Effizient (Schnell/Einfach) Malen für Brettspiele (Sundrop, Speedpaints, reguläre Farben)

  • Hi,


    Vorwort

    Da dies ein Brettspielforum ist, fällt mir desöfteren auf, dass gerade bezüglich dem Bemalen von unseren Miniaturen immer wieder der Wunsch nach "Schnell und Einfach" aufkommt. Ich bin dabei nicht immer mit den darauffolgenden Empfehlungen einverstanden und ich dachte mir, ich fasse mal meine Gedanken hier in einem neuen Thread zusammen um dem ein oder anderen Neueinsteiger zu helfen oder auch erfahrenen Personen ein paar Konzepte zu erklären.


    Hintergrund

    Ich habe derzeit ca. 400 Miniaturen bemalt und würde mich als ambitionierten Brettspielmaler bezeichnen. Ich versuche effizient zu malen und gebe mir bei Brettspielfiguren fast nie 100% Mühe, weil das die meisten Figuren nicht Wert sind. Malen ist bei mir kein eigenes Hobby, d.h. ich bemale nur Brettspiele und keine Figuren (Büsten, Displayminiaturen, etc.) dediziert fürs malen. Ich versuche mich immer grob an der Artwork zu halten, weil es für mich keine Kunstwerke, sondern Spielfiguren sind und daher auch eine Funktion erfüllen muss (Erkennbarkeit mit Symbolen sowie Artwork im Spiel, gute Unterscheidbarkeit der Fraktionen, deutliche Zuordnung von Figur zu Fraktion, usw.). Hier ein paar Beispiele, das ist kein "Best of" sondern eher einfach ein aktueller Ausschnitt, sodass ihr mein durchschnittliches Niveau bezüglich Technik und Mühe/Aufwand einschätzen könnt:


    1. Farbbasics

    Ich werde kurz (!) ein paar Basics erklären um mich später darauf beziehen zu können. Wenn ich über Farben rede, prägt euch folgende Begriffe ein:

    Sättigung: Wie intensiv eine Farbe ist.
    Helligkeit: Wie hell/dunkel eine Farbe ist.
    Farbton: Welche Farbe die Farbe hat (Rot, Grün, Blau)


    Hier als Farbton (Hue), Sättigung (Saturation) und Helligkeit (Luminance oder Value) als Verläufe:


    1.1 Reguläre Acryl Miniatur Farben

    Beim bemalen von Miniaturen nutzen wir Acrylfarben (wasserlösliche Farben mit Acryl als Bindemittel) mit sehr feinem Pigment. Wir können keine günstigen regulären Acrylfarben benutzen, weil die Pigmente zu grob gemahlen sind für kleine Miniaturen und im Gegensatz zu Modellbau benutzen wir keine Farben auf Enamel- oder Ölbasis. Das ist einerseits historisch (Citadel von Games Workshop ist Acryl), andererseits weil es für Anfänger einfacher ist (Lösungsmittel ist Wasser, ungiftige Pigmente, etc.).


    Die typischen Empfehlungen in Deutschland sind Vallejo Game/Model Color, AK Interaktive 3rd Gen und Pro Acryl. Citadel ist deutlich teurer als die genannten 3 ohne Qualitativ besser/schlechter zu sein und daher weniger zu empfehlen, aber die meisten Tutorials nutzen Citadel. Army Painter Warpaints haben zu Recht hat einen schlechten Ruf.


    Wenn ihr (Citadel) Tutorials folgen wollt mit anderen Marken, nutzt diese Equivalenztabelle:

    awesome-paint-color-comparison-chart.xlsx
    Quelle: https://tangibleday.com/miniat…sion-chart-download-link/


    1.2. Speedpaints: Contrast, Speedpaints und XpressColor

    Es gibt neue Farben die andere physikalische Eigenschaften haben (Viskosität, Haftung, Oberflächenspannung, etc.) und damit versuchen Highlights (helle Stellen), Midtones (mittlere Stellen) und Schatten (dunkle Stellen) mit nur einer Farbschicht zu erreichen. Dies wird erreicht, in dem die Farben von Erhebungen wegziehen und sich in Vertiefungen sammeln. Da die Farben halbtransparent (also nicht deckend) sind, hinterlässt dies helle, mittlere und dunkle Stellen auf strukturieren Oberflächen:


    An der Erhebung ist die rote Farbe ziemlich dünn, d.h. die weiße Grundierung scheint viel durch und es ist ziemlich hell. Am Hang ist die Farbe mitteldeck und erscheint dadurch Rot. In der Vertiefung ist die Farbe dunkel und Tiefrot, d.h. man hat mit einer Schicht Highlights, Mitteltöne und Schatten. Wichtig dabei, an den hellen Stellen nimmt sowohl Sättigung ab als helligkeit zu, d.h. man hat ein wenig intensives helles Rot. In den Tiefen hat man stattdessen ein intensives dunkles Rot


    2. Techniken


    Ein kurzer Überblick über die beiden wichtigsten Maltechniken.


    2.1 Layering

    Hier bereitet man verschiedene Farben auf der (Nass-)Palette vor und trägt diese dann Schicht für Schicht auf um einen Farbverlauf von Hell nach Dunkel manuell zu malen.


    An diesem Umhang wird gut gezeigt, dass man über eine schwarze Grundierung einfach erstmal dunkelrot deckend aufträgt (Schritt 1). In Schritt 2 malt man dann nur noch "am Hang" sowie bei den "Erhebungen" und bekommt dadurch einen leichten Helligkeitsverlauf. In Schritt 3 lässt man dann den Hang komplett aus und malt nur noch an die Erhebungen um mehr Kontrast zu erzeugen.

    Quelle: https://www.redgrassgames.com/…raldez-for-redgrassgames/


    Beachtet hierbei, dass sowohl die Tiefen als auch die Erhebungen jeweils satte Farben haben (im Gegensatz zu Speedpaints).


    2.2 Trockenbürsten

    Beim Trockenbürsten (Drybrushing) nimmt man einen zu großen Pinsel und versucht ein Großteil der Farbe wieder zu entfernen. Wenn es kaum noch Farbabtrag auf einer Kücherolle gibt, nimmt man den zu großen Pinsel und bürstet (oft nur in einer Richtung) über die Miniatur um nur den Erhebungen eine (hellere) Farbe zu verpassen. Hier eine weitere (grauenvolle 8o ) Skizze:


    Hier das Ergebnis von weißem Trockenbürsten auf einer dunkelgrauen Grundierung:


    2.3 Sundrop

    Sundrop bescheibt miniaturen die einfarbig bemalt werden mit Speedpaints um die Details hervorzuheben.


    Hier in Grau:


    Hier in Sundrop (kommerziell von Awaken Realms in der Fabrik):


    3. Effizient Malen


    Als letztes noch ganz kurz Definitionen für effizientes malen:

    Schnell: Bestmögliches Ergebnis in der kürzest möglichen Zeit (d.h. für ungeduldige)
    Einfach: Ergebnis mit Schritten die schnell zu erlernen sind (d.h. für Anfänger).
    Simpel: Ergebnis mit einer minimalen Anzahl Schritten (wenige aber evtl. komplexe Schritte, nix für Anfänger)

    Qualität: Qualität des Malergebnis, d.h. ob viele verschiedene Farbabstufungen, visuell interesant, usw.


    3.1. Effizient Malen für Anfänger


    Wenn man keine Erfahrung mit dem Malen hat, sollte man mit diesen Schritten anfangen.


    3.1.1. Sundrop

    Sundrop ist schnell, einfach und simpel. Aufgrund der einzelnen Farbe, ist das Ergebnis aber qualitativ am schlechtesten. Circa 3 min pro Figur.

    1. Kauft Citadel Contrast Paints (teuer), Armypainter Speedpaints (billiger) oder Vallejo XpressColor (billiger)
    2. Grundiert die Figur in Weiß (Citadel Corax White, Armypainter Color Primer White) aus der Sprühdose. 30 min trocknen lassen.
      (15cm Abstand, Dose muss Handwarm sein (warmes Wasserbad) und eine (!) Schichte dünn (!) auftragen)
    3. Eine mitteldicke Schicht der Farbe über die ganze Miniatur.
    4. Zu große Pfützen mit trocknem Pinsel aufsaugen und an Küchenrolle abstreifen.
    5. 6 Stunden trocknen sowie abbinden lassen (Acryl bindet weiter ab, auch wenn visuell trocken)
    6. Versiegelt die Miniatur mit Klarlack (Ak Interactive protective varnish spray) aus der Sprühdose.
      (6 Stunden trocknen verhindert reaktivierung bei allen Speedpaints)

    3.1.2. Colorblocking

    Colorblocking ist simpel und einfach aber nicht schnell oder qualitativ. Circa 20-30 min pro Figur.


    Man nutzt ein paar reguläre Farben um jedes Element der Figur anzumalen, allerdings ignoriert man Licht und Schatten komplett. So werden die meisten Figuren in einer Fabrik (Mage Knight, Mechs vs Minions, etc.) bemalt:

    1. Kauft Citadel Paints (teuer), Vallejo Game Color / Model Color (billiger) oder AK Interactive 3rd Gen (billiger) oder Pro Acryl (billiger).
    2. Packt Edelstahlkugeln in jede Farbe, damit man einfacher Schütteln kann
      https://www.pk-pro.de/Agitatorkugeln
    3. Grundiert die Figur in Weiß (Citadel Corax White, Armypainter Color Primer White) aus der Sprühdose. 30 min trocknen lassen.
      (15cm Abstand, Dose muss Handwarm sein (warmes Wasserbad) und eine (!) Schichte dünn (!) auftragen)
    4. Farbe gut durchschütteln. DaVinci Pinsel aus der Serie 1570 (3 x Größe 2 und 1 x Größe 0) kaufen.
    5. 2 Anteile Farbe mit 1 Anteil Wasser mischen
    6. Malt in einer deckenden Schicht jedes Element (Hautfarbe für Haut, Braun für Lederbeutel und Schuhe, usw.). Wenn nicht ganz deckend dann einfach zweite Schicht auftragen (nicht Wasser wegnehmen!)
    7. 6 Stunden trocknen sowie abbinden lassen (Acryl bindet weiter ab, auch wenn visuell trocken)
    8. Versiegelt die Miniatur mit Klarlack (Ak Interactive protective varnish spray) aus der Sprühdose.
      (6 Stunden trocknen verhindert reaktivierung bei allen Speedpaints)

    Ich würde Colorblocking über Sundrop empfehlen, da es man als Spielfiguren besser nutzen kann. Man kann Helden besser unterscheiden, da sie deutlich näher am Artwork sind. Fraktionen sind nicht alle "grüne Blobs", sondern die einzelnen Einheiten sind visuell klarer voneinander getrennt. Die Funktionalität ist einfach deutlich höher als bei Sundrop, dafür investiert man halt etwas mehr Zeit. Weiterhin lernt man Umgang mit Pinsel und Farben, sodass man im Laufe der Zeit sich weiter entwickeln kann (sofern man das möchte).


    Nutzt auf gar keinen Fall Speedpaints für Colorblocking als Anfänger. Ich schreibe später noch genau warum.

  • 3.2 Effizient Malen für Fortgeschrittene


    Wenn man 30+ Miniaturen bemalt hat, hat man Erfahrungen gesammelt und kann sich an folgenden Techniken versuchen. Alternativ können natürlich die eigenen Ansprüche höher liegen und man steigt hier ein.


    3.2.1 Colorblocking mit Wash und Drybrushing



    Links eine Figur mit der Technik nach ca. 2 Jahren, rechts eine Figur als Anfänger


    Traditioneller zweiter Schritt
    Circa 40 min pro Figur

    1. Kauft Citadel Paints (teuer), Vallejo Game Color / Model Color (billiger) oder AK Interactive 3rd Gen (billiger) oder Pro Acryl (billiger).
    2. Packt Edelstahlkugeln in jede Farbe, damit man einfacher Schütteln kann
      https://www.pk-pro.de/Agitatorkugeln
    3. Grundiert die Figur in Weiß (Citadel Corax White, Armypainter Color Primer White) aus der Sprühdose. 30 min trocknen lassen.
      (15cm Abstand, Dose muss Handwarm sein (warmes Wasserbad) und eine (!) Schichte dünn (!) auftragen)
    4. Farbe gut durchschütteln. DaVinci Pinsel aus der Serie 1570 (3 x Größe 2 und 1 x Größe 0) kaufen.
    5. 2 Anteile Farbe mit 1 Anteil Wasser mischen
    6. Malt in einer deckenden Schicht jedes Element (Hautfarbe für Haut, Braun für Lederbeutel und Schuhe, usw.). Wenn nicht ganz deckend dann einfach zweite Schicht auftragen (nicht Wasser wegnehmen!)
    7. Hellere Farbe auf großen weichen Pinsel auftragen (große 1€ Make-Up Pinsel)
    8. Farbe an Küchenrolle abstreifen bis kaum noch Farbe auf Pinsel (Klassischer Fehler: Noch zu viel Farbe auf Pinsel)
    9. Mit sanftem Druck über gewünschte Stelle rubbeln
    10. Schwarzen oder Dunkelbraunen Wash in einer Schicht auftragen (Vallejo Game Color Wash Set, Citadel Nuln Oil, Citadel Agrax Earthshade)
    11. Zu große Pfützen mit trocknem Pinsel aufsaugen und an Küchenrolle abstreifen.
    12. 6 Stunden trocknen sowie abbinden lassen (Acryl bindet weiter ab, auch wenn visuell trocken)
    13. Versiegelt die Miniatur mit Klarlack (Ak Interactive protective varnish spray) aus der Sprühdose.
      (6 Stunden trocknen verhindert Reaktivierung bei allen Farben)

    Durch den Wash und das Trockenbürsten bekommt die Figur hellere und dunklere Stellen, dadurch sieht sie deutlich besser und interessanter aus. Mit diesen simplen Techniken muss man immer noch nicht viel Erfahrung mitbringen, da das Trockenbürsten und der Wash ein Großteil der Arbeit übernimmt. Man lässt die dreidimensionale Struktur für einen Arbeiten. Der Wash zieht in die Vertiefungen und gibt dort Schatten, d.h. dunkelt die Farben ab, entsättigt sie und verschiebt den Farbton (falls Wash braun). Die Erhebungen werden automatisch beim Trockenbürsten getroffen


    3.2.2. Colorblocking mit Speedpaints und Trockenbürsten (Slap Chop)





    Die derzeitig beliebteste Maltechnik, bei denen Speedpaints für Colorblocking und Trockenbürsten als extra Kontrastboost benuzt werden.
    Circa 25 min pro Figur (Hässlich) oder 50 min pro Figur (Besser).

    1. Kauft Citadel Contrast Paints (teuer), Armypainter Speedpaints (billiger) oder Vallejo XpressColor (billiger)
    2. Grundiert die Figur in Schwarz (Citadel Chaos Black, Armypainter Color Primer Black) aus der Sprühdose. 30 min trocknen lassen.
      (15cm Abstand, Dose muss Handwarm sein (warmes Wasserbad) und eine (!) Schichte dünn (!) auftragen)
    3. Helle Farbe auf großen weichen Pinsel auftragen (große 1€ Make-Up Pinsel)
      1. Empfehlungen für warme Töne: Sandfarben, Hellbeige, Knochenfarbe, Ice Yellow
      2. Empfehlungen für kalte Töne: Fast weißes Blaugrau
    4. Farbe an Küchenrolle abstreifen bis kaum noch Farbe auf Pinsel (Klassischer Fehler: Noch zu viel Farbe auf Pinsel)
    5. Mit sanftem Druck über gesamte Miniatur rubbeln. Dabei mehr Fokus (zweite Schicht) auf Schultern und Kopf.
    6. Speedpaint unverdünnt auf trockene Palette (nur Vallejo Xpress Color ist für eine Nasspalette geeignet)
    7. Vorsichtig und präzise jedes Element in der entsprechenden Farbe anmalen
    8. Zu große Pfützen mit trocknem Pinsel aufsaugen und an Küchenrolle abstreifen.
    9. 6 Stunden trocknen sowie abbinden lassen (Acryl bindet weiter ab, auch wenn visuell trocken)
    10. Versiegelt die Miniatur mit Klarlack (Ak Interactive protective varnish spray) aus der Sprühdose.
      (6 Stunden trocknen verhindert Reaktivierung bei allen Farben)

    Ähnlich wie die vorherige Technik entstehen hierdurch hellere und dunklere Stellen, was dazu führt das die Figur deutlich besser aussieht. Leider ist diese Technik überhaupt nicht für Anfänger geeignet und dauert auch länger als reguläre Farben + Drybrush + Wash. Zu letzt ist das Ergebnis auch noch schlechter, da die helle Stellen ihre Sättigung verlieren und im Schatten unnatürlich gesättigt sind.


    Hier als Skizze warum Fehler nicht direkt korrigiert werden können und wie weniger Sättigung aussieht


    Und hier ein Vergleich wieviele Arbeitsschritte man braucht um Fehler bei Speedpaints zu korrigieren


    Speedpaints sind super für Sundrop oder Figuren mit ganz wenig Farben. Aber wenn viele Flächen mit verschiedenen Farben aneinander grenzen (Kleidung offener Brust und freien Händen (Hautfarbe zu Kleidungsfarbe) sowie ein Gürtel mit Schwert (Braun für Leder und Metall für Schwert), dann wird eine Figur mit Colorblocking via Speedpaints entweder hässlich (weil die Fehler durchscheinen) oder eine große Korrekturschlacht.


    Man beachte den fleckigen unnatürlichen Look sowie die hellen streifen im Blauen Mantel. Oder die hässlichen Ränder an den Übergängen der grünen zu roten Flächen in der Figur ganz rechts.


    Daher muss man bei Speedpaints sehr präzise und vorsichtig Malen, dann funktioniert alles wie beschrieben. Leider setzt dies ein hohes Maß an Pinselkontrolle (Hand-Augen-Koordination und Feinmotorik) voraus, sowie ein gewohnter Umgang mit Flüssigkeiten mit niedriger Viskosität (dünnflüssig, da Speedpaints in Vertiefungen fließen sollen). Genau das Gegenteil von dem, was ein Anfänger braucht.


    Fazit: Speedpaints sind ziemlich schnell, wenn man Fehler hinnimmt aber dann qualitativ nicht so gut (entsättigt, Fehler scheinen durch, gesättige Schatten). Weiterhin lernt man außer Pinselkontrolle nicht wirklich was für erweiterte Techniken.


    Wenn man die Fehler zu hässlich findet, ist man langsamer als mit regulären Farben, weil man mit weiß (bzw der darunter liegenden Farbe) korrigieren muss und dann nochmal mit Speedpaint hinterher muss. Korrigieren dauert also wesentlich länger und bei der Korrektur können nochmal Fehler passieren --> Teufelskreis und Frust für Neulinge.


    Speedpaints sind ein super Werkzeug, aber eher in der Hand eines Fortgeschrittenen der mit der Viskosität und notwendigen Pinselkontrolle klar kommt. Wann man genau Speedpaints einsetzt, steht weiter unten bei den Ambitionierten.

  • 3.3. Effizient Malen für Ambitionierte


    Es gibt ganz viele Ansätze noch schöner zu malen. Aber der zweite Schritt nach Wash + Drybrush ist eigentlich immer Layering. Das gleiche gilt für "was kommt nach Speedpaints", auch hier räumt man üblicherweise mit Layering auf. Es gibt hunderte weitere Ansätze (Stippling, Value Sketches, Underpainting, Wetblending, Two Brush Blending, Loaded Brush), aber Layering ist klar die Basis und der ganze Rest geht für Brettspiele doch etwas weit.


    3.3.1 Layering


    Traditionelle Technik für aufwendige Bemalungen

    Circa 2 - 10h pro Figur

    1. Kauft Citadel Paints (teuer), Vallejo Game Color / Model Color (billiger) oder AK Interactive 3rd Gen (billiger) oder Pro Acryl (billiger).
    2. Packt Edelstahlkugeln in jede Farbe, damit man einfacher Schütteln kann
      https://www.pk-pro.de/Agitatorkugeln
    3. Grundiert die Figur in Weiß (Citadel Corax White, Armypainter Color Primer White) aus der Sprühdose. 30 min trocknen lassen.
      (15cm Abstand, Dose muss Handwarm sein (warmes Wasserbad) und eine (!) Schichte dünn (!) auftragen)
    4. Farbe gut durchschütteln. DaVinci Pinsel aus der Serie 10 (3 x Größe 2 und 1 x Größe 0) kaufen.
    5. Basis: 2 Anteile Farbe mit 1 Anteil Wasser mischen
    6. Malt in einer deckenden Schicht jedes Element (Hautfarbe für Haut, Braun für Lederbeutel und Schuhe, usw.). Wenn nicht ganz deckend dann einfach zweite Schicht auftragen (nicht Wasser wegnehmen!). Nehmt hierbei sehr dunkle Farben!
    7. Hellere Farbe nehmen und auf Nasspalette auftragen. Dann 3 Felder zusammen mischen und 1 Anteil Farbe mit 1 Anteil Farbe mischen (mehr Wasser als bei Basisfarbe).


      1. 100% Hellere Farbe
      2. 66% Hellere Farbe und 33% darunter liegende Farbe
      3. 33% Hellere Farbe und 66% darunter liegende Farbe
    8. Überschüssige Farbe an Küchenrolle abstreifen bis Figur nicht mit wässriger Farbe geflutet wird.
    9. Direktional beim Übergang den Pinsel ansetzen und in der Erhebung enden (also von Dunkel nach Hell)
      (Absetzen des Pinsels hinterlässt mehr Farbe (Tropfen) als beim Ansetzen des Pinsels)
    10. Schritte 7 bis 9 mit noch hellerer Farbe auf noch kleiner Stelle wiederholen (3 Farben aus Fläschen Basis, Hell und noch Heller erzeugt 7 Farbmischungen auf Palette)
    11. 6 Stunden trocknen sowie abbinden lassen (Acryl bindet weiter ab, auch wenn visuell trocken)
    12. Versiegelt die Miniatur mit Klarlack (Ak Interactive protective varnish spray) aus der Sprühdose.
      (6 Stunden trocknen verhindert Reaktivierung bei allen Farben)
    13. Mattiert die Figur mit mattem Klarlack (Ak Interactive Ultra Matte Varnish)
      (per Pinsel einfach dünne Schicht auftragen)


    Hier sieht man, wie man auf der Nasspalette verschiedene Farbmischungen mischt


    Hier sieht man ganz gut an Brust und Bauch wie ich per Layering einzelne Schichten aufgetragen habe:


    Am Gesicht habe ich mir mehr Mühe gegeben, dass das ganze etwas weichere Übergänge sind. Aber aus ca. 40cm sieht man auch die Übergänge an Bauch und Brust nicht.


    Layering ist jetzt die erste Technik bei der es weniger um Feinmotorik und mehr um Vorstellungsvermögen geht. "Wo soll den die helle Stelle hin" ist die Kernfrage die einem im Kopf vorschwebt und hier kann ich am besten auf zwei Hilfen verweisen

    1. Stellt die Miniatur unter einer hellen Lampe nach dem Grundieren und macht ein Bild mit dem Smartphone. Dann seht ihr was hell angeleuchtet wird und was dunkel bleibt.
    2. Sucht in der Google Bildersuche nach Referenzbilder. Begriffe wie "Female Face" oder "Lizard in the Sun" helfen.

    Die Zeitspanne von 2-10h pro Figur hängt davon ab wie weich die Verläufe sein sollen und was ihr alles so genau bearbeitet. Wie erwähnt habe ich bei Moneiba aus dem Spiel Tindaya oben im Gesicht mir mehr Mühe gegeben als auf den Haaren oder Bauch. Mehr Schichten (mehr Zwischenfarben gemischt) und alles wird weicher und cleaner, weniger Zwischenfarben und man ist schneller. Die Figur hat 3h gedauert.


    3.3.2 Tipps für weniger Zeit und weniger Arbeit


    1. Malt nur die wichtige Dinge


    Ihr seid dann Effizient wenn ihr Zeit in die wichtigen Dinge investiert: Gesicht, Schultern, Waffe und obere Brust. Kein Brettspieler sollte viele Schichten auf Schuhe, die Innenschenkel oder dutzende Beutel/Gürtel/Ketten investieren. Überlegt euch was euch wichtig ist und macht das per Layering, dann nutzt für den Rest Dinge Drybrush + Wash um schneller zu arbeiten.


    2. Weiche runde Objekte sind anders als raue kantige Objekte


    Wie ihr euch vorstellen könnt, funktioniert auf weichen und runden Objekten eine Technik wie Drybrush + Wash oder Speedpaints überhaupt nicht. Die Flüssigkeiten haben keine Vertiefungen um sich irgendwo festzusetzen und Bilder daher hässliche "Kaffeeflecken".



    Moneiba hat an Brust und Bauch einfach nur weiche Rundungen :saint: und daher kann ein Wash nur in den Bauchnabel und um die Muschelkette herum sich wirklich festsetzen. Auf der andere Seite ist das Fell vom Herrn links im Bild ideal geeignet um als Wash/Speedpaint in die Ritzen zu ziehen und es würde eeeeeewig dauern jedes einzelne Haar per Layering zu betonen.


    Nutzt also für Felle, Steine, Bärte, Haar, Kettenhemden und Holz einfach immer Drybrushing + Wash bzw. Speedpaints.

    Wenn man allerdings runde oder große unstrukturierte Objekte hat wie ein Kugelbauch, Glatzkopf, Schulterpanzer, Kugelgelenk, Stab, Flaschenkolben, Brustpanzer, dann nutzt auf jeden Fall Layering.


    Hier ein Beispiel in einer Miniatur. Schiffsrumpf war stark strukturiert und dadurch "griffig" genug für Speedpaints. Aber die Segel sind weich und Rund und daher komplett per Layering gemacht:


    3. Wiederholt Farben


    Nutzt Farben die ihr eh schon auf der Palette habt. Das spart Zeit und macht auch eine Figur meist Kohärenter. Wenn ihr also ein Braun für den Gürtel sucht, nehmt das gleiche Braun das ihr bereits für Matsch oder die Schuhe benutzt habt. Wenn Kopfband wird das gleiche Rot wie der Umhang, usw. usf.


    4. Einfach weiter Malen


    Je mehr übt, je besser wird die Pinselkontrolle und je weniger Fehler macht man. Weniger Fehler bedeutet weniger Korrekturen und damit schnelleres Arbeiten. Aber auch so, wird man einfach im Laufe der Zeit schneller. Ich bin jetzt ca. doppelt so schnell wie vor 3 Jahren und wenn ich Online anderen Leuten zuschaue, sind die nochmal doppelt so schnell wie ich gerade. Übung erzeugt also nicht nur bessere Ergebnisse sondern gibt auch direkt einfach schnellere Handbewegungen, routinierte Abläufe ohne viel Grübeln und Standardfarben für Gürtel, Waffern und Co. (ebenfalls ohne Denkpause).


    5. Nutzt die Brushrage App


    Brushrage - Miniature Painting - Apps on Google Play
    The ultimate miniature painter's tool for tracking and documenting projects
    play.google.com


    Die kostenlose werbungsfreie App "Brushrage" erlaubt es einem die Farbsammlung zu managen und wenn man die einmal eingetragen hat, kann man aus dem Artwork die richtige Farben einfach extrahieren


    Macht also ein Bild mit dem Smartphone, markiert Stellen im Bild deren Farben ihr wissen wollt und lasst euch die passendste Farbe anzeigen die ihr besitzt. Die sucht ihr am Anfang der Malsession kurz raus und schon kann es mit dem Malen losgehen ohne lange über Farben zu grübeln. Wir haben fast immer Artwork in unseren Brettspielen die die Miniaturen darstellen, daher kann man in 9 von 10 Fällen einfach dem Artwork im Spiel folgen.


    6. Organisiert den Malbereich


    Ich nutze die Produkte von Hobbyzone um meine Farben und Werkzeuge zu organisieren. Die Paintstation direkt vor mir


    und dann die Modular Sets dahinter


    Das verkürzt die Maldauer ungemein, dass man nicht nach einer bestimmten Farbe suchen muss und man die gerade benutzten Farben einfach direkt in der Paintstation vor einem stehen hat.

  • 4. Links und Resourcen für andere Fragen wie Probleme


    4.1. Schnell Malen ist nicht "einfach" oder "simpel"


    Um zu zeigen warum ich "schnell", "einfach" und "simpel" voneinander getrennt habe, hier ein Video von Marco Frisoni


    24 minuten pro Figur für ein Hammer Ergebnis, aber mit unglaublich schwierigen Schritten und hohem Materialaufwand:


    4.2. Miniatur Buch von Redgrass Games


    Redgrass Games hat ein komplettes Buch mit dem Basics kostenlos online, hier könnt ihr euch ein paar Tipps abholen:

    Miniature Painting book by Angel Giraldez for Redgrassgames - RedgrassGames
    With this miniature painting book, you will be able to master the basic technics, so that your painting sessions are always a pleasure. Written by Angel…
    www.redgrassgames.com


    4.3. Pinselauswahl


    Zu Pinsel habe ich ausführlich hier was geschrieben:


    4.4. Hobby Cheating by Vince Venturella


    Vince Venturella hat fast 400 Hobby Cheating Tutorials online. Achtung der Link ist eine Playlist zu allen Tutorials, nicht nur ein Video. Schaut diese Liste auch nicht chronologisch an, sondern sucht euch heraus was ihr gerade braucht bzw. für euch relevant ist:


    Ihr wollt wissen wie man Augen malt --> Hobby Cheating
    Ihr wollt wissen wie man flammende Augen malt --> Hobby Cheating

    Ihr wollt wissen wie man... -> Hobby Cheating


    4.5. Schritt für Schritt Videos für Anfänger in Drybrushing, Wash und Layering


    In der Heroforge Serie hat Doctor Faust einfach Schritt für Schritt Techniken beigebracht anhand von 28mm Fantasy Figuren. Für uns als Brettspieler also absolut ideal. Wiederum ein Link zu einer Playlist, diesmal ist der Tipp diese in der Reihenfolge von 1 bis 21 auch so anzuschauen:


    Doctor Faust nutzt dabei keine erweiterten Techniken (z.B. Wetblending) oder viel Equipment (Airbrush, spezielles Medium, etc.). Daher kann man es als Anfänger besonders einfach befolgen.


    5. Klarstellungen und FAQ


    Warum erwähne ich keine zenithale Grundierung?

    Weil Trockenbürsten mit Fokus auf Kopf, Schulter und obere Brust sehr ähnlich ist, einfacher zu erklären ist und eine zenithale Grundierung nur Airbrush wirklich sinn macht (mit Sprühdose sind die Partikel zu groß und die Figur wirkt "punktig", auch mit neuem Citadel White Scar Primer). Daher ist ohne Airbrush die Empfehlung immer Trockenbürsten zu nutzen, wenn man den Kreideeffekt nicht mag, dann eben mit angefeuchtetem Pinsel und einem solidem Weiß (kein Vallejo oder Citadel, aber das Pro Acryl Weiß ist ziemlich cool).


    Warum erwähne ich Produkt XYZ nicht?

    Produkte wie Army Painter Warpaints, Warcolors, ScaleColor oder Kimera sind entweder von mir nicht zu empfehlen (Warpaints) oder sehr speziell (ScaleColor, Kimera) sodass das eher etwas für deutlich fortgeschrittenere Maler ist. Dieses Thema richtet sich aber eher an Anfänger sowie Leute die den zweiten Schritt gehen wollen. Die erwähnten Produkte sind günstig, überall verfügbar (kein Import usw.) und in Tutorials oft referenziert.


    Was brauche ich um mit dem Malen anzufangen?

    Ein Set mit ca. 36 Farben, Wasser, Pinsel, Küchenrolle, eine Nass- oder Trockenpalette (alte glatte Fliese) und eine Unterlage (Tischschutz). In alles andere wächst man langsam hinein und findet sich hier im Forum. Meine Produktempfehlungen stehen in Klammern und für Pinsel habe ich oben einen Thread verlinkt.


    Aber was ist mit neuer Technik XYZ?

    Es gibt keine Wunderwerke oder Abkürzungen. Auch die relativ neuen Speedpaints wurden als solches schon ewig benutzt. Man hat eben eher mit halbtransparenten Tinten (z.B. Daler-Rowney oder Liquitex) gearbeitet, dann mit Flow Improver/Glaze Medium die Oberflächenspannung herabgesetzt und Flusseigenschaften verändert. Die Speedpainttechnik ist also mehr als 10 Jahre alt, nur jetzt eben vorgemixt in einer Flasche und doppelt so teuer. Gleiches gilt für Ölfarben, damit wird seid Jahrhunderte gemalt oder Enamelfarben die aus dem Modellbau kommen und dort Jahrzente bereits benutzt werden. Die Prinzipien in Modellbau und Brettspielmalen sind und bleiben gleich: Nutze die 3D Struktur zu deinem Vorteil (Wash, Panelliner, Speedpaint, Streaking Oil) und platziere hell/dunkel mit deiner Vorstellungskraft (Layering, Wetblending, Two Brush Blending, Loaded Brush).


    Brauche ich eine Airbrush?

    Nein, Airbrush ist hauptsächlich praktisch für große Miniaturen und Brettspiele besitzen eher viele kleinere Miniaturen. Es gibt manche Bossmonster bei denen eine Airbrush praktisch wäre, aber für 98% aller Figuren ist sie komplett überflüssig. Es gibt erweiterte Techniken die stark davon profitieren (siehe Marco Frisoni), aber das führt hier zu weit.

  • silent117 Finde ich super, danke schon mal für die Mühe! Sind Feedback/Ergänzungen gewünscht?


    Konkret zum Thema Drybrush würde ich noch ergänzen, dass es hilft , ein wenig gloss Medium hinzuzufügen, um nicht so stark diesen Kreideeffekt zu bekommen. Ein dampening pad ist noch mal ein Schritt nach vorne, den kann man auch selbst machen anstelle 10€ an Artis Opus abzudrücken.


    In dem Kontext Sketch Style/Glazing würde ich noch (für die Ambitionierten) auf die YouTube-Kanäle von Don Suratos und Dana Howl verweisen. Dons Ansatz mit underpainting und "glayering" war für mich ein Augenöffner.


    Von Dana meine ich speziell:


    [Externes Medium: https://youtu.be/LGYWYDv8Gq0]


    [Externes Medium: https://youtu.be/A13JfFJxtIg]


    Von Don:


    [Externes Medium: https://youtu.be/S0w8EhiJc8Y]

  • silent117 Finde ich super, danke schon mal für die Mühe! Sind Feedback/Ergänzungen gewünscht?

    Klar, ich kann Dinge dann auch gerne im entsprechenden Beitrag ergänzen.


    Konkret zum Thema Drybrush würde ich noch ergänzen, dass es hilft , ein wenig gloss Medium hinzuzufügen, um nicht so stark diesen Kreideeffekt zu bekommen. Ein dampening pad ist noch mal ein Schritt nach vorne, den kann man auch selbst machen anstelle 10€ an Artis Opus abzudrücken.

    Ich habe bewusst versucht, "Produktagnostisch" zu schreiben, d.h. eher allgemeine Tipps zu geben und dann immer mehrere Optionen bei den Produkten zu geben. Medium für Drybrushing ist nur bei bestimmten Farben sinnvoll und das anfeuchten eines Drybrush-Pinsels auch eher für erweiterte Techniken (z.B. Drybrush-Blending) wirklich notwendig.


    Ich nutze beide deine Tipps recht gerne, aber wollte Dinge bewusst so einfach wie möglich halten. Ist so schon eine absolute "Wall of Text" :/


    In dem Kontext Sketch Style/Glazing würde ich noch (für die Ambitionierten) auf die YouTube-Kanäle von Don Suratos und Dana Howl verweisen. Dons Ansatz mit underpainting und "glayering" war für mich ein Augenöffner.

    Coole Links, danke!

  • Wow, erstmal vielen Dank für dieses ausführliche Tutorial!

    Es ist toll wenn sich Leute hier so viel Mühe geben um anderen etwas Neues beizubringen!!!


    Bei deinem als auch anderen Tutorials fällt mir immer wieder auf dass zumeist menschenartige Figuren bemalt werden.

    Dieses ist natürlich auch der Hauptanwendungszweck da die meisten Spielfiguren eben menschenähnlich sind.


    Bei mir ist gerade Eclipse angekommen und ich überlege ob ich die vielen Raumschiffe bemale (als völliger Noob ohne Ausrüstung und Kenntnisse) allerdings scheue ich mich vor dem Aufwand bzw einem schlechten Ergebnis.

    Auch bei dir im Text in Zeiten pro Figur von 20 und mehr Minuten angegeben, eine Ausnahme bildet hier Sundrop.


    Hättest du einen Vorschlag für eine schnelle schicke Bemalung von Raumschiffen die aufgrund ihrer Struktur ja doch ein wenig anders sind als die meisten "normalen" Miniaturen?


    Ich überlege im Moment ob folgende Arbeitsweise etwas wäre


    - Grundierung

    - Sundrop in der jeweiligen Hauptfarbe

    - 2-3 Farben für Akzente (Antrieb, Kanonen etc.)

  • Da kann ich mich nur anschließen - sehr gut geschrieben, klar verfasst und überaus hilfreich. Da ich sowieso schon länger drüber nachgedacht habe, meine Miniaturen zu bemalen, werde ich den Schritt jetzt wohl mal wagen :)

  • Super gemacht 👍🏻


    Sehr gut, um mal nachzulesen, wo man selbst eigentlich gerade steht und was man vielleicht als Nächstes probieren kann.


    Vielen Dank für deine Mühe 😊

  • Bei deinem als auch anderen Tutorials fällt mir immer wieder auf dass zumeist menschenartige Figuren bemalt werden.

    Dieses ist natürlich auch der Hauptanwendungszweck da die meisten Spielfiguren eben menschenähnlich sind.

    Die ganzen Schritte sind gebunden an eine Technik (Sundrop, Colorblocking, Layering, etc.) und nicht an den Typ Miniatur (Mensch, Echse, Terrain, Raumschiff, Gebäude, etc.). Lasse dich also davon nicht abschrecken, jede Miniatur ändert sich nur in ihrer Struktur.


    Raumschiffe haben oft harte Kanten und einzelne Segmente (Glasscheiben, etc.) die mit Ränder getrennt sind, daher eignet sich Colorblocking + Wash + Drybrushing besonders gut. Der Wash kann in die Ritzen ziehen und der Drybrush bleibt an den Kanten hängen.


    Was sich leicht unterscheidet ist die Materialien, d.h. Raumschiffe spiegeln und reflektieren mehr. Da ich aber Dinge wie Textur (Stippling, Hashing, etc.) in diesen Anfängertutorials nicht abgedeckt habe, ist das für dich nicht relevant. Gerade bei den ersten Miniaturen versuche keine Spiegelungen von Glas oder Non-Metallic-Metal zu malen. Mache es einfach nur "Bunt mit Hell/Dunkel Kontrast", dass reicht für die ersten 20-30 Brettspiele locker und für viele für immer.


    Bei mir ist gerade Eclipse angekommen und ich überlege ob ich die vielen Raumschiffe bemale (als völliger Noob ohne Ausrüstung und Kenntnisse) allerdings scheue ich mich vor dem Aufwand bzw einem schlechten Ergebnis.

    Eine Bunte Figur sieht 10x besser aus als Grau. Auch wenn sie schlecht bemalt wurde.


    Wenn man dünne Schichten aufträgt kann man einfach hin und her korrigieren bis es einem gefällt. Auch meine allerersten Miniaturen werden heute noch bespielt. Natürlich sehen die nicht so gut aus, wie meine aktuellen, aber immer noch deutlich besser als die graue Masse davor.


    Was meist hilft: Schaue dir die Fabrikbemalten Figuren an, d.h. Mage Knight, Mechs vs. Minions, etc. Dort wird simples Colorblocking betrieben und das auch noch extrem schludrig (weil Zeit nehmen würde Geld kosten) und statt tausende Beschwerden, freuen sich die Leute über bunte Miniaturen. Hier zwei Mage Knight Helden


    Auf diesen beiden Miniaturen ist nichts, was jemand bei seinem ersten Versuch nicht auch (wahrscheinlich deutlich besser) schaffen würde. Und nochmal, wenn das aus der Fabrik kommt ist jeder damit zufrieden, also solltest du auch selbst mit deinen ersten Gehversuchen zufrieden sein. Ein Wash würde gerade bei der Rüstung wunder wirken (heißt nicht umsonst oft "Liquid Talent") ohne das man selbst viel machen muss.


    Auch bei dir im Text in Zeiten pro Figur von 20 und mehr Minuten angegeben, eine Ausnahme bildet hier Sundrop.

    Bemalen dauert. Es fühlt sich deutlich kürzer an als es ist, weil man beschäftigt ist. Aber man muss sich bezüglich der Zeit nichts vormachen. Ich tracke meine Zeit per Brushrage App und da sieht man das aus "ich mach das mal fix", eine 3-Stunden Malsession wurde.



    - Grundierung

    - Sundrop in der jeweiligen Hauptfarbe

    - 2-3 Farben für Akzente (Antrieb, Kanonen etc.)

    Genau um so etwas zu vermeiden habe ich die Anleitungen geschrieben. Wenn dir beim Akzente malen ein Fehler passiert, kannst du diesen nicht korrigieren ohne quasi die Figur ganz von vorne zu beginnen. Nehmen wir an, du kommst mit dem Grau der Kanone an deinen grünen Sundrop. Wenn du da nochmal mit Speedpaint drüber gehst um das Grau zu übermalen, wird die Stelle dunkler (zwei Schichten Speedpaints werden fast deckend, d.h. volle Sättigung und viel dunkler). Um es richtig zu korrigieren musst du nochmal großflächig mit Weiß nachmalen, Speedpaint in Grün drüber und dann nochmal Grau versuchen. Aber auch hier wirst du einen Ansatz sehen von alter Schicht Speedpaint zu neuer Schicht Speedpaint. Halbtransparente Farben bedingen sehr präzises Arbeiten oder das leben mit hässlichen Rändern (siehe meine Carnival Zombie figuren von oben).


    Sundrop sollte genutzt werden, genau wie Awaken Realms das tut. Ein Schritt für die ganze Miniatur und dann Versiegeln. Keine Akzente, keine anderen Farben, nix.


    Wenn du mehr als nur eine Farbe willst, dann nutze Colorblocking. Auch hier haben die Fabriken raus was die effizienteste Technik ist (jede Arbeitsstunde kostet Geld und man möchte möglichst ungelernte Arbeiter nutzen, ebenfalls wegen Geld) und die nutzen nur Sundrop für die gesamte Miniature oder Colorblocking.

  • Vielen Dank auch nochmals von mir für deine individuelle Antwort.

    Ich denke ich muss es wohl einfach mal ausprobieren wie du es beschreibst, jetzt brauche ich nur noch ein paar erste Figuren zum "verhunzen", ich schau Mal was bei eBay Kleinanzeigen so zu bekommen ist.


    Achso meine Vorgehensweise mit Sundrop und danach Akzente war nicht so gemeint das die Akzente auch per SpeedPaint gemalt werden sondern mit "echten" Farben ein Color blocking erzeugt wird so wie du es unter 3.1.2 beschrieben hast

    Einmal editiert, zuletzt von AndreasWtal ()

  • Ich hab mal eine Frage an die Bemal-Profis in diesem Forum.


    Ich habe gerade Blood Bowl Figuren vom Grundspiel "Zweite Spielzeit". Und frag mich, ob es nicht sinnvoll wäre die Teile einzeln zu Grundieren

    und erst später zusammenzukleben da man dann bsp besser an den Hals kommt. Macht ihr das manchmal so? Oder ist der Weg immer kleben, grundieren, malen.

  • Ich habe nicht so viele GW Minis bemalt, aber ich denke, dass dein Weg natürlich auch möglich ist.


    Was man natürlich nicht hinbekommt ist eine zenitale Grundierung, also Schattierungen von Schwarz nach Weiß. Egal ob das jetzt per Dose, Airbrush oder Slapchop ist.


    Und sonst muss man die Figur ja vielleicht auch nicht zusammenkleben, damit man an einige Sachen (nach der Grundierung) noch besser drankommt.


    Bei einigen Brettspiel-Minis hätte ich mir gewünscht da besser dranzukommen. Trotzdem scheue ich den Aufwand die Figur auseinander zu schneiden. Ich bin ja froh, dass ich nicht basteln muss.

  • Ich hab mal eine Frage an die Bemal-Profis in diesem Forum.


    Ich habe gerade Blood Bowl Figuren vom Grundspiel "Zweite Spielzeit". Und frag mich, ob es nicht sinnvoll wäre die Teile einzeln zu Grundieren

    und erst später zusammenzukleben da man dann bsp besser an den Hals kommt. Macht ihr das manchmal so? Oder ist der Weg immer kleben, grundieren, malen.

    In der Regel sind die Stellen an die man mit dem Pinsel nicht dran kommt ohnehin kaum sichtbar. Daher würde mache ich mit i.d.R. nicht die Arbeit die Figuren in Einzelteilen zu bemalen. Außerdem erschwert es, die Gesamtkomposition zu berücksichtigen.