal sind.

    Eine Auswirkung hat dieser Umstand allerdings auf die Funktionsweise von GPS-Geräten. GPS-Satelliten befinden sich ca. 20.000 km von der Erde entfernt. Diese Satelliten würden also falsche Daten liefern, wenn man diese Zeitunterschiede nicht berücksichtigt. Zusätzlich kommt wegen der hohen Geschwindigkeit der Satelliten um die Erdumlaufbahn noch ein Zeitunterschied aufgrund der Zeitdilatation ("Bewegte Uhren gehen langsamer") hinzu. Auch das muss man berücksichtigen. Wenn man die Zeitdifferenzen dieser beiden Effekte nicht laufend korrigieren würde (ca. 38 Mikrosekunden pro Tag), dann würde man bei einer Positionsbestimmung über GPS nach nur 24 Stunden die tatsächliche Position um ca. 10 km verfehlen. Navigationsgeräte würden also ohne Anwendung der Relativitätstheorie nicht funktionieren!


    -----


    Wer sich für das Leben von Albert Einstein interessiert, dem empfehle ich wärmstens die erste Staffel der Fernsehserie „Genius“:

    https://www.amazon.de/dp/B0718ZBTQ1?tag=wwwunknownsde-21 (Affiliate-Link)

    Die Serie ist hervorragend produziert. Bei den zentralen inhaltlichen Aussagen Einsteins wurde versucht, dem Zuschauer diese mit visuellen Effekten halbwegs verständlich darzustellen. Top!

    Was viele vom Genie Albert Einstein nicht wissen, ist sein Umgang mit Frauen allgemein und speziell mit seiner Familie. Erschreckend…


    ——-


    Von Einstein sind jede Menge von Zitaten überliefert. Hier eine Auswahl:

    • Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. Aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
      (dürfte das bekannteste Zitat sein)
    • Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen z. B. der Relativitätstheorie.
    • Wenn man zwei Stunden lang mit einem Mädchen zusammensitzt, meint man, es wäre eine Minute. Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heißen Ofen, meint man, es wären zwei Stunden. Das ist Relativität.
    • Versuche zu kriegen, wen du liebst, ansonsten musst du lieben, wen du kriegst.
    • Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr.
    • Um eine Einkommenssteuererklärung abgeben zu können, muss man Philosoph sein. Für einen Mathematiker ist es zu schwierig.
    • Der gesunde Menschenverstand ist nur eine Anhäufung von Vorurteilen, die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat.
    • Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.
    • Wenn einer mit Vergnügen zu einer Musik in Reih und Glied marschieren kann, dann hat er sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da für ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde.
    • Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.
    • Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.
    • Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.
    • Der Mensch erfand die Atombombe. Doch keine Maus der Welt würde eine Mausefalle konstruieren.
    • Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen.
    • Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich nur darin zurechtfinden.
    • Mache die Dinge so einfach wie möglich. Aber nicht einfacher!
    • Wenn du es nicht einfach erklären kannst, hast du es nicht gut genug verstanden.
    • Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen scheint.
    • Geniale Menschen sind selten ordentlich. Ordentliche selten genial.
      (Man sollte hierzu wissen, dass Einstein einmal in einem schweizerischen Patentamt gearbeitet hatte...)
    • Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.
    • Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können.
    • Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind.
    • Am Anfang gehören alle Gedanken der Liebe. Später gehört dann alle Liebe den Gedanken.


    -----

    Im übrigen bin ich der Meinung, dass der Lach-Smiley ^^ als Reaktionstyp wieder möglich sein soll. :)

  • Jakob Fugger (der Reiche)

    Jakob Fugger (1459 - 1525) war einer der ersten Großkapitalisten der Geschichte. Er war der reichste Mann seiner Zeit und auch einer der mächtigsten. Er war genial, durchsetzungsstark und skrupellos.


    Der Aufstieg der Fugger begann in Augsburg mit Jakobs Großvater Hans Fugger. In nur drei Generationen stiegen die Fugger zum größten Handels- und Bankhaus Europas auf. Bergbau und Geldgeschäfte machten die Familie unfassbar reich. Das Netz der Firma umspannte die gesamte damals bekannte Welt. Ihr Geld bestimmte wer deutscher Kaiser wurde. Der Papst brauchte sie zur Durchführung seines Ablasshandels. Die Geschicke eines ganzen Kontinents wurden so durch die Fugger mitbestimmt.

    Jakob Fugger begann als 14-jähriger eine Ausbildung in Venedig. Venedig war im Mittelalter die zentrale Handelsmacht im Mittelmeerraum. Seine Ausbildung dort umfasste das Bankwesen und vor allem das Metallgeschäft. Unter anderem lernte er dort die doppelte Buchführung kennen (Soll und Haben). Diese moderne Methode der Buchhaltung wurde im Mittelalter in Oberitalien entwickelt. In Mitteleuropa war das damals aber noch recht unbekannt. Bis 1487 hielt sich Jakob überwiegend in Venedig auf.

    Das Familienunternehmen der Fugger führte Jakob zunächst gemeinsam mit seinen älteren Brüdern Ulrich und Georg. Ab den späten 1480er Jahren bestimmte er aber de facto alleine die Geschäftspolitik der Fugger, die sich in etwas mehr als einem Jahrzehnt von einem konventionellen Handelsunternehmen mittlerer Reichweite zu einem europaweit agierenden Konzern mit ausgeprägten Schwerpunkten im Montan- und Banksektor entwickelte. Unter anderem beteiligten sich die Fugger an Bergwerken in Salzburg und Tirol. Nach dem Tod von Ulrich und Georg führte Jakob ab 1510 die Firma alleine. Von 1511 an steigerte er das Eigenkapital der Firma von 200.000 Gulden auf rund zwei Millionen Gulden in seinem Todesjahr.

    Das Netz der Niederlassungen der Fugger reichte von Sevilla bis Reval, von Neapel bis London, und von Budapest bis Lyon. Bis in den nahen wie fernen Osten handelten sie mit allen Gewinn versprechenden Waren, vor allem mit Metallen, Textilien, Gewürze, Perlen, Juwelen und Kunst.

    Jakob war seiner Zeit weit voraus. Um den Überblick seiner Firma zu behalten, hatte er ein hoch effizientes Informationssystem aufgebaut. Durch dieses Informationsnetz hatte er auch einen Wissensvorsprung gegenüber Konkurrenten, welcher er ohne Skrupel einsetzte.

    ("Goldene Schreibstube" in Augsburg, die Schaltzentrale der Fugger-Firma, man beachte im Hintergrund das Fächersystem seiner Niederlassungen, wo er vermutlich den Schriftverkehr aufbewahrte)

    Nach einem Bericht der FAZ vom Dezember 2016 betrug das in die heutige Kaufkraft umgerechnetes Vermögen im Todesjahr von Jakob Fugger rund 400 Milliarden Dollar. Demnach war er die reichste Privatperson in der Geschichte der Menschheit.


    -----


    Hans Fugger (ca. 1350 - 1409) zog 1367 nach Augsburg und wurde dort Bürger. Er war Webermeister, handelte mit Tuchen, und schaffte den wirtschaftlichen wie auch sozialen Aufstieg bis in den großen Rat der Stadt.

    Er war zwei mal verheiratet. Aus seiner Ehe mit seiner ersten Frau stammten drei Kinder. Nach ihrem Tod heiratete er erneut, aus dieser Ehe stammten weitere vier Kinder, unter anderem Andreas Fugger (1394 - 1457) und Jakob Fugger der Ältere (1398 - 1469).



    Nach dem Tod von Hans Fugger führte seine Witwe Elisabeth die Weberei und den Textilhandel bis zu ihrem Tod 1436 weiter. Danach übernahmen Andreas Fugger und Jakob Fugger die Firma. Wegen unterschiedlichen Auffassungen folgte 1454 die Trennung. Andreas begründete den Zweig "Fugger vom Reh", Jakob den Zweig "Fugger von der Lilie".

    Jakob hatte 12 Kinder, darunter die Söhne Ulrich, Georg und Jakob. Er verlies die Weberzunft und wechselte zum Zusammenschluss der Kaufleute. Nach seinem Tod (1469) übernahmen seine Frau Barbara und die Kinder die Firma. Barbara knüpfte erste Verbindungen mit dem europäischen Herrscherhaus der Habsburger. Recht bald sollte aber Jakob die Zügel in die Hand nehmen...


    -----


    Ende des 15. Jahrhunderts gab es im Bergbaugewerbe (Silber, Kupfer, Eisenerz,...) einige technische Neuerungen. Neue Erzminen und Förderstellen mussten erschlossen werden, immer tiefere Stollen mussten gegraben werden. Dafür benötigten die Montangenossenschaften immer mehr Kapital, das sie oft nicht selber aufbringen konnten, und sich deshalb Geld leihen mussten. Jakob Fugger vergab jedoch in der Regel hierfür keine Kredite, sondern verlangte für sein Geld eine Beteiligung an den Bergwerken! Also eine direkte Beteiligung an den Gewinnen der Bergwerke, aber auch an den Verlusten, sprich einer Nachschussplicht. Diese Frühform von Aktiengeschäften war damals ziemlich neuartig und mit hohen Risiken verbunden. Jakob konnte dadurch aber Einfluss auf das Geschäft und vor allem auf den Handel nehmen. Er konnte dadurch die Bergbauunternehmer oftmals zwingen, das z.B. abgebaute Silber direkt an die Fugger zu verkaufen, statt es an Zwischenhändler abzugeben. Dieses Geschäftsmodell war für die Fugger hoch lukrativ. Bei Kupfer schaffte es Jakob sogar ein Monopol aufzubauen.

    Bei der Erfindung von neuen und komplexen Geschäftsmodellen war Jakob äußerst kreativ. So lieh er zum Beispiel dem Tiroler Erzherzog Geld. Dieses Geld gab er dem Herzog aber nicht selber, sondern bezahlte damit die Gläubiger des Herzogs. Hofstaat und Handwerker erhielten ihre Entlohnung direkt und pünktlich von den Fuggern. Im Gegenzug verkaufte der Herzog das Silber und Kupfer aus seinen Bergwerken zu einem "Freundschaftspreis" direkt an die Fugger. 1517 finanzierten die Fugger auf diese Weise rund die Hälfte des Tiroler Staatshaushalts.

    Genau diese Kreativität zeichnete die Genialität von Jakob aus. Mit dem geübten Blick eines Schachspielers erfasste Jakob jeweils die Gesamtsituation, erkannte die unterschiedlichen Möglichkeiten, und nutzte sie letztlich für seine eigenen Zwecke. Dabei kombinierte er Züge, wo seine Konkurenten die Zusammenhänge oft gar nicht sahen. Er erkannte Chancen, hatte dabei aber stets die zum Teil enormen Risikien im Blick, und schaffte es diese durch ausgeklügelte und tief durchdachte Finanzkonstruktionen abzusichern. Er war auch hier seiner Zeit weit voraus. Auch das machte die Genialität von Jakob aus.

    Das Bergbaugewerbe war die bedeutenste Gewinnquelle der Fugger. Jakob gelang es dabei, die gesamte Wertschöpfungskette unter Kontrolle zu haben: Finanzierung, Rekrutierung von fähigen Ingenieuren, Verhüttung der abgebauten Erze, Verarbeitung der Metalle in Großschmieden, und letztlich entscheidend: der Handel über seine Niederlassungen.


    -----


    Die Fugger erkannten, dass die politische Rückendeckung durch die kaiserliche Familie der Habsburger äußerst nützlich ist. Dies erreichten sie durch großzügige finanzielle Unterstützungen. Maximilian, Sohn des damals aktuellen Kaisers Friedrich III., wollte zum Beispiel die Erbin Burgunds, Maria von Burgund, heiraten. Sein Problem: es mangelte ihm an Geld um die Heirat zu finanzieren. Die Lösung: die Fugger schossen ihm einen Teil der Brautwerbung vor. Unter anderem feinstes Tuch, um Maximilian und seine Familie standesgemäß einzukleiden.

    Die Fugger entwickelten sich also quasi zur Hausbank der deutschen Kaiser. Die kaiserliche Familie befand sich dadurch in einer gewissen Abhängigkeit von der Augsburger Händlerfamilie. Kredite an den Adel waren allerdings riskant. Sie wurden oft nicht zurückgezahlt. Für die Fugger vom Reh (der andere Fugger-Zweig) führte das zum Beispiel in den Bankrott. Jakob Fugger gelang es aber, dass die Tilgung meist auf andere und sogar lukrativere Arten geschah: durch Abbaurechte, Metalllieferverträge, Ländereien oder durch sonstige Privilegien. Die Investitionen machten sich für Jakob auch in anderer Hinsicht bezahlt: Kaiser Maximilian erhob ihn 1511 in den Adelsstand und ernannte ihn 1514 zum Reichsgrafen.

    Die Kredite an den Kaiser waren also für beide ein Win-Win Geschäft: Der Kaiser machte den Bergbau über Jakob Fugger direkt zu Geld, und Jakob machte dabei ordentlich Gewinn!

    Das Meisterstück von Jakob war 1519 nach dem Tod des Habsburger Kaisers Maximilian, die Wahl Karl V. zum deutschen Kaiser zu bewerkstelligen. Karl V. war der Enkel von Maximilian. Der Kaiser wurde damals von den sieben Kurfürsten gewählt. De facto war die Wahl aber eine Versteigerung: der meistbietende wurde gewählt (wie heute bei der FIFA auch...). Es gab mehre Bewerber um den Kaiserthron, unter anderem der französche König. Um die hohen Forderungen der Fugger an die Habsburger nicht zu gefährden, gab Jakob Karl einen Kredit über die damals unglaubliche Summe von 543.585 Gulden (zum Vergleich: ein Handwerker verdiente damals etwa 50 Gulden im Jahr). Durch Unterstützung von weiteren Geldgebern konnte Karl dadurch insgesamt 851.918 Gulden an die sieben Kurfürsten bieten. Jakob steuerte also fast zwei Drittel dieses Betrags alleine bei! Karl wurde darauf einstimmig zum Kaiser gewählt.

    Karl V. stand nun tief in der Schuld des Fuggers. 1521 beliefen sich die Schulden Karls V. bei Jakob Fugger auf 600.000 Gulden. Der Kaiser tilgte 415.000 Gulden dadurch, dass er die Fugger durch die Tiroler Silber- und Kupferproduktion entschädigte.

    Als auf dem Reichstag in Nürnberg 1523 die Reichsstände eine Begrenzung des Handelskapitals und der Zahl der Niederlassungen von Firmen diskutierten, erinnerte Jakob Fugger seinen Kaiser an die seinerzeit gewährte Wahlbeihilfe. Mit der gleichzeitig erhobenen Forderung auf sofortige Begleichung der offenen Verbindlichkeiten erreichte Jakob vom Kaiser, dass die Überlegungen zur Monopolbeschränkung nicht weiterverfolgt wurden... Politik und Wirtschaft waren also bereits damals tief verstrickt!


    -----


    Jakob Fugger hatte nicht nur zum Kaiser enge Kontakte, sondern auch zum Vatikan. Unter anderem finanzierte er die Anwerbung der Schweizer Garde des Vatikans, und prägte auch Münzen für die Kirche. Diese engen Kontakte führten auch zu einer Beteiligung Jakobs am Ablasswesen des Papstes. Er stellte dabei seine logistische Strukturen zur Verfügung, und übernahm im wesentlichen die Funktion der Abwicklung als Bankdienstleister. Das war für den Papst höchst nützlich. Selbstverständlich lies sich Jakob diese Dienstleistung durch hohe Provisionen gut bezahlen...

    Der Verkauf von Ablässen, also Erlass von Sündenstrafen im Fegefeuer, war damals ein gängiges Mittel der Kirche zur Finanzierung von Kirchen oder Spitälern. Unter anderem auch den berühmten Ablass, der Gelder für den Bau der Peterskirche erbringen sollte. Und gegen den dann 1517 ein deutscher Mönch 95 Thesen veröffentlichte...


    -----


    Jakob Fugger war wie die meisten Menschen seiner Zeit gottesfürchtig. Er bangte um sein Seelenheil nach seinem Tod. Möglicherweise aus diesem Grund errichtete er zahlreiche soziale Einrichtungen und Stiftungen.

    Seine bekannteste Stiftung ist die heute noch existierende Fuggerei in Augsburg. Ab 1516 ließ er eine Siedlung für bedürftige Augsburger Handwerker und Tagelöhner errichten. Bis 1523 waren 52 Häuser der Reihenhaussiedlung gebaut, die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt. Die Anforderungen an die Bewohner: Augsburger Bürger, katholisch und einen guten Leumund. Die Jahresmiete betrug einen Rheinischen Gulden, der Wochenlohn eines Handwerkers damals. Dieser Betrag wurde nie verändert. Heute hat er lediglich eine symbolische Bedeutung: 88 Cent. Eine ideelle Gegenleistung lag zudem in drei Gebeten (Vaterunser, Glaubensbekenntnis, Ave Maria), das alle Bewohner einmal täglich für den Stifter und seine Familie sprechen sollten. Auch heute noch wird dies von den Bewohnern verlangt (was jedoch nicht kontrolliert wird...).

    Heute wohnen meist ältere bedürftige Frauen in der Fuggerei, de facto also ein Seniorinnenwohnheim. Es leben aber auch jüngere und auch männliche Bedürftige dort.


    -----

    Im übrigen bin ich der Meinung, dass der Lach-Smiley ^^ als Reaktionstyp wieder möglich sein soll. :)

  • Johannes Gutenberg

    Johannes Gutenberg (um 1400 - 1468) stammte aus einer Patrizierfamilie aus Mainz und gilt als Erfinder des modernen Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern und einer Druckerpresse. Gutenbergs Buchdruck wurde 1997 vom US-Magazin Time zur bedeutendsten Erfindung des zweiten Jahrtausends gewählt: der Aufstieg der modernen Wissenschaften wäre ohne den Buchdruck nicht möglich gewesen. 1999 kürte das amerikanische A&E Network den Mainzer zum „Mann des Jahrtausends“. Der Buchdruck löste eine Medienrevolution aus.


    (Druckerei aus der Anfangszeit)

    Der Familienname von Johannes Gutenberg war eigentlich Gensfleisch. Aber damals gab es noch keine festen Namensregeln. Es war üblich, den Familiennamen mit dem aktuellen Wohnort zu ergänzen oder ihn damit zu ersetzen. Die Gensfleischs nannten sich nach ihrem Mainzer Wohnort, dem Hof von Gutenberg.

    Der besondere Verdienst Gutenbergs lag darin, alle Komponenten des Buchdrucks zu einem effizienten Produktionsprozess zusammengeführt zu haben:

    • Bewegliche Lettern aus einer Metall-Legierung aus Zinn, Blei und Antimon.
    • Einfache, schnelle und einheitliche Herstellung der Lettern mit Hilfe von Handgießgeräten.
    • Funktionelle Setzgeräte.
    • Geeignete Druckfarbe aus Ruß, Leinöl und Harzen: nicht zu flüssig, nicht zu fest, gut haftend, schnell trocknend.
    • Mit Pferdehaaren gefüllte Ledersäckchen zur schnellen und gleichmäßigen Verteilung der Druckfarbe auf die Lettern.
    • Geeignete Druckerpresse zur gleichmäßigen Verteilung des Drucks auf die Druckunterlage.

    Damit war es nun möglich, Texte und Bücher in hoher Stückzahl bei gleichbleibender Qualität und zu erschwinglichen Preisen zu produzieren.


    -----


    In der heutigen Zeit dienen Bücher überwiegend der Unterhaltung. Anders im Mittelalter: dort waren Bücher in erster Linie Wissensspeicher. Nur was aufgeschrieben wurde, konnte man nachfolgenden Generationen weitergeben. Vor Gutenberg mussten Bücher jedoch in der Regel handschriftlich kopiert werden. Das war überaus mühsam und langwierig. Teilweise waren die Schreiber mehrere Jahre mit dem Erstellen einer Kopie beschäftigt. Dementsprechend teuer waren Bücher. Trotzdem war im späten Mittelalter die Nachfrage nach Büchern so groß, dass Schreib-Werkstätten der Nachfrage nicht mehr hinterher kamen.

    Vermutlich kennen die meisten den Film oder das Buch "Der Name der Rose". Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht die Bibliothek eines mittelalterlichen Klosters. In dieser Bibliothek arbeiten viele Mönche. Der Hauptjob dieser Mönche: Handschriftlich Bücher kopieren. Das zeigt die große Bedeutung von Büchern, und der große Aufwand der betrieben werden musste Bücher zu vervielfältigen. Die Klöster haben im Mittelalter entscheidend dazu beigetragen, dass Wissen erhalten und dokumentiert wurde.

    Ganz nebenbei: Den Film habe ich schon viele Male gesehen. Alleine schon wegen der überaus komplexen Kriminalhandlung. Ein weiterer Grund: die mittelalterliche Atmosphäre und das Leben in einem Kloster damals wird hier sehr gut eingefangen. Und: der Hauptdarsteller Sean Connery. Meiner Meinung nach sein bester Film.


    -----


    Von Johannes Gutenberg wissen wir eigentlich recht wenig. Sein Geburtsjahr ist unbekannt, 1400 ist eine Schätzung. Wie er aussah weiß man auch nicht, es gibt kein Portrait von ihm. Weder Briefe noch Unterschriften sind von ihm überliefert. Was wir wissen: er wurde in Mainz geboren. Durch Gerichtsakten ist bekannt, dass er irgendwann nach Straßburg gezogen ist, spätestens 1434. Aus diesen Akten lässt sich schließen, dass er ein streitbarer, energischer und durchsetzungsstarker Charakter mit ausgeprägtem Geschäftssinn war. Er klagte recht gerne und wurde oft selbst verklagt.

    In einem Prozess in dem Gutenberg verklagt wurde, wurde berichtet, dass er im Jahr 1439 Wallfahrtsspiegel aus einer Blei-Zinn-Legierung hergestellte hatte. Er hatte also damals bereits Erfahrung mit Blei-Zinn-Legierungen. In diesem Prozess war auch die Rede von einem neuen technischen Verfahren, allerdings ohne dass näher darauf eingegangen wurde. In den Protokollen von Zeugenbefragungen finden sich u.a. Aussagen zum Bau einer Presse mit speziellen technischen Details. Man kann also davon ausgehen, dass er sich in den Straßburger Jahren bereits intensiv mit Druck-Plänen beschäftigt hatte, und dass diese Pläne auch schon weit fortgeschritten waren. Druckwerke aus dieser Zeit sind aber nicht bekannt. Vermutlich war sein Verfahren da noch nicht ausgereift.

    Von 1441 bis 1444 wird Gutenberg mehrfach in den Steuerlisten der Stadt Straßburg aufgeführt. Spätestens 1448 lebte er aber wieder in Mainz, und baute dort eine Druckerwerkstatt auf. Er lieh sich dann vom Mainzer Kaufmann Johannes Fust 800 Gulden. Das war damals ein mittelgroßes Vermögen. Mit diesem Geld finanzierte er seine ersten Druck-Projekte. Später lieh er sich von Fust weitere 800 Gulden um Bibeln drucken zu können. Weil er die Kredite nicht vollständig zurückzahlen konnte, wurde er von Fust verklagt. Gutenberg verlor den Prozess, und musste die Druckerwerkstatt mit den fast fertigen Bibeln, die er als Sicherheit eingesetzt hatte, an Fust übergeben, der die Arbeit Gutenbergs zu Ende brachte. Fust führte mit Gutenbergs Mitarbeiter Peter Schöffer das Geschäft mit Erfolg weiter, während Gutenberg in sein Elternhaus zurückkehrte, um dort erneut eine Druckerei zu gründen.

    Das Wissen über Gutenbergs Leben stammt überwiegend aus diesen Gerichtsakten und städtischen Aufzeichnungen. Die technischen Druck-Details konnten größtenteils durch intensive Untersuchungen der überlieferten Druckwerke von Gutenberg sowie aus archäologischen Experimenten abgeleitet werden. Handbücher hierzu sind von Gutenberg nicht überliefert.


    -----


    Schon vor Gutenberg wurden in Europa Bücher mittels geschnitzter Holzplatten gedruckt. Es konnten damit mehrere identische Exemplare eines Drucks hergestelllt werden. Das Schnitzen dieser Holzplatten kann man sich aber als ziemlich aufwendig vorstellen. Ein Fehler, und man konnte wieder von vorne anfangen. Außerdem: Für jedes Druckwerk mussten neue Platten angefertigt werden. Das neue bei Gutenberg waren die beweglichen Buchstabenlettern, die schnell und flexibel angeordnet und für beliebige Druckstücke verwendet werden konnten. Wobei aber die Idee an sich nicht neu war. Damit wurde bereits experimentiert, was aber offensichtlich aus unterschiedlichen Gründen in der Praxis noch nicht funktionierte. Auch in China wurde bereits seit mehreren hundert Jahren gedruckt, zum Teil auch damals schon mit beweglichen Lettern. Möglicherweise hatte Gutenberg davon erfahren. Das aber ist Spekulation.

    Initial hatte Gutenberg also nicht viel neues erfunden. Er hatte eher einen praktischen Erfindergeist, verbunden mit einem ausgeprägten Geschäftssinn. Die Nachfrage nach einheitlichen Schriften in hoher Stückzahl war groß, vor allem in den immer zahlreicher werdenden Universitäten. Die ganz große Leistung von Gutenberg bestand nun darin, erstmalig den gesamten Druckprozess in allen Arbeitsschritten zu perfektionieren und praktikabel umzusetzen. Er hatte damit den modernen Buchdruck erfunden. Das grundsätzliche Verfahren blieb in den nachfolgenden 200-300 Jahren im wesentlichen unverändert. Das unterstreicht seine enorme Leistung.

    (Setzkasten mit Metall-Lettern und einem Winkelhaken mit dem die Lettern zusammengesetzt werden)

    Papier war damals allerdings noch keine Massenware. Bis zum 14. Jahrhundert musste in Mitteleuropa Papier aus Italien importiert werden, und war dementsprechend teuer. Erst Ende des 14. Jahrhundert wurde in Nürnberg die erste Papiermühle gebaut. Weitere Papiermühlen folgten. Gutenberg hatte auch mit Pergament experimentiert, was problemlos funktionierte. Er entschied sich dann allerdings überwiegend auf Papier zu drucken, auch weil dies inzwischen durch die neuen Papiermühlen billiger als Pergament war.


    -----


    Einer der frühen Druckwerke von Gutenberg waren Ablassbriefe. Diese wurden in hoher Stückzahl benötigt, und hatten immer den gleichen Text. Dadurch waren sie ideal für den Druck geeignet. Wenn man so will, waren dies die ersten Formulare der Geschichte. Nach der Zahlung eines gewissen Betrags, mussten sie lediglich unterzeichnet und zu einem Beichtvater gebracht werden, der daraufhin die Sündenstrafen erlies, abhängig von der Höhe des gezahlten Betrags. Unter dem Motto: "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt". Ablassbriefe waren damals ein gängiges Mittel, um einzelne Vorhaben zu finanzieren. Zu jener Zeit wurden damit die Kriege gegen die Türken finanziert.

    Das erste Großprojekt von Gutenberg war dann der Druck von Bibeln. Jede dieser Bibeln hatte einen Umfang von über 1000 Seiten. Er benötigte dafür weiteres Kapital, das er sich von Johannes Fust lieh. Er hatte sich allerdings verkalkuliert. Die Kosten liefen stark aus dem Ruder. Bei einem innovativen Großprojekt wie diesem waren die anfallenden Kosten schwierig einzuschätzen. Gutenberg legte großen Wert auf eine ästhetische Qualität der Druckwerke. Das alles kostete Zeit und Geld. Weil er angeblich das Geld auch für andere Druckprojekte verwendet hatte, wurde er schließlich von Fust verklagt. Mit Erfolg. Man kann davon ausgehen, dass Gutenberg zahlungsunfähig war. Er musste Fust die fast fertigen Bibeln und seine Druckwerkstatt überlassen.

    Die Gutenberg-Bibeln sind das bekannteste und bedeutendste Druckwerk Gutenbergs. Von diesen Bibeln wurden ca. 180 Exemplare gedruckt. Das war zu dieser Zeit eine enorme Anzahl. Bis dahin wurden Bibeln ausschließlich handschriftlich erstellt. Für eine einzelne Bibel benötigte ein fleißiger und akurater Schreiber mehrere Jahre, und war dementsprechend teuer. Von den Gutenberg-Bibeln existieren heute noch 49 Exemplare und gelten als eine der wertvollsten und schönsten Druckwerke der Geschichte. Teilweise sind diese Exemplare aber nur noch einbändig oder in Fragmenten erhalten. Eine vollständig erhaltene Ausgabe hat einen Wert von mehreren Millionen Euro.



    Weitere belegte Druck-Projekte von Gutenberg u.a.:

    • Wörterbücher
    • Lateinische Schulgrammatiken, sogenannte "Donaten", benannt nach dem römischen Autor Donatus, der sie verfasst hat. Es gab hierzu eine große Nachfrage von der wachsenden Anzahl der Studenten in den aufstrebenden Universitäten.
    • Türkenkalender: eine Warnung und Aufruf zum Kampf gegen die Türken, die 1453 Konstantinopel erobert hatten, und nach Mitteleuropa zogen. Diese Kalender waren für eine große Verbreitung gedacht.
    • Die Donaten und Kalender waren mit der selben Schrifttype gedruckt, die deswegen DK-Type genannt wurde.


    -----


    Der Buchdruck verbreitete sich rasend schnell. Allein in den deutschen Städten stieg die Zahl der Druckorte von 1470 bis 1480 von 17 auf 121. Bereits im 15. Jahrhundert wurden geschätzt über 15 Millionen Bücher gedruckt (Druckzahl, nicht unterschiedliche Bücher). Im 16. Jahrhundert bereits über 100 Millionen Exemplare. Und im 18. Jahrhundert über 1 Milliarde Exemplare.

    Im Mittelalter konnten außer Mönche, Priester und Gelehrte recht wenige Menschen lesen und schreiben (in den Städten natürlich mehr als auf dem Land). Der Zugang zu Büchern war begrenzt und beschränkte sich im wesentlichen auf Kloster- und Universitätsbibliotheken. Bücher waren ein absolutes Luxusgut, das sich nur wenige leisten konnten. Das änderte sich durch den Buchdruck gewaltig. Einzelne Bücher konnten nun in hoher Stückzahl produziert werden, hatten dadurch eine deutlich höhere Verbreitung, und wurden für immer mehr Menschen erschwinglich. Dadurch stieg die Anzahl der Leute, die lesen konnten. Und damit auch die Nachfrage nach weiteren Büchern. Man spricht von einer Demokratisierung des Wissens.

    Einer der ersten Erfolgsgeschichten waren gedruckte Flugblätter. Flugblätter konnten in großer Anzahl verbreitet werden und fanden vielseitige Anwendungen: Informationen, Meinungen, Propaganda, Bilder, Sensationen, religiöse Unterweisungen. Sie waren das Social Media der damaligen Zeit.

    Die Historiker sind sich überwiegend einig: ohne den Buchdruck wäre die Reformation nicht denkbar gewesen. Martin Luther konnte durch den Druck seine theologischen Schriften schnell und in großer Anzahl verbreiten. Seine Flugblätter gelangten in kürzester Zeit bis in die letzten Winkel des Reichsgebietes. Seine Bibelübersetzung wurde der erste deutsche Bestseller: über eine halbe Million Exemplare. Eine für damalige Verhältnisse gigantische Auflage!

    Heute geht das Kopieren von Schriftstücken denkbar einfach: ein Klick, und fertig ist eine digitale Kopie. Wenn man möchte: ein weiterer Klick an den Drucker. Welch ein Fortschritt!


    -----

    Im übrigen bin ich der Meinung, dass der Lach-Smiley ^^ als Reaktionstyp wieder möglich sein soll. :)