Spiel des Jahres / Kennerspiel des Jahres Orakel 2023

  • Findest du wirklich, dass ein Oscar für das beste Drehbuch nur mittels eines Kriterienkatalog verliehen werden darf, den man im Nachhinein überprüfen kann?

    Das widerspricht dem gesamten Sinn eines Jurypreises, die halt nach "Geschmack" verliehen werden. Nicht nach Überprüfbarkeit.
    Wie gesagt: Kein einziger Jury- oder Publikumspreis handhabt das anders!


    Man kann einen Oscar für das beste Drehbuch aber von einem Oscar für den besten Hauptdarsteller unterscheiden. Weil jeder weiß, was ein "Hauptdarsteller" ist und was ein "Drehbuch". Entsprechend sollte meines Erachtens zumindest klar kommuniziert werden, was überhaupt ein "Kennerspiel" ist. Schon daran fehlt es ja. Es geht ja nicht darum, den "Geschmack" der Jury zu überprüfen, sondern im ersten Schritt erstmal nur zu verstehen, was die Jury überhaupt auszeichnen will. Zumal Thygra ja meint, dass die Jury Spiele auf die Kennerspiel-Liste setzt, die selbst nach ihrer Meinung überhaupt keine Kennerspiele sind.


    Und nochmal: Du behauptest, Sinn jedes (!) Jurypreises sei es einzig und allein, unüberprüfbare Geschmacksentscheidungen zu treffen. Mich würde interessieren, wie Du darauf kommst. Kennst Du Jurys (ein Beispiel würde mir reichen), die mit dieser Begründung ihre Preise verleihen? Wieso soll es nicht Sinn eines Jury-Preises sein können, etwas deshalb auszuzeichnen, weil es wirklich gut ist, nicht nur deshalb, weil es zufällig den Geschmack der Jury trifft?

    Ich halte es jedoch für unsinnig zu fordern, diese Kriterien müssten öffentlich gemacht werden.

    Warum denn? Wieso soll Tranparenz denn "unsinnig" sein? Das verstehe ich nicht.

  • Zumal Thygra ja meint, dass die Jury Spiele auf die Kennerspiel-Liste setzt, die selbst nach ihrer Meinung überhaupt keine Kennerspiele sind.

    Nein, das meine ich nicht. Kannst du weiter oben gerne noch mal sorgfältig nachlesen.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Die Sache ist die ... So lange ein Rudel Sachverständiger, wie dieses Forum hier, Preisträger und Nominierte gut erraten kann, ist die Entscheidung nicht willkürlich und meisten der Sachverständigen haben die (weichen) Kriterien wohl erkannt.

    Prinzipiell ist das ja richtig. Aber spricht das dagegen, diese "weichen" Kriterien zu kommunizieren?


    Und: gerade was das "Kennerspiel" angeht, tappen auch die meisten Experten hier im Dunkeln. Ich habe zahlreiche Diskussionen auch bei Youtubern verfolgt, ob bestimmte Spiele in diese Kategorie gehören oder nicht. Das spricht dann wohl eher dafür, dass an dieser Stelle keiner so richtig weiß, wie und warum die Jury da abgrenzt.

  • Nein, das meine ich nicht. Kannst du weiter oben gerne noch mal sorgfältig nachlesen.

    Du hast geschrieben: "

    "Die Jury hält Arche Nova sicher nicht für ein Kennerspiel. (Sonst wäre es nominiert worden.) Aber da es offiziell keine "höhere" Kategorie gibt (egal ob diese Expertenspiel oder anders heißt), packt sie es halt mangels Alternative dort mit hinein."


    Also: die Jury "packt mangels Alternative" Spiele in die "Kategorie" Kennerspiel, die dort nicht hineingehören. Dass sie sie nicht nominiert, ändert ja nichts daran, dass sie sie in die "Kategorie packt", was wörtlich das ist, was Du geschrieben hast. Das setzt übrigens voraus, dass die Jury abgrenzbare Kriterien hat, was in diese "Kategorie" gehört und dass Du diese Kriterien kennst, denn sonst könntest Du das nicht behaupten.


    Und wieso Du Transparenz "unsinnig" findest, würde mich immer noch interessieren.

  • Prinzipiell ist das ja richtig. Aber spricht das dagegen, diese "weichen" Kriterien zu kommunizieren?


    Und: gerade was das "Kennerspiel" angeht, tappen auch die meisten Experten hier im Dunkeln. Ich habe zahlreiche Diskussionen auch bei Youtubern verfolgt, ob bestimmte Spiele in diese Kategorie gehören oder nicht. Das spricht dann wohl eher dafür, dass an dieser Stelle keiner so richtig weiß, wie und warum die Jury da abgrenzt.

    Ich glaube das Missverständnis ist, dass die Jury da nicht wirklich abgrenzt. Intern läuft es so, dass sie zuerst gucken, was auf die Listen gehört und erst dann zwischen Kennerspiel und Hauptpreis unterscheidet. Sprich: Quacksalber von Quedlinburg hätte in einem anderen Jahr eventuell sogar auf der anderen Liste stehen können.

  • Das spricht dann wohl eher dafür, dass an dieser Stelle keiner so richtig weiß, wie und warum die Jury da abgrenzt.

    Es gibt dafür auch keine klare Grenze, sondern nur eine fließende Grenze. Es ist IMHO unmöglich, eine solche Grenze zu definieren. Ich bin mir sicher, dass auch innerhalb der Jury hier nicht wenige Diskussionen geführt werden. Und manche Titel, die vor wenigen Jahren noch für den roten Pöppel bedacht wurden, würden heute vielleicht für den grauen Pöppel bedacht werden. Oder auch umgekehrt. Weil sich zum Beispiel die Sichtweise ändern kann, sobald neue Jurymitglieder hinzukommen oder bisherige Jurymitglieder aufhören. Und ich sehe nach wie vor nicht, was schlimm daran sein soll, dass sich solche Sichtweisen ändern.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Du hast geschrieben: "

    "Die Jury hält Arche Nova sicher nicht für ein Kennerspiel."

    Okay, dieser Satz war leider etwas zu verkürzt, sorry. Ich meinte damit im Kontext, was ich etwas früher schon mal geschrieben hatte: Die Jury hält Arche Nova sicher nicht für ein Spiel, das ein sinnvoller Kennerspiel-Preisträger wäre.

  • Da ist man ein Wochenende unterwegs und schon geht es wieder um Definitionen und warum keine Expternespiele für Unerfahrene Leute nominiert werden.


    Manche Leute wollen bewusst in der Zeitschleife sitzen.

    2 Mal editiert, zuletzt von krakos ()

  • Aber spricht das dagegen, diese "weichen" Kriterien zu kommunizieren?

    Nichts. Aber für mein Informationsbedürfnis wurde das auch ausreichend kommuniziert.

    gerade was das "Kennerspiel" angeht, tappen auch die meisten Experten hier im Dunkeln. Ich habe zahlreiche Diskussionen auch bei Youtubern verfolgt, ob bestimmte Spiele in diese Kategorie gehören oder nicht. Das spricht dann wohl eher dafür, dass an dieser Stelle keiner so richtig weiß, wie und warum die Jury da abgrenzt

    Würde ich anders interpretieren. Es spricht dafür, dass es in der Grauzone schwierig bzw. nicht offensichtlich ist. Und wenn wir ehrlich sind hat die Diskussions-bubble die Spiele oft eher in den Expertenrunden und nicht mit der Zielgruppe ausprobiert. Die Jury steckt da wahrscheinlich wesentlich mehr Beobachtungszeit mit den Zielgruppen rein. (Und aus meiner Erfahrung mit unerfahrenen Mitspielern kann ich deren Urteil oft gut nachvollziehen.)

  • Neben „klaren“ Kriterien wie - Regeln nicht zu lang, dabei verständlich, optische Präsentation, Art und Umfang des Materials kommen noch einige subjektive Eindrücke dazu wie - spielerischer Spannungsbogen baut sich auf, thematische Einbindung ist überwiegend vorhanden…

    Das ganze dann gepaart mit dem Bauchgefühl aus der Erfahrung der Jurymitglieder, Vergleich mit vorherigen Preisträgern, und schon ergibt sich ein nicht kategorisierbares „Regelwerk“ zur Wahl. Das diese wiederum nicht von jedem als beste Wahl wahrgenommen wird, liegt eben in den persönlichen Vorlieben/Abneigungen im Vergleich zu anderen.

    So betrachtet, ist es eigentlich ganz einfach… ;)

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Meiner Meinung nach ist die Entscheidung darüber, was ein Familien-, Kenner- oder Expertenspiel ist, eine rein subjektive und wird neben persönlichen Vorlieben auch dadurch bestimmt, ob man Gelegenheitsspieler, Vielspieler oder kompletter Neuling ist. Kriterien, ob harte oder weiche, können daher kaum bis gar nicht festgelegt werden.


    Ein BGG-Score z.B. ist mMn nicht repräsentativ, da die Menschen, die auf BGG eine Wertung hierzu abgeben, schon länger im Hobby verwurzelt sein dürften und deren Wahrnehmung eine andere sein dürfte als die von Nicht- oder Gelegenheitsspielern.


    Von daher finde ich die Entscheidung der Mitglieder der Jury, die wahrscheinlich auf Bauchgefühl, eigener Erfahrung, einer guten Kenntnis des aktuellen Jahrgangs und einer Vielzahl interner Diskussionen beruht, als absolut Legitim für die Entscheidung für das (K)SdJ, auch wenn ich persönlich das - auch in diesem Jahr - teils komplett anders sehe aus den oben genannten Gründen.

    Brettspiel-Keksperte

  • Ich hatte bisher auch den Eindruck, dass die Jury schon recht klar sagt, auf was es bei ihren Bewertungen ankommt. Wirklich messbar in 3 Nachkommastellen wird eine Jurybewertung aber niemals sein können, weil wir es mit Menschen zu tun haben, die immer auch eine gewisse Subjektivität und Emotionalität in die Bewertung einfließen lassen. (und das ist gut so, sonst könnte auch eine K.I. den Job übernehmen)

    Das bedeutet nicht, dass ich mit jeder Juryentscheidung einverstanden bin bzw. genauso entscheiden würde, aber das muss ich ja auch nicht. Trotzdem kann ich sie akzeptieren.


    Kann es sein, dass die "fehlende Trennschärfe" und "mangelnde Genauigkeit" nicht auf der Juryseite zu bemängeln ist, sondern auf der Seite, die die Juryentscheidung in Frage stellt?


    Vielleicht sollten dort zunächst Klarheiten geschaffen werden, die allgemeingültig überprüfbar sind und mit einer solchen Bewertungsskala, mit der sich ALLE einverstanden erklären kann man dann ja an die Jury herantreten und zeigen: So gehts. (das wird allerdings niemals der Fall sein, weil es unmöglich ist, es ALLEN Recht zu machen) ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von Mojoh ()


  • Der Oscar hat doch aber nicht denselben wirtschaftlichen Einfluss, das ist ja eben das Besondere am Spiel des Jahres.

    Welcher andere Jurypreis führt denn zu einem bis zum Faktor 100 gesteigerten Verkauf? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das bei den anderen Preisen so ist.


    (...) Sind die Jurymitglieder vogelfrei, obwohl der Preis einen so krassen wirtschaftlichen Einfluss hat?

    Nur am Rande – "vogelfrei" zu sein meint in etwa das Gegenteil von dem, was Du sagen willst; nämlich in etwa, daß jedermann die Jurymitglieder straffrei mißhandeln dütfte. :)

    Danke dir. :D

  • Welcher andere Jurypreis führt denn zu einem bis zum Faktor 100 gesteigerten Verkauf? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das bei den anderen Preisen so ist.

    Was kümmert das denn die Jury? Das ist doch nicht Oprah‘s Book Club! Und dass der Oscar die Filmeinnahmen oder die Gehälter der Gewinner nicht um Faktor 100* erhöht liegt vermutlich vor allem daran, dass die vorher schon alle auf hohem Niveau verdient haben. Bei Brettspielen gibt es eben eine große Schere zwischen Hobbynische und Massenprodukt.


    * Faktor 100 ist selbst für Spiel des Jahres-Gewinner nicht der Standard, oder?

  • Der Oscar hat doch aber nicht denselben wirtschaftlichen Einfluss, das ist ja eben das Besondere am Spiel des Jahres.

    Welcher andere Jurypreis führt denn zu einem bis zum Faktor 100 gesteigerten Verkauf? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das bei den anderen Preisen so ist.

    Eines der bekanntesten Beispiele für einen bedeutenden Anstieg der Verkäufe nach einer Oscar-Nominierung ist der Film "American Beauty". Dieser Film, der im September 1999 in begrenzter Anzahl von Kinos anlief und im Oktober desselben Jahres eine breite Veröffentlichung erhielt, hatte bis zum Zeitpunkt der Oscar-Nominierungen am 15. Februar 2000 bereits 75 Millionen Dollar in den USA eingespielt. In der Woche vor der Bekanntgabe der Nominierungen lief der Film nur noch in sieben Kinos und schien ausgelaufen zu sein. Dann wurde er am Wochenende des 18. Februar auf 1.287 Leinwände erweitert und spielte an diesem Wochenende weitere 5,6 Millionen Dollar ein. Es sprang plötzlich von Platz 54 in den Kinocharts zurück in die Top 10. Insgesamt hat der Film in Nordamerika 130 Millionen Dollar eingespielt, 43 % davon nach der Bekanntgabe der Nominierungen.

    Ja, nur 43% Steigerung aber sicherlich Zahlen von denen Brettspielverlage nur Träumen können ;)

  • Welcher andere Jurypreis führt denn zu einem bis zum Faktor 100 gesteigerten Verkauf? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das bei den anderen Preisen so ist.

    Was kümmert das denn die Jury? Das ist doch nicht Oprah‘s Book Club! Und dass der Oscar die Filmeinnahmen oder die Gehälter der Gewinner nicht um Faktor 100* erhöht liegt vermutlich vor allem daran, dass die vorher schon alle auf hohem Niveau verdient haben. Bei Brettspielen gibt es eben eine große Schere zwischen Hobbynische und Massenprodukt.


    * Faktor 100 ist selbst für Spiel des Jahres-Gewinner nicht der Standard, oder?

    Genau, das ist ja der große Unterschied. Dieser Jurypreis wirkt eben in der Brettspielbranche viel, viel, viel mehr als in anderen. Ich finde deshalb den Vergleich zu anderen Preisen etwas verkürzt, denn es spiegelt nicht den Einfluss des Spiel des Jahres wieder.


    Ich weiß nicht, was da der Standard ist, aber du hast es ganz gut getroffen: Spiel des Jahres macht aus einem Nischenprodukt ein Massenprodukt.

  • Der Oscar hat doch aber nicht denselben wirtschaftlichen Einfluss, das ist ja eben das Besondere am Spiel des Jahres.

    Ja, und? Was genau willst du damit sagen?

    Falls du meinst, die Jury müsse (noch) mehr Transparenz schaffen, nur weil ihr Preis einen wirtschaftlichen Einfluss hat, dann verstehe ich den Zusammenhang leider nicht. Das eine hat aus meiner Sicht mit dem anderen nichts zu tun.

  • Okay, ich begreife auch das der "Spiel des Jahres"-Titel zu einem erhöhten Verkauf des Spieles führt. Somit entsteht auch eine gewisse Grundverantwortung gegenüber der kulturellen Förderung des Spiels in Deutschland. Das ist natürlich eine Verantwortung die zwar ursprünglich nicht unbedingt beabsichtigt war, nun aber State of the Art ist, sozusagend.


    Ich kann die Forderung nach klaren Kritieren auch verstehen, aber ich finde schon das viele Spiele aus den bisherigen Norminierungen und Gewinner überwiegend keine schlechten Spiele sind. Ein paar Spiele habe ich auch, die ich gelegentlich immer noch gerne Spiele. Insofern, falls das hier irgendeine Befürchtung sein sollte, sehe ich hier keine Lobbyarbeit.


    Ich finde die beiden hier verhärteten Fronten gehen gar nicht aufeinander zu.

    Warum nicht den Mittelweg finden (die goldene Mitte)? Etwas mehr Transparenz auf der Website zur Methodik und Auswahl, ohne dabei sich festlegen zu müssen. Als Orientierungshilfe könnte man sowas bezeichnen. Auch vielleicht die Tatsache das wie hier schon beschrieben wurde es scharfe Grenzen nicht gibt, knallharte Zahl nicht ohne weiteres ermittelbar sind und irgendwann auch aus praktischer Hinsicht die Zeit es nicht erlaubt wirklich jedes ansehenswerte Spiel auszuprobieren. "Abgrenzung" wäre für mich auch ein Teil der Transparenz und Methodik.

  • Der Oscar hat doch aber nicht denselben wirtschaftlichen Einfluss, das ist ja eben das Besondere am Spiel des Jahres.

    Ja, und? Was genau willst du damit sagen?

    Falls du meinst, die Jury müsse (noch) mehr Transparenz schaffen, nur weil ihr Preis einen wirtschaftlichen Einfluss hat, dann verstehe ich den Zusammenhang leider nicht. Das eine hat aus meiner Sicht mit dem anderen nichts zu tun.

    Genau das will ich damit sagen. Es wäre doch z.B. schön, wenn klar wäre welches Spiel in welche Kategorie gehört, wenn ein Sieg in dieser Kategorie so ein Gewicht hat.

  • Naja, aber wenn jetzt jeder zusammenhangslos auflistet, was er oder sie schön fände, und was am Rande irgendwie mit Spielen zu tun hat, kommen wir hier auch nicht weiter.

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  • Die Analogie zum oscar funktioniert nicht. Der Oscar ist ein Prestige-Preis, der nur begrenzte immanente Auswirkungen auf den Filmerfolg hat, aber in der Branche quasi zur Beschäftigungsgarantie mit völlig neu ausgehandelten Gehältern führt. Keine Ahnung ob Menschen die das SdJ gewinnen hinterher mehr Prozente fürs Nachfolgespiel aushandeln können, aber das ist zumindest nicht der vordergründige Haupteffekt.

  • Ich bin niemand, der möchte (was auch vermessen wäre), dass bekannt gemacht wird, dass Spiel A 0,2 Punkte (mit welcher Einheit auch immer) vor Spiel B lag. Auch eine Maßzahl, die Kenner- von Familienspielen trennt, existiert allenfalls auf dem Papier. Eigentlich gar nicht.

    Aber, und an der Stelle wurde die Diskussion kontrovers, wenn es eine Kennerspiel-Liste gibt, gibt es auch eine KS-Zuordnung, wobei das Zustandekommen egal ist (bei Arche Nova stand indes außer Frage, dass es kein Familienspiel sein kann). Und wenn AN auf der )Empfehlungs-)Liste zum KdJ des Jahres steht, wird es erstmal als Kennerspiel eingestuft. Und wenn es dann sinngemäß heißt, dass die Jury niemals AN zum KdJ kührt, es also chancenlos ist, es also gar nicht in die Shortlist hätte schaffen können, warum dann Kennerspiel und irgendwie doch nicht?!


    Jeder hier weiß, warum in natura keine Nominierung erfolgt und jedes Kahr werden hier in den Prognosen auch Spiele in dieser Weise kategorisiert („zu komplex, allenfalls Empfehlungsliste“). Aber genau das ist doch das Inkonsistente.

    Die Frage ist, ob sich eine Jury, die ja gewisse Definitionen für SdJ und KdJ verbreitet, a) einem Spiel vom Typ AN doch a priori eine Chance auf den Titel einräumt (wissen wir eigentlich, dass dem nicht so ist?), b) einen Sonderpreis für solche Titel auf die Beine stellt oder c) es einfach gar nicht erst in die Auswahl nimmt.

    Ich kann wirklich prächtig mit dem aktuellen Status leben, aber finde es durchaus zulässig, dass man dies als methodischen Mangel bei der Auswahl kritisiert.

  • Ja, nur 43% Steigerung aber sicherlich Zahlen von denen Brettspielverlage nur Träumen können ;)

    Ich würde annehmen, dass eine Steigerung von 43% für einen Pöppelträger durchaus normal ist. Es gibt jedes Jahr so viele Spiele, die verramscht werden, weil sie nicht in den Umlauf kommen. Für den durchschnittlichen Käufer bei Müller / Kaufhof ist die Qualität des Spieles ja erstmal nicht ersichtlich. Da steht ein "Living Forest" direkt neben einem andern Spiel. Wenn beide Cover ähnlich schön sind, kauft man halt das mit Pöppel.

  • Die Analogie zum oscar funktioniert nicht. Der Oscar ist ein Prestige-Preis, der nur begrenzte immanente Auswirkungen auf den Filmerfolg hat, aber in der Branche quasi zur Beschäftigungsgarantie mit völlig neu ausgehandelten Gehältern führt. Keine Ahnung ob Menschen die das SdJ gewinnen hinterher mehr Prozente fürs Nachfolgespiel aushandeln können, aber das ist zumindest nicht der vordergründige Haupteffekt.

    Gerade DU solltest wissen, welche enorme Wirkung der Oscar und andere Filmpreise auf kleinere Titel mit geringem Werbebudget hat. Wundert mich eigentlich, dass du das nicht tust. Oder den Vergleich falsch verstanden hast. Ich weiß auch gar nicht, warum du das auf die Teilnehmer und ihre Beschäftigungsverhältnisse beschränkst - manchmal hast du eine seltsame Verengung, wenn es um Filme geht. :)


    Es gibt zahlreiche Low-Budget, fremdsprachige oder Dokumentarfilme, die ohne ihre Erwähnung bei den Oscars niemals auch nur annähernd so viele Einnahmen bzw. Verkäufe generiert hätten wie mit. Auch deshalb stecken kleine Produktionsfirmen so viel geld in das Campaigning: Weil das Outcome durch eine Nominierung, ganz zu schweigen von einem Gewinn eines Preises, deutlich höher ist, als wenn man das Geld direkt in Marketing versenkt.


    Der Vergleich funktioniert also ganz hervorragend.

    3 Mal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • Rot oder anthrazit? Spiele im Grenzbereich
    Kennerspiel? Oder nicht? Jurymitglied Udo Bartsch über den schmalen Grat bei der Entscheidung.
    www.spiel-des-jahres.de

    Hilft dieser Artikel bei der Beantwortung der Frage, welche Kriterien die Jurymitglieder verwenden?


    Außerdem veröffentlicht die Jury regelmäßig die Kritikerrundschau. Hier bzw. in den in den Fußnoten verlinkten Kritiken finden sich viele Hinweise auf die Kriterien, die die Jurymitglieder verwenden, auch in Hinblick auf die Zielgruppe eines Spiels.

  • Nico
    Archibald Tuttle


    Hier auch nochmal dazu:


    https://www.washingtonpost.com/arts-entertainment/2021/04/16/oscars-academy-award-significance/

    Zitat

    Box-office returns are where the awards ripple effect can be most easily measured; distributors often rerelease films after contenders are announced, taking advantage of their newfound ability to slap an Oscars tag on the posters (or on the packaging for home video releases, back in the day). Barry Jenkins’s “Moonlight,” which at $22 million in domestic ticket sales was one of the lowest-grossing best-picture winners ever, benefited from a considerable Oscars bump; it made $2.3 million more the weekend after the dramatic 2017 ceremony (during which the wrong recipient was announced).


    Although A24, the studio behind “Moonlight,” had attracted the likes of Sofia Coppola and Gus Van Sant before the “Moonlight” win, the Academy Awards can be game-changing for companies of that size. A24 carved out a place for itself in the industry after that night. The same has already been said of Neon, the indie distributor behind Bong Joon-ho’s best-picture winner “Parasite,” which boasted a successful expanded release in the weeks before the coronavirus pandemic shut down theaters.


    Just as the Oscars can “make the studio a more favorable landing place for agents and writers and producers,” said longtime awards consultant Tony Angellotti, they can “make something of a little-seen picture, and make it more important by virtue of the fact that it’s been recognized by this body of industry professionals. But that’s the end of the story there. Where it goes beyond that is up to the agents and everyone who can parlay their talents into different careers.”

    Und hier noch etwas Zusatzlektüre:


    Oscar nominations often lead to boost in movie revenues - The Boston Globe
    Winning an Oscar, or even just being nominated for one, is about much more than just reaping Hollywood bragging rights.
    www.bostonglobe.com

    Zitat

    Nominations can be worth tens of millions of dollars

    Related

    ‘Spotlight,’ ‘The Revenant’ among top Oscar contendersRachel McAdams slept through Oscar nominations
    Research firm IBISWorld analyzed data from 2006 through 2010, and found that the average best picture Oscar winners saw a bump of 22.2 percent, or $20.3 million in box office revenue after being nominated.

    The movies received another 15.3 percent, or $14 million, boost after winning an Oscar.


    The Other Reason Everyone Wants To Win Oscars - Fluance® Blog

    Zitat

    According to an IBISWorld analysis movies on average make 50.2% before nominations, 31.8% during nominations and 18.1% after winning the award. This is based on movies that won an Oscar between 2008 and 2012. In another study, IBISWorld found that an Oscar award for best picture boosted a film’s revenue by 22%.


    A box-office analyst explains how the Oscars impact a movie's earnings, and what film got one of the biggest bumps in recent memory
    The question is often raised of whether Oscar nominations can boost a movie's box office, but the answer is more complicated than a 'yes' or a 'no.'
    www.businessinsider.com

    Zitat

    'American Beauty' surged at the box office after gaining major Oscar nominations

    "American Beauty" — which opened in limited release in September, 1999 and received a wide release that October — had earned $75 million domestically by the time Oscar nominations were announced on February 15, 2000. It wasn't bad for a movie made on a $15 million budget (before inflation), but it was only in seven theaters the week before the announcement and had all but stalled.

    Then it expanded to 1,287 theaters the weekend of February 18 and grossed another $5.6 million over that weekend, its 24th in theaters, according to Comscore. It suddenly jumped from 54th in the box-office rankings back into the top 10. It went on to make $130 million in North America, 43% of which came after nominations were announced.

    Einmal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • Das beschreibt doch genau das, was Archibald Tuttle gesagt hat: relativ überschaubarer Effekt für den Film an sich (hier: nochmal 10% mehr am Wochenende nach den Oscars) und dann aber großer Effekt für zukünftige Arbeit, in dem Fall am Studio A24 illustriert.

  • Das beschreibt doch genau das, was Archibald Tuttle gesagt hat: relativ überschaubarer Effekt für den Film an sich (hier: nochmal 10% mehr am Wochenende nach den Oscars) und dann aber großer Effekt für zukünftige Arbeit, in dem Fall am Studio A24 illustriert.

    Ich hab inzwischen noch ein paar Artikel nachgerüstet. :)


    Außerdem weiß ich auch immer noch nicht, warum der Vergleich angeblich nicht passen soll, wenn es kleine Studios wie A24 gibt, die allein aufgrund ihrer Oscarerfolge überhaupt so "groß" geworden sind, wenn man beim SdJ sehr leicht mit kleinen Verlagen wie Feuerland oder Strohmann argumentieren kann, für die der Preis exakt dasselbe tut.


    Edit: Und es sind nochmal 10 Prozent der bisherigen Einnahmen AN EINEM WOCHENENDE!
    Das nennst du "relativ überschaubar"??? :/

    3 Mal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • Ich hab inzwischen noch ein paar Artikel nachgerüstet. :)


    Außerdem weiß ich auch immer noch nicht, warum der Vergleich angeblich nicht passen soll, wenn es kleine Studios wie A24 gibt, die allein aufgrund ihrer Oscarerfolge überhaupt so "groß" geworden sind, wenn man beim SdJ sehr leicht mit kleinen Verlagen wie Feuerland oder Strohmann argumentieren kann, für die der Preis exakt dasselbe tut.

    Das ist eine andere Analogie, und die finde ich tatsächlich passend. Die großen Studios selbst lächeln eher über die finanziellen zugewinne der Oscarfilme und erfreuen sich eher an zukünftiget Vermarktungsunterstützung, und die beteiligten freuen sich über bessere paychecks. Und sorry, aber ich glaube in der Materie bin ich nach 15 Jahren Forschung zu Blockbustern etwas tiefer drin als ein paar Zeitungsartikel die eher auf Boxoffice schauen denn auf die Effekte hinter den Kulissen.


    P.s. das ganze müsste auch historisiert werden. Die Academy Awards hatten in einer Zeit, wo wiederaufführungen im Kino an der Regel waren, auch aufs Box Office andere Auswirkungen. Heute hat es eher etwas damit zu tun, filme fürs streaming attraktiver zu machen.

  • https://www.spiel-des-jahres.d…t-spiele-im-grenzbereich/

    Hilft dieser Artikel bei der Beantwortung der Frage, welche Kriterien die Jurymitglieder verwenden?


    Außerdem veröffentlicht die Jury regelmäßig die Kritikerrundschau. Hier bzw. in den in den Fußnoten verlinkten Kritiken finden sich viele Hinweise auf die Kriterien, die die Jurymitglieder verwenden, auch in Hinblick auf die Zielgruppe eines Spiels.

    Vielen Dank für den Artikel. Aber, nein, zumindest mir hilft er nicht wirklich, da der Grenzgang rot/anthrazit für mich insofern kein Thema ist und ich die Herausforderung für die Jury absolut nachvollziehen kann, letztlich führen deren Kategorisierungsprozesse zumeist zu einem für die meisten Konsumenten guten Ergebnis. Und wenn einmal nicht, so what. Die Jury entscheidet und nicht das Publikum.

    Für mich geht es aber um den die Extreme bei den Kdj, wie oben angeführt.

  • 20%, 40%, das sind doch ganz andere Zahlen als ein Spiel des Jahres..ganz andere Größenordnung.

  • 20%, 40%, das sind doch ganz andere Zahlen als ein Spiel des Jahres..ganz andere Größenordnung.


    "Ganz andere Größenordnung"?


    Wenn die Jury ein Micro Macro, Flügelschlag, Exit oder Azul auszeichnet, sind es sehr sicher weniger als 20%.

    Wenn die Jury ein Paleo auszeichnet, sind es recht sicher um die 20-40%.

    Wenn die Jury ein Spiel auszeichnet, das vorher gar nix gerissen und niemanden interessiert hat, sind es sicher mehr als 40%.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Vielen Dank für den Artikel. Aber, nein, zumindest mir hilft er nicht wirklich, da der Grenzgang rot/anthrazit für mich insofern kein Thema ist und ich die Herausforderung für die Jury absolut nachvollziehen kann, letztlich führen deren Kategorisierungsprozesse zumeist zu einem für die meisten Konsumenten guten Ergebnis. Und wenn einmal nicht, so what. Die Jury entscheidet und nicht das Publikum.

    Für mich geht es aber um den die Extreme bei den Kdj, wie oben angeführt.

    Ich glaube dann solltest du es so sehen: Alle Spiele, die nicht zum Kinderspiel oder der Hauptkategorie gehören sind Kennerspiele. Aber das was du als Expertenspiel bezeichnest, wird für den Preis nicht berücksichtigt, da es die Meisten überfordert. Es sind also Kennerspiele, aber nach den Kriterien der Jury deshalb nicht auszeichnungswürdig genug. Ich weiß nicht, ob ich hiermit Recht habe, aber für mich ergibt das am meisten Sinn.

  • Aber das was du als Expertenspiel bezeichnest, wird für den Preis nicht berücksichtigt, da es die Meisten überfordert.

    Und trotzdem wird es empfohlen? Den Vielspielern muss man ja nichts empfehlen, die sind nicht die Zielgruppe. Und die Zielgruppe hat die Empfehlung bekommen, Arche Nova zu kaufen, auch wenn sie überfordert ist?

    Da ergibt doch keinen Sinn?!

  • "Von den „Verlierern“ gehen vielleicht 10 000 Exemplare über die Ladentheke – bei den Gewinner können es 100 000 werden."


    "Ab 30.000 verkauften Exemplaren gilt ein Spiel als Erfolg", sagt Brunnhofer. Das entspricht einer Einnahme von 18.000 Euro für den Autor. Wirklich viel bringen die "Spiele des Jahres". Die verkaufen sich laut Brunnhofer mindestens 300.000 Mal. "Der normale Verbraucher kauft sich häufig nur ein Spiel pro Jahr, kurz vor Weihnachten - und das ist dann eben das Spiel des Jahres", sagt er.

    Das Ass im Ärmel
    Spiele-Autor ist ein Traumberuf für leidenschaftliche Tüftler, doch nur wenige können davon leben. Es sei denn, sie landen einen Bestseller. Doch der muss das…
    www.sueddeutsche.de


    Die Auflagezahl von Micro Macro war ja ohnehin schon krass, bei den anderen kenne ich keine Zahlen.


    _____________________


    PeterRustemeyer : Ich will dir da nicht widersprechen, wenn du da einen besseren Überblick hast. Das sind so die Zahlen, die so rumgeistern.. 20-40% klingt da doch recht wenig.

    Wobei die Zahlen fürs Kennerspiel sicherlich deutlich geringer sind als für das Spiel des Jahres.

    Einmal editiert, zuletzt von Nico ()

  • Aber das was du als Expertenspiel bezeichnest, wird für den Preis nicht berücksichtigt, da es die Meisten überfordert.

    Und trotzdem wird es empfohlen? Den Vielspielern muss man ja nichts empfehlen, die sind nicht die Zielgruppe. Und die Zielgruppe hat die Empfehlung bekommen, Arche Nova zu kaufen, auch wenn sie überfordert ist?

    Da ergibt doch keinen Sinn?!

    Mit folgender Sichtweise gibt das doch Sinn:


    Der Kennerspielpreis ist für Leute mit etwas Spielerfahrung gedacht, die auch gerne mal etwas „schwierigeres“ als Familienspiele kennen lernen wollen, oder einfach gerne den nächsten Schritt im Bereich der Komplexität machen wollen. Deswegen werden für das Kennerspiel des Jahres immer auch 3 Spiele genommen, die diesen Ansprüchen gerecht werden. Aufmerksamkeit bekommt ja vor allem der Preisträger und in einem reduzierten Maße auch die beiden anderen nominierten Spiele.


    Auf der Empfehlungsliste können hingegen auch schwierigere Spiele landen, die die Jury für besonders gut hält (aber nicht gut genug für einen Sonderpreis) und die den nächsten Schritt in Richtung Komplexität gehen. Diese Spiele haben deswegen zwar keine Chance auf das Kennerspiel des Jahres, aber sollen trotzdem für die eine Zielgruppe genannt werden, die gerne Kennerspiele spielt und schon aktiv auf der Seite der Jury oder eben im Netz nach den zusätzlichen Empfehlungen auf dieser Liste sucht. Diese Leute schauen nicht nur nach dem eigentlichen Preis, sondern machen sich die Mühe und gehen auf die Suche nach weiteren Spielen anhand der Liste. Für diese Gruppe ist dann eben auch ein Arche Nova auf der Empfehlungsliste.