Brettspielausbildung

  • Wenn ihr im Nachinein eine ideale Brettspielausbildung als Lehrkraft wie in der Schule oder im Studium für Schüler/Azubis entwerfen solltet, wie würden euere Lehrpläne und zu vermittelnder Lehrgangstoff nach eurer Meinung bei einem Newbie aussehen ?

    Vielleicht machen dies ja auch schon manche bei ihren Kindern ^^

    (also anhand von Spielen oder Mechaniken nach Schuljahr oder Semester sinnvoll und ideal pädagogisch aufbauend)

    Damit diese Next Generation evtl. besser und schneller von der Pike aus , innerhalb ganz kurzer Zeit dort landet würdet , wo ihr bzw. heute nach Jahrzehntelanges mühevolles lernen durch Erfahrung und Ausprobieren nun seid ? ;)

    Wäre bzw. grob diese Spielreihenfolge (Spiele nur Beispiele und austauschbar) ein typischer und idealer Lehrstoff wenn es so eine Schule oder Studiengang im Schnelldurchgang geben würde ?

    Mensch ärgere dich nicht - Hase und Igel- Monopoly - Catan - Zug um Zug - Dominion - Stone Age- Auf den Spuren von Marco Polo - Brass - Spirit Island- Terra Mystika - XY

    Dazu diverse Kartenspiele

    Sollten einst bahnbrechende moderne Klassiker und bekannte Autoren dabei sein, auch wenn sie heute evtl. überholt und als veraltert gelten ? (bzw. Dominion, Catan )

    Einmal editiert, zuletzt von Malefiz ()

  • Was spricht dagegen, Kinder einfach selber entscheiden zu lassen, was sie spielen wollen?

    Muss der „nächsten Generation“ denn das eigene Hobby so „mechanisch aufgezwungen“ werden?


    Besser, schneller, innerhalb kürzester Zeit… Effizienzwahn.

    Finde das persönlich eine ganz schlimme und auch fatale Entwicklung.

    Wir sollten mal lernen alles weniger leistungsorientiert zu betrachten - egal ob im Beruf oder, wie hier, im Privaten.


    Vielleicht verstehe ich Deinen Beitrag auch falsch.

    Dann mea culpa.

  • El Vulpes  Malefiz redet doch von Semestern und Lehrplänen. Ich bin mir unsicher, ob er dies wirklich an seinen Kindern ausprobieren will. Ich denke, es ist eine theoretische Frage. Oder er will tatsächlich einen Kurs in diese Richtung an einer Uni anbiete. (Ich hab Spieltheorie an der Uni gehabt und da haben wir natürlich in den praktischen Übungen gespielt – aber mehr aus Spaß, weniger um die Theorie zu prüfen.) Wenn das also in diese Richtung geht, ist doch alles okay, darüber zu philosophieren, wie so eine Vorlesung aussähe. Bei einem Kind hätte er mit der Spieleauswahl eh keine Chance.


    Malefiz Ich würde vermutlich nicht gezielt einfach Spiele herausnehmen, sondern Mechaniken und die dann anhand von realen Beispielen zeigen. Dabei müssen das nicht zwingend bekannte Spiele oder Klassiker sein, Du willst schließlich die Mechanik erläutern, nicht das Spiel. Zu jeder Mechanik würde ich auch die zig Variationen dann in der Breite aufzeigen, die es dazu gibt. Natürlich gehört in so eine Vorlesung auch ein historischer Kontext. Bei dem spielen die Klassiker und Trendsetter natürlich eine Rolle. Den Spiele-Entwicklungsprozess würde ich ebenfalls in einer Vorlesung behandeln inkl. praktischer Übung mit Bastelarbeit.


    Gruß Dee

  • Hallo,

    hehe - wieso muss ich an den gerade gesehen Film KING RICHARD denken, der Vater der Tennis-Williams Geschwister. Er war extrem fixiert auf seinen großen Plan und so voller Verachtung bei Eltern, die ihre talentierten Kinder verheizten. Aber er behielt im Auge, dass es neben dem Spielen noch viele andere wichtige Werte zu vermitteln gibt - soviel zur Filmstory. ;)

    Hätte ich ein Kind, tät ich dem im Alter von vier Jahr mal #DaIstDerWurm vorlegen, um zu schauen, ob es damit ein Spiel zu entdecken vermag. Für mich ist der Spielwitz zu hoch und ich vermag dessen Sinn nicht zu folgen. Aber meine Praxis sagt mir, dass der Titel etwas hat, was die jungen Kinder an die Tätigkeit des konzentierten Spielens zu fesseln vermag und ein Zuendespielen-Wollen vorliegt. Damit wäre mal der erste Schritt Richtung Gesellschaftsspiel getan. Alles Weitere tät sich nach der Neigung des Kindes ergeben.

    Was das schulische Spielen angeht, mag ich mit einem Link auf interessante Beiträge verweisen.

    Spielen in der Schule und im Unterricht: Educators' Day 2022 - kulturgutspiel.de - Magazin für Spielkultur
    Wie können Brettspiele im Unterricht, in der Schule sowie in der Gemeinde- und Seniorenarbeit eingesetzt werden? Antworten auf diese und andere Fragen gab es
    kulturgutspiel.de

    Liebe Grüße
    Nils

  • wo ihr bzw. heute nach Jahrzehntelanges mühevolles lernen durch Erfahrung und Ausprobieren nun seid ?

    Da steckt meiner Meinung nach der ganz große Fehler in deiner Betrachtungsweise (Fettung oben durch mich):

    Ich empfinde das alles andere als mühevoll - ganz im Gegenteil. Es macht mir Spaß Erfahrung zu sammeln, Dinge auszuprobieren und nach einer katastrophalen Niederlage zu schauen, wo ich einen Fehler gemacht habe und daraus zu lernen - uneingeschränkt (zumindest was Brettspiele betrifft).

    Wir alle lernen ein Leben lang, und das sollte man als Chance begreifen und nutzen. Unsere Kinder werden heute schon genug "druckbetankt", da muss man nicht zwanghaft noch versuchen etwas so schönes wie unser Hobby mit "Lehrplan" zu vermitteln.

    Damit diese Next Generation evtl. besser und schneller von der Pike aus , innerhalb ganz kurzer Zeit dort landet würdet

    Das führt dann dazu, dass die "Next Generation" zwar vieles weiß, aber trotzdem keine Erfahrung hat - denn Erfahrung lässt sich nicht lernen, die muss man machen. Und wie in vielen anderen Bereichen braucht das Zeit.

    Das nötige Grundwissen und die Werkzeuge erlangen die Kinder heute schon ohne Lehrplan, wenn Eltern bewusst mit den Kindern spielen und die Spielauswahl angemessen, d.H. unter Berücksichtigung des Alters und der individuellen Entwicklung getroffen wird.

    Liebe Grüße

    Cal


    „Das einzige was es zu bekämpfen gibt, ist der nach Kampf strebende Geist in uns.“

    Ō Sensei Ueshiba Morihei

  • Mein erster Gedanke: versuch denen bloß nicht dieses NICHT-SPIEL Monopoly näher zu bringen. Dann schon lieber einfach nur Würfeln und wer die höchste Zahl hat, hat gewonnen - hat in etwa den gleichen Anspruch wie Monopoly!


    So, jetzt aber mal konkreter und konstruktiv: die Kritik an der Vorgehensweise des TE verstehe ich nicht so ganz. Klar, sollten die Schüler (ich denke, um diese geht es hier?) selbst entscheiden können, WAS sie spielen möchten, aber woher sollen sie denn wissen, welche Auswahl sie haben (im schlimmsten Fall landen sie wirklich - einfach wegen der Bekanntheit - beim eingangs erwähnten Nicht-Spiel! Zum Glück merkt man gar nicht, dass ich eine Aversion gehen Monopoly habe! :D ).


    Insofern halte ich eine gewisse Vorauswahl durchaus für in Ordnung, würde aber natürlich flexibel auf Änderungswünsche reagieren (wenn sie sinnvoll erscheinen).

  • Klassiker gehören für mich unbedingt dazu, gerade, wenn sie immer noch problemlos 90% des aktuellen Jahrgangs alt aussehen lassen (pun intended), so wie z.B. SvC – gerade beim Erstkontakt.

    Viele hier haben das "durch", aber irgend eine Alternative, was man stattdessen ins Curriculum aufnehmen sollte, hat auch keiner.

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  • Malefiz: Ist das jetzt ein rein hypothetische Frage aus dem Bauch und der Neugier heraus? Welches Ziel soll die Unterrichtung im Fach Brettspiel verfolgen? Sollen die von der ausgebildeten Lehrkraft unterrichteten Personen besser im Brettspiele spielen werden? Oder sollen sie sich einfach im Genre Brettspiele (inklusive Kartenspiele) besser auskennen?

    Einmal editiert, zuletzt von Micknick () aus folgendem Grund: Dopplung entfernt

  • Ich meine schon, dass Mechanismenkerne für das Leben lernenswert sind.
    - Ressourcen sammeln, -wandeln für ein Ergebnis
    - vorteilhafter Handel untereinander
    - Ressourcen so sinnvoll zu teilen, das beidseitige Vorteile entstehen
    - Trümpfe sinnvoll spielen und erfolgreich stechen

    usw.
    Ist alles Training

  • Findet es zum Teil nicht auch schon ein wenig an Schulen statt. An dem Gymnasium wo Stefan Feld Lehrer ist, habe ich mal eine Bericht zu gesehen.

  • Mich würde auch die Intention hier interessieren. Ist das eine theoretische Frage?

    Meine Erfahrung aus dem Schulbereich ist: Eine überschaubare Auswahl mit bekannten Spielen oder welchen mit geringer Einstiegshürde anfangs bereitstellen, das Spielen begleiten, über die Spiele sprechen, nach einer Zeit etwas Neues hinzufügen, beobachten wie sich Wege entwickeln.

    Ich selbst würde dabei nie Mechaniken vordergründig lehren wollen, sondern mir geht es um die Prozesse, die dabei ablaufen. Und hier steckt einiges im Spiel drin: Zum Spielen verabreden, sich darauf einlassen, Regeln kennen und einhalten, verlieren können u.s.w. Ein Art Spiele-Lehrplan wäre für mich hier kontraproduktiv.

    P.S. Monopoly 😅, Uno und Mensch ärger dich nicht kennen übrigens immer einige.

  • Wenn ihr im Nachinein eine ideale Brettspielausbildung als Lehrkraft wie in der Schule oder im Studium für Schüler/Azubis entwerfen solltet, wie würden euere Lehrpläne und zu vermittelnder Lehrgangstoff nach eurer Meinung bei einem Newbie aussehen ?

    Rückblickend hätte ich mir gewünscht, dass ich während meiner Schulzeit (mehr) mit Gesellschaftsspielen in Berührung gekommen wäre. Das hat damals – zumindest in den Schulen, die ich besucht habe – so einfach nicht stattgefunden. Glücklicherweise sah das im Elternhaus besser aus, denn da gab es eine Spielkultur. Meine Liebe zu Brettspielen wurde also schon sehr früh und auch altersgerecht geweckt und gefördert. Diesen Ausgleich hatten und haben aber sicherlich nicht alle in dem gleichen Maße.


    In puncto „mühevoll“, schließe ich mich grundsätzlich der Kritik von Calredon an, dass das Spielen (und spielerisches Lernen) gerne eine gewisse Leichtigkeit haben darf und Freiräume für eigene Entscheidungen braucht. Um Zug um Zug die eigenen Vorlieben zu entdecken, sowie gute wie weniger gute Erfahrungen sammeln zu können. Und das mit möglichst wenig Druck und Zwang.


    Jetzt das Aber. Genau hier kann in der Schule angesetzt werden: Freiraum schaffen zum Spielen während der Schulstunde und nicht nur danach in der Betreuungsstunde. Wenn Kinder sich mit Spielen ausschließlich in der Freizeit beschäftigen (sollen), um vielleicht ruhiggestellt zu sein, sich nicht zu langweilen, dann „entscheiden“ sie sich meistens für die einfachere, schnellere Form der Ablenkung bzw. Unterhaltung. Und das sind eben die Computerspiele und Konsolen dieser Welt.


    Etwas elementar Wichtiges, was Gesellschaftsspiele für die Entwicklung des Kindes leisten können – also das Leistungsprinzip umgekehrt –, ist den Unterschied von gemeinsam und gegeneinander zu vermitteln. Und da hat sich im Angebot solcher Spiele in den letzten Jahren doch eine ganze Menge getan. Die Regeln von kooperativen Spielen zu lernen und in der Gruppe resp. Klasse anzuwenden, gemeinsames Gewinnen oder Scheitern – das hat eine außerordentliche Bedeutung für die persönliche Entwicklung. Um dadurch gestärkt, leichter einen Platz in der Gesellschaft zu finden (und nicht am Rande).

  • Magic the Gathering, ohne Karten - die muss man vorher auswendig können. Also blind aus dem Gedächnis spielen, wie man es vom Blindschach kennt. Wer dabei Fehler macht, muss eine Strafarbeit zum Thema: "Leistungsdruck ist super!" schreiben.

  • Das ganze sollte tatsächlich nur eine rein theoretische Frage sein, bitte nicht zu Bierernst nehmen, mehr eine Schnapsidee

    Oder gleich ein Vorschlag für ein zukünftiges Thema eines Brettspiel :D

    Also mehr eine spielerische hypothetische ... Was wäre wenn ...? Frage

    Was hättet ihr euch gewünscht bzw. würdert ihr heute als wichtig ansehen was man euch hätte früher von oder durch andere eher zeigen sollen ?

    Also was wäre , wenn es einen Lehrgang , Ausbildung oder Studiengang Brettspiel tatsächlich geben würde und ihr als Studiendirektor entscheiden könntet was gelehrt würde aus heutiger Sicht ?

    Die Vorstellung das Brettspieldesigner wie ein Feld, Rosenberg, Knizia , Täuber , Dorn , Henn aber auch Verlagslektoren etc. dort als Gastdozenten unterrichten würden finde ich ganz witzig

    Das mit den eigenen Kindern hätte ich mir hier aber doch lieber sparen sollen, weil das doch etwas arg missverständlich in die falsche überehrgeizige Richtung gegangen ist, sorry

    Aber ab und zu liest man hier ja Witze darüber , was manche ihren Kindern schon früh nahebringen wollen ;)

    Dachte das würde Augenzwingernd mit dem Smiley bei mir jetzt auch so verstanden werden, zumindest hatte ich das jetzt eher so gemeint

  • Malefiz: Ist das jetzt ein rein hypothetische Frage aus dem Bauch und der Neugier heraus? Welches Ziel soll die Unterrichtung im Fach Brettspiel verfolgen? Sollen die von der ausgebildeten Lehrkraft unterrichteten Personen besser im Brettspiele spielen werden? Oder sollen sie sich einfach im Genre Brettspiele (inklusive Kartenspiele) besser auskennen?

    Rein hypotetisch Frage in alle erdenkliche Richtungen aus dem Bauch und der Neugier heraus

    Das eine würde das andere ja zudem nicht ausschliessen

    Neue zukünftige geschulte Spieler und spätere Designer wären doch genauso wie neue Lektoren oder in Praxis und Theoreie erprobte Fachverkäufer immer wünschenswert

    Das mit dem Leistungsprinzip , also in Richtung Meisterschaft oder Ranglisten wie beim Leistungssport wäre zwar auch eine theoretische Idee , aber dafür würden sich ja anders als bei Videogames ( E-Sports) sicherlich kaum Sponsoren , Interesse und Geld geben und war auch nicht meine Intention

    Deshalb habe ich da eher an so etwas wie Breitensport (also Interesse wecken in der Schule) , statt Leistrungsport gedacht , aus dem sich ja meist dann doch so etws wie letzteres durch manche von alleine entwickelt

    Also das manche einfacher dadurch einfach besser spielen , so wie beim Schach

  • Hier habe ich genau beschrieben, wie ich verschiede Mechanismen und moderne Klassiker den SchülerInnen in der #BrettspielAg beibringe.

    Wir müssen sie kriegen solange sie jung sind - Educators Day 19


    Für die Grundschule bin ich gerade dabei einen Leitfaden zusammen zu schreiben, wird dann bald zusammen mit anderen verspielten Bildungsbeiträgen auf der Fux und Bär Webseite zu finden sein.


    LG

    Martina

  • Ein Lehrbeispiel für die gymnasiale Oberstufe könnte in etwa so aussehen:

    1.+2. Stunde Naturwissenschaftlicher Blockunterricht (z.B. Arche Nova, CO2, Newton, ...)

    3.+4. Stunde Geschichte + Sozialkunde (Prehistory, Antike, Dark Ages, Age of Renaissance, ...)

    5.+6. Stunde: Fremdsprachlicher Unterricht (endlich Zeit für Importspiele :) )

    Mittagspause

    7.+8. Stunde Körperertüchtigung (z. B. Kubb, Mölkky, Boule - um die Mittagspause abzubauen ;) )

    9. Stunde: Kunsterziehung (z.B. Stille Post Exrem, Barbarossa, ...)

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Schach - Grundlagen der Programmierung - Einführung in Graphic Design

    Man kann Kindern schon was zutrauen.

    Hmm - zum xten Mal bin ich von Jugendorganisationen gefragt worden, ob ich an den Schulen zum Thema helfen mag (sogar mit anständiger Aufwandsentschädigung). Die letzte Anfrage war wegen Schachunterweisung. Ich habe die an den örtlich Schachverein verwiesen. Der Orga tel. Nachhaken ergab, unser Schachverein "schafft" das nicht.

    Hehe - an der Stelle frage nun ich mich, warum die - trotz geförderter Jugendarbeit - es sich nicht zutrauen, das Angebot auszuführen?

    Liebe Grüße

    Nils (hat wegen den Infektionsverhältnissen abgelehnt.)

  • an der Stelle frage nun ich mich, warum die - trotz geförderter Jugendarbeit - es sich nicht zutrauen, das Angebot auszuführen?

    Es wird vermutlich schlicht an der Verfügbarkeit von Personal liegen. Wenn es um Schulen geht, dann ja mutmaßlich am frühen Nachmittag. Zu der Zeit sind die meisten ehrenamtlichen Helfer sicherlich beruflich gebunden.

    Solche Sachen lassen sich oftmals besser durch ältere Jugendliche bzw. junge Erwachsene betreuen, die vielleicht selbst noch Schüler sind und dann auch Zeit haben. Diese Leute muss man aber auch erstmal haben.