Begriff : Elegantes Spiel

  • Wenn man die Regeln und das Spiel beherrscht, wird dann nicht jedes Spiel elegant?

    Nein.

    Die Erinnerungskarte, wer zuletzt dran war, hatte da nur begrenzt geholfen, weil wurde als zu umständlich empfunden, das nachzuhalten.
    Somit ist die Unterbrechung der Spielreihenfolge durch eine Abluxxen-Runde mit Hilfe der Erinnerungskarte für mich nicht elegant genug gelöst, weil die als zu umständlich umpfunden wurde, vergessen wurde und dann die Verwirrung eher grösser war als ohne Erinnerungskarte.

    Die Erinnerungskarte ist aber doch nur eine optionale Zusatzregel. Man sollte ein Spiel nach den normalen Regeln bewerten, nicht nach optionalen Zusatzregeln. Manche Runden kommen mit der Erinnerungskarte besser klar, andere Runden kommen ohne die Karte besser klar. Weil es hier kein klares "besser" oder "schlechter" gibt, ist beides enthalten.

  • In meiner Wahrnehmung sind dann solche optionalen Zusatzregeln nicht elegant, weil ich als Spieler für mich und meine Spielrunde herausfinden muss, ob ich diese Zusatzregel brauche und ob die mir was bringt oder eben nicht. Eleganter wäre es, wenn solche Zusatzregeln gar nicht nötig sind, weil der Spielablauf an der Stelle so gestaltet ist, dass es diese Erinnerungskarte nicht braucht. Weil die zeigt für mich ganz plakativ, dass es hier eine Hürde im Spielablauf gibt, die erinnert werden muss.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • In meiner Wahrnehmung sind dann solche optionalen Zusatzregeln nicht elegant, weil ich als Spieler für mich und meine Spielrunde herausfinden muss, ob ich diese Zusatzregel brauche und ob die mir was bringt oder eben nicht.

    Na ja, wenn es halt Runden gibt, die ohne Zusatzkarte besser klarkommen, und andere Runden dagegen besser mit Zusatzkarte klarkommen, wer sonst soll denn bitte herausfinden, was für eure Spielrunde besser ist, wenn nicht ihr selbst?

    Es gibt nun mal Dinge, die kann man nicht im Sinne aller lösen. Außerdem handelt es sich hier nicht um eine Zusatzregel, sondern nur eine Erinnerungskarte. Neue Regeln bringt die gar nicht ins Spiel.

    Unabhängig davon kann ich nachvollziehen, dass man diese Stelle nicht elegant findet. Ich schrieb ja oben auch nur, dass ich die Mechanismen elegant finde. Das heißt nicht, dass ich alles an dem Spiel elegant finde. ;)

  • Würdet ihr auch sagen, dass "der Grad der Eleganz" im fertigen Spiel meistens mehr durch den zuständigen Redakteur als durch den Autor geprägt wird?

    Es kommt sicherlich auch immer darauf an was die Vorlage so zulässt - Aus einem Arkham Horror wird auch der beste Redakteur kein sonderlich elegantes Spiel zaubern können. Insgesamt kann ein Redakteur aber sicherlich noch gut etwas dafür tun das ein Spiel eleganter wird als es in der "Rohfassung" war.

  • Würdet ihr auch sagen, dass "der Grad der Eleganz" im fertigen Spiel meistens mehr durch den zuständigen Redakteur als durch den Autor geprägt wird?

    Ich glaube, dass man immer nur das Gesamtergebnis bewerten kann und da haben dann diverse Personen mitgearbeitet: Autor, Redakteur, Illustrator, Testspieler, etc. Welche gute, elegante Ideen dann auf wessen Mist gewachsen ist, dürfte nicht immer im jedem Einzelfalle genau nachvollziehbar sein. Klar ist, dass jeder der Beteiligten gute Ideen einbringen kann und das idealerweise auch tun wird. Gerade auch Grafikdesigner und Illustrator sollte man hier nicht komplett vergessen. Ab einer gewissen Komplexität des Spiels können die auch viel dazu beitragen, ein Spiel leicht erfassbar zu gestalten oder auch das genaue Gegenteil davon. Wenn die Ikonografie/Symbolik Mist ist, kommt kein elegantes Spiel mehr zustande, auch wenn der Rest perfekt ist.

  • Die Erinnerungskarte ist aber doch nur eine optionale Zusatzregel.

    Außerdem handelt es sich hier nicht um eine Zusatzregel, sondern nur eine Erinnerungskarte.

    :jester: :friends:

    Touché. Das erste der beiden Zitate war von mir schlecht formuliert, gemeint war "ein kleiner Zusatz in der Anleitung". Da habe ich versehentlich "Anleitung" und "Regel" gleichgesetzt.

  • Eleganz bedeutet für mich in diesem Kontext: Möglichst viel zu machen mit möglichst wenigen Regeln.


    Star Wars Rebellion z.B. - man erklärt die 3 Möglichkeiten der Anführer, die Bewegung von Schiffen und vielleicht noch zu vor den Kampf sowie den Unterschied zwischen versuchen und durchführen. Und schon kann man quasi losspielen.


    Ebenfalls sehr elegant für mich: Tapestry, Fireteam Zero, Age of Steam, Glen More II. Alles Spiele, die für ihren Grad an Komplexität eine relativ geringe Erklärdauer benötigen.


    Eigentlich könnte man Wasserkraft mit 14 Minuten auch dazu zählen, wobei da das fitzelige Spielmaterial nicht so recht passt.


    Also hier gestern Lacerdas genannt wurden dachte ich: Auf der einen Seite würde ich die Spiele nie elegant nennen, weil sie eben nicht schnell erlernt sind. Auf der anderen Seite aber mache ich dennoch einen großen Unterschied zwischen einem Lacerda und einem anderen Heavy Euro in dieser Liga. Denn für mich (!) passt hier alles, sobald ich das Spiel 1x erklärt habe und alle können losspielen. Das ist bei vielen anderen Euros dieser Komplexität, die aber weder so schön grafisch aufgearbeitet noch so thematisch erklärbar sind, schwieriger. Und nein, möglichst viele komplizierte Regeln haben die vergleichsweise nun wirklich nicht.

  • Brass wird doch auch von vielen als ein elegantes Spiel aufgrund einfacher regeln und Spieltiefe genannt ?


    War es das als Kohle eigentlich auch schon , oder musste Roxley hier erst noch die letzte äußerliche Eleganz als Haute Couture dafür umissverständlich in der breiten Wahrnehmung dafür geben ?


    Wäre Azul 3 oder 4 ein elegantes Spiel wenn sie zuerst erschienen wären ?

    Hatte mal gelesen das das spätere Azul 2 und 3 Ableger und Nebenproduke von Azul 1 gewesen wären die sich am ende nicht sofort als Azul 1

    Nicht ohne Grund hat man (Designer, Redakteur) Azul 1 schliesslich als erstes Spiel herausgebracht , was für alle anderen dann vom Mainstream bis zum Vielspieler erst als ein Marken Benchmark die Basis für die Nachfolger ermöglichte

    Auch die haptisch fazinierenden Steine trugen wie elegante geschmeidge Kleidung sicherlich erst nebn dem Spiel und die Regeln zum eleganten Ruf dazu

    Ich behaupte, wäre die Azul Reihe bzw. rein theoretisch bei Alea, Schwerkraft oder Queen Games erschienen, würde man von dem Spiel bzw. der Reihe insgesamt in seiner Wahrnehmung heute ganz anders sprechen, obwohl es das exakt gleiche Spielsystem hätte

    Einmal editiert, zuletzt von Malefiz ()

  • Brass wird doch auch von vielen als ein elegantes Spiel aufgrund einfacher regeln und Spieltiefe genannt ?

    Na da würde ich aber vehement widersprechen wollen! Ich habe immer große Hürden Brass auf den Tisch zu bekommen, eben weil es das nicht ist. Neue Spieler fragen dauernd nach "Was musste jetzt nochmal Teil des Netzwerks sein? Und was nicht? Wieso ist Bier wieder anders als Eisen ist wieder anders als Kohle?"


    Brass ist nicht elegant und nicht intuitiv. Das könnte es sein, wenn es redaktionell und grafisch besser gemacht wäre als einfach nur hübsch. Ein paar erklärende, sprachneutrale Icons auf den Karten zu genau diesen Fragen hätten Wunder bewirkt.

  • Brass ist nicht elegant und nicht intuitiv.

    Volle Zustimmung.


    Das könnte es sein, wenn es redaktionell und grafisch besser gemacht wäre als einfach nur hübsch. Ein paar erklärende, sprachneutrale Icons auf den Karten zu genau diesen Fragen hätten Wunder bewirkt.

    Ähem. Die Transportregeln für Kohle/Eisen/Bier sind auf dem Spielbrett visualisiert, incl. Unterscheidung eigenes/fremdes Bier. Unten rechts in der Ecke. Nicht ganz so offensichtlich, dass man es ohne Erklärung daraus ableiten könnte und dass der Zylinder da für eigenes Bier stehen soll, muss der Erklärer dazu sagen. Aber wenn man beim Erklären darauf zeigt, bleibt's nach meiner Erfahrung auch gut hängen. Schau nochmal genau hin...

  • Naja, das sind die Probleme, über die wir immer stolpern. Besonders über ein benötigtes Netzwerk und Co stolpern wir immer mit neuen Spielern oder nach längerer Pause. So oder so hätte man das Spiel zumindest auf einigen Wegen zugänglicher gestalten können. Ich weiß nicht, ob das Roxleys Stärke ist.


    Deren Spiele haben auf BGG sonst maximal ein 1-2er Weightrating. Da ist Brass mit fast 4 schon eine andere Nummer.


    Schön ist leider nicht automatisch auch gut. (Gemeint ist das Grafikdesign, nicht das Spiel oder das Artwork :) ).


    Ich sag's immer wieder gern als Beispiel: On Mars hat nahezu alle Regeln in Symbolsprache auf dem Spielmaterial (bis auf eine Ausnahme zu den Shuttles). Das ist bei diesem Komplexitätsgrad eine ganz andere Leistung als sie bei Brass benötigt gewesen wäre.